Richard F. Searight

  • Mit Richard F. Searight wird heute ein Autor des erweiterten Lovecraft-Circle gewürdigt, der es trotz seiner Qualitäten nie in die „erste Reihe der Phantasten“ (Festa) gebracht hat.

    Searight wurde 1902 als Sohn eines Künstlerehepaars geboren. Bereits im Alter von 4 Jahren konnte er lesen und begann, sich mit Begeisterung durch die Weltliteratur zu arbeiten, wobei besondere Vorlieben für phantastische Geschichten und Poesie sich entwickelten. Aber auch klassische Musik war eine Leidenschaft. Noch als Jugendlicher verließ er sein Elternhaus, um die Highschool abzubrechen und in Chicago Piano und Orgel sowie Violine zu studieren. Er brachte die Studien nicht zu Ende, Musik blieb aber sein ganzes Leben lang ein wichtiger Bezugspunkt für Searight.
    Er ging zurück in seine Geburtsstadt Manistee, Michigan und arbeitete als Nachtportier, ließ sich aber nebenher zum Telegraphen ausbilden, wurde also mit dem Morse-Alphabet und der entsprechenden Technik vertraut gemacht. Seinerzeit eine wichtige technische Einrichtung, bekam er einen Job bei Western Union, die ihn im ganzen Staatsgebiet einsetzten. Dadurch lebte er auch in Detroit, wo er später zu den „Detroit News“ wechselte und auch zeitweise für Autofirmen arbeitete. In dieser Zeit begann Searight, selbst zu schreiben. 1924 verfasste er auf Anregung eines befreundeten Chemikers die Geschichte The Brain in the Jar (Bei Festa als Das Hirn erschienen), die direkt von „Weird Tales“ gekauft wurde und von den Lesern zur Story des Hefts gewählt wurde. Mehr schrieb Searight dann allerdings erstmal nicht, seine Arbeit spannte ihn arg ein. 1925 heiratete er zudem und gründete einen Haushalt in Detroit. In den späten 20ern widmete sich auch der Freimaurerei und das Ehepaar Searight bekam eine Tochter. Er erlangte ein Diplom an einer „Business School“ und veränderte sich beruflich. Zum schreiben blieb offenbar wenig Zeit.

    In den 30ern kam seine Kreativität aber zurück und er begann wieder mit dem Verfassen unheimlicher Geschichten und Gedichte, die er ab 1933 zunächst in Wonder Stories platzieren konnte (dabei auch eine Kurzgeschichte mit dem Titel The Cosmic Horror). Als er auf Geschäftsreise nach Chicago kam, besuchte er dort Farnsworth Wright, den damaligen Herausgeber von Weird Tales. Searight rief in dessen Büro an und tat kund, wieder mehr schreiben zu wollen. Obwohl im persönlichen Kontakt freundlich und verbindlich, war Wright immer auch für seine teils absurden Ablehnungen von Geschichten bekannt, die bei ihm eingereicht wurden. Wright gab Searight den Ratschlag, die eigenen Stoffe von H. P. Lovecraft überarbeiten zu lassen, der von Providence aus eine exzellente Tätigkeit als Revisor anbiete. Wright teilte die Adresse mit und Searight schrieb an Lovecraft, was zu ihrer Brieffreundschaft bis zum Tode des Autors in 1937 führte. Lovecraft nahm die Anfrage wie immer sehr freundlich auf, lobte Searights erste Story aus der Erinnerung, lehnte eine Überarbeitung von dessen Texten aber ab. Er unterzog sie stattdessen einer kritischen Analyse und las sie Korrektur. Eine Namensnennung bei Veröffentlichung dafür lehnte er ebenso ab. Er ließ den Autor aus Detroit wissen, dass er technisch gut genug sei, jedoch mit der Wahl seiner Thematiken sorgfältiger sein müsse, diese seien nicht besonders originell.

    Die Männer blieben darüber hinaus in Kontakt und tauschten sich über Jahre in Briefen und auf Postkarten über diverse Themen aus. Searight war wie Lovecraft nicht akademisch gebildet, aber ein ebenso breit interessierter Autodidakt mit großer Freude an Literatur und anderen kulturellen Aspekten. Besonders trafen sie sich bei genealogischen Themen, amerikanischer Frühgeschichte und der dazugehörigen Architektur. Searight konnte, ähnlich wie HPL, mütterlicherseits seine Wurzeln bis ins alte England zurückverfolgen. Seine erfolgreichste Kurzgeschichte erschien 1934 unter dem Titel The Sealed Casket (bei Festa als Die versiegelte Urne publiziert), eine Mythos-Story, in die sein Interesse an altertümlichen Kulturen und Frühgeschichte einfloss. Ein erhoffter finanzieller Erfolg sollte sich allerdings nicht einstellen und das Familienleben nahm Searight zusätzlich sehr in Anspruch, sodass er sich in den 40er Jahren dazu entschloss, den Schreibtisch dauerhaft zu räumen und sich ganz ins Privat- und Geschäftsleben zurück zu ziehen. Dennoch blieb er mit seinen relativ wenigen einschlägigen Geschichten unter Liebhabern ein Geheimtipp und bis zu seinem Tode im Jahr 1975 wurde er immer wieder von Interessenten wie Edward P. Berglund kontaktiert.

    Heute wäre Richard Franklyn Searight 116 Jahre alt geworden.

    Ein besonderer Dank gilt Searights Sohn Franklyn Searight für die Bereitstellung genauerer Informationen zum Leben seines Vaters

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