Lovecrafter Online – Theaterkritik: The Shadow over Innsmouth - A Lovecraft Tale
-
fylimar -
10. Juli 2023 um 12:00 -
966 Mal gelesen -
0 Antworten
The Shadow over Innsmouth ist ihre zweite Produktion. Die Brotfabrik (LINK) ist ein kleines Kulturzentrum in Bonn, welches sich auf Theater, Lesungen und Programmkino spezialisiert hat, oft außerhalb des Mainstreams. Der Abend war gegliedert in drei Teile: eine Einführung, eine Art moderne Performance und das Stück.
Lost in Time ist eine Theatergruppe, bestehend aus Johannes Neubert und Eifion Ap Cadno. Die beiden haben es sich zur Aufgabe gemacht, Klassiker als Zwei-Mann-Stücke auf die Bühne zu bringen.Einführung und Performance
Die Einführung war leider sehr lieblos gemacht und es machte den Eindruck, als habe man nur ein paar Infos aus den Wikipedia-Einträgen zu Lovecraft, kosmischem Horror und Cthulhu-Mythos zusammengetragen. Da hätte man etwas mehr Zeit investieren können und das Ganze etwas spannender gestalten können.
Die Performance war eine Mischung aus Filmeinblendungen, Tanz- und Sprechtheater, dargestellt von einer Künstlerin. Es ging um das Thema Veränderung und die Angst, die damit einhergeht. Thematisch also durchaus passend. Die Umsetzung war etwas zwiespältig: Es fing interessant an mit dem Zusammenspiel aus Videoeinspielungen und Performance, jedoch wurde die Stimmung vom Anfang nicht durchgehalten, was vor allem an der Kreatur, die in der Einspielung zu sehen war, lag. Diese war atmosphärisch, solange man sie nur teilweise, verdeckt durch Bäume und Sträucher, sehen konnte, Leider war das komplette Design nicht überzeugend und zum Teil unfreiwillig komisch. Die Künstlerin selbst lieferte eine durchaus beeindruckende Performance aus Tanz, Darstellung und Sprache.
Shadow over Innsmouth
Nach einer kurzen Pause, ging es dann mit dem eigentlichen Theaterstück weiter. Dieses entpuppte sich als sehr positive Überraschung. Minimalistisch aufgeführt, mit wenig Requisiten, gelang es den beiden Schauspielern, die Stimmung aus Lovecrafts Geschichte überzeugend zu vermitteln.
Johannes Neubert spielte Robert Olmstead, Eifion Ap Cadno war in allen anderen Rollen (Zadok Allen, Kurator, Busfahrer, Hotelangestellter, wütender Mob etc.) und zum Teil auch als Olmstead zu sehen. Beide überzeugten schauspielerisch sehr, wobei ich besonders Eifion Ap Cadnos Leistung als Zadok Allen hervorheben möchte; er schaffte es, diesem zerrütteten und zutiefst verängstigten Charakter eine unglaubliche Tiefe zu geben und Zadoks Geschichte stimmungsvoll wiederzugeben.
In den Szenen, in denen beide Olmstead spielten, wurde sein sich zunehmend verschlechternder geistiger Zustand auf außergewöhnliche und sehr wirkungsvolle Art dargestellt.
Die Atmosphäre wurde durch Licht- und Soundeffekte erzeugt, die sehr geschickt die Limitierung einer kleinen Bühne und wenig Requisiten überspielten und eine konstant unheimliche und beklemmende Stimmung erzeugten.
Fazit
Die kammerspielhafte Darstellung und die Tatsache, dass in weiten Teilen der Originaltext Lovecrafts verwendet wurde, gepaart mit der herausragenden schauspielerischen Leistung der beiden Darsteller sorgten für einen wirklich gelungenen und stimmungsvollen Abend, nicht nur für Lovecraft-Kenner. Das Stück ist durchaus geeignet, Leute, die Lovecraft noch nicht kennen, an das Thema heranzuführen, da Shadow… nicht nur eine seiner zugänglichsten und populärsten Geschichten ist, sondern die Darstellung den Inhalt sehr gut und verständlich transportierte.
Im Moment gibt es keine weiteren Aufführungs-Termine, aber sobald diese feststehen, werden sie natürlich im Kalender der dLG-Seite angezeigt.
- lovecraft
- lovecrafter online
- lovecrafter
- Theater
- Innsmouth
- a lovecraft tale
- the shadow over innsmouth