Lovecrafter Online – 069 – dLG-Lesezirkel: Schloss Otranto


Das literarische Werk H.P. Lovecrafts hat seit jeher seine Anhänger gefunden. Sei es am Anfang seiner Entstehung die sogenannte „Clique“, der Freundeskreis rund um Lovecraft, welche begeistert waren von dessen Geschichten, Gedichten und geradezu einnehmenden Charakter. Oder heutzutage die zahllosen, über die ganze Welt verstreuten Menschen, welche von seinen Werken immer noch in ihren Bann gezogen werden. Und so wie Lovecraft auch schon zu seinen Lebzeiten andere Autoren dazu ermutigte und inspirierte sich dem Schreiben und Wirken der phantastischen und unheimlichen Literatur zu widmen so ist es auch heute noch. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass sich auch in der Deutschen Lovecraft Gesellschaft jene wirren Geister wiederfinden, welche sich das Schaffen und Schreiben unheimlicher Phantastiken auf die Fahne geschrieben haben. So fanden sich vor etwa einem Jahr zum ersten Mal eine Handvoll Mitglieder zusammen, welche diese Leidenschaft teilen. Der gemeinsame Austausch führte zur Ausrufung des selbsternannten Autorenzirkels, welcher sich seitdem regelmäßig online trifft und den wir nun einmal näher vorstellen wollen.
Wir, der Autorenzirkel, sind im Kern aktuell eine kleine Gruppe von Leuten, welche das Schreiben als Hobby betreiben. Die Literatur Lovecrafts hat bei jedem von uns Spuren hinterlassen und führte letztlich dazu, dass jeder auf seine Art und Weise sich an das Verfassen von Erzählungen und Geschichten herangewagt hat. Neben unseren sonstigen, alltäglichen Herausforderungen greifen wir in unseren ruhigen Minuten also zu Zettel und Stift, oder besser gesagt zur Tastatur und Maus, und versuchen die dunklen Phantasien in unserm Kopf zu Papier zu bringen. Da nun noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, oder in unserem Fall aus den tiefen Abgründen unergründlicher dunkler Tiefen empor gekrochen kam, ist der Autorenzirkel in erster Linie ein Ort des Austauschs. Dabei ist der Austausch vielseitiger, als wir es selbst zunächst dachten. Natürlich wird gern und das auch meistens spontan über Lovecrafts Werke gesprochen. Ein Anlass, in irgendeiner seiner vielen Geschichten eine Anekdote aus aktuellen Gesprächen zu finden, gibt es fast immer und nicht immer sind die Meinungen zu seinen Werken einheitlich gleich. Anregende Diskussionen sind somit garantiert. Aber mehr noch als der Austausch zu Lovecrafts Werken oder denen anderer Autoren steht der Austausch zu den eigenen geschriebenen Geschichten mittlerweile im Mittelpunkt.
Ohne sich weit aus dem Fenster lehnen zu wollen kann man sagen, dass das Schreiben eigener Geschichten, gleich welchen Genres, Länge oder Stils nichts ist, was den meisten Menschen leicht von der Hand geht. Vor allem nicht dann, wenn man es als Hobby in der Freizeit, oft autodidaktisch und dann noch in einem Genre betreibt, welches unter Freunden und Bekannten zumeist wenig Anklang oder Interesse weckt. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist somit ein rares Gut. An dieser Stelle hat sich der Autorenzirkel auch zu einer Plattform oder eine Art Forum herausgebildet, in dem man frei seine Geschichten und Ideen präsentieren kann. Sofern es die Möglichkeiten zulassen, tauscht man sich nicht nur über Ideen zu bestehenden oder möglichen neuen Werken aus, man unterstützt sich auch aktiv, indem man z. B. seine Erzählungen anderen zum Probelesen gibt. Nicht nur, dass der ein oder andere grammatikalische Schnitzer dabei entdeckt wird, ist es vor allem auch das inhaltliche Feedback, welches einem zugutekommt. Die Erfahrungen aus dem eigenen Schreiben und dem eigenen Fundus an vielfältigen Erzählungen helfen untereinander die eigene Erzählung aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Sie zu überdenken, Anregungen entgegen zu nehmen, einzuarbeiten oder gar etwas ganz Neues daraus zu spinnen. Nicht selten ist man in seinem Schaffen derart befangen, dass erst durch den Rat und außenstehenden kundigen Blick anderer auf das eigene Werk einem ein Ausweg aus der gedanklichen Zwickmühle gezeigt wird. Nach nunmehr einem Jahr des Austauschs hat sich dieser Aspekt des Zirkels als wohl größter Gewinn für alle Beteiligten erwiesen.
Aber nicht nur der Austausch, sondern auch der Ansporn zu immer neuen schreiberischen Herausforderungen ist mittlerweile ein prägendes Merkmal geworden. Als Autor eigener Erzählungen ist es einem natürlich ein Anliegen, diese irgendwann in einer geeigneten Form der Welt zu präsentieren. Ähnlich wie bei Lovecraft ist diese Form bei unheimlichen Erzählungen oft und gern auch die Kurzgeschichte oder kleine Novelle. Für diese finden sich auch heutzutage noch auf verschiedenen Wegen und Plattformen hier und da Ausschreibungen für Texte, die auch durchaus das unheimliche oder lovecraftsche Genre abdecken. Hier hat sich gezeigt, dass der Austausch über aktuelle Ausschreibungen dazu motiviert, sich gemeinsam auf diese zu bewerben. Dabei verfasst natürlich ein jeder in seiner eigenen Art und mit seinen eigenen Ideen seine Beiträge. Diese werden jedoch dann auch gern untereinander ausgetauscht, besprochen, Anregungen werden gegeben und einfache Korrekturen vorgenommen. Dies hat schon so einige Male geholfen, den eigenen Beitrag aus einer anderen Sicht zu betrachten, bevor man mit diesem das Wagnis einer möglichen Veröffentlichung eingeht. Wer nun aber glaubt, dass dadurch sich die jeweiligen Beiträge der Mitglieder annähern und diese letztlich einer Linie folgen, der irrt gewaltig. Die persönlichen Schreibstile und das Aufgreifen von unheimlichen, phantastischen und lovecraftschen Elementen zu ein und demselben Thema könnte kaum unterschiedlicher sein. Vielmehr ist es diese Vielfalt des Schreibens, die den Austausch über die eigenen Werke und Beiträge so besonders macht und sie tragen auch durchaus Früchte. Erst jüngst hatten es zwei Beiträge gemeinschaftlich in die Druckfassung des Marbuger Verein für Phantastik im Zuge der diesjährigen Ausschreibung geschafft. Andere Erzählungen, sowohl mit als auch ohne gemeinschaftlichen Austausch, schaffen es ab und an zu Veröffentlichungen wie z.B. im Zwielicht Magazin oder dem Schund Verlag.
Auch innerhalb der dLG und im Zuge des zehnjährigen Bestehens des Vereins leistet der Zirkel einen Beitrag. Mit der Ausrufung eines eigenen Kurzgeschichten-Wettbewerbes zum übergeordneten Thema „Die Zeit“ wollen wir nicht nur innerhalb des Vereins, sondern auch nach außen hin einen Fokus, zum einen auf das literarische Werk Lovecrafts aber auch auf dessen Weiterführung in der Neuzeit richten. Wie eingangs erwähnt, hat Lovecraft stets andere Autoren ermutigt und unterstützt seinem unglaublichen und phantastischen Kosmos mit eigenen Ideen zu erweitern. Wir, die Mitglieder des Autorenzirkels der Deutschen Lovecraft Gesellschaft sind bestrebt diesen Willen aufzugreifen indem wir sein literarisches Werk ehren und versuchen in seinem Geiste eigene unheimliche und phantastische Erzählungen zu kreieren.
In diesem Sinne laden wir auch alle Interessenten ein, sich uns gern anzuschließen. Wer einmal gern einem Treffen des Zirkels beiwohnen möchte findet unsere Termine im Kalender der dLG. Einmal im Monat treffen wir uns online und jeder ist sehr gern dazu eingeladen, einfach reinzuschauen. Ansonsten kann man sich innerhalb der dLG auch gern bei LordJohn oder Neodyn direkt melden.