Lovecrafter Online – Kriminologische Filmreihe: In the Mouth of Madness
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Jamel -
12. September 2022 um 12:00 -
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Im Rahmen der Hamburger Filmgespräche finden verschiedene Veranstaltungen der Interfilm-Akademie statt, insbesondere die Kriminologische Filmreihe seit Oktober 2016 in Kooperation mit dem Hamburger Metropolis-Kino unter der Moderation von Stefan Preis und Franz Indra. So auch am 24. August 2022, diesmal mit der Vorführung von John Carpenters In the Mouth of Madness. Im Namen der Deutschen Lovecraft Gesellschaft erhielten die beiden Münchener freundliche Unterstützung von Theaterregisseur und dLG-Mitglied Levin Handschuh.
Kriminologische Filmreihe
Beim Betreten des Hamburger Programmkino, in der kleinen Theaterstraße 10, wird man zunächst an der Kasse im Erdgeschoss empfangen. Eine Treppe ins erste Untergeschoss führt in einen loungigen Barbereich über den auch die Ränge des einzigen Kinosaal betreten werden können. Eine weitere Treppe führt ins nächste Untergeschoss zum Paketbereich. Durch den oberen Rang und einer Bühne vor der Leinwand, wirkt der Saal wie kleine Oper.
Nach der Begrüßung und ein paar einführenden Worten durch die Intendantin des Metropolis-Kino folgte ein Vorfilm der Zentrale für politische Bildung: De Berørte (dt. Die Betroffenen) (Norwegen 2020, 13 min.) von Rikke Gregersen. Es handelt sich um einen Kurzfilm über die Abschiebung eines afghanischen Flüchtling in einer norwegischen Passagiermaschine, die durch eine Aktivistin verhindert wird – der Film bezieht sich auf ein reales Ereignis vom 13. Juli 2017 in Oslo.
Im Anschluss an den Vorfilm stellten sich die Veranstalter, Stefan Preis und Franz Indra von der Interfilm Academy Munich, vor und übergaben das Wort an Levin Handschuh, der im Namen der Deutschen Lovecraft Gesellschaft das Vorwort zum Film übernahm.
Nach der Vorführung folgte eine Podiumsdiskussion mit dem Publikum.
In the Mouth of Madness
Auch wenn In the Mouth of Madness keine Lovecraft-Verfilmung ist, lässt sich dennoch eine Fülle an lovecraftschen Referenzen finden – und das nicht nur im Titel.
Bereits zu Beginn finden wir ein beliebtes Lovecraft-Narrativ: Ein Mann, der seines Verstandes beraubt zu seien scheint, erzählt von den Erlebnissen die zu eben jenem Zustand geführt haben. John Trent (Sam Neill) seines Zeichen Versicherungsdetektiv. Hier darf man sich an Detective Malone aus The Horror at Red Hook erinnert fühlen, welcher ebenfalls retrospektiv von einem Vorfall berichtet, der sich während seiner beruflichen Recherchen ergab.
Trent soll um Auftrag eines Verlegers Sutter Cane, einen Bestseller-Autoren von Horrorromanen, ausfindig machen, welcher spurlos verschwunden ist. Ihm wird Canes Lektorin Linda Styles (Julie Carmen) als helfende Hand an die Seite gestellt. Aus den Covern der Romane von Sutter Cane bastelt Trent eine Karte, von der er vermutet, sie führe zu Sutter Canes derzeitigen Aufenthaltsort. Die beiden folgen der Spur und kommen nach einer surrealen Autofahrt in Hobb's End- dem Ort an dem auch Sutter Canes Romane stattfinden - an. Bereits bei der Ankunft in Hobb's End treffen sie auf Kinder, die leichte Merkmale von Degeneration zeigen. Im Verlauf des Films degenerieren die Bewohner von Hobb's End immer weiter, was sehr stark an den von Lovecraft beschrieben "Innsmouth look" aus The Shadow over Innsmouth erinnert.
Das Hotel in Hobb's End, in dem Trent unterkommt, nennt sich Pickman's Hotel – eine Anspielung auf die ähnlich klingende Lovecraft-Geschichte Pickman's Model.
Im Kirchengebäude von Hobb's End schafft es Trent Sutter Cane in einer albtraumhaften Kammer – die sein Arbeitszimmer zu sein scheint - zu stellen. In dieser Kammer befindet sich ein Tor hinter dem sich ein tiefschwarzer Abyss auftut und in dessen tiefen dämonische Wesen lauern. Die Szenerie erinnert an die Kammer des Erich Zann aus The Music of Erich Zann, hinter dessen Fenster sich ähnliches abzuspielen scheint.
In einer Traumsequenz treffen Cane und Trent ein weiteres Mal in einem Beichtsuhl aufeinander, in dem Cane über das Wesen des Horrors philosophiert. Der hier geführte Monolog Canes könnte darauf anspielen, wie unterschiedlich Steven King und H. P. Lovecraft Horror interpretiert haben.
Weiterhin ist jeder Text, der während des Films aus Canes Büchern rezitiert wird, eine Passagen aus einer Lovecraftgeschichte.
Und dann ist da noch die Parallele zwischen Sutter Cane und Abdul Alhazred, dem Schöpfer des Necronomicon. So sind Cane als auch Alhazred beide Autoren eines Werkes von apokalyptischer Bedeutung; welches Sie und jeden der es liest, dem Wahnsinn anheim fallen lässt.
Carpenter und Lovecraft
In den Jahren von 1982 bis 1995 erschuf der US-amerikanische Filmregisseur John Carpenter drei Filme, die heute als Apocalypse Trilogy bekannt sind: The Thing (1982), Prince of Darkness (1987) und In the Mouth of Madness (1995). Außer ihrem Regisseur scheinen die drei Werke zunächst nichts miteinander gemein zu haben – auch Carpenter selbst plante sie nicht als Trilogie. Das verbindende Element erschließt sich jedoch aus der lovecraftschen Lesart der Filme – dem kosmische Horror, der ihnen inne wohnt. So finden sich in allen drei Filmen Elemente aus Erzählungen Lovecrafts: Extraterrestrische Entitäten, die mehr Albtraum als Lebewesen sind, degenerierende Menschen, apokalyptische Omen, Wahnsinn und die Ohnmacht der Protagonisten.
Mehr über Carpenters Apocalypse Trilogy und die Bezüge zu Lovecraft erfahrt ihr in einer unserer zukünftigen Podcastfolgen, in der wir mit Stefan Preis und Franz Indra über The Thing, Prince of Drakness und In The Mouth of Madness reden.
Eine Filmrezession von Michael H. zu The Thing findet ihr bereits ihr hier.
Wer die kriminologische Filmreihe einmal selbst besuchen und mit Stefan Preis und Franz Indra diskutieren möchte hat am 21.09.22 im Metroplois Kino, Kleine Theaterstraße 10, 20354 Hamburg wieder Gelegenheit dazu. Gezeigt wird Stephen Kings IT (2017).
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