Ein Text von mir zu einem zum Teil emotional aufgeladenen Thema: Den Posthumous Collaborations.
https://flensburgergesellschaftfuerphantastik.wordpress.com/2016/04/07/die…collaborations/
Ein Text von mir zu einem zum Teil emotional aufgeladenen Thema: Den Posthumous Collaborations.
https://flensburgergesellschaftfuerphantastik.wordpress.com/2016/04/07/die…collaborations/
Äußerst lesenswert und aufschlussreich! Mit diesem Thema hatte ich mich bisher kaum befasst und du lieferst eine überschaubare Übersicht über die "Kooperationsarbeiten".
Dazu noch zwei kleine Anmerkungen:
1. Die Überschneidung "Die Ratten im Gemäuer" und "Die Ziegenmelker in den Bergen" habe ich ebenfalls als dreist empfunden. Wen es interessiert, der sollte da mal vergleichen.
2. Ich habe aufrund von Einzelanekdoten den Eindruck, als sei Derleth, obgleich zweifellos ein wichtiger und guter Freund von Lovecraft, menschlich gar nicht mal so einwandfrei gewesen. Er kommt mir vor wie ein Mann mit Kalkül, der aus übersteigerten Profit- und Prestigegründen getan hat, für was man ihm selbstredend zu Dank verpflichtet ist. Dein Artikel unterstreicht für mich diesen Eindruck nachdrücklich.
Bitte mehr davon!
Danke Blackdiabolo,
Ja, im Endeffekt kann man jede der posthumen Kollaborationen auf Einträge aus Lovecrafts Notizbuch zurückführen. Joshi geht da in Gänze in "Joshi, S.T.: The Rise and Fall of the Cthulhu Mythos. Mythos Books. 2008" auf die einzelnen Fälle ein, wobei Haefele ("Haefele, John D.: A Look Behind the Derleth Mythos. Origins of the Cthulhu Mythos. H. Harksen Productions. 2012") in relativ rechthaberischer Manier ihn in - ich glaube - zwei Fällen verbessert. Die beiden Beispiele, die ich in meinem Text nenne, habe ich selbst ausgearbeitet, ich weiß nicht ob ich da Joshis/Haefeles Aussage bestätige, wahrscheinlich aber schon.
Der Charakter von Derleth ist eine sehr komplexe Sache. Zum Einen hat er halt eine ganz andere Art von Selbstbild als HPL: Er sah sich als Berufsautor (also wie REH), dadurch war ihm wichtig viele Texte zu verkaufen, gerade nachdem er (mit Wandrei) Arkham House gegründet hat. So war er zum Beispiel auch fest davon überzeugt das Copyright an allen Geschichten HPLs zu besitzen (hier ein guter Text warum das unfug ist: http://www.aetherial.net/lovecraft/arkham.html ), sodass er (wie in einem Brief an Ramsey Campell (Joshi, S.T. (Hg.): LETTERS TO ARKHAM. The Letters of Ramsey Campbell and August Derleth, 1961-1971. PS Publishing LDT. 2014, S. 23) 1961) versucht Campbell einzureden, dass das Schreiben von Cthulhu-Mythos-Geschichten nur nach seiner Erlaubnis gestattet ist.
Zum Anderen hing auch tatsächlich seine Existenz und die seiner Familie daran Bücher zu verkaufen.
Ich hoffe in einem Jahr meine Masterthesis als erweiterte/überarbeitete Ausgabe drucken lassen zu können, da werden alle Aspekte von Lovecraft/Derleth/Cthulhu-Mythos behandelt.
Auf Wunsch kann ich gerne eine Literaturliste anfertigen, falls ernsthaftes Interesse besteht. Aber ich plane eh ein Autorenportrait und eine Basisbibliothek (ein neues Textformat bei uns), also eine kommentierte Zusammenfassung von Primär- und Sekundärliteratur.
Liebe Grüße,
Niels
Also die würde ich glatt kaufen. :kulhu:
Danke für den informativen Text.
Vielen Dank für den informativen Text.
Mir gefällt das Bild von den Fallstricken, die Derleth hinterlassen hat … dass diese Schlingen auch in Deutschland ausliegen, wird Nils Gampert im 2. Teil des Arkham Insiders HPL Audio-Specials aufzeigen, online voraussichtlich ab dem 17. April 2016. Konkret geht es da um die Kollaboration "The Survivor" und um eine der frühesten Erwähnungen H. P. Lovecrafts im deutschen Radio.
Wirklich ein interessanter Text! Und allgemein ein sehr ergiebiges Thema.
Lyon Sprague De Camp schreibt in seiner Biographie, dass Derleth Arkham House unter großem Einsatz von Privatkapital gründete. Es heißt dort, er habe Geld dafür verwandt, das seine Frau und er für einen Hauskauf angespart hatten. Auch reiste er quer durchs Land, um Lovecrafts verstreuten Nachlass einzusammeln, den u.a. Robert H. Barlow irgendwo in einem Schließfach versauern ließ.
Ist aus der Erinnerung geschrieben, kann spontan keine Seitenzahl nennen. Aber sollte dies stimmen, so ist es doch eine beachtliche und recht idealistische Leistung von Derleth. Unter Beachtung dessen scheint eine Fokussierung auf finanziellen Gewinn zur Refinanzierung der Aufwände recht plausibel und weniger "raffgierig".
Derleth hat den Bankkredit, den er für sein Haus bei der Bank aufgenommen hatte dafür benutzt The Outsider and Others zu veröffentlichen. Tatsächlich kamen 80% des in AH gegangene Kapital von Derleth und nur 20% von Wandrei.
Sehr informativ ist hier die (sonst eher mäßige) Derleth-Biografie (Grobe Litersky, Dorothy M.: Derleth. Hawk and Dove. The National Writers Press. 1997) und (Haefele, John D.: August Derleth REDUX. The Weird Tale 1930-1972. H. Harksen Productions. 2009).
Ich werde mich am Wochenende mal an ein Autorenportrait setzen. Das Interesse scheint ja da zu sein
Gut, dann steht das also offenbar als Fakt im Raum.
Nun hat man zwei Optionen: Hat Derleth dies getan, weil er das Erbe Lovecrafts sicherstellen und verbreiten wollte? Oder hat er es getan, weil er das Geschäft witterte und darauf setzte, Lovecrafts Geschichten gewinnbringend veräußern zu können.
Ich kenne Derleth zu wenig, um da ein Urteil fällen zu können. In der Schrift von Sprague De Camp wird ein eher idealistisches Bild gezeichnet. Aber Derleth hat HPL ja nun nicht persönlich gekannt. Insofern: wer weiß? Und was ist mit Wandrei? Er war ein persönlicher Freund von HPL. Welchen Einfluss hat er gehabt? Hätte er Derleths "Verwertungsdrang" - so es ihn den gab - bremsen können?
Alles SEHR interessante Themen.
Da gibt es glaube ich keine einseitige Antwort, kein Schwarz und Weiß.
Zu Anfang von Arkham House (da sind sich auch alle, von Joshi über Grobe Litersky bis Haefele einig) war es ein idealistisches Projekt um einen hochgeschätzten Freund und Mentor vor dem Vergessen zu bewahren. Man bedenke den Mythos den Derleth von sich selbst gestaltet hatte, dass er sich bei einer Wanderung in der Landschaft von Sauk City mit einem Buch von Thoreau und dem ungeöffneten Brief (in dem er von HPLs Tod erfahren sollte) von Howard Wandrei, Donalds Bruder, um den Brief zu lesen, dabei vor Entsetzen das Buch liegen lies und noch dort beschloss eine Sammlung von Lovecraft-Geschichten in Hardcover zu veröffentlichen. Nach Derleth entstand SO Arkham House.
Es gab aber diesen Punkt in der Geschichte des Verlags an dem Donald Wandrei sich fast komplett zurückzog und Derleth den Verlag quasi alleine betrieb. Zwar ist Wandrei der Haupt-Editor der Selected Letters, aber mit dem "Management" des Verlags hatte er wohl nicht viel zutun. Vermutlich weil der Löwenanteil des Verlagskapitals von Derleth kam. Außerdem sicher auch, weil die Geschäftsadresse des Verlags Sauk City/Wissconsin (das "Arkham House" - es war ja gleichzeitig Derleths Wohnhaus) war, während Wandrei in Minnesota lebte.
Aber das ist natürlich nur eine These.
Letztlich bin ich diesbezüglich noch über keine befriedigenden Quellen gestoßen, vermute aber auch, das ich solche nicht mehr finden werde.
Beim lesen der drei oben genannten Autoren kam es mir eher so vor, als ob Wandrei Arkham House als ein gutes Projekt von vielen betrachtete, während Derleth sich von Anfang an darüber im klaren war, dass man den Verlag professionell und gewinnbringend führen musste. Wobei er nunmal auch viele der Entscheidungen traf, die zu den Umdeutungen Lovecrafts führten, sei es die Elementar-Lehre oder der christliche Unterton, den er Lovecraft in den Mund legte, oder die "black magic quote!, oder eben das imaginierte Copyright und vieles mehr.
Wie gesagt, das ganze ist ein Thema, mit dem man ein Buch füllen kann.
Diese "Gründungsgeschichte" kannte ich gar nicht. Hört sich für mich auch eher nach Mythos an als nach Realität. Was wollte er denn in der Landschaft mit einem Buch von Thoreau? Sich nach dessen Vorbild in den Wald zurück ziehen?
Leider weiß ich über Derleth als Menschen noch kaum etwas, habe mich eher mit Howard und Smith befasst. Ich schiele schon eine Weile auf die "Essential Solitude"-Bände, die sollten wohl etwas Aufschluss über Persönlichkeit und Denkstruktur geben.
In der Tat, das wollte er. Zumindest im Groben.
Derleth war zwar Pulp-Autor aber wie Lovecraft auch ein begeisterter Regional-Writer (nur das Derleth in diesen Teil seiner Werke keine phantastischen Elemente einbaute - die Geschichten ähneln eher der Heimat-Literatur, er sammelte Anekdoten und Überlieferungen/Geschichten aus seinem County und verarbeitete diese)
Thoreau war tatsächlich einer seiner großen Einflüsse, nicht ohne Grund heißen zwei seiner Werke (regionalliteratur) "Walden West" und "Return to Walden West". Generell war er sehr gerne in der Natur: Mit Menschen die er sehr mochte verbrachte er ganze Tage im Wald um seine lieblings Pilze zu suchen, Morchel.
Die "Essential Solitude"-Bände sind ganz hervorragend, im Anhang findet sich ein Essay Derleths über Supernatural Literature, dass er als Semeserarbeit (English Literature) abgegeben hat, in dem er Lovecraft hervorhebt. Zudem finden sich dort noch viele andere wichtige Texte im Anhang. Leider haben nur 30 Briefe von Derleth an HPL überlebt, sodass dieser Teil recht mager ist.
Besser erhalten ist die Korespondenz mit Ramsey Campell (wenn ich mich nicht irre ist sie in gänze erhalten). Hier wird es unter anderem deswegen spannend, weil man dort einen gealterten Derleth erlebt, der vor allem nüchterner Verleger ist.
Thema geteilt und hierher verschoben.
Was enthalten diese Bände denn dann noch neben Derleths Arbeit und den Briefen? Oder sind diese 30 Briefe jeweils so lang, dass sie tatsächlich zwei Bände füllen?
Ich kopiere mal den table of content des Buches:
ZitatAlles anzeigenVolume 1
Introduction
A Note on This Edition
Abbreviations
Letters
1926 (26 letters, 32 pages)
1927 (43 letters, 64 pages)
1928 (39 letters, 52 pages)
1929 (40 letters, 66 pages)
1930 (39 letters, 66 pages)
1931 (54 letters, 127 pages)Volume 2
Letters
1932 (56 letters, 100 pages)
1933 (46 letters, 83 pages)
1934 (37 letters, 56 pages)
1935 (24 letters, 47 pages)
1936 (17 letters, 39 pages)
1937 (3 letters, 8 pages)
Appendix
One for the Black Bag (H.P. Lovecraft)
The Weird Tale in English Since 1890 [excerpt] (August Derleth)
A Master of the Macabre (August Derleth)
H.P. Lovecraft, Outsider (August Derleth)
H.P.L.—Two Decades After (August Derleth)
Glossary of Frequently Mentioned Names
Bibliography
Index(Quelle: http://www.hplovecraft.com/writings/sources/es.aspx )
Es sind knapp 30 Briefe von Derleth an HPL ( HPL hat außer CASs und REHs, sonst wohl nur Barlows Briefe sorgsam verwahrt), natürlich die vielen Briefe HPLs an Derleth (dank Joshi ungekürzt).
"The Weird Tale in English Since 1890" ist seine Semesterarbeit (leider jedoch nur im Exzerpt erhalten).
Die anderen Texte sind Essays Derleths, welche er ab Lovecrafts Tod in verschiedenen Zeitschriften veröffentlichte.
"H.P.Lovecraft, Outsider" ist hier wohl einer der wichtigsten, da er soetwas wie ein "In Memoriam" ist und kurz nach HPLs Tod erschien. Bereits hier tauchen die ersten Fehldeutungen Derleths auf (1. der Dualismus Gut/Böse , 2. die "Black Magic Quote").
Ach so, dann hatte ich das mit der Briefanzahl falsch verstanden. Danke für den Inhalt.
Der Briefwechsel Letters To Arkham liefert nicht nur ein aufschlussreiches Bild über den Austausch zwischen R. Campbell und Derleth. Ebenso interessant sind die Einblicke in die Tätigkeiten von Arkham House während des nämlichen Zeitraums (1961 – 1971). Dass die Gleichung Arkham House gleich August Derleth hinkommt, daran besteht nach der Lektüre wenig Zweifel; und auch Joshi drückt es so aus. Wandreis Rückzug hing offensichtlich mit seinem Wehrdienst 1942 – 1945 zusammen. Sein Part bei der Entstehung der Selected Letters, ab 1964, ist freilich ein extra Verdienst. Die Herausgabe der Briefe, lange als "high priority" geplant, will indes Sam Moskowitz schließlich angeregt haben.
Das Tauziehen um die Rechte der HPL-Veröffentlichungen (speziell bei AH) ging nach Derleth’ Tod 1971 weiter. Nun war es Wandrei, der sich mit dem August Derleth Estate herumschlug. Auch das ist bei Chris J. Karr detailliert nachzulesen.
Nun noch eine Frage:
Wo und wann erzählt Derleth, dass ihn ein Brief von Howard Wandrei über den Tod HPLs unterrichtete? In I am Providence gibt Joshi die Erinnerung von Derleth so wider, als sei der Brief von Donald Wandrei gekommen. Er zitiert nach A. Derleth: Arkham House. The First Twenty Years (1959). So lautet auch die Information von Jack Koblas, der mit Wandrei von 1972 bis zu dessen Tod 1987 befreundet war, nachzulesen in: J. Koblas: The Lovecraft Circle and others (2012).
Ich gebe dir vollkommen Recht bei allen Aussagen.
Ich finde es gut, dass mittlerweile auch mehr Material zu Derleth zugänglich wird. Wobei das Projekt sicher nie so ausführlich begangen wird wie etwa HPL,CAS oder REH.
Zu deiner Frage:
Ich beziehe mich dabei auf Lin Carter "A Look behind the Cthulhu Mythos" (S. 131) - angeblich ja nach langen Interviews mit Derleth geschrieben.
"J. Koblas: The Lovecraft Circle and others" habe ich leider nicht (der Fluch der schlechten Verfügbarkeit solcher Bücher). Daher wusste ich - von dieser Seite her nichts von der Doppelreferenz. In "I am Providence" habe ich es anscheinend nicht bewusst wahrgenommen.
Zitat von derTräumerIch finde es gut, dass mittlerweile auch mehr Material zu Derleth zugänglich wird. Wobei das Projekt sicher nie so ausführlich begangen wird wie etwa HPL,CAS oder REH.
Ich hatte gerade gelesen via Hippocampus Press, dass die Bancroft Library aus Kalifornien Gelder mobilisiert für eine Research Fellowship zur Erforschung von u.a. Ambrose Bierce und Clark Ashton Smith, später soll auch R.E. Howard dazu kommen. Von Derleth keine Rede, insofern wirst du wohl recht haben.
Abwarten, was in Sachen Derleth noch auf uns zukommt. Dank Niels wird ja der hiesigen Rezeption schon gewissenhaft der Weg geebnet, – go on!
Die Sache mit den Wandrei-Brüdern bleibt drollig, hatte Derleth denn viel mit Howard Wandrei zu tun? Eine ambivalente, wohl auch unglückliche Gestalt, die HPL sogar noch persönlich kennengelernt hat.
Interessant wäre die Bibliografie zu Derleth, insb. was von ihm auf deutsch erschienen ist. Auch hier richten wir unsere Blicke erwartungsvoll nach Flensburg. Ich habe mal eine Story von ihm – kein Kollaboration – gelesen in einer Anthologie … die fand ich äußerst läppisch. Name und Titel muss ich gerade schuldig bleiben. Von den Kollaborationen schlägt sich "The Survivor" wacker, wie ich finde.
Im Yankee Magazin (April 1968) fiel mir mal folgendes Gedicht von ihm in die Finger. Es handelt von der Zwergschnepfe:
[Blockierte Grafik: https://i.imgsafe.org/5d0d8c4.jpg]
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