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Lovecrafter Online – Buchrezension: Bram Stoker, Das Begräbnis der Ratten (Erzählungen)

  • Alex
  • 3. April 2023 um 12:00
  • 1.036 Mal gelesen
  • 0 Antworten

Nach „Schöpfer der Schatten“ liegt mit „Das Begräbnis der Ratten“ der zweite Band von Festas Weird-Fiction-Reihe vor. Gefüllt ist er erneut mit Kurzgeschichten von Dracula-Schöpfer Bram Stoker, für dessen monströsen Einfluss auf Horrorgenre und Phantastik ein Buch auch kaum ausgereicht hätte.

Inhaltsverzeichnis [VerbergenAnzeigen]
  1. Vergeltung und Sühne
  2. Unwirkliche Parallelwelten
  3. Albträume aus Staub und Blut

Das Buch wurde freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Das Begräbnis der Ratten umfasst Stokers spätere Phantastik ab den 1890er Jahren. Obgleich sich die Erzählungen deutlich konsistenter und weniger chaotisch gestalten als das durchwachsene Frühwerk, lassen sich dennoch vertraute Fixpunkte und Linien ausmachen, die das Gesamtwerk kennzeichnen. Der protestantische Dubliner läuft hier zu neuen Höchstformen auf, ohne seine literarischen Schwachpunkte jedoch ganz zu bewältigen.

Vergeltung und Sühne

Stokers Kern ist und bleibt die Pointe. Ob degenerierende Dekadenz oder bösartige Verrohung, stets ordnet der Autor die von ihm ersonnenen Figuren und Geschehnisse in einen größeren Bedeutungszusammenhang ein. Obgleich in der Regel ein beachtlicher Detailreichtum die Erzählungen ausschmückt, lässt sich oft ein relativ simples Skelett von Ursache und schicksalhafter Wirkung heraussezieren. Gelegentlich fragt man sich, woher das mitunter ausschweifend erzählende Beiwerk überhaupt seine Berechtigung beziehen mag, begleitet es das grundlegende Schema doch oft nur als Hintergrundrauschen. So gelingt es Stoker etwa in Das Geheimnis des sprießenden Goldes – einer trüben Geschichte über Familienvermächtnis und Durchtriebenheit, die in den Vereinigten Staaten 1933 im wohlbekannten Weird Tales-Magazine erschien – zu keinem Zeitpunkt, seine Grundkonstruktion durch die zahlreichen Details narrativ zu bereichern. Mehr kaschiert er den schmalen Grundplot mit wenig spannendem Tand. In zu klinischem Stil scheitert er an der Nachahmung dessen, was die Beschreibungen seines Vorbildes Edgar Allan Poe so großartig macht: Wenig Handlung durch die überbordende Einkleidung in eine brütende, alles durchdringende Atmosphäre menschlichen Elends, lebendiger Schatten und bohrendem Verhängnis zu mehr zu machen als die Summe ihrer Teile.

Glücklicherweise stehen diesem und anderen Ausschlägen auch ansprechendere Texte gegenüber. Stoker verblüfft hier erneut mit seiner teils süffisant-teuflischen Lust am Grausamen. Die Squaw beginnt mit einem völlig vermeidbaren Unfall, den alle außer dem unfähigen Verursacher meilenweit kommen sehen. Sadistisch graphisch lässt Stoker den Unfall sich vor den Lesenden ereignen, ein putziges Kätzchen stirbt brutal – und für den Unvorsichtigen wird getreu Stokers Pointengleichnis´ die Hölle entfesselt. Der Dracula-Schöpfer überrascht hier mit seiner kreativen Verbindung verschiedenster Obskuritäten, so spielen unter anderem Flashbacks in die Zeit der amerikanischen Indianerkriege und die wirklich existierende Foltermaschine der „Eisernen Jungfrau von Nürnberg“ eine Rolle. Stoker scheint nicht nur im Frühwerk die liebe Mühe gehabt zu haben, seine sprühenden Assoziationen zu bändigen. Die Ergebnisse bleiben durchwachsen, aber nicht uninteressant und mitunter gelingt ein großer Wurf.

Unwirkliche Parallelwelten

Am stärksten ist Stoker dann, wenn es ihm gelingt, das für sein Werk charakteristische Motivpaar von Schuld und Sühne und seine teils wirre, assoziative Raserei in einem Amalgam zu vereinen. Die Titelgeschichte Das Begräbnis der Ratten entführt die Lesenden in eine finstere Parallelwelt am schmutzigen Rand von Paris, wo sich dem Protagonisten inmitten von Müllhalden, Slums und Matsch ein ganz eigener Kosmos eröffnet. Bei der Beschreibung solch grotesker Alptraumlandschaften trumpft der Schriftsteller, wie schon im ersten Band, voll auf:

Zitat

Andere Städte ähneln jenen Vögeln, Säugetieren und Fischen, die einen normalen Appetit und Stoffwechsel haben. Paris hingegen ist die stadtgewordene Steigerung des Kraken. Als Produkt einer ad absurdum gesteigerten Zentralisierung gleicht es ziemlich genau jenem Meeresungeheuer. Und nirgendwo ist die Übereinstimmung auffälliger als im Hinblick auf den Verdauungsapparat, (S. 244-245).

Die trostlose Suburb, eine sozial abgehängte Region, als schmatzendes Drüsenorgan eines Weichtieres. In seinen besten Momenten löst Stoker jenes labyrinthische Assoziationsfeuerwerk, das ihn scheinbar selbst umtrieb, auch bei seiner Leserschaft aus. Vereinnahmende Bilder flackern auf, beim Rezensenten eine krude Mischung aus den düster-poetischen Beschreibungen Charles Baudelaires und William Friedkins Spielfilm Cruising. Es scheint, als würden den irischen Protestanten widersprüchliche Impulse antreiben: den Traumgehalt seines eigenen Geistes kühl zu analysieren und klinisch aufzulisten – dann ist er am schwächsten. An anderer Stelle jedoch: in seinen Phantasmagorien zu schwelgen und ein wenig der Kontrolle aufzugeben – dann reißt er mit. In Das Begräbnis der Ratten gelingt ihm die Konstruktion einer stimmigen, schattenhaften Architektur als Behältnis für seine Pointe. Es scheint, ausgerechnet die Ratte – schon in der atmosphärischsten Erzählung des ersten Bandes, Das Haus des Richters, ging es um jene umtriebigen Nager – ist eine besondere Markierung in Stokers Gesamtwerk, die zu verfolgen, um selbst wie eine Ratte in die Literatur hineinzukriechen, es sich lohnt.

Albträume aus Staub und Blut

Das Begräbnis der Ratten ist konventioneller als Schöpfer der Schatten. Das befriedigt Gruselfans, die mit der heterogenen Mischung aus Kindergeschichten und Splatter des ersten Bandes weniger anfangen konnten. Zum Schluss spendieren uns Festa und Herausgeber Andreas Fliedner mit Draculas Gast noch ein interessantes Fundstück aus Stokers berühmtestem Kosmos: Die Kurzgeschichte ist ein herausgekürztes und autonom veröffentlichtes Kapitel aus dem Briefroman Dracula. Als eigenständige Geschichte funktioniert das Fragment zwar nicht so richtig, doch fügt es Dracula einiges an atmosphärischer Dichte hinzu. Erzählt wird die Eskapade eines namenlosen Durchreisenden – die Identifikation als Romanfigur Jonathan Harker liegt mehr als nah – der im Umland von München in einen Schneesturm gerät und unverhoffte, wenn auch schaurige, Hilfe erhält. Denn seinem, ihn fiebrig erwartenden, rumänischen Gastgeber ist daran gelegen, den jungen Anwalt zeitig und unversehrt im Karpatenschloss zu empfangen. Dem Vampirroman wird mit Draculas Gast ein Puzzlestück hinzugefügt, das die unheimliche Macht, die der Graf bereits vor seiner Reise nach England auf Europa ausübt, einnehmend illustriert. Eine schöne Bereicherung der altbekannten Erzählung.

Das Begräbnis der Ratten bildet mit Schöpfer der Schatten ein klares Paar: Die von Fliedner verfasste Einleitung des ersten Bandes thematisiert auch den Inhalt des zweiten. In diesem befindet sich wiederum die gesamte biographische Chronik des irischen Schauerschriftstellers. Sammlerinnen und Komplettisten der Weird-Fiction-Schriftreihe dürfte dies nicht stören, und Stokerfans werden aufgrund der in beiden Büchern präsenten Erstübersetzungen sowieso am Doppelpack interessiert sein. Wie glücklich die beiden Stoker-Bände als Auftakt der Reihe gewählt sind, wird sich zeigen, sobald diese etwas angewachsen ist. Obwohl die Bücher mit einigen schaurig-schönen, phantasiereichen Gothic Tales aufwarten und ein paar echte Überraschungen bereithalten: uneingeschränktes Lesevergnügen bereiten die Bände nicht. Ihre Weirdness besteht weniger in der narrativen Konfrontation mit unaussprechlichen, unmöglichen oder unfassbaren Phänomenen, sondern häufig darin, dass man irritiert den Kopf über Stokers blühende Imaginationskraft schüttelt. Lesende müssen wohl individuell entscheiden, ob dies eine bereichernde oder nervtötende Art der Strapazierung darstellt. Ein Paradebeispiel dafür, dass Literatur kein bloßes Produkt ist – sondern beim Lesen immer eine Rolle spielt, was man selbst daraus macht.

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