Mutter (Call of Cthulhu)
Eine kleine Sekte, die nur für sich sein will und niemandem etwas zuleide tut. Ein Pastor, der sie als Gefahr für seine Gemeinde sieht. Eine Splittergruppe im Inneren, das langersehnte Ritual und schon gerät alles außer Kontrolle.
Originalspielbericht

Die Charaktere
Dave: Ein Ladenbesitzer in Jonesville, der seine Frau an Krebs verloren hat und dem Alkohol verfallen ist. Mutter bot ihm eine neue Chance, hörte ihm zu und kümmerte sich um ihn. Die Sekte The Gate wurde für ihn eine neue Familie.
Bill: Die meisten nennen den schwarzen Farmarbeiter einfach nur Blacky. Von seinen ehemaligen Arbeitgebern wurde der friedliche Mann mit Benzin übergossen und angezündet. Mutter war diejenige, die sich danach um ihn kümmerte und ihm ein neues Zuhause mit einer richtigen Familie gab, in der sich niemand um seine Hautfarbe scherte.
Felicia: Die Kellnerin war jahrelang mit einem alkoholabhängigen, gewalttätigen Mann verheiratet. Als er sie krankenhausreif prügelte und dafür ins Gefängnis kam, wollte sich Felicia das Leben nehmen, doch Mutter kam zu ihr und hielt sie auf. Sie war die einzige Person, die der jungen Frau zuhörte und sie nicht dafür verurteilte, so lange bei ihrem Mann geblieben zu sein.
Eva: Die Journalistin ist immer auf der Suche nach der nächsten, reißerischen Geschichte. Dafür tat sie so, als sei sie spielsüchtig und habe alles verloren. Daraufhin kam sie bei Mutter auf der Farm unter und wartet nun auf etwas, was einem guten Zeitungsartikel würdig ist.
Die Geschichte
Der Großteil der Sekten-Mitglieder lebt auf der Gainsborough Farm, umgeben von einem Maisfeld. Die Farm liegt in der Nähe des kleinen Örtchens Jonesville, irgendwo im Nirgendwo von Colorado. Jonesville ist streng protestantisch und die örtliche presbyterianische Kirche wird eifrig von Reverend Daniel Clark geführt. The Gate wird gerade so geduldet…
MUTTER, das geistige Oberhaupt von THE GATE hat verkündet, heute ist die Nacht der Nächte. Die Sterne stehen richtig! DAS Ritual wird ausgeführt! Für eine strahlende Zukunft voller Glück und Liebe. MUTTER hat alle Mitglieder versammelt. Sie braucht die Unterstützung eines jeden um das Ritual gelingen zu lassen!
Das Ritual darf nicht scheitern!
Die Gebote von The Gate:
ES GIBT NUR IHN. ER IST GOTT, ALLAH, JAHWE UND SO VIELES MEHR. ER FÜHRT ZUR ERLEUCHTUNG.
SEI STETS FREUNDLICH UND FRIEDLICH. DIE MENSCHEN VERSTEHEN DICH NOCH NICHT, ABER DAS WERDEN SIE BALD.
GEWALT KANN NUR IM ÄUSSERSTEN NOTFALL ANGEWENDET WERDEN.
MEIDE ALKOHOL, DROGEN UND SONSTIGE RAUSCHMITTEL. DU BRAUCHST EINEN KLAREN GEIST, UM SEINE GANZE PRACHT ERFASSEN ZU KÖNNEN.
DU KANNST ANDERE MENSCHEN LIEBEN, ABER BEDENKE, DASS IHR IHM GEHÖRT UND EURE LIEBE ZU IHM IMMER GRÖSSER ALS JEDE ROMANZE SEIN WIRD.
HABE KEINE GEHEIMNISSE VOR MUTTER.
Ein neues Mitglied
Heute, am Tag des Rituals, wird die Hierarchie von The Gate auf den Kopf gestellt. Unter Mutter stehen normalerweise die fünf Erstgeborenen Patric, Frederic, Steven, Henry und Tracy, welche nun auf dem Dachboden der Farm das Ritual vorbereiten. Darunter steht der Innere Kreis, langjährige Mitglieder, welche hauptsächlich wichtige Aufgaben für Mutter übernehmen. Doch heute sind es ein paar der „Kinder“, der Neuen, welche von Mutter mit einer wichtigen Aufgabe betraut werden: Sie sollen die junge Evelyn Dawson vor ihrem gewalttätigen Vater retten und sie auf die Farm bringen.
Selbstverständlich lässt man sich das nicht zweimal sagen und fährt zur Farm. Die 16jährige wartet bereits mit einem Koffer auf die Sektenmitglieder, ist aber noch ein wenig unschlüssig, ob es die richtige Entscheidung ist, mitzugehen. Vor allem Felicias Geschichte gibt ihr aber Mut und sie will schon ins Auto steigen, als ihr Vater sie entdeckt.
Er droht mit Gewalt, doch als sich die Männer zwischen ihn und seine Tochter stellen, ohne ihm auch nur ein Haar zu krümmen, gibt er schließlich auf.
Konfrontation
Zurück auf der Farm nimmt sich Mutter dem Mädchen an, betraut die Gruppe aber direkt mit einer neuen Aufgabe: Sie befürchtet, dass es einen Aussteiger gibt und sie möchte nicht, dass dieser das Ritual stört. Die Gruppe hört sich um und hat schnell ein paar Verdächtige: Lester wirkt schon seit Tagen nervös und Bradley hat sich kürzlich abfällig zu The Gate geäußert. Aber auch Sarah, ein Mitglied des Inneren Kreises, wirkt ein wenig verdächtig. Bevor man jedoch mehr herausfinden kann, wird die Ruhe der Farm gestört.
Mehrere Autos nähern sich. Der Reverend und Mr. Dawson wettern vor der Meute, die sie mitgeschleppt haben, darüber, wie die Sekte Evelyn entführt hat und dass sie alle Ketzer sind. Das Mädchen wird hergebracht und beteuert, aus freien Stücken hier zu sein. Trotz allem kochen die Gemüter zeitweise hoch und ein paar Steine werden geworfen. Erst, als Bill sich vor den Reverend stellt und diese seine Narben zeigt und auffordert, den Mut aufzubringen, eine solche Gewalttat zu wiederholen, scheint sich die Menge zu beruhigen. Sarah wollte schon Mutter holen, obwohl diese darum gebeten hat, nicht gestört zu werden, entscheidet sich jedoch genau in diesem Moment um und facht mit ihren wütenden Worten die Gewalt erneut an. Nur mit Mühe lässt sich die Situation wieder beruhigen.
Das Ritual
Von dem Tumult angelockt, nimmt Mutter ihre neuen Handlanger mit auf den Dachboden, den nicht einmal alle Mitglieder des Inneren Kreises aktuell betreten dürfen. Die Erstgeborenen sitzen dort in einem Kreis, rote Partikel fließen von ihnen in die Mitte des Kreises und bilden dort eine Art Knäul. Im schwachen Licht ist es schwer zu erkennen, doch schnell wird klar, dass die roten Partikel Blutstropfen sind, welche aus einem klaffenden Loch in der Brust der Personen heraustreten.
Henry schwächelt und muss von ein paar Mitgliedern des Inneren Kreises aufrecht gehalten werden. Mutter erklärt, sein Zustand habe sich seit dem Zwischenfall mit dem Reverend so verschlechtert und die Gruppe soll auf alle Fälle verhindern, dass so etwas noch einmal passiert.
Als man den Dachboden wieder verlässt, erklingt ein dumpfes Geräusch und Felicia hört, wie etwas gesagt wird, was darauf hindeutet, dass Henry gerade gestorben ist. Sie wird völlig panisch und fängt an zu schreien.
Die Verdächtigen
Die Gruppe nimmt nun wieder die Aufgabe in Angriff, sich nach dem möglichen Aussteiger umzuhören. Bill nimmt sich Bradley vor und erzählt diesem ungeschönt, was sich gerade auf dem Dachboden zugetragen hat. Als Bradley daraufhin ausrastet, würgt Bill ihn bewusstlos und fesselt ihn an sein Bett. Dann ruft er die anderen hinzu, welche eine Kiste mit Fotos von gefolterten Frauen unter einem losen Brett im Boden finden. Als er wieder zu sich kommt, erklärt er, dass diese ein Teil seiner Vergangenheit seien und er so etwas nicht mehr tue. Er scheint Mutter treu ergeben zu sein, weil sie ihn trotz dieser schrecklichen taten aufgenommen hat. Als er verspricht, nichts zu verraten, lässt die Gruppe ihn in Ruhe.
Felicia hat sich derweil an Sarah und deren Freundinnen gehängt und bekommt aus deren Gesprächen mit, dass diese Mutter für nicht hart genug halten. Anscheinend plant sie eine gewaltsame Übernahme der Sekte. Die Gruppe überzeugt sie schließlich davon, auf ihrer Seite zu sein und ihr bei einer wichtigen Prüfung helfen zu wollen.
Arztbesuch
Mutter bittet die Gruppe noch einmal um Hilfe. Sie müssen einen Arzt holen, damit den Erstgeborenen eine Bluttransfusion gelegt werden kann. Man nutzt die Chance, um Sarah mitzunehmen und sie vielleicht dabei aus dem Weg zu räumen. Zwar soll man bei The Gate keine Gewalt anwenden, doch in diesem Fall scheint es notwendig, vor allem, da Mutter ihnen eindringlich gesagt hat, um jeden Preis Probleme in der heutigen Nacht zu verhindern.
Eva fährt also alle zum Arzt, der jedoch gerade auf Hausbesuch ist. Eine der Krankenschwestern bietet jedoch ihre Hilfe an, als sie von der Dringlichkeit der Lage erfährt. Während Eva und die Schwester zurück zur Farm fahren, machen sich die anderen auf den Weg zu Daves Laden, um noch Sachen zu holen. Sarah lässt man im Glauben, man würde Benzin besorgen, um das Haus des Reverends anzuzünden. In Wahrheit versucht man jedoch, sie unschädlich zu machen und im entstehenden Handgemenge erwürgt Bill sie ausversehen, weil er seine eigene Kraft unterschätzt.
Währenddessen bringt Eva die Krankenschwester auf den Dachboden und versucht, ihren Blick mit einem Tuch von dem übernatürlichen Geschehen zu verdecken. Schließlich übernimmt Mutter jedoch mit einem Zauber die Kontrolle, sodass die Frau tut, was man ihr sagt. Dass sie wirklich derartige Fähigkeiten besitzt, ist ein schauriger Gedanke für die Journalistin.
Die Lage spitzt sich zu
Eva holt nun die anderen wieder ab, doch auf der Rückfahrt merken sie, dass sie verfolgt werden. Um es den Ortsbewohnern möglichst schwer zu machen, die Farm zu erreichen, stellen sie das Auto schließlich quer und zünden es an. Felicia flüchtet sich ins Maisfeld, während Bill und Dave zur Farm zurückkehren. Eva dagegen stellt sich der Meute und Sheriff Hanlon und gibt sich als Journalistin zu erkennen. Damit kann sie den Vorstoß zwar kurzzeitig aufhalten und potentiell abmildern, doch der Sheriff muss den Anschuldigungen nachgehen. Eva bleibt mit ein paar Polizisten zurück und holt schließlich Felicia zu sich, als die anfängt, die Reifen der anderen Autos zu zerstechen.
Währenddessen bereitet sich The Gate auf das Schlimmste vor. Alle Lichter werden gelöscht und jeder bewaffnet sich, so gut er kann. Als die Razzia beginnt, kommt es zu einem Blutbad, in dem auch Mutter angeschossen wird, als sie versucht, dem Treiben ein Ende zu setzen. Mit ihren Kräften kann sie zwei der Polizisten kontrollieren, ehe Dave den Sheriff erschießt.
The Gate
Und dann erreicht das Ritual seinen Höhepunkt. Helles Licht durchdringt das Gebäude wie eine Membran und erhellt die gesamte Umgebung. Eine lodernde Masse, einer Sonne gleich, erhebt sich. Die Polizisten in der Nähe zerplatzen. Die Sonne, „Vater“, schwebt durch die Felder und seine überlebenden Gläubigen eilen ihr nach. Alle verspühren eine wundervolle Glückseligkeit und ein Gefühl des Friedens. Seltsame Lichter und Nebel bilden sich in der Umgebung. Selbst Eva und Felicia, die weit entfernt stehen, werden von dem Licht berührt und schließen sich willenlos der Masse an, welche Yog Sothoth preist und mit der Sonne durch ein gewaltiges Tor verschwindet.
Fazit
Mutter ist ein Szenario von Martin Ziska und erschien im Band „Ein Abend mit dem Grauen“. Es erzählt eine wunderbare Geschichte über den Kampf gegen Vorurteile, Rassismus und Gewalt. Als Spieler fühlt man sich wohl in der Welt, die von Mutter aufgebaut wurde und man wünscht sich, dass man mit dem Weg der Gewaltlosigkeit siegen wird. Letztendlich bricht dieses Konstrukt jedoch zusammen und der schöne Traum zerplatzt. Trotzdem fühlt es sich nicht schlecht an, immerhin hat man für das gekämpft, an das man geglaubt hat. Man hat sich nur verteidigt.
Ich persönlich hatte die ganze Zeit über ein schlechtes Gewissen Evelyn gegenüber, weil ich geglaubt habe, dass sie geopfert wird, immerhin war es schon auffällig, dass am Tag des Rituals plötzlich unbedingt dieses neue Mitglied angeworben werden muss. Allerdings war ich hier auf dem Holzweg, was ich gar nicht schlecht fand.
Insgesamt ein sehr schönes Szenario über moralische Entscheidungen und gesellschaftliche Probleme und Vorurteile, gesprenkelt mit einer ausreichenden Prise Mythos. Sehr gute Mischung!