Lovecrafter Online – Träume im Hexenhaus: Lovecraft geht in die Elm Street


H.P. Lovecraft, seinen Autorenzirkel und Nacheiferer oder einfach nur kosmischen Horror im Allgemeinen interessiert, dann lebt man wahrlich in Goldenen Zeiten. Denn wie wir wissen hat der Mythos spätestens mit dem 70. Jahrestag von Lovecrafts Tod und der damit einhergehenden freien Verwendbarkeit des Stoffes Einzug in die Popkultur gehalten. Der Blick zurück offenbart aber immer wieder Zeugnisse einer früheren Lovecraft-Rezeption - auch in Deutschen Landen.
Wenn man sich fürEines dieser Zeitzeugnisse liegt mittlerweile als recht schmucklose MP3-CD vor. Dabei handelt es sich um die Hörspielausgaben von zwei Lovecraft-Klassikern, nämlich Der Ruf des Cthulhu und Der Schatten über Innsmouth. Während es heutzutage einige Vertonungen - von der Lesung bis zum Hörspiel - dieser Werke gibt, so führt uns oben angeführte CD zurück in das Jahr 1995. In diesem Jahr entstanden beide Vertonungen für die erfolgreiche Rundfunk-Reihe Phantastik aus Studio 13. Diese Reihe entstand irgendwann im Laufe der 1970er Jahre und sah - neben Werken von Lovecraft - auch Vertonungen von Gustav Meyrinks Der Golem oder Chris Brohms Brille Fatal.
Der Vollständigkeit halber zitiere ich an dieser Stelle einmal die Inhaltsangaben für beide Hörspiele:
ZitatInnsmouth: Der junge Cooper macht auf seiner genealogischen Forschungsreise Halt in dem kleinen, unheimlichen Städtchen Innsmouth. Der Verfall schreitet seit Jahren in dem Hafenort voran. Der alte Zadock Allen erzählt dem Forschungsreisenden von der dunklen Vergangenheit der Küstenstadt und von fischartigen Wesen, die in den nächtlichen Gassen Innsmouths umgehen. Cooper zieht sich in sein unwohnliches Hotelzimmer zurück und hört dort unmenschliche Stimmen und Schritte. Cooper wird klar: Er muss diesem Ort und seinen degenerierten Einwohnern umgehend entfliehen, denn man hat es auf ihn abgesehen ...
Cthulhu: Im Nachlass seines Onkels findet Angell Hinweise auf eine mysteriöse Macht, die von einer labyrinthischen Stadt auf dem Meeresgrund ausgeht. Der Ruf des Cthulhu, einer gottartigen Wesenheit, dringt bei einer bestimmten Konstellation der Gestirne aus der Tiefe an die Oberfläche. Die Sternkonstellation hat erneut Form angenommen und überall auf der Erde bahnen sich Katastrophen an. Die Prophezeiungen aus den Dokumenten scheinen tatsächlich einzutreten. Auch Angell ist davon überzeugt, doch ist die Menschheit wirklich dazu bereit, die grauenvolle Wahrheit zu erkennen?
Beide Lovecraft-Hörspiele wurden von Hermann Motschach bearbeitet und umgesetzt. Dabei ist es beachtlich, wie es Motschach gelingt die doch recht umfangreichen Texte - welche beispielsweise im Rahmen des Gruselkabinetts als Doppelfolgen umgesetzt wurden - in jeweils knapp um die 40 Minuten Spielzeit zu präsentieren. Dabei gehen auch kaum inhaltlich wertvolle Informationen verloren, auch, wenn sich Motschach naturgemäß die eine oder andere künstlerische Freiheit erlaubt. Die Sprecherriege dürfte Hörspielkennern nicht gänzlich unbekannt sein; besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle Jochen Nix, der in Der Ruf des Cthulhu den Inspektor Legrasse gibt. Doch schlussendlich erledigen alle Sprecher ihre Aufgaben souverän. Gleiches gilt allerdings nicht so recht für die Soundeffekte und Musiken - diesen merkt man den Fließbandcharakter, den Radiohörspiele oftmals tragen, leider deutlicher an.
Fazit: Die Laufzeit ist kurz, die eine oder andere Kürzung und Umdichtung war auch vonnöten. Dazu kommt eine recht nüchterne, radiogerechte Umsetzung der Texte ohne ausschweifende Dialoge und mit eher minimalistischem Sounddesign. Gibt es bessere und stimmungsvollere Umsetzungen dieser Texte? Ja, durchaus. Und dennoch haben mir beide Bearbeitungen sehr gut gefallen und sind für Fans vor allem als Zeitzeugnisse von Interesse.