Ausschreibung: Neues Lovecrafter-Emblem gesucht!

Als Nils mir einen ersten Link auf seine Bildergalerie sandte, verschlug es mir die Sprache: Die Bilder waren zu großartig, um sie nicht hier im Lovecrafter online zu präsentieren. Auf seiner Homepage The Devil's Deerstalker könnt Ihr Euch über diesen Artikel hinaus mit seinem Werk vertraut machen - was ich Euch unbedingt empfehlen möchte. Glücklicherweise stimmte Nils auch gleich einem kurzen Interview zu, so dass ich Euch den Künstler gleich ewtas näher vorstellen kann.
Lovecrafter online: Hallo Nils! Vielen Dank dass Du Dir die Zeit zur Beantwortung einiger Fragen nimmst. Fangen wir direkt an - erzähl ein bißchen über Dich? Wer bist Du und was machst Du?
Nils: Ich bin 49 Jahre alt und im realen Leben ganz unspektakulärer Büroangestellter eines Kurierdienstes. Zwar habe ich im letzten Jahrhundert eine Ausbildung als Grafikdesigner gemacht, jedoch nie beruflich in diesem Bereich gearbeitet. Dennoch durfte ich immer wieder z.B. Plattencover oder Bücher illustrieren und habe auf diese Weise auch ein paar Handouts und Texte für Cthulhu von Pegasus beitragen können.
Ansonsten mache ich Musik, vorwiegend Folk und Metal (oder beides gleichzeitig), zeichne, schreibe, dichte und stelle Schmuck aus Geweih her. Jedoch alles auf einer reinen Hobbybasis.
Lovecrafter online: Deine Bilder sind wahre Kunstwerke! Magst Du uns kurz Deinen Schöpfungsprozess umreißen? Malst Du digital oder analog, was sind Deine liebsten Materialien?
Nils: Danke, aber Kunstwerk ist zu hoch gegriffen. Ich bin einer von vielen Hobbyist*innen weltweit, der sich ausprobiert und manchmal mit einigem Stolz auf das Ergebnis schaut, meist aber eher mit mürrischer Unzufriedenheit.
Ich zeichne, ganz althergebracht, mit Bleistift und Tusche auf Papier und scanne das Ergebnis ein. Im Computer kommen dann bisweilen noch individuelle Farb- und Texturfilter darüber. Neben besagter Zeichentechnik bevorzuge ich Brandmalerei in Holz oder Leder.
Lovecrafter online: Woher kam Deine Lust, auch lovecraftsche Motive zu Papier zu bringen? Was schätzt Du an Lovecraft, was nicht?
Nils: H. P. Lovecraft entdeckte ich bereits in früher Jugend, Ende der Achtziger. Wenn ich mich recht entsinne, begann alles mit einem Streifzug durch die Stadtbibliothek, auf dem ich herausfinden wollte, wer dieser Ktulu ist, von dem auf METALLICAs Album Ride the Lightning die Rede war. In diesen Zeiten, lange vor dem Internet und dem aktuellen Lovecraft-Hype, hatte dieses Wort tatsächlich bereits jenen außerweltlichen Klang und eine faszinierende Fremdartigkeit, die mich ansprachen. Irgendwie fand ich zwischen den Karteikarten die richtige Schreibweise heraus, und konnte das 1968er Taschenbuch Chtulhu aus dem Insel Verlag in besagter Bibliothek ausleihen. Die erste Geschichte, die ich darin las, war passenderweise Pickmans Modell. Danach ging alles sehr schnell.
Das Taschengeld der nächsten Monate wurde nach und nach für alle Lovecraft Romane und Anthologien aus dem Suhrkamp Verlag ausgegeben, welche ich dann in jeder freien Minute verschlang. Dabei empfand ich bisweilen tatsächlich eine extrem bedrückende Furcht, aufgrund der Andeutungen des Unnennbaren und der kosmischen Abgründe in Raum und Zeit, welche Lovecrafts Geschichten im Geist des Lesers aufzureißen vermögen. All dies verstörte meinen jungen Geist zutiefst und bereitete mir schlaflose Nächte – wovon ich andererseits jedoch gar nicht genug bekommen konnte. Ich war ohnehin ein morbides Kind, welches die Bücher mit den unheimlichen Geschichten aus dem obersten Regalfach seiner Eltern mopste, sobald es lesen konnte, und daher bereits begierig auf eine Steigerung dieses dunklen Eskapismus.
Da ich male seit ich denken kann, versuchte ich natürlich auch ab dem ersten Moment diese Empfindungen auf Papier zu bringen, scheiterte daran und scheitere fleißig weiterhin, denn im Endeffekt ist dies Ansinnen unmöglich. Wie Mike Mignola (der neben Bernie Wrightson zu meinen persönlichen Vorbildern zählt) sinngemäß sagte: Wenn man Lovecraft darstellen will, darf man eigentlich gar keine Details zeigen. In einem optischen Medium nicht ganz unkompliziert.
An dem alten Neuengländer selbst schätze ich eben diese, die Fantasie des Lesers aufrüttelnde und überreizende Ausdruckskraft und die kühle, unprätentiöse Akzeptanz der Unwichtigkeit des Menschen im Universum, welche seiner persönlichen Kosmologie zugrunde liegt. Absolut nicht schätze ich, dass er selbst sich trotz dieser gelassenen Distanz und Klugheit bekanntermaßen immer wieder im Morast eines allzu irdischen, abscheulichen Rassismus suhlte. Sollte H.P.L. irgendwie mitbekommen, wie sein Mythos heutzutage kreative Geister aller Herkunft, Hautfarben und jeden Geschlechts begeistert und inspiriert, so hoffe ich, dass er dies wohlwollend lächelnd zur Kenntnis nimmt und in posthumer Weisheit den Kopf über seine einstmalige wohlfeile, sterbliche Ignoranz schüttelt – oder, sollte er diese Erkenntnis verweigert haben, dass er seinen Schädel bis in alle Ewigkeit frustriert und verbittert an die leeren Wände eines teilnahmslosen Jenseits schlägt.
Lovecrafter online: Meinen Dank für Deine Zeit!
Und nun wird es Zeit, Euch mit Nils Bildern vertraut zu machen. Das Beste: wir dürfen sie auch in Zukunft hier auf diesen Seiten verwenden. Ich bin sicher, sie werden so manchen Artikel verschönern! Vorhang auf: