Leseliste
Einstieg in das Universum von H. P. Lovecraft
Es ist schwer, eine definitive Liste anzufertigen, welche Texte von Lovecraft man gelesen haben sollte. Dennoch stellen Einsteiger natürlich immer wieder diese Frage. Eine Antwort darauf kann allerdings nur vom persönlichen Geschmack des Antwortenden gefärbt sein. Einige Geschichten werden in gewissen Teilen der Leserschaft für „wichtiger“ erachtet als andere, sei es auf Grund von Inhalt, Form oder ihrem Platz in der Biografie Lovecrafts.
Diese Leseliste möchte sich mit zwei der wichtigsten Felder beschäftigen: zum einen mit dem für die meisten Einsteiger interessantesten Thema, dem Cthulhu-Mythos; zum anderen mit einer Liste von Texten, die unabhängig von ihrem Kontext Beachtung verdienen. Darüber hinaus ist eine Auflistung mit kürzeren Texten beigefügt, die sich für diejenigen lohnen, die nur einen kurzen Text lesen möchten, um sich damit einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Cthulhu Mythos
Der Ruf des Cthulhu (1926)
Diese Geschichte empfiehlt sich als Einstieg. Sie umreißt die wichtigsten Themen des Cthuhu-Mythos und konfrontiert den Leser direkt mit Cthulhu selbst. Außerdem spielt die Geschichte mit der Idee, dass verschiedene Quellen Hinweise enthalten, um das Gesamtbild der Geschichte zu zeichnen.
Das Grauen von Dunwich (1928)
Diese Geschichte ist eher „umstritten“: Sie stellt vielmehr eine Abenteuer- denn eine typische Lovecraft-Geschichte dar. Dennoch enthält sie viele wichtige Elemente, um das Thema Cthulhu-Mythos besser zu verstehen.
Der Schatten über Innsmouth (1931)
Eine der wohl spannendsten Geschichten Lovecrafts und gleichzeitig eine der kontroversesten. In dieser Geschichte zeichnet Lovecraft das Bild einer heruntergekommenen Hafenstadt, die nur auf den ersten Blick friedlich ist. In der Leserschaft wird jedoch oft über den Rassismus diskutiert, der auf der Meta-Ebene des Textes zu finden ist.
Der Schatten aus der Zeit (1935) und Berge des Wahnsinns (1931)
Den vierten Platz teilen sich diese beiden Geschichten, da sie sich sehr ähneln: Beide spielen an Orten weit außerhalb der Zivilisation unserer Zeit, die dennoch Orte der Zivilisation waren. In beiden Geschichten zeigt Lovecraft dem Leser seine Interpretation einer Frühgeschichte der Erde.
Der Jäger der Finsternis (1935)
In dieser Geschichte vereint sich Lovecrafts Konzept von Zeit mit seinen kosmischen Entitäten – mehr noch: In dieser Geschichte wirken beide Effekte wie ein Mahlstrom auf den Protagonisten ein. Außerdem spielt diese Geschichte gekonnt mit einer der Urängste des Menschen, der Angst vor der Dunkelheit.
Andere Geschichten
Ratten im Gemäuer (1923)
Eine wunderbare Geschichte, die ironisch mit Motiven der Schauerliteratur und der Dunklen Romantik spielt. Das Ende der Geschichte ist wohl das einprägsamste, das Lovecraft je geschrieben hat!
Die Farbe aus dem All (1927)
Die Geschichte beleuchtet Vorfälle, die vor vielen Jahren zum Verhängnis einer kleinen Bauernfamilie führte. In dieser Geschichte erschafft Lovecraft ein Phänomen, das so andersartig und unirdisch ist, dass die Erzählung auch heute noch zu einer der faszinierendsten der Weird Fiction gehört.
Der Außenseiter (1921)
Wenn es eine Geschichte Lovecrafts gibt, die dazu einlädt, psychoanalytisch betrachtet zu werden, dann diese. Eine kurze, aber große, Geschichte über Selbsterkenntnis.
Pickmans Modell (1926)
Der Künstler Pickman fertigt Bilder von beängstigender Abartigkeit, doch woher nimmt er seine Inspiration? Eine kurze, aber gut erzählte, Geschichte, die auch nach mehrmaligem Lesen nichts von ihrer Kraft verliert.
Der Fall Charles Dexter Ward (1927)
Die Geschichte eines jungen Ahnenforschers, der zu tief in der Vergangenheit gräbt. Außerdem ist es eine Liebeserklärung Lovecrafts an seine Heimatstadt Providence, in der die Stadt in jedem Satz greifbar wirkt.
Kurz-Lese
Die Musik des Erich Zann (1921)
Ein Mann hört seinen Nachbarn jede Nacht merkwürdige Violinenmusik spielen und beschließt, den alten Mann kennenzulernen. Eine sehr schöne, kurze Geschichte, die sich gut zum kurzen Hereinschnuppern eignet.
Der Außenseiter (1921)
Wie bereits weiter oben beschrieben, eine kurze, aber kraftvolle, Geschichte.
Pickmans Modell (1926)
Eine sehr eingängliche und spannende Erzählung über die Kunst und das, was sie inspiriert.
Dagon (1917)
Ein Mann strandet auf einer Sandbank und macht eine seltsame Begegnung. Diese Geschichte kann ohne Weiteres als der Lehm bezeichnet werden, aus dem Lovecraft später Der Ruf des Cthulhu und Der Schatten über Innsmouth geformt hat.
Celephais (1920)
In dieser Erzählung zeigt Lovecraft ein anderes Gesicht: Es handelt sich um eine Geschichte aus dem Traumlande-Zyklus, in dem eine Traum- oder Fantasiewelt zur Ausflucht aus der Tristesse der Realität wird.