Lovecrafter Online – Kurzvorstellung: Kosmischer Horror Hörspiele
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Seanchui -
26. Juni 2023 um 12:00 -
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H.P. Lovecraft ließ sich in seinen Geschichten mitunter reichlich Zeit und erzählerischen Spielraum, bevor er seine - oft farblosen - Protagonisten dem Wahnsinn der kosmischen Gleichgültigkeit überantwortete. Kein Wunder also, dass die meisten Geschichten - selbst, wenn sie auf ein Hörspieldrehbuch umgeschrieben werden, welches sich naturgemäß auf die wichtigsten Stellen konzentriert - eine recht beachtliche Laufzeit entwickeln. Was aber, wenn es dem Hörenden nach einem schnellen Appetithäppchen gelüstet, oder schlicht nicht genug Zeit ist, um sich auf ein vollwertiges Hörspiel einzulassen?
Eine Empfehlung können hier die Kosmischen Horror Hörspiele des Youtube-Kanals Arabischer Sprawl sein. Wem bei dem Wörtchen Sprawl bereits die Ohren klingeln: Hauptsächlich widmet sich der Kanal dem Rollenspiel Shadowrun und der Vertonung zugehöriger Fanhörspiele. Allerdings scheinen die Betreiber auch ein Faible für cthuloiden Horror zu besitzen und haben mittlerweile zwei Kurzgeschichten eingelesen - oder einlesen lassen - die sich dem kosmischen Horror widmen.
Worum es geht? Nun, zu Der Heilige von Amezouk verrät der Klappentext:
ZitatBei den Ermittlungen zum Verschwinden des Gendarmen Mahdi Alaoui im Norden Marokkos sprechen seine aufgefunden Notizen von dem verschollenem Bergdorf Amezouk mit seinem schrecklichen Patron.
Und ebenso darf ich die Inhaltsangabe von Das Flüstern im Aufzug zitieren:
ZitatHeute: Eine alte Dame erzählt einer jungen Frau von ihrer Lebensgeschichte.
Tunesien 1979 in einem Hotel: Eine junge Frau trifft auf einen Alten Großen und verlässt die Ignoranz, in der sich die Menschheit wiegt.
Beide Geschichten sind technisch sauber produziert und kommen rasch auf den Punkt. Aber: Kann man tatsächlich in knapp 10 Minuten wirklich Lovecrafts kosmischen Horror transportieren? Beide Hörspiele beantworten diese Frage nicht ganz. Natürlich mangelt es ihnen an der notwendigen Zeit, um den Fall der Protagonisten in aller Genüsslichkeit vorzubereiten. Und natürlich stolpern die Protagonisten eher zufällig in die Fallstricke des Mythos, haben damit - wie in vielen modernen Erzählungen - wenig mit dem verschrobenen Wissenschaftler oder exzentrischen Künstler aus Lovecrafts Werk gemein. Und dennoch empfinde ich die Herangehensweise als erfrischend unbekümmert. Sie erzählen die Motive Lovecrafts auf eine andere Weise neu, welche weniger "kosmisch" und doch ähnlich drastisch daherkommen. Und damit sind sie zumindest interessant genug, um sie Euch hier zu empfehlen.
Außerdem: Was kann man in zehn Minuten besseres anstellen, als sich eine lovecraftsche Kurzgeschichte anzuhören? Die passenden Links gibt es hier:
Der Heilige von Amezouk:
Das Flüstern im Aufzug: