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Lovecrafter Online – Filmkritik: The Wicker Man

  • Seanchui
  • 2. Juni 2025 um 12:00
  • 154 Mal gelesen
  • 0 Antworten

Stefan Preis, einer unser dankenswerterweise immer wiederkehrenden Filmexperten, hat an der Hochschule für Musik und Theater ein Filmgespräch mit Christoph Dobbitsch geführt. Im Nachgang entstand dieser Artikel über "The Wicker Man". Vorhang auf!

Foto: Jakob Neundorfer

Roger Corman drehte 1963 mit The Haunted Palace (Die Folterkammer des Hexenjägers) die erste Verfilmung einer Vorlage von Howard Phillips Lovecraft. Die Adaption von Charles Dexter Ward galt lange Zeit auch als die werkgetreueste. 1965 folgte Die, Monster, Die (Das Grauen auf Schloß Witley), eine atmosphärisch dichte Inszenierung von Daniel Haller, die sich an Colour Out of Space (Die Farbe aus dem All) orientierte. The Dunwich Horror hatte Anfang 1970 seine Premiere und war die erste Verfilmung einer Lovecraft-Geschichte, bei der der Titel der Erzählung und der Titel des Films identisch waren. Entstanden als Gemeinschaftsarbeit von Roger Corman als Produzent und erneut Daniel Haller als Regisseur, stand er am Beginn eines Filmjahrzehnts des „okkulten“ Horrors mit Themen wie dämonischer Besessenheit, Telepathie und Reinkarnation. Vielleicht einer der bedeutendsten Spielfilme der 1970er Jahre überhaupt ist der in diesem Fahrwasser entstandene The Wicker Man von Robin Hardy (1973) nach dem Drehbuch von Anthony Shaffer, der im Jahr zuvor das Skript zu Alfred Hitchcocks Frenzy verfasste. Roger Corman sicherte sich die Rechte für den us-amerikanischen Filmmarkt.

Handlung

Sergeant Howie (Edward Woodward) ermittelt auf der vor der schottischen Küste gelegenen Insel Summerisle, nachdem er Hinweise auf einen seltsamen Vermisstenfall erhalten hat. Eine Schülerin namens Rowan Morison (Geraldine Cowper) soll spurlos verschwunden sein. Zunächst scheint sie niemand einschließlich ihrer Angehörigen zu kennen, dann heißt es, sie sei verstorben. Im Grab findet Howie einen toten Hasen. Howie ist von der sexuellen Freizügigkeit und den neopaganen Riten auf der Insel erschreckt und abgestoßen. Aufgrund weiterer Recherchen ist Howie überzeugt, Rowan sei noch am Leben und soll bei der kommenden Maifeier einem Sonnengott und der Göttin der Erde und des Ackerbaus geopfert werden, damit diese eine reichhaltige Apfelernte ermöglichen.

Literarische und historische Quellen

The Wicker Man wirkt über weite Teile wie eine Detektivgeschichte, ähnlich wie Lovecrafts The Horror of Red Hook - worin es auch um Menschenopfer geht - und Inspektor Howie mit seiner expliziten Frömmigkeit erinnert stellenweise an Father Brown (sogar die Szene aus Er kann’s nicht lassen (1962), in der Brown sich angeblich betäubt stellt, wird zitiert und persifliert). Howie schlussfolgert auch konsequent logisch wie Sherlock Holmes, dass wenn das Unmögliche ausgeschlossen ist, die Wahrheit übrig bleibt, so unwahrscheinlich diese auch immer sei. Als Howie über Menschenopfer liest, denkt er zunächst, dass nicht einmal die Bewohner von Summerisle wirklich ‘so verrückt’ sein könnten.

Der Handlungsort ist ähnlich wie in manchen Geschichten Lovecrafts äußerst abgeschieden und von einer isoliert lebenden Gemeinschaft bewohnt, die mysteriöse Kulte zelebriert. Die Riten auf Summerisle - zu Beginn wird im Dokumentarstil den Inselbewohnern sogar gedankt, dass sie Einblick in ihre Bräuche gewährten - sind eine erfundene Mythologie, allerdings mit Anleihen an die Sagenwelt der Kelten - hier findet sich die nächste Lovecraft-Parallele. Die Figur des Weidenmannes ist offenbar aus Julius Caesars Bellum Gallicum entlehnt.[1] Caesar beschreibt „ein Gebilde von ungeheurer Größe, deren aus Weidenruten zusammengeflochtene Gliedmaßen sie mit lebenden Menschen füllen“ und in Brand setzen. Ob dies tatsächlich so geschehen ist, ist historisch umstritten. Römische Quellen berichten auch, dass unter keltischen Stämmen der Glaube an Seelenwanderung verbreitet wäre. Auf Summerisle glauben die Insulaner daran, in Pflanzen und Tieren zu reinkarnieren. Sie erklären Howie auch, dass sie den Tod aus ihrem Ort verbannt hätten. In verschiedenen Mythen gelten Äpfel als Unsterblichkeitssymbol. Insgesamt wirkt die Gemeinschaft wesentlich lebensfroher und freier als die britische Gesellschaft, die Howie vertritt.

Webers Herrschaftssoziologie und Lovecrafts Pessimismus

„Der Gedanke der Verpflichtung des Menschen gegenüber seinem anvertrauten Besitz, dem er sich als dienender Verwalter oder geradezu als »Erwerbsmaschine« unterordnet, legt sich mit seiner erkältenden Schwere auf das Leben.“

- Max Weber (1904): Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus

Howie wird als puritanischer Berufsmensch wie bei Max Weber beschrieben eingeführt: die asketische Lebensführung verlangt sexuelle Enthaltsamkeit[2] und nur so viel Schlaf wie zur Regeneration erforderlich. Vor allem in der Anfangs- und Schlussszene sieht man ihn bei Gebeten, zugleich handelt er kühl-rational: Tag und Nacht arbeitend, einen so hoch motivierten Mitarbeiter wie Howie kann sich jedes Unternehmen wünschen. Howie stolpert ähnlich irritiert durch die Handlung wie der Ich-Erzähler aus Lovecrafts The Shadow Over Innsmouth durch die gleichnamige Küstenstadt. Die Konfrontation mit offen ausgelebter Sexualität verletzt nicht nur sein sittliches Empfinden, er betrachtet den Paganismus als gesellschaftlichen Rückschritt und barbarischen Aberglauben. Zugleich weist er den Herrn der Insel, Lord Summerisle (Christopher Lee) darauf hin, dieser sei Bürger eines christlichen Staates. Herrschaft im Sinne von Max Weber bedeutet auch, dass zumindest ein großer Teil der Beherrschten dieser zustimmt. Howie kommt aus einer Gesellschaft, die sich über festgeschriebene Regeln und Gesetze definiert.

Die Insulaner akzeptieren einerseits nicht das Gewaltmonopol des britischen Staates, andererseits wirkt Lord Summerisle selbst wie ein autoritärer Herrscher - oft wird Howie bei seinen Ermittlungen mit der Antwort konfrontiert, dies müsste erst von Lord Summerisle genehmigt werden. Von Howie auf die paganistischen Riten angesprochen, nennt Summerisle sich explizit aufgeklärt - gerade daran zweifelt man, wenn man später der ernsthaft vorgetragenen Auffassung lauscht, durch Tier- und Menschenopfer könnten nie sichtbare Gottheiten eine reichhaltige Ernte bewirken.[3] Oder - glaubt Summerisle selbst nicht daran, nutzt den Kult aber als Herrschaftsinstrument? Sichtlich erschrocken hält er kurz inne, als er damit konfrontiert wird, dass er das nächste Opfer sein wird, wenn die erhoffte Ernte ausbleibt.[4] Im Schlussbild gleitet die Kamera von der Insel hinaus aufs Meer in den gleißenden Sonnenuntergang und lässt das betroffene Publikum mit der Frage zurück, wie die Geschichte der Insel weitergehen könnte.

Der hier vorgetragene Pessimismus ähnelt auch dem Lovecrafts, der in The Call of Cthulhu schreibt: „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen. Wir leben auf einem friedlichen Eiland des Ungewissens inmitten schwarzer Meere der Unendlichkeit, und es ist uns nicht bestimmt, diese weit zu bereisen. Die Wissenschaften - deren jede in eine eigene Richtung zielt - haben uns bis jetzt wenig gekümmert; aber eines Tages wird das Zusammenfügen der einzelnen Erkenntnisse so erschreckende Aspekte der Wirklichkeit eröffnen, dass wir durch diese Enthüllung entweder dem Wahnsinn verfallen oder uns aus dem tödlichen Licht in den Frieden und die Sicherheit eines neuen, dunklen Zeitalters fliehen werden.“

- Stefan Preis

Quellenangaben

Breuer, Stefan (2006): Max Webers tragische Soziologie. Aspekte und Perspektiven. Tübingen.

Lentzsch, Simon (2023): Druiden, Faeries und Steinkreise - Rezeption keltischer Mythologie im Horrorgenre. In: Kleu, Michael (Hrsg.): Antikenrezeption im Horror. Essen. S. 224 - 259.

Lovecraft, Howard Phillips (1972): Cthulhu. Geistergeschichten. Frankfurt am Main.

Weber, Max (1988): Aufsätze zur Religionssoziologie 1. Tübingen. 9. Auflage.


[1] Interessanterweise ähnelt der durchaus humorvoll geschilderte Kontrast zwischen Inselgemeinschaft und Festland dem Widerstand des Gallierdorfes aus den Asterix-Comics gegen das Römische Imperium.
[2] So widersteht Howie fast unter Qualen den nächtlichen Verführungsversuchen der Wirtstochter Willow MacGreagor (Britt Ekland).
[3] Über die Aspekte Atheismus und Religionskritik bei Lovecraft und explizit in The Wicker Man haben Nils Gampert und ich in einem Podcast diskutiert dLG-Radio x Filme, Serien und Stars: H. P. Lovecraft & Religionskritik.
[4] Ein wichtiger Vorläufer von The Wicker Man ist Eye of the Devil (Die schwarze 13, 1966), worin aufgrund einer drohenden Missernte der Gutsherr von Bewohnern eines französischen Dorfes getötet wird. Inspiriert ist die Geschichte unter anderem durch die Beschreibung des Erntekönigtums in The Golden Bough von James George Frazer, einem Buch, das Lovecraft sehr schätzte.

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