Achtung! Cthulhu

Zitat von Grahame Roby

Aber künstlich diese Diskussion überfrachten, ob denn durch ein Rollenspielprodukt ein historisch-kritischer Diskurs möglicht oder verhindert wird... not so much.

Da hast Du meine Anfrage völlig falsch verstanden.

Jedem das Seine! Schön, dass A!C genau Deinen Geschmack trifft!

Ich will mir nur nichts kaufen, was mir persönlich dann absolut nicht gefällt. Daher wollte ich mal hören, ob ich mit meinen - ausdrücklich als solche bezeichneten! - Befürchtungen und Vorurteilen gegen A!C ganz falsch liege oder doch richtig. Darum habe ich dazu aufgerufen, mir meine Voruteile zu nehmen, falls ich damit der Kampagne Unrecht tue. Ich wollte hier KEIN moralisches Urteil über A!C als Ergebnis des Threads erreichen oder hätte darum gebeten, ich wollte eigentlich noch nicht einmal einen eigenen Thread beginnen. Ich wollte nur einmal ausloten, ob ich A!C mit meinen Vermutungen Unrecht tue oder ob es genau die Richtung bedient, die ich erwarte und die mich absolut nicht anspricht.

Für mich persönlich ist das reizvolle an Cthulhu-RPGs immer die historische Recherche gewesen, bei der Vorbereitung auf geschichtliche, technische oder naturwissenschaftliche Details zu stoßen, die noch nicht kannte, die mich überraschen und faszinieren und dann mit solchem Wissen meinen Geschichten einen Grad von Authentizität und Glaubwürdigkeit zu geben, sie so stimmig wie möglich zu machen. Mir geht es um die Tiefe der Geschichten. Vermutlich bin ich da einfach zu pedantisch und detailverliebt, das räume ich wohl ein. Für mich persönlich ist das ein ganz wesentliches Element von Horror. Wenn ich allenthalben schon denke, 'man, dass ist ja völlig unrealistisch', dann kann ich mich weder gruseln, noch ein Horror-Gefühl an Spieler vermitteln. Darum stehe ich persönlich nicht auf Verallgemeinerungen: Deutsche sind keine Orks, auch nicht im Dritten Reich. Es gab Widerstand, es gab sehr viele Soldaten, die nicht gerne in den Krieg gegen ihre Nachbarländer zogen, es gab viele Deutsche, die dem NS nicht positiv gegenüberstanden und dafür bitter bezahlt haben. Diese Seiten auszublenden, widerstrebt mir persönlich.

Eine - in den Grenzen eines Spiels - historisch fundierte, saubere Aufarbeitung ist auch etwas ganz anderes als ein historisch-kritischer Diskurs. Einen solchen historisch-kritischen Diskurs im Spiel habe ich nie erwartet oder gefordert. Gut, ich kann irgendwo verstehen, dass Du mir jetzt als rhetorische Finte eine Überspitzung meiner Position 'unterschiebst', aber zutreffend ist das nicht. Darum distanziere ich mich hier mal klarstellend von so einer Erwartungshaltung, die ich nicht habe.

Jeder kann natürlich ander Vorlieben haben: Man kann z.B. gerade an einer fehlenden historischen Korrektheit seinen Spaß habe (geht mir z.B. mit Space 1889 so, wo das vom gesamten Setting für mich passt). Selbst der Verzicht auf 'Political Correctness' kann mitunter sehr lustig sein, aber Horror ist das für mich eben nicht. Ich verstehe schon, dass man Indiana Jones 3 witzig finden KANN, aber es ist in vielen Szenen eben nicht MEIN Humor. Humor ist nun einmal sehr individuell unterschiedlich. Ich kann über Teil 1 der 'Nakten Kanone' oder 'Get Smart' herzlich lachen, aber ich verstehe jeden, der sagt, der Humor sei ihm zu platt, denn genau das ist er. Mich stört das kein bischen, ich kenne aber auch einige, die über diese Filme überhaupt nicht lachen können. Ich weiß, was auf mich zukommt, wenn ich mir 'Die Nakte Kanone' ansehe und habe garkeine andere Erwartungshaltung.

Bei einem historischen Setting ist meine Erwartungshaltung ganz anders. Mehr ist es nicht.

Ich kann auch das Bedürfnis nach einer simplifizierenden Abgrenzungen Böse/Gut, Licht/Schatten etc. im Spiel verstehen und selbst auch gut spielen. Das Dritte Reich macht es einem natürlich sehr leicht, die Deutschen verallgemeinernd als DAS BÖSE zu klassifizieren. Wenn ich das Bedürfnis nach Simplifizierung habe, spiele ich aber eben lieber Fantasy oder SF, wo das in aller Regel fester Bestandteil ist, und kein (dann nur vermeintlich) historisches Setting. Die Kombination von Simpifizierung und historischem Setting ist ein Bogenschlag, der mir persönlich nicht gelingt und nicht gefällt. Was Du als ungezwungen bezeichnest, ist für mich befremdlich. Sonst könnte ich Warhammer 40k oder Pathfinder auch mal einfach im Zweiten Weltkrieg spielen ... das Spiel könnte nie so gruselig sein, wie dieser Gedanke es für mich schon ist.

Das war's auch schon. Reine Geschmacksache ... jedem Tierchen sein Pläsierchen!

Ich wollte keine breite Diskussion starten. Meine eigentliche Frage ist längst beantwortet und ich hatte ja auch schon geschrieben, dass die Angelegenheit für mich erledigt ist. Ich habe nur um eine Einordnung von A!C aus Sicht derer, die es - anders als ich - schon (in der englischen Variante) gelesen haben, gebeten, nicht um ein moralisches Verbot, eine allgemeine Verurteilung oder dergleichen. Mir ging es sozusagen NUR um den Geschmack, der angesprochen wird. Offenbar habe ich meinen Post etwas zu reißerisch formuliert. Ich wollte niemandem ernsthaft auf die Füße treten. ... Alles, nur das nicht!

Ich habe das Gefühl, in der Sache der 'Einordnung' von A!C sind alle Posts, die ich gelegen habe, eigentlich nahe beieinander, nur nicht darin, ob man sowas mag oder nicht. Da scheiden sich halt die Geister und das ist okay.

Nichts für Ungut!
Joran

PS: Mit den NAZIS im Wettlauf nach Atlantis? Schluck ... mir schwant wieder Schreckliches ... nach dem heiligen Gral und der Bundeslade jetzt auch noch Atlantis ... Liebe Autoren, bitte denkt Euch doch 'was eigenes aus, anstatt gute Vorlagen bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen und zu entstellen! (Tschuldigung, das konnte ich mir nicht verkneifen... )