Freie Übersetzung ins Deutsche

  • Die Texte Lovecrafts (originale in englisch) sind gemeinfrei, das bedeutet, man darf sie auch übersetzen. Ich weiß, dass Sebastian Jackel bereits Der Schatten über Innsmouth (siehe hier) übersetzt und unter einer cc-Lizenz veröffentlicht hat. Gibt es noch mehr solcher freien Übersetzungen, weiß da jemand etwas? Bzw. besteht daran überhaupt Interesse oder liest man lieber die Suhrkamp/Festa Ausgaben?

  • Meine Frage: Was wäre denn der Mehrwert einer solchen Neuübersetzung?
    Ist sie besser als die anderen (wenn ja, inwiefern?).
    Günstiger (die Suhrkamp-Bücher kosten ja auch nicht die Welt)?
    Oder geht es einfach darum, den deutschen Text "offen" verfügbar zu haben? Dann weiter gefragt: Wozu genau?

    Kurz: Mir fällt grade nicht recht ein, warum man diese Arbeit auf sich nehmen sollte.

    Träger der Montgomery Burns-Auszeichnung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Tüchtigkeit

  • Prinzipiell darum, den Text offen verfügbar zu haben, wie beim Projekt Gutenberg. Vorteil: Man spricht mehr Leute an, primär aber: Man kann den Text für eigene Projekte wie Podcasts bzw. Hörbücher verwenden.

  • Für die Weiterverwertung in Audiomedien kann es durchaus sinnvoll sein, aber ansonsten ist der Nutzen wohl eher gering.

    Bei den Suhrkamp-Büchern muss man wissen, dass hier und da gekürzt wurde. Aber die Festa-Ausgaben sind im Taschenbuch auch nicht besonders teuer.

  • Zitat von Nils

    Bei den Suhrkamp-Büchern muss man wissen, dass hier und da gekürzt wurde. Aber die Festa-Ausgaben sind im Taschenbuch auch nicht besonders teuer.


    Sehr interessant. Hast du da nähere infos zu? Umfang und Art der Kürzungen.
    Ich hör davon zu ersten mal.

    y.

    :tulu:
    1st Nine!

  • Zitat von Der Tod

    Meine Frage: Was wäre denn der Mehrwert einer solchen Neuübersetzung?
    Ist sie besser als die anderen (wenn ja, inwiefern?).
    Günstiger (die Suhrkamp-Bücher kosten ja auch nicht die Welt)?
    Oder geht es einfach darum, den deutschen Text "offen" verfügbar zu haben? Dann weiter gefragt: Wozu genau?

    Kurz: Mir fällt grade nicht recht ein, warum man diese Arbeit auf sich nehmen sollte.

    In meinen Augen ist dies sehr sinnvoll. Diese Übersetzungen könnten dann für diverse Projekte ohne weiteres genutzt werden (s. z.B. Arkham Insiders, die jeden Fitzel, den sie auf deutsch vertonen, selbst übersetzen). Somit würde man nicht Gefahr laufen aufgrund von "Urheberrechten" belangt zu werden.

  • Zitat von MacReady

    In meinen Augen ist dies sehr sinnvoll. Diese Übersetzungen könnten dann für diverse Projekte ohne weiteres genutzt werden (s. z.B. Arkham Insiders, die jeden Fitzel, den sie auf deutsch vertonen, selbst übersetzen). Somit würde man nicht Gefahr laufen aufgrund von "Urheberrechten" belangt zu werden.

    Na dann ist Bedarf ja offenbar vorhanden! :)

    Träger der Montgomery Burns-Auszeichnung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Tüchtigkeit

  • Zitat

    Sehr interessant. Hast du da nähere infos zu? Umfang und Art der Kürzungen. Ich hör davon zu ersten mal.

    Leider nicht. Man findet im Netz dazu nichts konkretes. Ich habe deswegen bewusst vage "hier und da" gesagt, was auf persönlichen Erfahrungen und Gesprächen mit anderen Lesern beruht. Wenn man die alten Übersetzungen kennt und mit neueren vergleichen kann, bspw. aus dem Festa Verlag, dann fallen einem Kürzungen auf. Mir ist das mal aufgefallen und ich habe es von mehreren anderen Lesern unabhängig voneinander auch gehört, insofern stelle ich einfach mal diese Behauptung als halbwegs empirisch auf. Wäre ein interessantes Projekt, da konkrete Stellen heraus zu arbeiten.

    Suhrkamp hat ja viel aus der "Bibliothek des Hauses Usher" des Insel Verlags wieder veröffentlicht, von HPL sind da von 1969-1971 vier Bände erschienen. Und zu dieser Zeit war es noch Usus, Texte einfach zu kürzen. In den Büchern selbst steht leider kein Vermerk, zumindest nicht in den Ausgaben, die ich habe.

  • Zu den Kürzungen hab ich mal ein Interview mit Franz Rottensteiner (ehemals Suhrkamp Redakteur) gefunden: Hier. Dort wird zwar nicht explizit Lovecraft als Kürzungsopfer erwähnt, aber das es Kürzungen bei reinen Übersetzungen gab. Ich meine auch mal ein Interview gelesen zu haben, in dem Suhrkamp, besser ein Sprecher oder "Offizieller" des Verlages, dies gerade bei Lovecraft mit besserer Lesbarkeit begründete. Da ich aber keine Quelle benennen kann, ists eh egal. Bei Festa ist allerdings nichts ausgelassen, soweit ich weiß.

    Hmm, also wenn es weitere freie Übersetzungen gibt oder jemand der gerade dabei ist, kann man sich ja darüber austauschen.

    Der Ruf des Cthulhu, Dagon, Berge des Wahnsinns sowie viele andere Geschichten sind im Netz in der Festa Übersetzung verfügbar siehe hier, allerdings nicht zum Gebrauch für eigene Projekte.

  • Besagte Übersetzungen sind besonders fürs Cthulhuwiki hervorragend zu gebrauchen ... ;)

    "Alpträume in Norwegen" - surrealer Horror vor der norwegischen Folklore

    "Hasenjagd" - ein rasanter Kleinstadt-Thriller zwischen Schwarzer Pädagogik und Gangsterkrimi

    Beide als eBook bei Yellow King Production auf allen Verkaufsplattformen verfügbar!

  • Die sogenannten Kürzungen – oder generelle Freiheiten – innerhalb der deutschen Lovecraft-Übersetzungen wären ein Thema für sich. Wer erinnert sich nicht schmunzelnd an die Namensgebung für The Festival als Die Teufelsweihnacht (in: 15 Satan Stories, Heyne Anthologie 15, 1975).

    Was die Kürzungen im Suhrkamp Verlag betrifft: Wir haben es hier so oder so nicht mit dem originalen Lovecraft zu tun, da die Fassungen größtenteils von August Derleth und den Weird Tales herrühren. Jener als auch diese haben schon kräftig revidiert. Erst S. T. Joshi hat aufgrund der Originalmanuskripte neue Editionen in Angriff genommen. Den Anspruch auf die definitive Fassung nehmen etwa die bei Penguin (Penguin Classics) erschienenen und von Joshi edierten Bücher für sich in Anspruch: The Thing on the Doorstep and other Weird Stories, The Call of Cthulhu and …, The Dreams in the Witch House and …

    Ob aber diese Fassungen in der Public Domain – und damit einer Übersetzung zugänglich – sind, wäre interessant zu erfahren; ebenso die Briefe. Klarheit dürfte hier nur eine Nachfrage bei den Herausgebern bzw. Verlagen bringen.

    Zur Public Domain-Frage, ohne Gewähr auf Aktualität:
    http://lovecraft.wikia.com/wiki/Copyright…H._P._Lovecraft
    https://en.wikisource.org/wiki/Author:Ho…raft#Copyrights

  • Auch so ein Thema.

    Gibt es eigentlich eine Komplettausgabe der HPL Werke in englisch die empfehlenswert, also ungekürzt ect ist? Da schieden sich ja scheinbar auch die Geister dran.

    “It is good to be a cynic — it is better to be a contented cat — and it is best not to exist at all.” :kohleziege:

  • Danke für die Infos und die Links. Die App hab ich auch :D

    Die Arkham Archivist Seite/PDF ist sehr umfangreich, daneben finden sich noch weitere Geschichten auf Dagonbytes und auf Wikisource, bei letzterem findet man auch einige Gedichte etc. Alles unter dem Gesichtspunkt, dass diese Texte vermutlich bearbeitet sind, weil viele auf die Weird Tales verweisen.

    Ich habe bei Amazon eine schöne Ausgabe von der Quarto Publishing Group gesehen, die mit Complete Fiction von HPL betitelt ist, kenne sie aber nicht selbst. Wäre tatsächlich mal interessant eine Veröffentlichungs- und Redigierungsgechichte für HPL zusammenzustellen.

  • Geb dir Recht, wobei

    Zitat

    I. The Horror In Clay


    von Suhrkamp mit

    Zitat

    1. Das Basrelief


    übersetzt wird.

    Festa ist da wortgetreuer (mitunter*).

    Ich als Pokerspieler würde Ton nehmen :D

    *edit

  • (Der) Horror aus Ton hätt ich mir ja noch gefallen lassen.

    aber lehm? mann o mann

    Das Basrelief ist nicht stimmungsvoll aber immerhin gehts darum,
    auch wenn ich mir sicher bin, dass kein schwein von uns wußte was ein Basrelief überhaupt ist,
    bevor er die Geschichte geleslen hat. :)

    :tulu:
    1st Nine!

  • Zitat von DrGonzo

    Gibt es eigentlich eine Komplettausgabe der HPL Werke in englisch die empfehlenswert, also ungekürzt ect ist? Da schieden sich ja scheinbar auch die Geister dran.

    Bei Englischen Ausgaben hab ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken darüber gemacht, ob die evtl. gekürzt sein könnten... :shock:

    Ich hab mir vor einigen Jahren in London mal einen Sammelband von HPLs Geschichten gekauft:
    "Necronomicon - The best weird tales of H.P. Lovecraft" erschienen 2008 bei Orion Books
    Damals hauptsächlich weil ich die Geschichten mal lesen wollte, das Buch ganz schick mit Kunstleder / Goldschrift aufgemacht ist und mir die Idee gefiel, ein Necronomicon im Regal stehen zu haben. :oops:

    Kennt das Buch jemand? Und weiß zudem etwas dazu zu berichten (ob gekürzt oder sonstwie überarbeitet)?

  • Im Englischen habe ich zu diesem Buch gegriffen: http://www.barnesandnoble.com/w/barnes-noble…raft/1106658815

    Außer, dass Seite 51 falsch gedruckt ist (leicht vergrößert), ist mir bisher nichts Negatives aufgefallen. Da der Preis auch mehr als fair ist, kann ich diese Ausgabe im Moment nur empfehlen.

    Mann sollte darauf achten, dass man den Druck von 2011 bekommt (lila Lesebändchen), da dort eine Menge Fehler verbessert worden sein sollen (weiß ich aber nur aus den Reviews).

    Die Übersetzung der Suhrkamp-Bücher finde ich teilweise durchtrieben.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!