Hell is other People (Kult)
Ein Priester, seine Tochter und ein Fotograf steigen in eine Limousine ein, in der ihre tiefsten Geheimnisse offenbart werden. Warnung: Stalking und viele sexuelle Inhalte.
Originalspielbericht
Die Charaktere
Yves Saint-Clair: Ein Bischoff, der verzweifelt versucht, sein Gesicht zu wahren. Seine sexuelle Orientierung und das ausschweifende Leben seiner Tochter machen ihm das nicht leicht.
Anette Saint-Clair aka Sandra Black: Yves‘ Tochter und leidenschaftliche Pornodarstellerin. Sie braucht dringend Geld, doch ihr Vater hält das Erbe ihrer verstorbenen Mutter zurück.
Laurent: Der Fotograf hat eine ungesunde Obsession mit Sandra Black. Da er als Kind von einem Priester missbraucht wurde, will er nun alle zu Fall bringen.
Die Geschichte
Die Limousine
Yves wartet vor seiner Kirche auf ein Taxi, welches ihn zu einem Treffen mit Stadträtin Morgana Masters bringen soll. Statt des erwarteten Gefährts taucht eine schicke Limousine aus und der Fahrer, ein gutaussehender, aber leicht unheimlich wirkender, androgyner Mann, bittet den Bischoff, einzusteigen.
Yves zeigt sich verwundert, doch der Fahrer beschreibt sein Erscheinen als „Upgrade“. Als die Fahrt losgeht, beginnt der Fahrer mit ihm zu plaudern. Wie das Treffen war und ob die neue Kirche nun finanziert wird. Yves ist verwundert, dass der Mann so gut informiert ist. Oh, doch er weiß noch mehr. Auf den beiden großen Bildschirmen laufen Fotos durch, welche den Gottesmann bei seiner Affäre mit Laurent zeigen. Zu Anfang fragt Yves den fahrer, ob er ihn damit erpressen will, doch der Fremde meint nur, dass er so etwas nicht nötig habe. Zudem würde Yves ja bereits damit erpresst werden, doch der Erpresser habe noch keine Forderungen gestellt. Was könne er nur wollen? Und was würde Morgana, das Monster dazu sagen? Immerhin hat sie sehr klare Vorstellungen, wie man mit derartigen Personen umgehen muss.
Dann verlangt der Fremde zu wissen, wen Yves töten würde, wenn er die Chance dazu hätte. Selbstverständlich weigert sich der Bischoff, eine solche Frage zu beantworten, woraufhin der Fahrer anfängt, ein wenig hin und her zu schlenkern und ihn zu fragen, ob er lieber die Frau mit Kinderwagen oder den Obdachlosen daneben überfahren solle, falls die Limousine außer Kontrolle geraten sollte. Zuerst weigert sich Yves auch hier, eine Antwort zu geben, doch der Fahrer scheint es ernst zu meinen, gibt Gas und droht, beide zu überfahren. Schließlich schreit Yves, er solle den Obdachlosen nehmen, was der Fahrer auch nur zu gern tut, nur um ihn im Anschluss zu informieren, dass dieser ein renommierter Arzt gewesen sei. Der Bischoff glaubt ihm nicht wirklich und weist jegliche Schuld von sich.
Die Tochter
Yves stellt fest, dass sie nicht in die richtige Richtung fahren und fordert, rausgelassen zu werden. Der Fahrer lacht nur und erklärt, er müsse erst noch jemand anders einsammeln. Tatsächlich hält er kurz darauf an und öffnet die Tür. Der Bischoff will die Chance nutzen, um auszusteigen, doch der Fahrer stößt ihm Anette entgegen, sodass beide ins Innere der Limousine taumeln. Die beiden blicken sich verwundert an. Die Tür geht hinter ihnen zu.
Jetzt geht auch ein Licht über der Trennscheibe zum Fahrer an, sodass drei Gegenstände sichtbar werden: Ein Bohrer, ein diamantbesetztes Halsband und ein Glas mit Flüssigkeit, auf dem Schwefelsäure steht. Der Fahrer plaudert unterdessen, als würde er Zuschauer haben, doch nirgendwo ist ein Smartphone zu sehen. Er stellt die junge Frau als Tochter des Bischoffs und neuerdings Pornodarstellerin vor. Auch sie wird mit Fragen gelöchert: Ihr Vater hat etwas gegen ihre Karriere, ob sie die aufgeben könne? Und ob er wisse, dass sie Loretta für den Vertrag eine Haarsträhne gegeben habe? Yves ist vollkommen entsetzt. Er ist sich sicher, dass die Produzentin Loretta einen Bund mit einem Dämon namens Gamaliel eingegangen ist. Mit der Haarsträhne könnte sich seine Tochter ebenfalls an das teuflische Wesen verkauft haben, ohne es zu ahnen. Anette hält das für Spinnerei.
Daraufhin lenkt der Fahrer das Gespräch auf ihren Stalker. Yves ist besorgt, doch die Schauspielerin erklärt, die Polizei sei bereits informiert. Da lacht der Fahrer und erzählt, ob die Polizei denn schon etwas unternommen habe? Immerhin sei der Stalker bereits einmal bei ihr eingebrochen und habe ihr ein ganzes Glas mit Samenflüssigkeit geschickt und es gäbe ein Video, wie er sich in der Nacht verfolgt. Das wird der jungen Frau ein wenig zu viel und sie glaubt bereits, der Fremde könne ihr Peiniger sein. Sie schnappt sich den Bohrer und versucht, die Scheibe abzubohren, doch es hat keinen Effekt.
Belustigt setzt der Fahrer sein Spiel fort und will wieder jemanden überfahren. Yves erklärt ihr, was bei ihm passiert ist und sie sich nicht darauf einlassen soll. Sie weigert sich also, zu wählen, woraufhin der Kerl beide überfährt. Und danach noch jemanden und noch jemanden, solange, bis sie schließlich eine Wahl trifft. Aber nervlich ist die Schauspielerin ziemlich fertig, während ihr Vater versucht, sie zu beruhigen und ihr zu sagen, dass sie keine Schuld trifft. Das ist alles nur die Manipulation dieses Irren.
Der Fotograf
Die Umgebung draußen hat sich vollkommen verändert. Man ist nun nicht mehr in der Stadt, sondern auf einer Art Schlachtfeld, auf der verletzte und wahnsinnig wirkende Leute sich gegenseitig angreifen. In deren Mitten steht der verwirrt dreinblickende Laurent, der keine Ahnung hat, wie er hergekommen ist Als die Limousine vor ihm hält, zögert er nicht, einzusteigen. Anette ist wenig erfreut, ihn zu sehen, während der Fotograf verwirrt ist, seinen Schwarm und sein derzeitiges Opfer hier vorzufinden. Der Fahrer tut überrascht und fragt, woher sich alle kennen.
Von der Arbeit, erzählt Anette, er sei dort Fotograf. Dann werden die kompromittierenden Bilder der beiden Männer gezeigt. Anette entlockt das eher ein amüsiertes Grinsen. Soso, ihr Vater steht also auf Männer. Der Fahrer stichelt ein wenig, dass es ja Laurent war, der den ersten Schritt gemacht hat. Woran es lag. Yves erklärt seinem Liebhaber derweil, dass ihn jemand erpresst und fragt, wieso er überhaupt Bilder von ihnen gemacht hat, denn wer sonst soll es gewesen sein. Die beiden streiten ein wenig, bevor der Fahrer sie fragt, ob Pornografie auch Kunst sein kann. Anette, die bisher versucht hat, ihm ein bisschen Honig um den Mund zu schmieren und versprochen hat, mit Pornos aufzuhören, wenn sie das Geld hat, beginnt mit einer Lobpreisung der Pornografie. Ihr Vater ist schockiert und erinnert sie daran, dass sie sich durch diese Zurschaustellung einen Stalker aufgeladen hat. „Das wäre auch passiert, wenn ich normales Schauspiel machen würde“, gibt sie zurück. Auch Laurent ist von der Kunsthaftigkeit überzeugt, immerhin ist das sein beruf, nein, seine Berufung. Der Fahrer versucht, ihn zu einem Geständnis zu bringen, der Stalker zu sein, doch Laurent weist jegliche Schuld vehement von sich.
Zuspitzung
Doch der Fahrer bohrt weiter. Er spricht noch einmal über die Dinge, die der Stalker Anette angetan hat und fragt sie, ob das vielleicht Liebe ist. Sie beginnt daraufhin eine Tirade darüber, wie das Obsession ist, keine Liebe und wie furchtbar es sich anfühlt. Allmählich bricht Laurent zusammen und wird ganz kleinlaut.
Hinten im Kofferraum klopft und rumpelt etwas, doch der Fahrer warnt, es nicht freizulassen. Draußen drängen sich Personen an die Scheiben, schauen hinein und klopfen dagegen. Der Fahrer redet ein wenig über die Partys, die Loretta schmeißt und dass dort einer von Anettes berühmtesten Filmen gedreht wurde. Und dass auch ihr Vater den gesehen hat. Plötzlich schnellen zwei lange Arme aus dem Kofferraum und peitschen umher, während ein lauter Schrei ertönt: „Ich will doch nur geliebt werden!“ Irgendwie schaffen die drei es, das Wesen zu beruhigen und wieder einzusperren, doch die Spannung bleibt erhalten. Schließlich bricht es aus Laurent heraus, dass er der Stalker ist und dass er Laurent nur benutzt hat – und ihn erpresst. Ob er ihn liebt? Er zögert. Er weiß es nicht. In all dem Chaos ruft schließlich Morgana an und verlangt von Yves zu wissen, wo er bleibe. Es sei eine Schande, so unpünktlich zu sein. Der Bischoff, mit den Nerven am Ende, fängt an, sie anzuschreien und gesteht, homosexuell zu sein und sie zu hassen. Anschließend schickt er Anette das Geld und hofft, dass sie damit glücklich wird.
Der Fahrer ist äußerst amüsiert. Sie fahren die Klippe hinauf, wo Loretta ihre Villa stehen hat. An dieser Stelle erklärt der Fahrer, dass Anette geschworen hat, Loretta zu dienen, Laurent, ihr Opfer zu bringen und Yves, eine Seele vor ihr zu retten. Doch am Ende des Tages werden nur zwei von ihnen wieder mit diesem Auto zurückfahren. Wer also soll es sein, wer wird bei Loretta bleiben müssen? Er händigt Zettel und Stifte aus, sodass jeder einen Namen draufschreiben kann – die Person, die geopfert werden soll. Ohne es sich gegenseitig zu zeigen, geben sie ihm die Zettel zurück. Er schaut sie sich an und lacht hysterisch. „Loretta wird erfreut sein.“ Dann gehen die Lichter in der Limousine aus.
Fazit
Das Szenario findet sich im Band „Screams and Whispers“ und wurde von Anders Fager geschrieben.
Kult ist wirklich nichts für schwache Nerven. Die Themen, die in diesem Szenario vorgekommen sind, haben es wirklich in sich und haben uns an unsere Grenzen gebracht. Unser SL hatte eine diebische Freude daran, den Fahrer zu verkörpern und die Interaktion zwischen den Spielern war sehr intensiv.
Der Kniff des Szenarios ist, dass man vorher selbst nicht alle Informationen hat und der Fahrer diese nach und nach offenbart und man sich dann darauf einstellen muss. Laurents Spieler hatte damit anfangs leichte Schwierigkeiten, hat sich dann aber auch eingefunden.
Ein sehr, sehr düsteres, hoffnungslos brutales Szenario. Es hat mir stellenweise sehr gut gefallen, aber so etwas brauche ich trotzdem nicht so schnell wieder. Übrigens haben am Ende alle Laurent gewählt, sogar er selbst.