H. P. Lovecraft - Das große formlose Grauen

  • Ein Essay von Eva Geulen, der zuerst in der Kulturzeitschrift "Merkur" erschien und gerade auf Zeit Online frei zu lesen ist.

    https://www.zeit.de/kultur/literat…komplettansicht

    Mir fällt - mal wieder - wenig dazu ein. Deutsche AkademikerInnen... da geht alles drunter und drüber, faktische Fehler werden gemacht, raunendes Beiseiteschieben von bestehender Forschung, irgendwelche obskuren Elfenbeinturmsachen werden als Grundlage für abstruseste Herleitungen genutzt. Immerhin wird ein Heftchen, "halb akademisch, halb Fanzine" namens "The Lovecrafter" benannt, das angeblich seit 2014 erscheint.

  • Mir fällt - mal wieder - wenig dazu ein.

    Kann ich gut verstehen.

    Liebe Güte, ist das ein Schlamassel. Ich bin ja ein ganz großer Fan essayistischer Kulturbetätigungen, aber das...

    Zwischen endlosem Namedropping, Unterstellungen die so zu äußern wohl niemandem etwas nutzt, und einem nicht entwirrbaren halben Dutzend unterschiedlicher Intentionen, die Frau Geulen wohl im Sinne hatte, lese ich vor allem zwei Sachen heraus: Selbstdarstellung und Desinteresse am Gegenstand.

    Einfach mal "rauszupfeffern", Joshi und Haraway und Latour mal alle in einem Nebensatz völlig unnötig anzuschneiden, das schreit förmlich nach "gelangweilt an einem Nachmittag mal alles aufgeschrieben was mir einfiel, weil die Verlagsdeadline naherückte und ich eh etabliert genug bin nichts beweisen zu müssen".
    Dass nichts, aber auch garnichts Interessantes an Informationen diskutiert wird - absolut alles, sogar die verwendeten Houllebecq-Zitate, lassen sich wohl in 5min googeln ohne ein Buch aufschlagen zu müssen - ist ebenfalls bezeichnend.

    Ich will Frau Geulen nicht unterstellen, tatsächlich so oberflächlich gearbeitet zu haben.
    Aber dass sie einfach keinen Bock auf das Thema hatte, und deshalb nur eine kommentierte Schema-F-Aufzählung von allem was sie so gelesen hat, gewürzt mit unnötig passiv-aggressiven Spitzen, runtergetackert hat, das unterstelle ich.

    Sehr schade, verfehlte Gelegenheit, da die Cultural Studies ja immer mehr boomen - grade an diesen Schnittstellen zwischen Literatur, Popkultur, Kultur- und Wissenschaftstheorie.

  • Wenn man einen so wirr geschriebenen Text liest, bekommt man ein Gefühl dafür, wie es wohl ist, in einem gefährlichen Mythoswerk zu lesen.
    Die Auswahl der Fremdwörter hätte Lovecraft wohl nur halb so gut hinbekommen.

    Ich hab jetzt Kopfschmerzen ;)

  • Ich ärgere mich weniger, sondern nehme solche Texte interessiert zur Kenntnis. Dass Eva Geulen "keinen Bock auf das Thema" gehabt oder den Text "gelangweilt an einem Nachmittag" aufgeschrieben habe, nun, – so weit möchte ich dann doch nicht gehen. Ich sehe in dem Beitrag durchaus die ambivalente Haltung, diese weit verbreitete Mischung aus Neugierede und anschließender Fassungslosigkeit angesichts des Phänomens H. P. Lovecraft. – Wie kann es sein, dass das, "was ein 'Werk' zu nennen man zögert", so eine nachhaltige Wirkung erzielt?

    In dem Zusammenhang passt es auch, dass Geulen gerade für Houellebecq lobende Worte findet, einen schwergewichtigen Forscher und Biografen wie S. T. Joshi hingegen recht schnell abhandelt. Selbst sagen mir übrigens einige von Houellebecqs kritische Feststellungen – die mitunter eher intuitiv denn faktisch richtig sind – auch zu. Aber an diesem Mann bzw. seinem Buch ("Gegen die Welt, gegen das Leben") scheiden sich innerhalb des Vereins ohnehin die Geister.

    Fazit
    Das deutsche Feuilleton kommt um Lovecraft nicht umhin. Die süffisante Art, wie das – im vorliegenden Fall – geschieht, sei den Autorinnen und Autoren gegönnt: Immerhin kann man sich daran ein bisschen aufreiben. Der ewige Hinweis auf Lovecrafts persönliche Eigenschaften und Ansichten (Stichwort Rassismus) darf wohl nie fehlen, er nimmt ja schon fast einen bekenntnishaften Zug an. Man möchte mal einen Text lesen, in dem diese Punkte weniger bemüht ins Scheinwerferlicht gezogen und stattdessen die zigfachen anderen Aspekte im Leben und Werk des Autors ähnlich gewissenhaft durchleuchtet werden. Freilich: Es bestünde dann die Gefahr, dass es an dem Phänomen H. P. Lovecraft mehr zu loben als zu tadeln gäbe …

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