Walter de la Mare (1873 - 1956) war ein englischer Dichter und Autor. Insgesamt ist er offenbar eher als Poet und Kinderbuchautor im Gedächtnis geblieben, allerdings schrieb er auch einige phantastische Kurzgeschichten, die in Texten meist als "subtiler, psychologischer Horror" charakterisiert werden.
Lovecraft mochte de la Mare offenbar insgesamt recht gern, in einem Brief an F.B. Long schrieb er 1926:
"De la Mare can be exceedingly powerful when he chooses, and I only wish he’d choose oftener. Don’t miss the volume of short stories entitled, The Return—especially Seaton’s Aunt, The Tree, and Out of the Depths. I’m making space for Walter in my article."
Eine Kritik, die man ja von HPL häufiger hört (auch in Bezug auf Robert W. Chambers bspw.), aber er hat de la Mare dann doch sehr wohlwollend in seinen Essay aufgenommen:
"De la Mare does not make fear the sole or even the dominant element of most of his tales, being apparently more interested in the subtleties of character involved. [...] Still he is among the very few to whom unreality is a vivid, living presence; and as such he is able to put into his occasional fear-studies a keen potency which only a rare master can achieve."
Die Fokussierung auf die Charaktere und weg von der Angst als abstrakte Größe hat HPL ihm offensichtlich nicht besonders übel genommen. Ich habe gerade mit dem Band "Aus der Tiefe. Seltsame Geschichten" aus der "Bibliothek des Hauses Usher" (Insel Verlag, 1972) begonnen. Ich kannte zwar den Namen Walter de la Mare, hatte ihn aber bisher nie in den Blick genommen. Ich bin gespannt, ob er die Erwartungen erfüllen kann.