Lovecrafter Online – Rezension: D.A.R.T.: At the Mountains of Madness
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Seanchui -
15. April 2024 um 12:00 -
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Unter dem Namen Dark Adventure Radio Theatre werden von der H.P. Lovecraft Historical Society (HPLHS) Erzählungen von Lovecraft sehr atmosphärisch im Stil von Radiosendungen der 1930er umgesetzt. Darüber hinaus enthalten alle Hörspiele Requisiten, welche das Hörerlebnis abrunden wollen. Das Konzept, die Geschichten als (fiktive) Radiosendung zu erzählen ist interessant und spätestens seit The War of the Worlds zugleich ein echter Klassiker. Entsprechend neugierig habe ich mich meiner ersten Folge gewidmet.
Die Handlung
Die Handlung von At the Mountains of Madness will ich hier nur kurz umreißen - immerhin hat die Geschichte einen eigenen Wiki-Eintrag. In Berge des Wahnsinns folgen wir den Spuren einer Expedition der Miskatonic University in die Antarktis. Nach dem Fund interessanter Fußabdrücke im fossilen Gestein teilt sich das Team auf. Der kleinere Teil der unerschrockenen Forscher entdeckt nicht nur die höchsten Berge der Welt, sondern auch im Eis eingeschlossene Lebewesen, welche die Geschichtsschreibung der Menschheit auf den Kopf stellen. Dann bricht der Funkkontakt ab...
Die Adaption
Die D.A.R.T.-Umsetzung der Berge des Wahnsinns hält sich einerseits eng an die Vorlage, nimmt sich aber doch alle notwendigen Freiheiten, um als Radio-Hörspiel zu funktionieren. So vertraut sich Professor Dyer eben nicht Papier und Stift an, um den Start der Starkweather&Moore-Expedition zu verhindern, sondern dem Radio. Der durchaus interessierte Radioreporter lässt dann in einer Reihe von Rückblenden - während der Expedition stattfindende Radio-Interviews - noch einmal Revue passieren, was der Öffentlichkeit bekannt ist. Danach steigt Professor Dyer wieder in das Gespräch ein und schildert nicht nur die Wahrheit hinter dem Schicksal von Professor Lake und seinen Gefährten, sondern auch Danforths und seinen Ausflug in die prähistorische Stadt auf den Gipfeln der Berge des Wahnsinns.
Im Zuge von Dyers Schilderungen wandelt sich der Charakter des Hörspiels, denn an dieser Stelle verlassen wir das Radiostudio und haben eine recht normale Hörspieladaption der folgenden Geschehnisse. Diese wird aber immerhin immer wieder durch interessierte Nachfragen des Reporters unterbrochen, so dass der Stil doch irgendwie gewahrt bleibt. Schlussendlich ist die Umsetzung als Radio-Hörspiel damit sehr gut gelungen und begeht nicht den Fehler, in lange Monologe zu verfallen, nur um einem bestimmten Stil treu zu bleiben.
Technische Umsetzung
At the Mountains of Madness ist technisch sehr versiert und qualitativ hochwertig umgesetzt. Die Toneffekte sind grandios und insbesondere Effekte wie der regelmäßig eingestreute "Worldwide Wireless News"-Jingle oder die Werbeeinblendungen erzeugen eine ganz eigene Atmosphäre. Leider haben sich die Tonmischer bei den Verzerrungen der Übertragungen aus der Antarktis, welche den ersten Teil des Hörspiels bilden, ein wenig zu sehr ins Zeug gelegt. Das mag realistisch sein, jedoch sind Teile der Berichte wirklich kaum zu verstehen. Gerade für jemanden wie mich, welcher mit dem fließenden Verstehen englischer Sprache eher wenig geübt ist, ist das ein zusätzliches Hindernis. Kenner der Geschichte können ihr natürlich dennoch problemlos folgen, zumal die Handlung ja ohnehin erst im zweiten Teil, Professor Dyers Bericht, deutlich an Fahrt aufnimmt. Die Sprecherriege macht ihre Aufgabe grandios und gerade die Interaktion zwischen Danforth und Dyer inmitten der Ruinen ist absolut hörenswert.
Neben der eigentlichen CD liegen dieser Umsetzung auch noch einige Gimmicks - Ein Zeitungsausschnitt aus dem Arkham Advertiser, zwei bisher unveröffentlichte Fotos der antiken Stadt sowie eine Seite aus Danforths Skizzenbuch - bei, welche den Hörgenuß abrunden.
Fazit
Eine tolle Umsetzung, werksgetreu und zugleich absolut originär. Absolut empfehlenswert, wenn man sich den englischen Hörgenuss zutraut.