Lovecraft und der Rassismus

  • Jops, ich hab die noch vor ca. nem halben Jahr bei Freunden gelesen....ich schau mal ob ich noch drankomme und poste dann ggf. einen Screenshot.

    Edit: Woops, mein Handy hat mir überhaupt nicht angezeigt, dass es zwischenzeitlich noch weitere Beiträge gab.
    Die Plastic Bomb war mal n´ nettes Punk-Fanzine, was sich aber mit Wechsel der Redaktion (meiner Meinung nach) ins Negative verschoben hat.

    Edit 2: Der Artikel ging, soweit ich mich erinnere darum, dass überhaupt erst auf den Rassismus in Lovecraft Geschichten hingewiesen wurde, da eben viele Lovecraft lesen ohne sich dessen bewusst zu sein.

  • Und mit einer Aneinanderreihung von Aussagen hat man jetzt was genau bewiesen? Dass Lovecrafts Werk von ihnen "am Laufen gehalten wurde" sicherlich nicht. Ein Verweis bei dieser These auf Houellebeceq wäre im Übrigen das Mindeste gewesen.

    Was genau soll der Artikel bewirken? Irgendwie fehlt mir ein Schlusswort.


  • Und mit einer Aneinanderreihung von Aussagen hat man jetzt was genau bewiesen? Dass Lovecrafts Werk von ihnen "am Laufen gehalten wurde" sicherlich nicht. Ein Verweis bei dieser These auf Houellebeceq wäre im Übrigen das Mindeste gewesen.

    Was genau soll der Artikel bewirken? Irgendwie fehlt mir ein Schlusswort.

    Wie gesagt, ich würde vermuten mehr als das bloße Aufzeigen von Rassismus in Lovecraft´schen Werken bzw. seiner Person sollte das gar nicht werden. Im Endeffekt bin ich eh kein Fan des Artikels und das fehlende Schlusswort hat mich genauso verwirrt zurückgelassen.

  • Ein - wie ich finde - Artikel, der mit Unkenntnis glänzt und versucht aus HPL einen Interpretationsansatz für Trump zu machen.

    https://www.nzz.ch/feuilleton/h-p…igen-ld.1307081

    HPL wird hier fast zum amerikanischen Ideologen des Rassismus... Und was der Autor -natürlich, schließlich passt es nicht in seine Argumentationskette - verschweigt ist, dass Sonia H. Greene und Samuel Loveman Juden waren, letzterer zudem homosexuell...
    Dann wäre da noch der Unterschied in jungen HPL und alten HPL, der hier nicht stattfindet.
    Bei seiner Interpretation der Texte bleibt der Autor auf der obersten Ebene und verweigert sich jeder tieferen Betrachtung.

    Nicht falsch verstehen, ich will HPLs Rassismus nicht weißwaschen, aber man sollte nicht Fakten verschweigen, nur weil sie nicht in das Argumentationsmuster passen.

    EDITH:

    Zitat

    Wohlgemerkt, Lovecrafts Erzählungen behandeln jene Fremden nicht immer als Feinde. Allein: Der Ekel, mit dem die Erzähler ihnen begegnen, wird jedes Mal geradezu ritualhaft beschworen.

    In "Mountains of Madness" erkennt Dyer sogar die Hochkultur der Wesen an und nennt sie "Menschen"! Natürlich, das darf auch nicht verschleiert werden, ist dann die neue Gefahr der Shoggothe.

    Außerdem: Wenn man die Trump-Administration charakterisieren möchte ist Rassismus/Xenophobie nur ein kleiner Teil es Ganzen. Viel interessanter wäre da doch, dass Trump symptomatisch dafür steht, dass große Teile der Weltbevölkerung sich der Komplexität der Welt verwehren und dem Irrationalismus anheimgefallen sind. Einfache Antworten definieren die Politik der USA, einfache Antworten, die den gestellten Fragen der Zeit nicht gewachsen sind. Trumps Xenophobie ist nur ein Symptom dieser Gemengelage. Aber auch das passt nicht ins Bild, dass der Autor der NZZ zeichnen möchte.

    “I couldn’t live a week without a private library – indeed, I’d part with all my furniture and squat and sleep on the floor before I’d let go of the 1500 or so books I possess.”
    H.P. Lovecraft in einem Brief vom 25. Februar/1. März 1929 an Woodburn Harris
  • Grausam. So jemand lehrt Literaturwissenschaft? Dieser Text spiegelt jedenfalls mehr Agenda als Wissenschaft wider. Schon den Beurteilungsrahmen des guten Mannes empfinde ich als durch und durch ideologisch. Gibt es eigentlich aktuelle Aussagen von Houellebecq zu seinem Essay? Der ist immerhin bald 30 Jahre alt, würde mich mal interessieren, was er davon hält, dass er dieser Tage ständig zitiert wird wenn es um Lovecrafts Rassismus geht.


    Außerdem: Wenn man die Trump-Administration charakterisieren möchte ist Rassismus/Xenophobie nur ein kleiner Teil es Ganzen. Viel interessanter wäre da doch, dass Trump symptomatisch dafür steht, dass große Teile der Weltbevölkerung sich der Komplexität der Welt verwehren und dem Irrationalismus anheimgefallen sind. Einfache Antworten definieren die Politik der USA, einfache Antworten, die den gestellten Fragen der Zeit nicht gewachsen sind. Trumps Xenophobie ist nur ein Symptom dieser Gemengelage. Aber auch das passt nicht ins Bild, dass der Autor der NZZ zeichnen möchte.

    Ohne Trump und seine Politik besonders zu schätzen, ist das durchaus auch anders interpretierbar. Aber ich glaube, da würde man Lovecraft doch ziemlich aus den Augen verlieren und offtopic gehen.

  • Nur so mal zum Artikel, hätte ich an anderer Stelle geschrieben: Es ist wieder ein fiebriges Sommernachtsloch, wenn sich großkopfige Feuilletonisten mit kleinen aber spitzen Stiften in angenehm klischeehafte Weltbilder schreiben. Als Vorlage reichen ihnen möglichst eindeutige Umrisse, sie haben kein Interesse sich genauer und schlimmer noch, länger mit der Person hinter ihrer vorgefassten Meinung zu beschäftigen. Den Druck abbauen, das Sommerloch stopfen, schnell das Papier mit ihren Gedanken besudeln. Aber können sie anders? Sie müssen schließlich auch nur abliefern, eigentlich sind sie nur arme Wichte.

  • Eigentlich sollte man hier einen Gegendarstellung anbringen. Der Artikel verschweigt so viele Punkte (Alter von Houellebecqs Essay, Lovecrafts Gründe für den Rassismus, die Tatsache, dass seine Frau eine Jüdin war usw.). Einerseits ist der Artikel wirklich schlecht in einigen Punkten und könnte ignoriert werden, andererseits könnte man als dLG durchaus versuchen ein differenzierteres Bild anzubieten.

  • Unreflektiert empfohlen wird der NZZ-Text hier:

    https://www.perlentaucher.de/efeu/2017-07-21.html

    http://www.lichtwolf.de/artikel.php?a=…er-Welt-KW-2917


    Hier wurde das Thema offenbar bereits vor einem Monat zur Überbrückung genutzt, allerdings eher darstellend und mit nur ein ganz bisschen Küchenpsychologie (und der fehlerhaften Titulierung von Houellebecq als Biograph von HPL):

    http://www.independent.co.uk/news/long_read…s-a7810151.html

  • Ich denke, Daub hat seine Thesen nicht völlig ins Blaue hinein formuliert (seine offensichtlichen Fehler und Versäumnisse stehen auf einem anderen Blatt) und es gibt sehr wohl Tendenzen aus dem konservativen bis hin zum rechten Lager, Lovecraft in dem geschilderten Sinne zu "vereinnahmen". Siehe diesen Beitrag einer Plattform, die sich selbst so definiert: "We are Southern Nationalists and Alt-Right"
    Link: Lovecraft & Lee – Sons of Albion’s Ancient Race

  • Schwierig, "Lines on Gen. Robert Edward Lee" ist halt von ihm verfasst, das freut bestimmt den ein oder anderen Südstaatler. Das "On the Creation of Niggers" schlägt halt auch in eine entsprechende Kerbe, eine vollständige Distanzierung dürfte nahezu unmöglich sein :(.

  • Gut, is schon klar, das hat er geschrieben das lässt sich nicht wegdiskutieren, aber eine objektivere Betrachtung in der Öffentlichkeit wäre doch angemessen, oder nicht?

  • Gerade seine eigene Wandlung sollte betont werden, ob er zum Ende seines Lebens noch solche Gedichte verfasst hätte, kann ich nicht sagen.

    [mention]Arkham Insider Axel[/mention] Hat Joshi eine Betrachtung zum Thema in seinem Buch? Ich warte da lieber auf die Übersetzung ;)

  • Gedichte wie "On The Creation Of …" hat er zwar nicht mehr verfasst. In entsprechenden Briefstellen ist allerdings keine grundlegende Wandlung erkennbar. Differenzieren muss man bei den Themen Chauvinismus und Antisemitismus, da hat sich die eine oder andere Verschiebung ergeben.

    Eine richtige, eigene Betrachung hat Joshi in der Biografie nicht, auch wenn er das Thema natürlich (wiederholt) anspricht.

    Ich merke, wie bei dem Thema häufig nach einem oder mehreren rettenden Strohhalmen gegriffen wird. Man hofft auf eine Wandlung Lovecrafts, die dieser naturgemäß nun nicht mehr vollziehen kann. Man hofft auf persönliche Äußerungen von ihm (Briefe), die bisher Gesagtes relativieren sollen. Oder man hofft darauf, dass eine Autorität (wie z. Bsp. Joshi) ein "Machtwort" spricht, an dem man sich orientieren könnte.

    Ich möchte dafür plädieren, seinen eigenen Weg zu finden. Bei mir sieht der so aus, dass ich zu meinem Lieblingsschriftsteller stehe und sein literarisches Schaffen (innerhalb der Phantastik) für beispiellos halte. Das zum einen. Zum anderen: Ich weiß, dass Menschen nicht perfekt sind und versuche, mit ihren Schwächen, Defiziten und Problemen zu leben und sie zu verstehen und einzuordnen ohne sie vorschnell zu verurteilen. Ich habe kein Verständnis für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und lehne diese Erscheinungen in jeder Form ab. Es gibt Menschen, mit denen man sich noch auf ein Gespräch darüber einlassen kann. Bei anderen ist das vergebene Liebesmüh und sie haben das Recht – wenn ich es so salopp ausdrücken darf – auf ihre eigene Art zum Teufel zu gehen. Die jüngsten gesellschaftlichen Entwicklungen lassen jedem Gelegenheit genug, sich für dieses oder jenes Vorgehen zu entscheiden.

    Mit Lovecraft hätte ich wahrscheinlich darüber diskutiert. Aber das ist natürlich Spekulation. Die literarische Beurteilung sollte jedenfalls frei von seinen persönlichen Anlagen und meinetwegen Verfehlungen sein. Wer sich damit auseinandersetzt, kann immerhin Entstehung, Intention und Wirkung vieler seiner Geschichten verständnisvoller beurteilen. So spielen natürlich "Rassenmischung" und Degeneration eine wesentliche Rolle in "Shadow over Innsmouth". Und dennoch ist die Story eine Story, also ein literarisches Werk – und kein Propaganda-Pamphlet oder eine plump verklausulierte Warnung vor "Unzucht" etc.

    Eben diese letzte Feststellung wird in letzter Zeit bisweilen missachtet. Lovecraft hat fast immer aus einem persönlichen Antrieb heraus geschrieben. Sich einer Bewegung als Sprachrohr zur Verfügung zu stellen, wäre nach allem, was wir wissen, nicht "sein Ding" gewesen. Daher laufen ernsthafte Betrachtungen über seine angeblichen Impulse auf Donald Trump, die AFD, Alt-Right (willkürliche Zusammenstellung) usw. ins Leere. Dass man geneigt ist, nach Kontinuitäten Ausschau zu halten, ist verständlich. Das ändert jedoch nichts daran, dass H. P. Lovecraft ein Autor von unheimlicher Phantastik war und als solcher gelten wollte und versucht hat, sein Auskommen zu erzielen. Dinge wie der Cthulhu-Mythos, Rollenspiele, das Fortschreiben von Mythos-Fiction, die Arkham Insiders … bis hin zur dLG und alles darüber hinaus – haben wir selbst zu verantworten, – nicht jedoch der Gentleman aus Providence.

  • Was mir persönlich aber auch bei der Diskussion fehlt, ist die Betrachtung der Gesellschaft. HPL lebte zu einer Zeit in einem Land in dem Rassismus Alltag war. Bis in die 60er gab es in Amerika de facto Rassentrennung (in Teilen der USA). Ich will jetzt nicht relativieren oder schönreden, aber Lovecraft war ein Kind seiner Zeit, der das Talent besaß, mit Worten umgehen zu können. Diese beiden Umstände führten wohl zu diesen Machwerken. Und bei aller Zuneigung: HPL hatte zu Lebzeiten kaum Reichweite. In der NZZ kommen jetzt Aussagen eines Mannes auf den Tisch, der 80 Jahre tot ist und der zu seinen Zeiten Sachen geschrieben hat, die von weiten Teilen der damaligen Gesellschaft akzeptiert waren - allerdings kaum jemand gelesen hat - um aktuelle politische Diskussionen über amerikanische Urängste zu erklären. Was wäre den mit Henry Ford? Dieser Mann hatte wesentlich mehr Einfluss und war bekennender Antisemit.

    Zitat

    Dass Lovecraft selber rassistische Meinungen und Positionen vertrat, steht außer Zweifel: Seit seiner Jugend las er Bücher zu «Rassenkunde» und Eugenik.


    Alleine dieses Zitat zeigt doch, wie sehr Lovecrafts Rassismus nicht für heutige Verirrungen als Erklärung taugt. HPL hatte keinen Giftschrank geplündert, er las keine Bücher, die auf irgendeinem Index standen. Rassentheorie und Eugenik waren anerkannte Theorien und Bücher mit dieser Thematik waren Sachbücher; im Gegensatz zu heute. Heute brauchen wir keine pseudo wissenschaftlichen Erklärungen mehr, um jemanden mit einer anderen Hautfarbe zu hassen.

    Und ich betone nochmals, ich will nichts relativieren, aber historische Persönlichkeiten muss man aus ihrerer Zeit heraus betrachten, um ihr Handeln nachvollziehen zu können. Darüberhinaus halte ich Lovecraft für absolut ungeeignet aktuelle Geschehnisse zu erklären. Auf dem Gebiet der Literatur vielleicht, aber nicht in Sachen Politik. Und das ist die Krux an dem Artikel.

  • Der Punkt der Zeitumstände und Lovecraft als Kind eben dieser ist natürlich bekannt – ich verwende ihn jedoch eher am Rande bzw. generell ungerne. Warum?

    Weil man genauso gut auf antirassistische Tendenzen jener Epoche verweisen könnte, zu denen ja niemandem, der lesen und schreiben konnte, der Zugang verwehrt war. Indem man aus der Zeit heraus argumentiert, liest es sich manchmal so, als ob die Menschen damals "ja gar nicht anders gekonnt hätten", als sich des (vermeintlich dominierenden) Rassismus’ zu bedienen. Diese zugeschriebene Passivität klingt dann eben doch wieder wie eine bequeme Entschuldigung. Und selbst wenn wir von einer anerkannten Rassenlehre ausgehen – bis zu einem Gedicht wie "On the Creation of …" oder auch bis zu Lovecrafts unverhohlen geäußerten Tötungsfantasien (s. Briefe) sind es doch einige Schritte mehr.

    Die Rassismus-Angelegenheit ist und bleibt die Kröte, die es zu schlucken gilt und an der der Lovecraft-Aficionado zu würgen hat. Der eine mehr, der andere weniger …

  • Ich wollte damit auch nicht Lovecraft entschuldigen. Ich wollte damit nur sagen, dass ihm sein Rassismus vielleicht nicht falsch erschien. Wohingegen wir heute durchaus eine andere Vorstellung davon haben (sollten). Ich möchte es an einem Beispiel verdeutlichen: In hundert Jahren vielleicht auch später, werden die Menschen eventuell nur noch pflanzliche Nahrung zu sich nehmen und die heutige Zeit als barbarisch und zerstörerisch für die Umwelt ansehen. Heute wissen wir bereits das wir Raubbau betreiben. Ähnlich ist es mit dem Klimawandel. Das heißt wir wissen viele Dinge, die wir falsch angehen, aber machen trotzdem weiter. Warum? Aus Bequemlichkeit. Und in einer Atmosphäre, die diese Trägheit akzeptiert, ändern sich nur wenige. Im Gegenteil: Wir etikettieren die Wahrheit um. Klimawandel? Eine Hanebüchene Idee von Ökospinnern.

    Lovecraft war in Sachen Intoleranz kein Held und schon gar nicht Vorbild. Vielleicht mag meine Denkweise falsch sein, ich kann HPL und seine Aussagen dadurch aber besser einordnen.
    Kann man HPL vorwerfen sich nicht allumfassend mit der Thematik auseinandergesetzt zu haben? Klar! Traf er verachtenswerte Aussagen? Sicher! War er ein Rassist? Ja! Trat er damit aus der Masse hervor? Da bin ich mir nicht sicher und das macht die Kröte für mich leichter zu schlucken.

  • Zitat

    Ich wollte damit nur sagen, dass ihm sein Rassismus vielleicht nicht falsch erschien.

    Das ist auf jeden Fall ein bedenkenswerter Punkt. Hat man für sich selbst einen moralischen Rahmen aufgespannt, dann lässt es sich innerhalb dessen natürlich bedenkenlos schalten und walten (Und warum hätte sich Lovecraft darüber Gedanken machen sollen, welchen Wertemaßstab Spätergeborene einmal an ihn legen würden?).

    Im Übrigen geht es hier ja nicht um richtige oder falsche Denkweisen. Man kann die Sache halt von verschiedenen Seiten anpacken. Und genau das tun wir ja gerade.

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