Lese- und Hörrunde: Lovecrafts Geschichten

  • So, um dann nicht alle Unbeteiligten dauernd zu nerven, erstelle ich mal einen neuen Thread und fange auch gleich an:

    Für diese (zugegebenermaßen Kurze Woche) wird es "Das Bild im Haus" sein:

    Hörbuch-Link zur GM-Factory: https://www.youtube.com/watch?v=42Sv6V25yFo

    Ein Link zur englischen online-Text Version: http://www.hplovecraft.com/writings/texts/fiction/ph.aspx

    Nächste Woche weiter geht es dann mit "Die Exhumierung" wozu ich dann auch noch Links rauskrame.<3<3

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • Gemäß der Hörbuchversion von GM Factory

    Rezension

    Also ich persönlich halte es erstmal für eine der sehr "realistischen" Geschichten, die Lovecraft fabriziert hat. Keine Elemente , die dem normalen Menschen nicht vertraut wären, sondern einfach die "Gier" hier auf etwas anderes bezogen, als es im "gesunden" Menschen der Fall ist.Ein klarer Fall von "Fleischeslust" wenn man so will.

    Auch eines meiner Lieblingsfeatures von Lovecrafts Geschichten ist hier wieder drin zu finden. Die mangelnde Erklärung. Ob unser alter Freund nun tatsächlich einen Menschen getötet geschlachtet hat, oder genauer den Mann "von dem gesagt wird, dass er im Teich ertrunken sei". Bei genauerer Betrachtung ist das Verschwinden von Menschen ja doch ein Phänomen, das zumindest zweimal auftritt.

    Gegen den vollbrachten Akt des Homozids spricht allerdings der Umstand, dass der Gastgeber des Protagonisten, sagt, dass "selten" (oder lange nicht mehr) Besucher zu ihm kommen. Wenn es aber nun tatsächlich nur selten ist, tut sich die Frage auf, ob er wirklich geschlafen hat und nicht mit der Zubereitung eines Mahles beschäftigt war.


    Generell eine Geschichte, die mir persönlich sehr zusagt und den animalischen, Lustgesteuerten Teil des Menschen aufnimmt, die Neugier, die zu weit geht... Nur das Ende mit dem Blitz gefällt mir nicht so... Das bricht für mich den Realismus ein wenig auf.

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • Danke für den Link und die Rezension, der ich mich weitgehend anschließend kann. Ich mag vor allem den Anfang der Geschichte sehr gerne, da er eine unheimliche Stimmung aufbaut, ohne dass tatsächlich etwas passiert. Gleichzeitig habe ich hier bei ein paar Sätzen schlucken müssen, da das Menschenbild bzw. die Einteilung der Menschen aus heutiger Sicht sehr befremdlich wirkt.

    Der relative Realismus der Geschichte sagt mir auch zu, da die Geschichte dadurch für mich näher und weniger unwahrscheinlich wirkt.

    Das Ende hat mich ebenfalls sehr enttäuscht, allerdings weniger, da es den Realismus aufbricht. In meinen Augen hätte der Erzähler bei einer konsistenten Geschichte eigentlich nicht überleben dürfen. Allerdings würde sich das nur schwer mit Lovecrafts Konzept des Ich-Erzählers vereinbaren lassen, denn dann gäbe es niemanden mehr, der die Geschichte erzählt. Insofern verstehe ich, dass der Erzähler entkommen muss, hätte mir dafür aber eine besser zur Geschichte passende Erklärung gewünscht (etwa eine Flucht, während der Hausherr anbietet, ein gemeinsames Abendessen vorzubereiten oder so).

  • Diese Woche ist dann die Exhumierung dran:

    https://www.hplovecraft.com/writings/texts/fiction/di.aspx

    https://www.youtube.com/watch?v=lk_fH0JlrQU

    Eine Kurzgeschichte vonH. P. Lovecraft und D. W. Rimel.

    Gerne hier eure Meinungen und Rezensionen dazu :)

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • Vielen Dank für die Links bzw. den Hinweis auf die Geschichte, die ich bislang nicht kannte. Für meinen Geschmack war die Handlung etwas zu vorhersehbar, allerdings dennoch unheimlich und spannend zum Anhören. Insbesondere zweite Hälfte der Hörbuchs empfand ich jedoch als einigermaßen langatmig.

    Die angesprochenen Themen (größenwahnsinniger Arzt, Moral und Medizin) sind nicht besonders originell. Allerdings gefiel mir die Aufbereitung insofern, als sich die gesamte Handlung auf ein Krankenbett konzentriert.

  • Ich muss sagen, dass die Geschichte für mich erstmal völlig natürlich geklungen hat und ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, dass das passiert ist, was dann offenbar geschehen ist... Dass die Themen nicht sonderlich orginell sind, dem stimme ich gerne zu.

    Aber die Atmospähre hat mir gut gefallen und eine gewisse Gänsehaut erzeugt.... Ich weiß nicht warum, aber der Wahnsinn am Ende oder die Wut des lyrischen ichs (Oder heißt das nur in Gedichten so? wenn dem so ist, dann Ich-Protagonist) hat mich ziemlich mitgenommen... Es hatte was, zu sehen, dass die Schöpfung sich doch wieder mal gegen ihren Schöpfer wendet... selbst wenn es ein Freund ist...

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • Entschuldigt bitte die Verspätung... Vielleicht wäre ein zweiwöchiger Rythmus besser geeignet. Wie dem auch sei. Hier die neue Kurzgeschichte zur Debatte:

    Der Hund/The Hound

    Englischer Text: https://www.hplovecraft.com/writings/texts/fiction/h.aspx

    Deutsche Hörbuchfassung: https://www.youtube.com/watch?v=7rjgvUZqzkc

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • Meiner Meinung nach immer noch eine der albtraummächtigsten Geschichten von Lovecraft... Ich kann mit vielen Geschichten von ihm als Hörbuch einschlafen und mich auch entspannen... Aber der Hund habe ich zum ersten Mal mit 15-16 Jahren gehört, als meine Eltern wegwaren und ich alleine zuhause war... Junge hab ich mir in die Hose geschissen dann...

    Der Zauber der Geschichte ist nicht verflogen... noch immer stellen sich mir die Nackenhaare auf, die Ungewissheit dessen, was es nun war... die Koordinierung der verschiedenen Umstände und die Beschreibung, die mir wirklich das Gefühl gibt, dass der Ich-Erzähler das ganze, in panischer Angst geschrieben hat... Definitiv vom Schauerfaktor meine absolute Lieblingsstory vom guten Lovecraft.

    Quintessenz für mich: Hör mit der Grabräuberei auf... sonst ergeht es dir wie denen :P Aber Spaß beiseite. Die Sucht nach immer neuen Eindrücken und der Kampf gegen die Langeweile, den die Protagonisten am Anfang durchmachen, ist mir persönlich sehr vertraut, die Sucht nach neuem, immer neuem und ungewöhnlicheren Dingen, die abseits der Norm sind, hat mich bis heute noch im Griff. Allerdings gehe ich dabei nicht so weit wie die Protagonisten, sondern beschränke mich auf den Konsum von Literatur. Vielleicht ist es auch deshalb, dass ich so in der Geschichte aufgehe... Aber nunja.. Neugier ist der Katze Tod

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • Wieder mal eine Geschichte, die sich mit dem Thema verbotene Frucht beschäftigt, mit dem Größenwahn eines Menschen, der denkt besser zu sein als die Mächte, die ihn erschufen, ihn angeleitet und gerufen haben. Neugier ist der Katze tod, sagt uns Lovecraft wieder einmal und rät uns davon ab die höchsten Gipfel des menschlichen Verstandes zu erklimmen.

    Da kommt in mir als angehendem Wissenschaflter die Frage auf, ob ebenjene Wissenschaft nicht schlussendlich mal tatsächlcih der Stein sein wird, der uns in den Abgrund reißt... oder ist es vielleicht schon so weit?

    Angefangen mit Dingen wie Überwachungsstaat, Machtmissbrauch bis hin zu wie Antibiotikaresistenten Viren... Alles erwachsen aus der Hochmut der Menschheit und Dinge, die wir gerade im Jahr 2020 allzuoft sehen.

    Zurück zur Geschichte, die nach einer ganz gekonnten Einführung zur kurzen Erzählung kommt:

    Ein Priester denkt, dass er besser ist, als die Götter der Erde, die holen ihn zu sich auf ihren Berg und es stellt sich raus, dass er nicht besser ist.

    Das ist für mich die Quintessenz der nicht begeisternden Geschichte. Hörbar, aber hier stört mich dann tatsächlcih das, was auch meine Frau von Lovecraft abschreckt, ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, was da oben passiert ist.... und ich erkenne nichtmal eine Andeutung, was ich etwas schade finde...

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • Überhaupt kein Thema :)

    Wieder zum deutschen Text

    Ein Nekrophiler Totengräber. Ich bin nicht sicher, ob es mir zu Klischeehaft ist, oder tatsächlich kreativ ist. Doch die Beschreibung seiner Leidenschaft und seiner Anziehung an die Toten, hat mir Gänsehaut über den Rücken gejagt. Etwas Kitschig fande ich den Teil, in dem er beschreibt, wie der Ich-Erzähler diese Geschichte erzählt. Beim ersten Lesen hat mich damals der Übersprung vom Reinen Leichendieb und Schänder zum Massenmörder doch überrascht, aber im Nachhinein ist es eine logische Entwicklung der Figur.

    Obwohl das Thema abweichende Sexualität für mich als Psychologe extrem interesssant ist, muss ich sagen, dass die Geschichte mich deutlich weniger gefesselt hat, als viele der anderen, die sich mit dem Tod beschäftigten. Aber immerhin ist die Kurzgeschichte wieder dem Spektrum der realistischeren zuzuordnen und spielt in der bekannten Welt und nicht wie "Die anderen Götter" in den Traumlanden.

    Fazit: Lesenswert, aber nicht das, was mich jetzt noch an Lovecraft binden würde, wobei ich den Tabubruch in meinen jungen Jahren durchaus erfrischend und interessant fande.

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • Eine Geschichte voller Implikationen und unausgesprochenem Horror. Während dem Hören, war ich mehrfach der Meinung, dass der Ich-Erzähler echt nicht der Hellste ist, was ich ein wenig störend fand. Allerdings kann man es auch als wissenschaftliche Sachlichkeit bezeichnen und als sehr sehr abgebrühte Rationalität... Unter dem Gesichtspunkt ist es durchaus verständlich.... Ich glaube dennoch, dass sich dieser "unterschwellige" Horror sich in dieser Geschichte bei weitem zu stark aufgedrängt hat, um mich wirklich zu packen. Schade eigentlich...

    Ich gebe zu, dass ich die Referenzen zu Poe (war es denke ich) nicht richtig einordnen konnte, umsomehr habe ich mich gefreut unseren verrückten arabischen Freund mal wieder zu sehen. Abdul al Hazred.

    Kein Meisterwerk unseres Freundes, wie ich finde, aber dennoch eine mal eine Herangehensweise, die den bisherigen Geschichten völlig entgegensteht, da sie ohne jegliche andere Personen in der Handlung auskam, wenn ich mich richtig erinnere... Vielleicht hätte man die einsamkeit noch ein wenig mehr betonen können, als das Thema Angst selbst... Aber das mag Geschmackssache sein.

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • für diese Woche gilt es die Stadt ohne Namen zu lesen

    Kein Meisterwerk unseres Freundes, wie ich finde, aber dennoch eine mal eine Herangehensweise, die den bisherigen Geschichten völlig entgegensteht, da sie ohne jegliche andere Personen in der Handlung auskam, wenn ich mich richtig erinnere... Vielleicht hätte man die einsamkeit noch ein wenig mehr betonen können, als das Thema Angst selbst... Aber das mag Geschmackssache sein.

    Mir hat die Geschichte demgegenüber sehr gut gefallen, da sie nur so vor phantastischen Ideen strotzt. Obwohl zunächst lange nicht viel an tatsächlicher Handlung passiert, enthalten die ganzen Entdeckungen des Protagonisten doch so viele Andeutungen und Implikationen, dass vor meinem inneren Auge eine ganze Stadt zum Leben erwacht ist. Demnach empfand ich die Geschichte aber auch eher als Phantastik denn als Horror. Insofern teile ich dann auch deine Einschätzung, dass dieser "unterschwellige Horror" eher aufdringlich ist. Ein klarer Fokus auf Phantastik bzw. die Informationen zur Stadt hätte mir hier besser gefallen. Und was den Protagonisten betrifft muss ich zugeben, dass mein Interesse mehr der Stadt bzw. der skizzierten Gesellschaft als dem Protagonisten galt. Daher habe ich mir die Frage, wie klug oder plausibel dieser agiert, gar nicht gestellt.

  • Ich gebe zu, dass ich es mit einer gewissen Gänsehaut Sehnsucht gehört habe und möglicherweise deshalb der Phantastik an dieser Stelle nicht genug Tribut gezollt habe, die ich aber, jetzt darauf angesprochen, durchaus erkennen kann.

    Vielleicht sollte ich mich bei meinem Fazit auf "Ungewöhnliches Genre" umverlegen, da dies, wie du meiner Meinung nach richtig gesagt hast, deutlich besser die Wurzel meiner Kritik trifft.

    Als Geschichte im Bereich der Fantasy oder als Erkundung ohne die Erwartungshaltung von Gänsehaut und Zweifeln, ob die Realität so ist, wie wir sie uns vorstellen, herantritt denke ich auch, dass sie wirklich sehr gelungen ist. Es ist bei mir einfach genau diese Subtilität, die für mich in der Unwiderlegbarkeit der Lovecraftschen Geschichten liegt. Dieses für mich wichtige Schlüsselelement habe ich hier vermisst.

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

  • Die Musik des Erich Zann für den geneigten Leser und Hörer

    Ich habe die Geschichte in der Festa-Ausgabe gelesen (also nicht gehört), irgendwie wollte der Funke aber nicht recht überspringen. Die Geschichte empfand ich nicht als unheimlich, da die Auswirkungen der Musik diffus bleiben und der Protagonist von den Geschehnissen unberührt erscheint. Es wirkt, als interessiere er sich vor allem dafür, besagtes Haus wiederzufinden, weshalb ich die ganze Zeit dachte: "So schlimm können die Erlebnisse demnach wohl nicht gewesen sein". Irritiert hat mich außerdem, dass die Geschichte einerseits nahe legt, dass der Ort der Geschehnisse und die gesuchte Straße von Bedeutung wären, später scheint dann hingegen die Musik zentral zu sein. Es kann aber sein, dass ich den Zusammenhang zwischen Musik, Haus und Straße einfach nicht verstanden habe.

    Ich schätze Lovecrafts Zugang, das Unheimliche nicht zu erklären, durchaus. In diesem Fall bleibt für mich aber zu vieles offen, um eine spannende Geschichte entstehen zu lassen.

  • sehr gut gesagt. Wobei die Beschreibung des Musikssturm mal etwas anderes war... ungewohnt und überraschend.

    „Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen.“ H.P. Lovecraft

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