Lovecrafter Online – Musik im cthuloiden Rollenspiel


Gemeinsam mit der Deutschen Lovecraft Gesellschaft zeigt die Interfilm Academy Munich am 24. August in bewusster Nähe zu Howard Phillips Lovecrafts 132. Geburtstag kurz vorher, DIE MÄCHTE DES WAHNSINNS (In the Mouth of Madness, 1994). Untersucht werden die lovecraftschen Elemente im Gesamtwerk von John Carpenter: Bei der Suche nach dem spurlos verschwundenen Romanschriftsteller Sutter Cane gerät der Detektiv Trent in ein seltsames Dorf, das auch in den Büchern des Vermissten beschrieben wird. Von entsetzlichen Albträumen gequält, taucht Trent immer stärker in die Horror-Welten Canes (dessen Buch-Titel auch von Lovecraft stammen könnten) ein. Dieser Film bildete den Abschluss von Carpenters apokalyptischer Trilogie. Noch deutlicher als bei den Vorgängern Das Ding aus einer anderen Welt und Die Fürsten der Dunkelheit orientiert sich Carpenter an den unheimlichen Erzählungen von Lovecraft und lässt das Publikum daran teilnehmen.
Die Hamburger Filmgespräche werden von der Interfilm Academy Munich seit Oktober 2016 durchgeführt. In der kriminologischen und in der phantastischen Filmreihe besprechen die Studienleiter Franz Indra und Stefan Preis – zwei Münchner in Hamburg – gesellschaftskritische und kontroverse Meisterwerke des Kinos und diskutieren ausführlich mit dem Publikum. Literarische Motive manchmal auch verbunden mit einer kleinen Lesung sind immer wieder präsent: so gab es Abende über Edgar Allan Poe und E.T.A. Hoffmann (dessen Sandmann auch auf Carpenter einen großen Einfluss ausübte). Außerdem veröffentlicht die Interfilm Academy Munich regelmäßig Filmanalysen und -rezensionen.
Als Gast begrüßt die Interfilm Academy Munich den Theaterregisseur Levin Handschuh!
Auch ein weiterer Termin steht bereits fest: am 21. September ist der 75. Geburtstag von Stephen King und entsprechend cthuloid geht es auch weiter: wir zeigen die Adaption seines Bestellers IT aus dem Jahr 2017. In seinem Roman beschrieb der frühere Lehrer King intensiv die durchaus realen Ängste von Kindern und die Anspielungen auf den Cthulhu-Mythos sind eine deutliche Hommage an sein Vorbild H. P. Lovecraft, den King einmal als „the twentieth century's greatest practitioner of the classic horror tale“[1] bezeichnete. Unheimliche Todesfälle ereignen sich in der Kleinstadt Derry. Verantwortlich ist ein uraltes Wesen, das sich meist in Gestalt eines Clowns manifestiert. Nur eine Gruppe Kinder stellt sich dem Monster entgegen.
Lovecraft zählt zweifellos zu den wichtigsten Einflüssen auf King, während der Lovecraft-Experte S. T. Joshi zugleich einer der größten Kritiker von King ist, dessen Erfolg er als „uneingeschränktes Desaster für die unheimliche Literatur“[2] betrachtet und dessen Übernehmen „lovecraftsche(r) Versatzstücke“ ein Beispiel dafür ist „wie man Übersinnliches vermasseln kann“[3]. Es gibt also viel zu diskutieren.
Wir freuen uns auf lovecraftsche Filmgespräche!
-Stefan Preis
[1] Stephen King zitiert in Shapiro, Stephen and Philip Barnard (2017): Pentecostal Modernism: Lovecraft, Los Angeles, and World-Systems Culture. London, New York: Bloomsbury. S. 115.
[2] Joshi, S. T. (2001): Moderne Horrorautoren. Essays. Band 1. Almersbach: Festa. S. 167.
[3] Ebd., S. 121.