Lovecrafter Online – Buchrezension: Bram Stoker, Das Begräbnis der Ratten (Erzählungen)


Die zweibändige Anthologie Als ich tot war, herausgegeben von Frank R. Scheck und Erik Hauser, erschien in der Reihe Meisterwerke der dunklen Phantastik im Blitz-Verlag und ist als E-Book erhältlich. Jeder Band enthält 320 Seiten, Band 1 zusätzlich ein umfassendes Vorwort mit Einführung in das Thema. Frank R. Schreck wurde für die Reihe mit dem Deutschen Fantasy Preis 2007 ausgezeichnet.
In den hier versammelten Geschichten geht es um Tod und Verfall, dunkle Leidenschaften und psychische Abgründe. Sie wurden überwiegend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfasst und laut Vorwort handelt es sich um die erste Anthologie dieser Art, die sich speziell mit der britischen Dekadenz befasst. Viele der hier versammelten Geschichten sind deutsche Erstveröffentlichungen. Einige Autoren dürften den genregeneigten Lesenden bekannt sein, wie z. B. M.P. Shiel oder Arthur Machen, viele wie Jerome K. Jerome sind jedoch eher unbekannt oder in einem anderen Genre verwurzelt.
Einige der Geschichten überraschen mit schwarzem Humor und – trotz des düsteren Themas – spielender Leichtigkeit – hier sei Der satanische Papst von Richard Garnett (Bd. 1) erwähnt, in der ein Pakt sogar den Teufel überfordert. Ein weiteres kurzweilige Beispiel ist Eine Tragödie in Grün von Ronald Firbank (Bd. 2), in der einer gelangweilten britischen Lady ein Zauberbuch in die Hände fällt, was nicht ohne Folgen bleibt. Auch Freunde der klassischen Geistergeschichte kommen auf ihre Kosten, z. B. mit Die Villa Lucienne von Ella d’Arcy (Bd. 1). Hier besucht eine Gesellschaft eine leerstehende Villa an der Cote d’Azur und hat eine unheimliche Begegnung. Der bekannteste Vertreter der britischen Dekadenz, Oscar Wilde, fehlt in dieser Anthologie. Als Begründung geben die Herausgeber an, dass sein Werk allgemein bekannt sei und man sich auf die unbekannteren Autoren und Geschichten konzentrieren wollte.
Die Kurzgeschichten in dieser Sammlung sind überwiegend dem klassischen Gothic Horror zuzuordnen, doch es gibt auch einige Werke, die etwas ungewöhnlicher sind und sich mehr mit der menschlichen Psyche als der genretypischen Geistererscheinung beschäftigen, darunter z. B. Vernon Lees Die Puppe (Bd. 2). Bei manchen Geschichten stört der moralische Zeigefinger etwas, der allzu penetrant geschwungen wird. Die Sammlung selbst ist sauber editiert und die Übersetzungen sind stimmungsvoll und gelungen. Es ist etwas bedauerlich, dass die Bände nicht in Buchform erhältlich sind, da sich manche Büchersammelnden diese Werke sicher gerne in den Schrank stellen möchten. Alles in allem ist die zweibändige Anthologie ein gelungener Auftakt zur Reihe Meisterwerke der dunklen Phantastik.
Die Bände wurden uns freundlicherweise vom Blitz-Verlag zur Verfügung gestellt.
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