Lovecrafter Online – Rezension: Kalte Luft (Gruselkabinett)
-
Seanchui -
27. März 2023 um 12:00 -
829 Mal gelesen -
0 Antworten
Cool Air. Diese aus dem Jahr 1926 stammende Geschichte wurde 1928 erstmals veröffentlicht und enthält einige interessante biographische Annekdoten. Neben Lovecrafts eigener Abneigung gegen kühle Luft ist es vor allem der Ort, an dem sich hier das Grauen entfaltet: Das Haus, in dem die Erzählung stattfindet, entspricht dem Haus in der West 14th Street 317 in Manhattan, in dem H.P. Lovecrafts Freund George Kirk zwischenzeitlich wohnte und eine Buchhandlung betrieb.
Die literarische Vorlage für die 126. Ausgabe des Gruselkabinetts liefert H.P. LovecraftsWorum aber geht es nun eigentlich? Der junge James Russell ist aus finanziellen Gründen gezwungen, in das eher heruntergekommene Haus in der West 14th Street zu ziehen. Weder die Vermieterin Ms. Herrero noch die anderen Nachbarn machen einen sonderlich freundlichen Eindruck. Und dann tropft zu allem Überfluss auch noch Ammoniak von der Decke seiner Wohnung. Denn über ihm wohnt Dr. Muñoz, ein alternder Arzt in Pension, der mit allerlei Mittelchen hantiert. Als Russell einen Herzanfall erleidet, wendet er sich dennoch an den über ihm wohnenden Arzt, welcher dem jungen Mann rasch und bereitwillig hilft.
In der Folge freunden sich Russell und Dr. Muñoz immer mehr an. Bei den Besuchen in der Wohnug des Doktors muss Russell feststellen, dass es hier immer empfindlich kühl ist. Dr. Muñoz erklärt das mit einer seltenen Krankheit, die ihn dazu zwinge bei einer konstant niedrigen Temperatur zu leben. Dazu verfügt seine Wohnung über ein ausgeklügeltes Ammoniak-Kühlsystem. In den folgenden Monaten spannt der alte Arzt den jungen Mann immer mehr für seine Zwecke ein. So übernimmt Russell die Erledigungen für Dr. Muñoz und versendet auch seine Korrespondenz. Dann aber fällt eines Tages das Kühlsystem aus und Russell ist nicht in der Lage, es selbst instand zu setzen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...
Tatsächlich ist "Kalte Luft" eine gut gelungene Umsetzung der Vorlage. Das liegt an mehreren Gründen. Zum einen machen die Sprecher Timmo Niesner, Peter Weis, Monica Bielenstein und Tom Raczko einen wirklich hervorragenden Job - auch wenn Bielenstein als Vermieterin Ms. Herrero vielleicht ein wenig dick aufträgt. Ihre Stimmen tragen die gesamte Handlung und das klappt ganz hervorragend, da sich jeder auf die sich zuspitzende Situation einlässt. Dazu kommt die geschickte Drehbuch-Adaption, die auf langweilig-erklärende Dialog-Zeilen verzichtet und stattdessen die Handlung gut transportiert. Auch hält sich das Hörspiel sehr eng am Original, was bei einer Lovecraftgeschichte sicher auch nicht verkehrt ist.
Die Toneffekte wissen wieder voll zu überzeugen, ganz wie man es vom Gruselkabinett gewohnt ist. Die Musikuntermalung ist stimmungsvoll - wenn auch nicht immer in die Zeit passend. Dem Hörgenuss steht also nichts im Wege. Einzig das Cover mag ein wenig zu direkt sein, nimmt es doch einen sehr späten Zeitpunkt aus der Handlung direkt vorweg.
Fazit: Eine absolut empfehlenswerte Hörspieladaption einer Lovecraftgeschichte. Punktum.
Gruselkabinett 126: Kalte Luft
Titania Medien
ISBN: 978-3785755587
Beim Verlag bestellen: https://titania-medien.de/album/folge-12…raft-kalte-luft