Perspektiven im cthuloiden RPG?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,
    was gibt es eurer Meinung nach für Perspektiven im Cthulhu-/Horror-RPG-Bereich? Sprich, was außer "Regelsystem Update 1.000" oder "Abenteuer XYZ" sollte in den nächsten sagen wir 4-5 Jahren zu erwarten sein? Oder anders gefragt: Was sind die Trends? Was und wie spielen wir 2020 am Tisch und auf der Con?

  • Hm, schwierig.

    Ich denke, grade in Bezug auf Cons trifft es "Der Trend geht zum inszenierten Oneshot" schon ganz gut. Das ist einfach ein tolles Format für Cons.
    Ansonsten kann ich nur für mich und mein näheres Umfeld sprechen und da habe ich das Gefühl, dass es sich von festen Systemen wegentwickelt und mehr in Richtung Erzählspiel geht.

    Was ich gerne sehen würde, wäre, wenn sich die Grenzen zwischen LARP und P&P weiter aufweichen würden. Hätte es nicht gedacht, aber da hatte ich schon sehr viel Spaß dran.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Antonia

    Ich denke, grade in Bezug auf Cons trifft es "Der Trend geht zum inszenierten Oneshot" schon ganz gut. Das ist einfach ein tolles Format für Cons.

    Ich tue mich immer noch schwer mit diesem Satz und dem Kontext, in dem er gefallen ist.

    Selbstverständlich ist in einer Con-Situation, die einen Zeitrahmen von vier Stunden für ein Spiel vorgibt, ein Oneshot die ideale Lösung. Und bei Cthulhu ist es außerdem auch noch eine absolut richtige Sache, da es ja um Horror geht und man in einem Oneshot die Dinge so gestalten kann, dass sie schnell zum Ziel führen. Insofern ja, klar: das ist *das* Format für eine Con.

    Inszeniert ... auch. Damit kann man super Unterhaltung erzeugen. Das geht aber nicht mit jedem Abenteuer. Ich denke auch, dass es nicht für jedes Abenteuer nötig ist, da ja ein Großteil der Geschichte vor dem geistigen Auge abläuft. Also "inszeniert" als Gestaltungsrahmen unbedingt, aber meiner Meinung nach gleichbedeutend mit einer Runde, die "nur am Tisch sitzt und würfelt". Beides ergänzt sich und schließt sich nicht aus. Einen Trend kann ich hier noch nicht erkennen. Das müsste ja bedeuten, dass es z. B. vor fünf Jahren keinerlei "inszenierte" Oneshots auf der DCC gegeben hat. War das so?

    tl;dl:
    Oneshots sind ein idealer Rahmen für Cthulhu-/Horror-Abenteuer - vielleicht wie in keinem anderen System. Die Inszenierung ist wie das Würfeln am Tisch ein Werkzeug zur erfolgreichen Spielgestaltung.

  • Ich kenne mich mit der Con-Vergangenheit überhaupt gar nicht aus, deswegen kann ich dazu nichts sagen.
    Aber ich habe zumindest aktuell auf anderen Cons gar nichts in der Richtung gespielt, was ich schade fand, das funktioniert auch mit anderen Systemen (auf dem Münchner Rollenspieltreffen gibt es z.B. einen Spielleiter, der ein selbstgebautes auf Okko basierendes System "inszeniert").

    Ansonsten stimme ich dir zu :)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ich tue mich immer noch schwer mit diesem Satz und dem Kontext, in dem er gefallen ist.

    Ich auch, was weniger am Inhaltlichen lag als daran, dass sich die Person, die diesen Satz geäußert hatte, stets darin gefiel zu polarisieren.

    Auf Cons ist mE tatsächlich ein Trend zu erkennen, und das nicht zuletzt wegen des "Gatsby" und Spielleitern, die in diesem Stil leiten (Carsten "POWAQQATSI" und Kaid beispielsweise). Ich persönlich bin darüber sehr glücklich, aber es soll bitte jeder so spielen und leiten, wie ihm das zusagt.

  • Zitat von Tina

    Ich auch, was weniger am Inhaltlichen lag als daran, dass sich die Person, die diesen Satz geäußert hatte, stets darin gefiel zu polarisieren.

    Auf Cons ist mE tatsächlich ein Trend zu erkennen, und das nicht zuletzt wegen des "Gatsby" und Spielleitern, die in diesem Stil leiten (Carsten "POWAQQATSI" und Kaid beispielsweise). Ich persönlich bin darüber sehr glücklich, aber es soll bitte jeder so spielen und leiten, wie ihm das zusagt.


    Natürlich :)
    Und ich habe weder in der Person, noch in dem Artikel noch sonst irgendwo Aktien, ich fand ihn als unbetroffenen, unbedarften Leser nur spannend. Wenn die Formulierung Anlass zur Diskussion gäbe, dann nur mein Fazit: Ich als Person schätze dieses Format sehr und spiele es auch gerne und habe mich auch davon habe inspirieren lassen. Allerdings ist das für regelmäßiges Spielen zu aufwändig.
    Mein Vor- und Nachteil: Ich packe cthuloides Rollenspiel ohnehin nur sehr wohl dosiert. Und mit diesen Erfahrungen, etc. für mich der Schluss:
    Wenn ich mal wieder CoC meistere, dann sowas in der Richtung.


    Dann vielleicht interessant, wie man mich aus der Reserve locken könnte...
    hm, schwierig: Kompetentere Charaktere, griffigere Regelsysteme (FATE gefällt mir z.B. sehr gut), breiteres Spektrum der Zeiten, Themen und Modi.
    Aber ganz raus, wo genau bei mir der Wurm drin ist, habe ich leider noch nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Was gibt es für Beobachtungen, die einen Einfluss auf die Perspektiven im cthuloiden RPG haben könnten? Ein paar (möglicherweise wirre) Gedankenspiele ...

    Rollenspiel ist ein Hobby, dem man eine sehr lange Zeit nachgehen kann. Ich selbst spiele seit über 25 Jahren und werde das vermutlich auch noch lange Zeit machen. Im Jahr 2020 werden wir einen sehr hohen Anteil im Altersband von 50-65 Jährigen erreichen. Im Jahr 2030 verschiebt sich der Trend weiter nach oben. Die Lebensarbeitszeit wird steigen.

    Was bedeutet das? Es werden im Durchschnitt vermutlich wesentlich mehr ältere Spieler/innen dem Hobby nachgehen, als jüngere. Außerdem werden mehr Spieler/innen, so sie denn früh angefangen haben, deutlich länger spielen.

    Was bedeutet das für ein cthuloides RPG? Nachdem es ja im gesamten RPG-Segment jedenfalls gefühlt zu einem starken Anwachsen von verschiedensten Systemen/Welten gekommen ist, so gibt es im Horror-Segment (auf deutsch verfügbar) nur ganz wenige Systeme. Pegasus Cthulhu und Achtung!Cthulhu (in der Mache). Der Rest wie Delta Green, Trail of Cthulhu, Realms of Cthulhu, usw. ist nur auf englisch verfügbar.

    Wird also der wachsende Anteil an älteren Spieler/innen, mit vermutlich mehr Geld in der Tasche als bspw. Schüler/Studenten zu mehr Vielfalt in der Horror-Nische führen? Möglicherweise probiert der geneigte SL mal etwas anderes aus, nachdem er 20 Jahre bei System XY war. Die Diversifikation zu klassischem CoC im Sinne einer 1920er Simulation ist bereits mit Delta Green oder Raiders of R'lyeh im Gange. Und das kann auch nur frische Impulse in die Szene bringen.

    Auf der anderen Seite hat man nach so vielen Jahren vermutlich bereits vieles gespielt (sprich: gesehen). Welche Formen von Abenteuern können da der Spielgruppe mit den 60 jährigen Spaß bereiten? Eine Beobachtung ist, das mit steigender Lebenserfahrung möglicherweise ganz andere Problemsituationen spannend oder interessant sein werden.

    Abgesehen davon werden Systeme vermutlich schnell und unkompliziert daherkommen müssen, da man im Verhältnis zum Arbeitsleben nur sehr kurz im paradiesischen Zustand von Schüler/Student verbleibt - wo Zeit noch scheinbar unbegrenzt ist. ;) Danach zersplittert die Gruppe, man trifft sich höchstens einmal im Monat und um 23:00 Uhr fängt der erste an zu gähnen. Gründet man dann noch eine Familie oder unterwirft man sich der Karriere, so bleibt kaum noch Zeit. Hier sind Abenteuerstrukturen zu schaffen, die dem SL Zeit sparen und nicht Stunden der Vorbereitung kosten.

    Grundsätzlich hat man mindestens mit CoC ja ein sehr, sehr konservativ entwickeltes System, was nun nicht jedes zweite Jahr eine neue Edition herausbringt. Außerdem ist es einigermaßen simpel zu erklären und zu spielen. Ein wenig mehr Vielfalt wäre langfristig aber sicherlich wünschenswert.

    Was sollte man in Richtung Abenteuer und Kampagnen erwarten dürfen? Fehlt eine Mega Kampagne? Ein echtes neues Mask of Nyarlathotep II? Vielleicht hier in Deutschland spielend? Oder wird man 2020 immer noch mit Mr. Corbitt den Einstand geben?

  • Ich vermute (oder hoffe?) auf einen Schwenk in Richtung "gemeinsam erzählen um zusammen cthuloiden Spass zu haben" statt "der Spielleiter versteckt sich kichernd mit seinen Würfeln hinter seinem GM-Screen".

    Dazu würde es wunderbar passen, wenn Systeme wie z.B. tremulus auf deutsch erscheinen würden. Nach dem "Beyond the Wall" wäre das doch was für den System Matters Verlag, oder? :kohleziege:

    PS: hab gerade gesehen, dass dort die Arbeiten für "Dungeon World" angefangen haben.
    Meiner Meinung nach ist das die Zukunft des Rollenspiels - und hoffentlich nicht nur ein kleiner Mode-Trend!

  • Ich denke Abenteuer - gerade für Cthulhu - bieten viel Potential um sich abzuheben. Sie müssen das Rad nicht neu erfinden, aber mit ein wenig Aufwand kann man mehr rausholen als bei einer 08/15 Runde. Case: ich denke da an "Vergessen im Schnee" - das war super, muss aber auch passen. Ein toller SL, eine tolle Spieler-Truppe und dann die vielen liebenvollen Handouts, Sounsschnipsel usw. - ich denke wenn man das unter inszeniert sieht wäre das eine tolle Richtung. Auch "Abwärts" oder "48 Stunden Untergrund" sind echte Erlebnisse, die durch die Echtzeit/Liveelemente einen ganz anderen Eindruck hinterlassen als die typische Tischrunde.

    Ich werde mich jetzt auch mal dran versuchen sowas zu entwickeln, solche Abenteuer gibt es bisher nur als Fanarbeit, leider.

  • "Inszenierte" Abenteuer werden meiner Einschätzung nach wohl die Ausnahme bleiben. Klar hat das immer einen gewissen Eventcharakter, aber gerade darum ist es nichts was man auf Dauer so betreiben kann (zumindest ich nicht).

    Mich würde es freuen wenn die Abenteuer stärkeren Werkzeug- statt Geschichtencharakter bekämen.
    Konkret meine ich hiermit übersichtlich strukturierter Aufbau, klare Szenenbeschreibungen, variable Einstiegsmöglichkeiten, wenig Sackgassen und Oneway Lösungen bei Ermittlungsabenteuer, modulare Anpassbarkeit an eigenen Spielstiel/Gruppe, Konsequenzen von Spielerentscheidungen, Spielberichte und Einsatz von Mindmaps, Tabellen und Listen wenn es sinnvoll ist.
    In vielen aktuellen Cthulhus Ruf Abenteuern kann man den Trend dazu schon erkennen, aber für meinen Geschmack kann das gerne noch mehr werden.

    Ein anderer Trend der sich, zumindest international, abzeichnet ist das es DAS Cthulhu RPG gar nicht mehr gibt. Cthulhu hat sich immer mehr zu einer Genre Schublade, wie SciFi oder Urban Fantasy, entwickelt. Für jeden Geschmack und jede Spielausprägung gibt es das passende Regelwerke und Setting.
    Ob dieser Trend in Deutschland ankommt ist zwar fraglich, aber ich fänd das durchaus wünschenswert.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von purpletentacle

    Mich würde es freuen wenn die Abenteuer stärkeren Werkzeug- statt Geschichtencharakter bekämen.
    Konkret meine ich hiermit übersichtlich strukturierter Aufbau, klare Szenenbeschreibungen, variable Einstiegsmöglichkeiten, wenig Sackgassen und Oneway Lösungen bei Ermittlungsabenteuer, modulare Anpassbarkeit an eigenen Spielstiel/Gruppe, Konsequenzen von Spielerentscheidungen, Spielberichte und Einsatz von Mindmaps, Tabellen und Listen wenn es sinnvoll ist.

    Schön gesagt - insbesondere Konsequenzen ...

  • Was purple sagt hat meine Zustimmung. Inszenierung alleine kann kein Ziel eines RPGs sein. Das ist ein erfreuliches Strohfeuer, aber wenn dahinter nichts ist, bleibt es ein Gimmick. Ich würde mir eine (Rück)Besinnung auf die Möglichkeiten des Rollenspiels selbst wünschen (Indie Games erforschen diese Möglichkeiten ja gern, auch wenn Cthulhu nicht ganz so 'extrem' werden muss). Mir kommt es immer mehr so vor, dass das Rollenspiel, die Regeln selbst, inzwischen fast schon als störendes Hindernis empfunden wird. Und da müsste man ansetzen und was tun - und die 7. Edition könnte da ein Schub in die richtige Richtung sein.

    Träger der Montgomery Burns-Auszeichnung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Tüchtigkeit

  • Zitat von purpletentacle

    "Inszenierte" Abenteuer werden meiner Einschätzung nach wohl die Ausnahme bleiben. Klar hat das immer einen gewissen Eventcharakter, aber gerade darum ist es nichts was man auf Dauer so betreiben kann (zumindest ich nicht).

    Mich würde es freuen wenn die Abenteuer stärkeren Werkzeug- statt Geschichtencharakter bekämen.
    Konkret meine ich hiermit übersichtlich strukturierter Aufbau, klare Szenenbeschreibungen, variable Einstiegsmöglichkeiten, wenig Sackgassen und Oneway Lösungen bei Ermittlungsabenteuer, modulare Anpassbarkeit an eigenen Spielstiel/Gruppe, Konsequenzen von Spielerentscheidungen, Spielberichte und Einsatz von Mindmaps, Tabellen und Listen wenn es sinnvoll ist.
    In vielen aktuellen Cthulhus Ruf Abenteuern kann man den Trend dazu schon erkennen, aber für meinen Geschmack kann das gerne noch mehr werden.

    Ein anderer Trend der sich, zumindest international, abzeichnet ist das es DAS Cthulhu RPG gar nicht mehr gibt. Cthulhu hat sich immer mehr zu einer Genre Schublade, wie SciFi oder Urban Fantasy, entwickelt. Für jeden Geschmack und jede Spielausprägung gibt es das passende Regelwerke und Setting.
    Ob dieser Trend in Deutschland ankommt ist zwar fraglich, aber ich fänd das durchaus wünschenswert.


    Ja, du hast ziemlich gut auf den Punkt gebracht, wie es sein sollte (und im Umkehrschluss, was derzeitig nervt)

    Dass es sich von (Chaosium) Call of Cthulhu weg entwickelt habe ich auch das Gefühl. Nicht zuletzt, weil Chaosium oft einen solchen Wust abliefert. Lange, sperrige Beschreibungen, gefüllt mit sinnlosen Informationen, etc. Man vergleiche nur mit John Wick's Curse of the Yellow Sign, z.B.

  • Zitat von Der Tod

    Mir kommt es immer mehr so vor, dass das Rollenspiel, die Regeln selbst, inzwischen fast schon als störendes Hindernis empfunden wird. Und da müsste man ansetzen und was tun - und die 7. Edition könnte da ein Schub in die richtige Richtung sein.

    Kannst Du das etwas genauer erläutern?

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