Cthulhoide Literatur: Eure Favoriten

  • Okay, ich geb's zu, das ist im Prinzip ein ganz ähnlicher Thread wie bei den Videogames auch :D Derzeit befasse ich mich eben mit Lovecraft in der Popkultur...

    Also: Wenn einmal vom Lovecraft-Zirkel absieht...was sind eurer Meinung nach die Lovecraftschsten/Cthulhoidesten Autor*innen, die man gelesen haben muss? Was sind die wichtigsten Werke, die direkt oder indirekt auf den Mythos Bezug nehmen?

    Ich fang mal mit einer kleinen Liste an, um den Faden anzustoßen:

    • Stephen King
    • New Weird-Autor*innen (Clive Barker, China Miéville, Neil Gaiman, Jeff VanderMeer, ...)
    • Caitlin Kiernan
    • Ramsey Campbell

    Generell fällt mir auf, dass ich persönlich mich viel schwerer damit tue, Lovecraftsche Literatur zu benennen (im Vergleich zu bspw. Videogames oder Filmen). Ich schätze, das liegt daran, dass es deutlich mehr Material in diesem Medium gibt. Aber wenn mich jetzt jemand nach einer "Top 5 der wichtigsten posthumen Einflüsse Lovecrafts auf die Literatur" fragen würde, dann stünde ich vermutlich erst einmal auf dem Schlauch.

  • Ich gehöre ja zu den 5 Menschen auf der Welt, die mit King so gar nichts anfangen können und seine Bücher für aufgebläht erachte....

    Aber China Miéville finde ich sehr gut. "Der Krake" war für mich damals beste Unterhaltung und stand für mich (ich hab das Buch ewig nicht gelesen) irgendwo zwischen Pratchett und Lovecraft.

    Ramsey Cambell ist ja quasi von den genannten noch der "konservativste", aber auch den schätze ich in Teilen sehr. An Caitlin Kiernan kommt man wohl nicht vorbei. Bisher habe ich leider noch nichts gelesen... Gibt es sa ein Werk, welches als Startpunkt empfohlen werden kann?

    Zum Eingrenzen der Frage: Sowas wie Edward Lee zählst du nicht dazu? Aufgrund stilistischer Überlegungen? Er hat ja durchaus Mythos-eske Geschichten geschrieben (nicht, dass die qualitativ gut wären).

    Was ist denn mit so einem Grenzgänger wie Ligotti?

    “I couldn’t live a week without a private library – indeed, I’d part with all my furniture and squat and sleep on the floor before I’d let go of the 1500 or so books I possess.”
    H.P. Lovecraft in einem Brief vom 25. Februar/1. März 1929 an Woodburn Harris
  • Zum Eingrenzen der Frage: Sowas wie Edward Lee zählst du nicht dazu? Aufgrund stilistischer Überlegungen? Er hat ja durchaus Mythos-eske Geschichten geschrieben (nicht, dass die qualitativ gut wären).

    Doch, ich fürchte, der gehört eigentlich auf die Liste... Persönliche Vorlieben mal hin oder her.

    Klar, Ligotti hab ich in meiner Aufzählung ganz vergessen!

  • Klar, Ligotti hab ich in meiner Aufzählung ganz vergessen!

    Dann würde ich Ligotti klar nach oben auf die "must-read-Liste" setzen.

    “I couldn’t live a week without a private library – indeed, I’d part with all my furniture and squat and sleep on the floor before I’d let go of the 1500 or so books I possess.”
    H.P. Lovecraft in einem Brief vom 25. Februar/1. März 1929 an Woodburn Harris
  • Ich gehöre ja zu den 5 Menschen auf der Welt, die mit King so gar nichts anfangen können und seine Bücher für aufgebläht erachte....

    Ich bin auch einer von denen. ^^

    Ligotti würde ich auch weit oben platzieren. Campbell... hm, ich fand die Geschichten, die es bei Festa gibt, vor Jahren ziemlich durchschnittlich. Aber ich müsste wohl noch mal neu lesen, um mir ein Urteil erlauben zu können. Von Kiernan habe ich auch noch nichts gelesen.

    Ansonsten werde ich mal mein Regal durchstreifen, ich habe aber den Verdacht, dass es neben Lovecraft selbst für mich nur wenige Autor*innen gibt, denen ich folgen würde (selbst im Zirkel ist ja nicht alles Gold, was glänzt).

  • Ich gehöre ja zu den 5 Menschen auf der Welt, die mit King so gar nichts anfangen können ...

    Interessant wie viele dieser 5 Menschen sich scheinbar hier tummeln, denn mir geht es nicht viel anders da :D

    Ansonsten geht es mir auch wie Rahel, ich könnte auch keine 5 moderne Literaturwerke bennen in denen der Einfluss Lovecrafts markant durchschlägt. Ich setzte da meinen schwerpunkt eher bei den älteren Autoren^^

    Über die GM-Factory bin ich auf Robert Grains gestoßen, der mit Jahrgang 1984 durchaus zu den moderneren Autoren gezählt werden kann.

    Dazu gibt es auch hier schon einen Beitrag von Nils dazu:

    Robert Grains - Horrorgeschichten aus dem Abyss - Literatur - Deutsche Lovecraft Gesellschaft

    Grains macht sehr guten kosmischen Horror in Lovecraftmanier. Jedoch muss ich sagen, dass ich so einige Geschichten von ihm als ziemlich Anstrengend betrachte. Ist keine so leichte Kost^^

    „Wir begreifen das Schreiben als Kommunikationsmittel. So gesehen ist Effizienz das Wichtigste. Doch die Schrift war schon immer viel mehr als nur Sprache. Seid 5000 Jahren ist die Form der Buchstaben, der Schriftzeigen und Hyroglaphen Ausdruck all unserer kulturellen und relogiösen Idenditäten, die nur schwer in Worte zu fassen ist. Das ist ihre verborgene Macht. Denn wenn wir schreiben offenbaren wir unsere Idendität in jeden Wort, ob es nun einen Sinn ergibt oder nicht.“

  • Schöne Thread-Idee! :love:

    Hab vergangene Woche zwei Büchlein aus dem Goblin Press Verlag gelesen, die beide überzeugen konnten.

    Zum einen wäre da "Thronos" von Rainer Zuch und zum anderen "Der kataleptische Traum" vom leider viel zu früh verstorbenen Michael Knoke.

    Welches Buch mir ebenfalls umgehend einfällt, wenn wir über cthulhoide Literatur sprechen ist "Ich hol dir die Vögel vom Himmel" von Brian Hodge, erschienen im Festa Verlag.

    -----------------------------------------

    Zu den anderen Autor*innen:

    • Von Caitlin Kiernan hab ich bisher nur "Das ertrinkenden Mädchen" gelesen, was mich nicht wirklich überzeugen konnte.
    • Von Clive Barker habe ich hier noch "Tortured Souls & Infernal Parade" liegen und bin gespannt, wie mir die zwei Novellen gefallen. Bisher hab ich noch nichts von ihm gelesen.
    • Bei King schließe ich mich ebenfalls an. "Pet Sematary" fand ich aber großartig, wobei ich jedoch nicht behaupten würde, dass es sich hierbei um eine cthulhoide Geschichte handelt.


  • Nachtrag: Als Lovecraftleser, der sich im Studium vertieft mit African American literature befasst hat, hatte ich beim Lesen von Matt Ruffs Lovecraft Country oft ein "wie-für-mich-geschrieben" Gefühl und dementsprechend viel Spaß!

    Die kosmische Dimension fehlt nicht, sodass das Buch auf der Liste landen könnte.

  • So, ich habe mal gestöbert. Es fällt mir, wie prognostiziert, wirklich schwer, positive Beispiele zu finden. Oder sollte ich sagen: Ich finde niemanden?

    Graham Masterton? Nicht. Whitley Strieber?... Nicht. Lin Carter? Auch nicht wirklich. Tim Curran? Oh nee.... Über Leute wie Peter Straub oder Hohlbein brauch man ja gar nicht erst reden.

    Bleibt mir eigentlich nur Ligotti. Vielleicht kenne ich aber den großen Nachfolger bislang auch einfach nur nicht.

  • man könnte noch Collin Wilson in den Raum werfen.... wenn man den will 🤔

    “I couldn’t live a week without a private library – indeed, I’d part with all my furniture and squat and sleep on the floor before I’d let go of the 1500 or so books I possess.”
    H.P. Lovecraft in einem Brief vom 25. Februar/1. März 1929 an Woodburn Harris
  • Mich hat die Kurzgeschichte "Und Dunkelheit ist mein Name" (original: "Darkness, My Name Is") von Eddy C. Bertin total begeistert: richtig schön lovecraftesk und düster und mit einem krassen Plot-Twist am Ende. Absolute Leseempfehlung.

    Im deutschen Sprachraum findet man aber leider so gut wie nichts von ihm. Selbst die genannte Kurzgeschichte findet man nur in einem uralten Büchlein von Bastei-Lübbe, das man nur noch gebraucht erwerben kann. Es gibt von ihm aber eine englischsprachige Horror-Kurzgeschichtensammlung im Stil von Lovecraft namens The Whispering Horror, die ich jedoch noch nicht gelesen habe. Klingt aber vielversprechend.

    P.S.: Ich bin auch kein Fan von Stephen King... :D

  • Ansonsten, vielleicht mal ein Blick in die eigene sprachliche Sphäre.

    Zu nennen wären

    Thobias Bachmann

    Malte s. Sembten

    Jörg Kleudgen

    Um nur ein paar zu nennen.

    Von Bachmann hab ich hier "Liebesgrüße aus Arkham", welches keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Sembten hat einige ganz gute Geschichteb geschrieben. Von Jörg Kleudgen hab ich tatsächlich bisher nur eine Erzählung gelesen, möchte da also kein Urteil fällen.

    “I couldn’t live a week without a private library – indeed, I’d part with all my furniture and squat and sleep on the floor before I’d let go of the 1500 or so books I possess.”
    H.P. Lovecraft in einem Brief vom 25. Februar/1. März 1929 an Woodburn Harris
  • Die meisten meiner Favoriten wurden eigentlich schon genannt - Ligotti, Kleudgen, Barker, Ruff ( Lovecraft Country ist großartig - die Verfilmung hat mir trotz der tollen Schauspieler nicht so zugesagt, weil zuviel verändert wurde), Gaiman.

    Ich mag auch vieles, wenn auch nicht alles, von Stephen King. Gerade It gefällt mir sehr gut - ich habe selbst eine Angststörung und finde niemand hat das Wesen der Angst bisher so gut dargestellt in einem Buch, ich habe mich da so richtig gut wiedergefunden ... deshalb finde ich es traurig, dass die Angst in den Filmen 'Der Clown' ist, das ist so falsch.

    Ich habe im Laufe der Zeit soviele 'lovecraftige' Bücher gelesen und einige richtig gute, aber irgendwie fällt mir sonst gerade kein Name ein (außer der alten Garde natürlich).

    Mit Edward Lee und Konsorten kann ich persönlich gar nichts anfangen, Extrem-Horror ist nicht mein Ding (mit der Saw-Reihe als einzige Ausnahme), aber er hat wohl auch seinen Fußabdruck im genre hinterlassen.

    "We are all stories in the end. Just make it a good one."
    ― Doctor Who

  • was sind eurer Meinung nach die Lovecraftschsten/Cthulhoidesten Autor*innen

    Ich kann mir über diese Definitionen stundelang den Kopf zerbrechen …

    Die gängigen cthuloiden Autor*innen wurden ja schon genannt – dazu kann ich nicht viel beitragen.

    Was freilich die lovecraftschen betrifft, so gibt es meiner Meinung nach keine – außer Lovecraft selbst. Die wesentlichen stilistischen und inhaltlichen Merkmale liegen ja klar auf der Hand:

    • no Sex
    • no real life
    • dialogarm
    • lange deskriptive, adjektivlastige Passagen
    • ein Lokalbewusstsein, das wohl besser mit "Heimatliebe" beschrieben ist
    • ein Vergangenheitsbewusstsein, das um Themen wie Anachronismus, Nostalgie, Reinkarnation, Auferstehung, Rückentwicklung, Rückkehr usw. kreist
    • Schwarze Magie
    • Wissenschaftsgläubigkeit
    • Maßlosigkeit
    • Pulp-Kompatibilität

    Mir fallen keine Autor*innen ein, die diese tradierten Merkmale – die sich ja durchaus als eine Art Konzept zusammenfassen lassen – überzeugend pflegen würden.

    Ligotti scheitert an der Pulp-Kompatiblität, Campbell ist nichtssagend, Sembten matcht zwar den Pulp-Faktor (der Heftroman-Autor ist ihm anzumerken), erfüllt jedoch viele andere Punkte nicht, Kleudgen ist interessant hinsichtlich Lokalbewusstsein und Vergangenheitsbewusstsein, doch für einen Horror-Autor oftmals zu zahm.

    Also, ich zitiere (bis auf Weiteres) Nils:

    Vielleicht kenne ich aber den großen Nachfolger bislang auch einfach nur nicht.

  • Arkham Insider Axel

    Das Problem bei einer so engen Definition - auch wenn ich sie verstehe und richtig finde - ist natürlich auch, dass man dann unweigerlich nicht bei selbsttätigen Autoren landet, sondern bei Verfassern von reinen Pastiches, Leuten, die bewusst nur Lovecraft kopieren um der Kopie willen. Davon gibt es ja genug, aber diese zu nennen ist hier mMn nicht zielführend.

    Dann müsste man nicht Autoren einordnen, sondern lediglich Erzählungen. Und dann wird die Liste sehr lang.

    Ich mags ja gar nicht sagen, aber dann landen auf der Liste auch Titel von .... August Derleth (*tusch*) :)

    “I couldn’t live a week without a private library – indeed, I’d part with all my furniture and squat and sleep on the floor before I’d let go of the 1500 or so books I possess.”
    H.P. Lovecraft in einem Brief vom 25. Februar/1. März 1929 an Woodburn Harris

    2 Mal editiert, zuletzt von derTräumer (29. April 2021 um 08:16)

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