Lovecrafter Online – 073 – Conan-Comics bei Splitter
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Seanchui -
21. Juni 2021 um 12:00 -
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Die Geschichten um Conan, der Cimmerier bilden Robert E. Howards wohl bekanntestes, literarisches Erbe. Gleichzeitig lässt der Charakter des Conan tiefe Einblicke in die Weltsicht des Autors zu. Immerhin wuchs Howard in Texas auf, zog mehrmals mit seiner Familie um und erlebte den stetigen Aufstieg und Niedergang der sogenannten „Boomtowns“. Diese entstanden und verfielen auf der Suche nach dem schwarzen Gold, Erdöl. Dieser stete Wandel zwischen Aufstieg und Fall prägte Howards Weltbild und findet sich auch immer wieder in den Geschichten um Conan wieder.
Howards Conan-Geschichten haben bereits mehrere Umsetzung erfahren. Neben der steten Wiederveröffentlichung in Schriftform gibt es – natürlich – Filme und auch schon einige Comic-Reihen. Insbesondere die großen Comic-Verlage Marvel und Dark Horse haben sich in der Vergangenheit wieder und wieder um Adaptionen und eigene Interpretationen des Cimmeriers bemüht. Nun hat der Splitter-Verlag damit begonnen, eine aufregende, auf 16 Teile ausgelegte Reihe herauszubringen. Dazu schreibt der Verlag selbst:
ZitatConan ist zurück. Wilder. Stärker. Schöner. Mächtiger als je zuvor. Seit Jahrzehnten betreibt der Barbar aus Cimmerien sein blutiges Handwerk in Comics aus den Häusern Marvel und Dark Horse. Aber diese Adaptionen der Novellen von Robert E. Howard sind aus einem anderen Holz geschnitzt: Die besten Szenaristen und Zeichner Frankreichs haben sich zusammengefunden, um dem Gott von Sword & Sorcery Tribut zu zollen. Legendäre Geschichten, bearbeitet von Größen wie Morvan (»Herkules«) und Alary (»Silas Corey«) und Gabella/Jean (»Das Einhorn«). So offenbaren sich frische Perspektiven auf Conan und seine gefährliche Welt und die klassischen Werke erstrahlen in neuem Glanz.
Jeder Band umfasst eine abgeschlossene Geschichte, basierend auf einem Originalwerk von »Conan«-Schöpfer Robert E. Howard, und beinhaltet umfangreiches Bonusmaterial zur Entstehung des Mythos »Conan« und der Comic-Adaptionen.
Mittlerweile sind neun Bände der Reihe erschienen, der zehnte ist für den Juni geplant. Dabei zeigt ein Blick auf die beteiligten Zeichner und Texter, dass sich hier viele bekannte Namen der frankobelgischen Comic-Szene versammelt haben. Ronan Toulhoat, Robin Recht, Sylvain Runberg, Gabella, Jean – all diese Namen stehen für eine gewisse Qualität. Dabei ist auffällig, dass jedem Team bei der Gestaltung fast freie Hand gelassen wird – so unterscheiden sich die verschiedenen Interpretationen Conans durchaus voneinander. Ein einheitliches Bild sucht man vergebens. Und gerade das macht in meinen Augen eine Stärke der Reihe aus. Jede Geschichte wird auf ihre eigene Art interpretiert, erzählt, gezeigt. Jedes Team – oder jeder Einzelkünstler – stellt andere Aspekte der Figur Conans in den Vordergrund. So lernen wir Conan durch verschiedene Augen kennen. Zwei Beispiele.
Jenseits des Schwarzen Flusses: Jenseits des Schwarzen Flusses wurde von Matthieu Gabella und Anthony Jean neu interpretiert. Ist Jenseits des Schwarzen Flusses ohnehin schon eine actionreiche Geschichte, die wie kaum eine andere für den Fall der Zivilisation steht, so gelingt es gerade Jean mit schnellen Bildern, zahlreichen Panels auf einer Seite und nicht zuletzt ausdrucksstarken Gesichtszeichnungen das Tempo der Erzählung unglaublich hochzuhalten. Der Band strahlt Dynamik und Kraft aus und unterstreicht damit gekonnt die kriegerischen Fähigkeiten Conans, die hier eindrucksvoll vorgeführt werden. Die Bilder sind scharf gezeichnet und detailreich, verlieren sich aber nie in den Details. Wichtig ist die Handlung der Charaktere im Vordergrund und so erleben wir einen nahezu ritterlichen Conan auf einem Höhepunkt seiner Leistungskraft, eindrucksvoll visualisiert.
Ymirs Tochter: Ganz anders nimmt sich die Interpretation der Geschichte Ymirs Tochter von Robin Recht aus. Natürlich handelt es sich um eine frühe Conan-Erzählung, was den ungeschliffenen Charakter des noch jungen Barbaren erklärt. Doch das ist es nicht alleine. Recht arbeitet oft mit großformatigen Panels, Landschaftsbildern und breit angelegten Szenerien. Sein Stil ist weicher, verwaschener, mit einem Auge fürs Detail. Das präsentiert die Geschichte in einem ganz anderen Tempo, als es Jenseits des Schwarzen Flusses tut und unterstreicht gekonnt das Katz- und Maus-Spiel, das sich zwischen dem Cimmerier und Ymirs Tochter ergibt. Recht verzichtet auch darauf, die ungeschliffen wirkende und gerade aus heutiger Sicht doppelt fragwürdigen Handlungen Conans in dieser Geschichte zu verschweigen, was Ymirs Tochter zu schwerer Kost werden lässt. Doch ändert das freilich nichts an der Wucht der Bilder und des kargen Dialogs, die uns einen ganz anderen Conan zeigen.
Ergänzend zu den einzelnen Geschichten findet sich in jedem Band auch noch ein kurzer Essay wieder, welcher die Geschichte einordnet, ein wenig über Robert E. Howards Motivation hinter der Geschichte verrät oder ihren publizistischen Werdegang beleuchtet. So ergibt jeder Band ein rundes Bild – Conan-Fans sollten die Reihe auf jeden Fall im Auge behalten. Mehr über die einzelnen Bände sowie reichlich Leseproben findet ihr direkt beim Splitter-Verlag: https://www.splitter-verlag.de/serien/serien-…-der-cimmerier/
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