Lovecrafter Online – Rezension: Arkham Horror – Dunkle Ursprünge 1 (Anthologie)
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Cosmic_Hastur -
20. Februar 2023 um 12:00 -
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Durch das Arkham Horror Living Card Game sind mir die groben Elemente des Spieles und stilistischen Auslegungen des Kosmos schon ein Begriff. Dabei ging mein Wissen bis jetzt allerdings nie über die Basisbox hinaus, auch wenn ich diese stimmig und gut umgesetzt finde. Aus diesem Grund bestand auch immer wieder das Interesse in die Bücherreihe von Arkham Horror einzusteigen. Was mich allerdings bis jetzt davon abhielt, waren die wenig aufschlussreichen Rezensionen auf anderen Plattformen. Zum Großteil gab es nur Fünf-Sterne-Bewertungen mit viel Lob oder aber Ein-Stern-Bewertungen für wenig anspruchsvolle Literatur, die abwertend mit Groschenromanen verglichen wurde. Für meinen Teil muss ich sagen, dass ich in meiner Kindheit und frühen Jugend großer Fan eben dieser Groschenromane wie John Sinclair oder dem Gespenster Krimi war und auch heute noch verstehe, was Fans an diesen Heften schätzen. Um einen Kompromiss zu finden, mir gleich mehrere Eindrücke zu verschaffen und diverse Geschichten in einem Band lesen zu können, holte ich mir also den Sammelband Dunkle Ursprünge. Er beinhaltet vier Novellen verschiedener Autoren mit einer durchschnittlichen Seitenlänge von jeweils 130 Seiten.
Pulp Action mit Noir-Elementen trifft auf kosmischen Horror
Doch nun erstmal eine knappe Inhaltsangabe über die vier beinhalteten Novellen:
„Die Stunde der Jägerin” von Dave Gross
In der ersten Geschichte des Bandes sucht die Hauptprotagonistin Jenny Barnes nach ihrer verschollenen Schwester und begibt sich deshalb auf eine Spur nach Arkham. Stilistisch fällt diese Story dadurch auf, dass die Charaktere extrem überzeichnet sind und sich vor allem kaum an die Frauen- und Gesellschaftsbilder der damaligen Zeit halten. Die Geschichte spielt zwar in den 1920er Jahren, allerdings fahren hier die Damen mit coolen Motorrädern durch die Innenstadt, haben immer eine Schusswaffe parat und sind fast schon resistent gegen jede Art von Schrecken. Dabei stellt man relativ schnell fest, dass sich der Autor einer sehr einfachen Sprache bedient und gerade gegen Ende nur noch auf Pulp Action und durchschnittliche Mythos-Elemente setzt, welche auf mich sehr uninspiriert wirkten.
„Das Klagelied der Vernunft“ von Graeme Davis
Die zweite Geschichte beschäftigt sich mit dem bekannten Arkham Horror-Protagonisten Roland Banks, welcher Ermittler beim „Bureau of Investigation“ ist und den Tod eines ganzen Orchesters untersuchen soll. Eben dieses Orchester wurde samt Proberaum und dazugehörigem Anwesen komplett ausgelöscht. So geht Roland einer Spur nach, die ihn in Kreise von Alkoholschmugglern bringt. Diese Erzählung konnte mich schon mehr überzeugen und setzt eher auf düstere Noir-Stimmung und besser ausgearbeitete Charaktere. Anfang, Mittelteil sowie das Ende fand ich zu jederzeit lesenswert. Lediglich der Abschluss der Novelle war dann doch sehr an der Nase herbeigezogen und wirkte auf mich schon fast komödiantisch.
„Der Zorn der Leere“ von Richard Lee Byers
In der dritten Story wird der Astronom Norman Withers begleitet, welcher mit seinem Kollegen Claus Schmidt das Verschwinden mehrerer Leute untersuchen möchte, die sich quasi in Luft auflösten und von denen nichts zurück geblieben ist. Bei dieser Untersuchung wird Withers Zeuge, wie sein Kollege vor seinen Augen in einen Dimensionsriss gerät und plötzlich verschwindet. Für mich ist diese Geschichte das Highlight des Bandes und bietet vor allem vielen kreativen Input für Rollenspieler, da das Setting sowie die Begebenheiten sich gut umsetzen lassen würden. Der Schreibstil wirkt flüssig und konsequent.
„Das Tor in der Tiefe“ von Chris A. Jackson
Diese Novelle bildet den Abschluss des Bandes. Dabei begibt sich der Seemann Silas Marsh nach Innsmouth um das Rätsel eines mysteriösen Folianten zu lüften, welcher eine drohende Apokalypse prophezeit. Marsh stößt dabei auf Albträume und Wahrheiten, die außerhalb des möglichen zu liegen scheinen. Generell eine sehr stimmige Geschichte, allerdings werden hier so viele Fremdwörter aus der Seefahrt benutzt, dass ich mich ziemlich konzentrieren musste, um teilweise zu verstehen, was gerade vor sich geht.
Zwischen Mythos und Groschenroman
Ich muss bei diesem Band klar betonen, dass hier keine Weltliteratur auf einen wartet und auch keine lyrischen Wunder. Im Kern geht es darum, den Mythos in Manier eines Groschenromans zu repräsentieren, dies aber mit seinem ganz eigenen Pulp-Noir-Charme. Wie ich anfangs erwähnte, fand ich in der Vergangenheit schon Gefallen an schnellen und leichten Storys eines gewöhnlichen Groschenromans, wie sie der Bastei Verlag beispielsweise anbietet. Meiner Meinung nach muss es nicht immer das höchste literarische Niveau sein, damit ich auf meine Kosten komme. Manchmal habe ich Lust auf einfachen Horror, der mich aber trotzdem in seinen Bann ziehen kann, und so einen gelungenen Eskapismus darstellt. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch dieser Novellenband. Die Autoren benutzen zum Teil sehr unterschiedliche Stilelemente und beim Lesen der Geschichten braucht es somit gegebenenfalls eine gewisse Anlaufzeit, da mit den verschiedenen Autoren auch verschiedene literarische Ansprüche auf einen warten.
Wer auf kurzweilige, actiongeladene Mythos-Geschichten Lust hat, ist hier genau richtig – sei es zwischendurch, nach dem Nachtdienst oder einem stressreichen Tag. Für Pulp-Fans kann es sehr unterhaltsam sein, wenn ein äußerer Diener Azathoths Dynamit vor die Füße geworfen bekommt oder ein dunkles Junges von Shub-Niggurath mit Patronen übersät wird. Menschen, die noch nie etwas mit Material von Bastei und Co. anfangen konnten, werden mit diesem Novellenband allerdings enttäuscht werden, denn eine innovative Erweiterung des Lovecraftschen Mythos wartet hier nicht.
Weitere Informationen zum Buch gibt es auf der Asmodee-Website.
Bildquelle: Cross Cult
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