Ich befinde mich gerade in folgender Situation:
Im letzten Quartal diesen Jahres werde ich eine mehrtätige PnP-Runde leiten, die sich "abheben" sollte. Ich habe also eigentlich einen recht langen Zeitraum zur Verfügung, mich darauf vorzubereiten. Auch habe ich weitgehend freie Hand: Ich kann das System frei wählen, ebenso das Thema bzw. die Welt, in der wir spielen (wenngleich ich gewisse Vorlieben berücksichtigen möchte). SCs kann ich zur Auswahl vorgeben (wozu ich neige) oder von den Spielern entwerfen lassen. Ich könnte mehrere Abenteuer mit oder ohne Zusammenhang oder ein langes Abenteuer oder sogar zwei Systeme (was wohl keine gute Idee wäre) spielen. Im Moment denke ich in verschiedene Richtungen gleichzeitig und nehme mir vermutlich mehr vor, als ich tatsächlich schaffen kann. Das lässt mich eher auf der Stelle treten ... was ich sonst nicht kenne.
Woran liegt das?
Als ich in den 80ern mit PnP begonnen habe, umfasste unsere Runde acht Personen. Vielleicht etwas viel für Anfänger, aber wir haben das damals recht gut hinbekommen. Spieler sind weggezogen, andere neu dazugekommen. Die Runden wurden mit der Zeit jedenfalls kleiner, dafür intensiver. In den letzten ... na sagen wir ca. fünfzehn ... Jahren habe ich als Spielleiter nicht mehr größere Runden als vier Spieler geleitet. Ehrlichgesagt waren mir Runden mit nur zwei oder drei Spielern am liebsten, weil sie sich als die intensivesten erwiesen haben, an die man sich noch lange erinnert.
Was jetzt auf mich zukommt sind sieben oder acht Spieler! Davon kenne ich hinsichtlich ihres Spielverhaltens und ihrer Vorlieben drei gut bis sehr gut, zwei flüchtig, den Rest noch garnicht ... Jedenfalls die mir bekannten Spieler blicken wie ich auf eine mehrere Jahrzehnte lange Rollenspielerfahrung zurück.
Jedes Element (Spielerzahl, Zeitdauer, unbekannte Spieler) habe ich schon mal gehabt, aber nicht alles auf einmal. Ich werde das also schon irgendwie managen, aber es zollt mir im Moment doch ein wenig Respekt ab. Schließlich möchte ich alle Spieler mitnehmen, die ruhigeren unter ihnen ebenso wie die forscheren.
Improvisation ist letztendlich immer die Grundvoraussetzung für das Gelingen, aber gute Vorbereitung hilft trotzdem. Darum werfe ich mal folgende Frage ein:
Habt ihr irgendwelche Tipps, was man bei der Vorbereitung auf
- solch große Runden
- mit teilweise fremden Spielern
- über mehrere volle Tage, aber mit festem Zeitrahmen
(sei es in technischer Hinsicht oder hinsichtlich der Konzeption des Settings) zusätzlich oder auf jeden Fall anders machen sollte, als bei "normalen" / eingespielten Runden?
Ich plane bisher folgendes:
a) mehr Aufmerksamkeit auf eine leicht überschaubare Übersicht über die SCs (Tabelle mit Werten etc.) für mich (SL) legen, damit ich nicht am Tisch bei den Spielern am anderen Ende des Tisches solche Werte nachfragen muss und auf diese Weise die Atmosphäre beeinträchtige
b) verständliche und übersichtliche Zusammenfassung der wesentlichen Regeln vorab an die Spieler, damit auch diejenigen, die das System noch nicht kennen, möglichst selten Regelfragen stellen müssen
c) im Falle von vorgefertigten SCs für die Spieler in den Charakterbögen / Anlagen hierzu möglichst viel "verwaltungstechnische" Arbeit vorwegnehmen, damit von den Spielern möglichst selten gerechnet werden muss etc.; Weiterleitung an die Spieler vorab
d) je nach Setting kurze Welt-/Regional-/Zeitbeschreibung vorab an die Spieler
e) vielleicht eine Art "Leitlinie" für Ziele des Spiels und Spielweise (Storytelling, Straight Forward etc.), auf die man sich einrichten sollte, vorab?!? Wäre soetwas zu "bevormundend" oder eher hilfreich, um Missstimmung am Tisch vorzubeugen?
f) ich leite ohnehin bislang immer ohne Soundeinlagen etc.; bei sovielen Spielern würde das vermutlich auch untergehen, oder? Abgesehen davon, dass es vermutlich nicht der rechte Moment ist, meine technischen Fähigkeiten zu erproben ...
g) um einzelne Spieler beschäftigen zu können, auch wenn die anderen Spieler gerade im Vordergrund stehen, mehr individuelle Handouts entwerfen? Ggf. zielgerichtet Aufgaben für einzelne Spieler vorbereiten (Codes knacken, Rätsel lösen o.ä)? Oder lenkt das zu sehr vom Plot ab?
h) ich bin noch hin- und hergerissen, ob ich teilweise wieder zu Miniaturen zurückkehre, was ich seit Jahren nicht mehr eingesetzt habe ... bei 2 bis 4 Spielern wusste man eigentlich immer wo welcher SC gerade war, notfalls reichte eine Bleistiftmarkierung auf einem Grundriss; aber bei 7 oder 8 Spielern erspart das vielleicht manche Fragen und Missverständnisse.
i) eine Art vorweggenommenes Zeitmanagement:
Zeitstrahl, um frühzeitig unvorhergesehene Entwicklungen hinsichtlich der Spielgeschwindigkeite erkennen und auffangen zu können;
sinnvolle Szenen entwerfen, die mehr als langweilige Lückenfüller sind und doch eingefügt oder übersprungen werden können, um möglichst "auf den Punkt" rechtzeitig zu einem Finale kommen zu können.
Was sollte ich anders angehen oder weiter bedenken?
Habt Ihr Ideen oder Berichte aus eigener Erfahrung für mich?