Mich beschäftigt gerade die Frage ob kosmischer Horror in der Art von Lovecraft in unserer Gegenwart überhaupt noch funktionieren kann. Zeitgenössische Erzählungen fallen oft in eine von zwei Kategorien, soweit ich das beurteilen kann (vielleicht kenne ich auch nur nicht die richtigen ... aber deswegen frage ich ja hier): Zum Einen solche Erzählungen die zwar kräftig Kreaturen und Handlungsorte von Lovecraft zitieren, aber seinen Duktus ersetzen durch soziale Kritik und detailliert dargestelltes Charakter-Innenleben (ein gutes Beispiel hierfür: The Litany of Earth von Ruthanna Emrys). Zm Anderen solche Erzählungen die schon versuchen, den kosmischen Horror zu übernehmen, dabei aber ins Humorvoll-Selbstironische abdriften (gutes Beispiel hierfür: alles von Charles Stross). Mir fällt keine zeitgenössische Erzählung ein (egal ob Kurzgeschichte oder Roman) die den subtilen kosmischen Horror ernsthaft und erfolgreich in unserer Gegenwart zu transportieren versucht.
Kenne ich bloß die falschen Autoren - oder gibt es so etwas wirklich nicht?
Und falls es nicht existiert: glaubt ihr es wäre überhaupt möglich?
Oder sind wir in der Zeit von Smartphone-Videos von Terror-Attentaten alle viel zu abgestumpft, um im Anblick des unaussprechlichen Grauens noch ernsthaft den Verstand zu verlieren?