Was sagt ihr denn zum Inhalt dieser Diskussionsrunde? Also speziell HPL, nicht Rowling.
Danke!
Ich muss sagen, dass ich (ganz wertneutral gemeint) sehr wenig mit den Ausführungen, mit teilweise der Ausnahme Jasmins, anfangen konnte. Die Frage der Trennbarkeit von Autor und Werk wurde in einem Rahmen besprochen, der meiner Art, mit Literatur umzugehen, einfach entgeht. Wenn Sullivan davon spricht, HPLs Briefe hätten das Werk "entzaubert" und sie würden zeigen, dass dieser "nur mit Wasser koche", weil Techniken und Motive dadurch kontextualisiert würden, dann scheint er einfach aus völlig anderen Gründen zu lesen und zu schreiben als ich lese.
Dss Lovecrafts Einfluss auf "den Cthulhu-Mythos" begrenzt und überschätzt sei ist tautologisch in einem Umfeld popkultureller Sekundärprodukte, wo Marvel, Neil Gaiman, Guillermo del Toro, die Plüschtier-Industrie und Unsummen von wahlweise Fan-Fiction oder Yog-Sotothery die Erzählungen in jede beliebige Richtung ausgebaut haben. Natürlich kann man da HPL irgendwie rausoperieren und muss es vielleicht auch manchmal. Denn spätestens, wenn es in Richtung Fandom im Sinne von Merchandise und anderer eindeutig affirmativer Bezugnahme geht, dann berührt es automatisch die Frage was man vor sich selbst und anderen repräsentieren möchte und mit welchem Anspruch.
Aber für mich, und damit bin ich sicher nicht alleine, stellen sich solche Fragen bei der Lektüre eben nicht. Wenn ich einen Text lese, dann will ich danach (oder schlimmstenfalls währenddessen) manisch stundenlang googeln, Sekundärliteratur lesen, durch den/die Schrifstellende/-n betreffende Zeitdokumente pflügen und überhaupt in Interaktion treten mit all den Sachen, die eine Geschichte größer machen als ihre Buchstaben. Das macht für mich überhaupt erst den Reiz an Literatur aus. Zwischen freier Interpretation, Geschichte, unterschiedlichen Lesarten und Hintergrund der Urheber/-innen herumzumäandrieren um sich einem "Verständnis" immer mehr anzunähern ohne es (meiner Meinung nach) je ganz erreichen zu können. Und wenn man da, ich mache es mal ganz deutlich, misogynen, antisemitischen und/oder rassistischen Scheißdreck vor sich liegen hat, dann ist es nicht dieser Scheißdreck der den Reiz des Buches (o.ä.) ausmacht, sondern es ist dieser ganze Zusammenhang der Beschäftigung damit. Teils auch unfreiwilliger Beschäftigung, wenn einen ein Text nicht mehr loslässt. Und in diesem Sinne geht es zwar überhaupt nicht mehr um das "was will der Autor uns sagen" aus der Schule, aber die Autor/-innen sind auch nicht "tot".
Es ist völlig richtig, was in dem Video mehrfach gesagt wird: Du kannst mit HPL ganz so einfach nicht weitermachen, wenn du in der Community und nicht zuletzt in einer marktförmigen Industrie aktiv bist. Das betrifft auch Rollenspielende und -vertreibende. Aber das beantwortet die Frage, wie man mit HPL nun insgesamt umgehen soll, überhaupt nicht. Da muss Herr Sullivan für sich selbst sprechen.