Guillermo del Toros Cabinet of Curiosities

  • Lovecraftesker Oktober bei Netflix

    Ich entschuldige die Wortwahl, aber in meinem Mund läuft der Sabber zusammen:

    Der Netflix Trailer für die im Oktober kommende Serie mit 8 Episoden von Guillermo del Toro sieht gut aus:

    Guillermo del Toros Cabinet of Curiosities

    Regisseure/innen:

    Jennifer Kent ( Der Babadook ),

    David Prior ( Empty Man ),

    Panos Cosmatos ( Mandy )

    Catherine Hardwicke ( Red Riding Hood )

    Ana Lily Amirpoor ( A girl walks home alone in the night )

    Vincenzo Natali ( Cube )

    Guillermo Navarro ( Hannibal - Serie )

    Keith Thomas ( The Vigil )


    Neben generellen Lovecraftbezügen gibt es zwei interessante Episodentitel : Pickmans Modell und Dreams in the Witch House

    Man darf gespannt sein ! :love:

  • Sehe ich genauso, schon eine Menge Lovecraftvibes: Beschwörungen, Tentakelmonster, Friedhöfe, Rattenplagen, eine schwarze Kirche, okkulte Bücher und unterirdische Gänge. :love:

    Scheint so, als würde del Toro die hungrige Traumsuche nach einer hochwertigen lovecraftesken Verfilmung mit gutem Futter versorgen.

    Wenn die Sterne günstig stehen, wissen wir schon bald mehr, wenn die Lovecraftepisoden da sind...

  • DIe beiden ersten Episoden schöpfen bereits aus vollen Zügen aus vielen Lovecraft (und Poe) Werken - keine Frage.

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    Und die erste Episode bspw. schreit geradezu Delta Green. Aber ich finde ab dem Zeitpunkt des Tentakeldingens biegt sie dann in Richtung "eher maues Ende" ab.

    Teil 2 ist insgesamt sehr überdreht und erinnert ein wenig an eine Monster of the Week Episode.

    Mal sehen, was noch kommt. Aber ich hatte bspw. bei der letzten Love, Death, Robots Staffel deutlich spannendere Lovecraft Vibes gespürt.

  • Folge Drei -Die Autopsie- , von Empty Man Regisseur David Prior, hat mir sehr gut gefallen.

    Ein Meteorschauer führt zu seltsamen Ereignissen und Todesfällen in einer kleinen Stadt. Die Autopsie führt zu einem blutigen Finale.

    Langsam erzählt, toll gespielt und mit einer intelligenten Geschichte von Autor Michael Shea ( Die Farbe aus der Zeit).

    Schönes Finale und, wie die gesamten Folgen bisher, sehr gut gefilmt und ausgestattet.

    Nummer Vier - Das Äußere - von Ana Lily Amirpour um Schönheit, Oberflächlichkeit, Akzeptanz und Wahn ist sehr bizarr. Körperhorror, mahnende Botschaft und etwas Ekel. Starke Geschmackssache, eine ungewöhnliche Einstimmung auf Weihnachten und insgesamt nicht direkt meins.

    Aber: Lovecraftday is coming tomorrow ... :)

  • Bezüglich Episode 5 und 6: Ich bin kein großer Freund von dieser scheinbar ständig empfundenen Notwendigkeit, Figuren und Figurendetails dazu schreiben zu müssen. Ich genieße in dieser Hinsicht die spartanische Ausstattung der Erzählungen.

    Ich verstehe aber auch, dass der Videomarkt das ggf. schlicht erfordert und finde beide Folgen isoliert auch eigentlich ganz gut...

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    ... und ich bin mir auch heute erst dessen bewusst geworden, wie sehr mir eine Alien-Chestbuster-Szene mit Brown Jenkin und Ron Wheasley bisher in meinem Leben gefehlt hat. :)

  • Endlich: Lovecraft - Tag in del Toros Kuriositäten-Kabinett. Mit - soviel darf verraten werden - meiner Meinung nach gemischtem Fazit.

    Produktionsstandart, Schauspiel und Tricktechnik sind weiterhin auf höchstem Niveau. Atmosphäre und Stimmung sind gut eingefangen.

    Pickmanns Modell von Nachtwache/ Vigil- Regisseur Keith Thomas erzählt die Geschichte an Hand der Eckpunkte der Erzählung Lovecrafts, fügt aber noch zusätzliches Fleisch bei. Ein erweitertes Ende führt zu einem Finale, das ein paar sehr spezielle, makabere Stephen King Schwingungen erzeugt. Keine perfekte Verfilmung der Geschichte, aber eine stimmungsvolle Neuinterpretation und Erweiterung. Lohnend. <3

    Dreams in the Witch House von Red Riding Hood Regisseurin Catherine Hardwicke ist dann noch viel freier in der Interpretation.

    Hier bleibt nur wenig von der ursprünglichen Erzählung über. Verlauf der Handlung, Motive der Charaktere, Hintergründe der Geschichte und Auflösung sind bestenfalls von Lovecraft inspiriert denn seiner Geschchte folgend.

    Und leider für mich wenig spannend oder mitreißend, eher unfreiwillig komisch. :(

    Da mag ich die alles andere als perfekte Stuart Gordon Version lieber.

    Eine Frage an due Runde:

    Schon zu Beginn der Geschichte erklärt del Toro, Lovecraft hätte das Universum gefürchtet und für ein Geisterhaus kosmischen Ausmasses gehalten.

    Wenn jemand da eine Quelle kennt...mir wäre diese Einstellung des nach Selbstauskunft naturalistischen Materialisten Lovecraft neu... ?(

  • Dreams in the Witch House

    Ich möchte mich dem Review anschließen und kann nur ebenfalls sagen, dass zumindest das Witch House definitiv nicht als Lovecraft-Verfilmung betrachtet werden sollte: Die Figuren und Orte der Story wurden verwendet, um eine eigentlich andere Story zu erzählen, das wird bereits nach den ersten 5 Minuten klar:

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    Lovecrafts fremde Dimensionen in nicht-euklidischen Ecken eines Hauses werden durch eine plumpe Jenseits-Parabel ersetzt, der Abstieg Gillmans in den Wahnsinn durch die verzweifelte Suche nach einer Zwillingsschwester, die dann auch noch als Geist auftaucht und den Tag rettet. Eine mysteriöse Malerin, die alles in Comic-artiger Genauigkeit vorhersagt und eine an Carpenter erinnernde Kirchen-Szene ergänzen die Gemengelage, bei der das eigentliche Witch House überhaupt erst nach der Hälfte des Films Thema wird - und dann auch nur als Mittel zum Zweck

    Hohe Produktionswerte sind gegeben, klar, aber das Drehbuch interessiert sich nicht für Lovecraft, es möchte eben eine ganz andere Geschichte erzählen. Könnte es sein, dass die Originalstory für die berüchtigten Focus Groups als nicht "engaging" genug empfunden wurde? Wir eine Figur mit Gefühlskonflikt brauchen, damit wir etwas spannend finden? Weil sonst verstehe ich wirklich nicht, wie das zustande kam.

    Ich fühlte mich frappierend an die Verfilmung von "The Killing Joke" erinnert, wo man auch meinte, Moores Geschichte würde nicht ausreichen und sich daher für das Hinzufügen einer 30minütigen, heillos überflüssigen Vorstory entschieden hatte. Auch hier: 30 Minuten - immerhin die Hälfte des Films! - vergehen, bevor das Haus überhaupt Thema wird.

    Gelungene Lovecraft-Adaptionen bleiben nach wie vor rar und selten.

    Einmal editiert, zuletzt von Theobaldus (28. Oktober 2022 um 13:15)

  • Es ist ja interessant, dass so viele Verfilmungen Lovecraft dort, wo er am radikalsten ist, wieder in die Komfortzone bekannten Mumbo-Jumbo-Horrors zurückdirigieren:

    Man erzählt primär wieder Geschichten über Menschen, nicht über Unmenschliches. Tragische Schicksale sind der Motor, nicht die auf eine rudimentäre Erzählerfigur einprasselnden Erfahrungen.

    Kosmische Geschehnisse sind dann doch wieder gute alte Tischgerücke-"Magie" anstatt "höhere Mathematik" (als solche wurden die Vorgänge im Hexenhaus z.B. wörtlich bei den Arkham Insiders bezeichnet).

    Allerdings habe ich auch nicht wirklich etwas anderes erwartet. Das geschieht ja schon immer. Den Yuzna/Gordon/Fullmoon-Sachen nehmen wir es halt nicht so krumm weil sie eben charmanter 80s(+-)-Schlonz sind.

    Vielleicht muss man diese ständig herumgeisternde Frage "ob Lovecraft verfilmbar sei" anders stellen, nämlich: Lassen sich HPL-Verfilmungen verkaufen, wenn man sie nicht mit allerlei konventionellen Gefälligkeiten gegenüber dem Durschnittspublikum anreichert?

    Brown Jenkin mochte ich trotzdem. :)

  • Manche Geschichten sind wohl zu unkonventionell. Mein Lieblingsbeispiel der letzten Jahre ist immer The Empty Man. Grossartig und originell, aber zu anders, lang, langsam und schlecht vermarktet letztlich gefloppt. Gerade

    Lovecraft wird als zu nieschig wahrgenommen, daher wird der Stoff mit Klischees und Modernisierungen bis zur Unkenntlichkeit angereichert, auf leichten Konsum getrimmt - doch nie original verfilmt-. Ich würde den Versuch gerne sehen; so ein Projekt wird aber in Zeiten, wo alle Filme höher, größer und mit überbordender Stakkatobombast auf Speed gesetzt werden, niemals finanziert werden. :rolleyes:

    Die Hoffnung bleibt, dank Werken wie Midsommar, The Ritual und auch den Projekten del Toros, das der Markt auch wieder in Richtung Stimmungsvoll und Klassisch schwingt.

    Hier ist das Cabinett of Curiosities unter dem Strich definitiv ein Gewinn.

    Es gibt schließlich für beide Arten Horror ein Publikum, oft in ein und derselben Person... :saint:

  • Ich bin gerade mit der fünften Episode fertig und muss sagen, dass ich lange nicht mehr so gut umgesetzte lovecraft'sche Werke gesehen habe! :) Klar, es gibt bessere und schlechtere Episoden ;) ABER: ich bin voll begeistert und hoffe auf noch VIELE VIELE Staffeln :love::P

  • Alles Gute hat ein Ende, so auch die erste Staffel von Guillermo del Toros Cabinet of Curiosities. Der Gesamteindruck ist klar positiv, es ist eine lohnende Anthologie mit hohem Produktionsstandart, tollen Bildern und interessanten, fantasievollen Geschichten.

    In jeder solchen Reihe schwankt die Qualität, sie bleibt hier aber auf hohem Niveau und bietet durchgehend gute bis herausragende Unterhaltung für den Horror- Liehaber.

    Episode 7, The Visitation, von Regisseur Panos Cosmatos besticht mit der für den Mandy-Schöpfer gewohnen extravaganten Optik, einem ungewöhnichem Soundtrack und fesselndem, wenn auch langsamen Storytelling. Die Geschichte kreist um Drogen, einen exzentrischen Millionär und seine speziell für die Besichtigung eines besonderen Artefakts ausgewählte Gästegruppe. Zum Finale kommt der kosmische Horror dazu, es gibt also erneut Lovecraftvibes. Eine sehr solide Episode mit guten Schauspielern.

    The Murmuring von Jennifer 'The Babadook' Kent bildet dann den Staffelabschluss mit eher psychologischem Grusel. Unheimliche Ereignisse in einem einsamen Haus, das ein nach einem Schicksalsschlag trauerndes Paar zur Vogelbeobachtung bewohnt. Allmöhluch enthüllen sich eine düstere Vorgeschichte und menschliche Tragödie.

    Originell und stimmungsvoll, hat mich stark an M.R. James - Geistergeschichten oder den 1980er Spukhaus - Klassiker "The Chaneling" mit George C Scott erinnert.

    Melancholisch, gefühlvoll und schön zugleich.

    Insgesamt gerne mehr solcher Serien, Halloween ist jedes Jahr und verdient eine neue Staffel ... 8|

  • Ich hatte bei Pickman's Model ganz kurz die Hoffnung auf eine gänzlich andere Auflösung:

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    In der Brunnenszene in Pickmans Haus, nachdem ihn unser Erzähler angeschossen bzw. erschossen hatte, schien mir für einen Moment die Möglichkeit im Raum zu schweben, dass es gar nicht Pickman, seine Werke und das, was sie repräsentieren sind, vor denen wir uns füchten müssen, sondern dass unser Erzähler einfach durchgedreht ist und einen bloßen Exzentriker erschossen hat. Das wäre, mit einigem erzählerischen Aufwand, ein beunruhigenderes Finale gewesen als ein Kind im Hexenofen ...

    Dessen ungeachtet fand ich die Episode aber atmosphärisch und narrativ insgesamt überzeugend.

    Dreams in the Witch House ist (atmosphärisch und motivisch) eine meiner liebsten Lovecraft-Stories, und von der Umsetzung war ich etwas enttäuscht. Gute Szenen, but I dislike ghost stories in general.

    PS: Es gibt ja in mehreren Episoden geheimnisvolle Drogen, solche Motive mag ich auch immer sehr, vor allem, wenn sie sich durch das neu entstehende Erzähluniversum ziehen ... Ist das noch jemandem aufgefallen?

  • Bin noch nicht ganz durch, ahbe heute die beiden Lovecraft-Verfilmungen gesehen. Pickmans Model hat mir wirklich gut gefallen von der Atmosphäre her. Witchhouse war dann doch etwas frei und eher Fantasy als Horror - die Schauspieler waren wirklich gut, aber es war halt nicht Lovecraft. Brown Jenkin war ein bisschen arg niedlich - auch wenn es eine Freude war, D.J. Qualis in dieser Rolle zu sehen.

    Alles in allem mag ich die Anthologie bisher, einzig die Geschichte mit der Lotion war mir ein bisschen zu arg seltsam. Nicht schlecht, aber nicht ganz meins.

    "We are all stories in the end. Just make it a good one."
    ― Doctor Who

  • Alles in allem mag ich die Anthologie bisher, einzig die Geschichte mit der Lotion war mir ein bisschen zu arg seltsam. Nicht schlecht, aber nicht ganz meins.

    Ja, da stimme ich zu, mir war sie zu ... grotesk? Man versteht den Konflikt und das Taxidermie-Thema passt gut dazu, außerdem

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    war das vermutlich sogar eine recht realistische Darstellung, wie jemand reagiert, wenn er von einem geliebten Menschen ermordet wird ... "Honey, something fell on me ..."

    Gerade der Teil hätte aber eher in "Fargo" gepasst als in eine Horrorgeschichte (so jedenfalls meine erste Empfindung).

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