Zuckersüßer Tod
1.6.1923, Boston. Eine nichtsahnende Gruppe Mafiosi ist unterwegs, um nach ein paar vermissten Familienmitgliedern zu suchen, als eine unglaubliche Katastrophe über die Stadt hereinbricht und weitere Probleme nach sich zieht.
Origialspielbericht
Die Charaktere
Umberto Lenzi: 34J, Bruder von Stefania. Der Frauenheld arbeitet in der Abfallentsorgung der Mafia und hat eine auffällige, kreuzförmige Narbe über dem rechten Auge.
Luciano Martino: 37J, ebenfalls in der Abfallentsorgung und mittlerweile auch guter Kumpel von Umberto.
Flavio Buccio und sein Zwillingsbruder Guiliano: 33J, beide sind Geldeintreiber für die Mafia. Flavio redet etwas Zuviel, Guiliano dagegen ist etwas zu ruhig.
Die Geschichte
Die Welle
Es ist der 1.6.1932 in Boston, North End, auch Little Italy genannt – trotzdem gibt es hier mehr Iren als Italiener. In letzter Zeit sind etliche Personen, die zur Familie gehören verschwunden, unter anderem auch ein paar Frauen, die der Gruppe nahestanden. Man ist also außerordentlich motiviert, herauszufinden, was los ist. Einen Verdächtigen gibt es auch schon: Einen Professor, den einige der Hexerei bezichtigen.
Nach dem Mittagessen trifft man sich auf der Commercial Street und tauscht zunächst oberflächliche Höflichkeiten und Witze aus ala: „Du kennst doch Stefania. Wenn jemand sie entführt hätte, hätte er sie heute mit einem Entschuldigungsschreiben zurückgebracht.“ Überall riecht es nach leckeren Speisen von den über 100 Fressbuden, weshalb man überlegt, was man unterwegs Essen holen konnte.
Plötzlich gibt es einen lauten Knall, dann rollt eine gewaltige, dickflüssige Welle auf die Gruppe zu. Sie reißt Häuser, Autos und Menschen mit sich. Und sie bewegt sich schnell. Doch das ist keine normale Wasserwelle. Sie ist dunkel und bewegt sich eher, als sei sie zähflüssig. Die Männer versuchen, wegzurennen oder auf höhere Gegenstände zu klettern, allerdings ist die Welle mehrere Meter hoch, sodass letzteres wenig hilft. Sie zerstört Autos und Buden auf ihrem Weg und selbst einige Häuser werden von ihrer Wucht eingerissen.
Jeder versucht sich irgendwie in Sicherheit zu bringen, als die Welle die Hochbahn erfasst und Gesteinsbrocken auf die Straße zu regnen beginnen. Die Welle kommt näher. Ein extrem widerlicher, süßer Geruch steigt den Männern in die Nase. Aber es ist definitiv kein Verwesungsgeruch. Dann wird klar: Das ist Melasse! Tonnenweise schwarzer Zuckerrübensirup. Vermutlich ist der Melasse-Speicher, der im Hafenviertel steht, explodiert. Das würde zumindest den lauten Knall erklären.
Aufräumarbeiten
Panisch versuchen sämtliche Menschen in der Gegend zu fliehen. Man klettert auf Häuser, rennt durch Gassen, die ein bisschen von Autos blockiert werden und somit die Welle kurzzeitig verlangsamen. Irgendwann wird die Masse langsamer. Doch überall hallen noch die Schreie von Menschen, die darin gefangen sind oder nach Verschwundenen suchen. Leider ist die Melasse auch sehr zähflüssig, sodass viele, die es im Gesicht haben, daran ersticken, da sie es nicht schnell genug entfernen können.
Jetzt, wo es wieder etwas sicherer ist, beruhigen sich auf die Mafiosi und sehen sich um. Die Gegend ist vollkommen verwüstet. Eigentlich sollte man hier den Mann aufsuchen, den man verdächtigt, für das Verschwinden der Familienmitglieder verantwortlich zu sein, doch die Chance ist leider groß, dass sein Haus bei dem Unfall eingerissen wurde oder er verstorben ist.
Ein Polizist bittet die Gruppe, zu helfen. In der Nähe baut die Feuerwehr ein Lazarett auf, wo man Verletzte hinbringen soll. Einer davon glaubt, Augen, Klauen und Zähne in der Masse gesehen zu haben. Die Gruppe vermutet, dass er einfach Tiere gesehen hat, die mitgerissen wurden. Es gibt aber auch Gerüchte von einem großen, dunklen Schatten im Wasser und einem spindeldürren, hundeartigen Tier, das manche für eine Ausgeburt der Hölle halten.
Nach einer Weile des Helfens bricht die Gruppe auf, da sie befürchtet, dass die Verschwundenen durch den Melasse-Unfall womöglich in noch größere Bedrängnis geraten sein könnten. Man begibt sich also zum Haus des vermeintlichen Hexenmeisters. Leider liegt seine Wohnung im Erdgeschoss und wurde teilweise von der Melasse überschwemmt.
Gefunden?
Man steigt in die Wohnung ein und sieht sich um. Zuerst fällt ein Grammophon auf und eine verbogene Platte, auf der „Unterlassungsgesang“ steht. Niemand denkt daran, die Platte gerade zu biegen, um sie anzuhören. Stattdessen wendet man sich einem Kellereingang zu, den man versucht, freizulegen. Außerdem entdeckt man eine Bibliothek, in der man Notenblätter findet und ein als Bibel getarntes Buch. In diesem finden sich Hinweise darauf, dass der Besitzer Versuche unternommen hat, mit dem Teufel in Kontakt zu treten oder Dämonen zu beschwören. Er hat wohl etwas „unter seinen Füßen gefunden“, allerdings kommt zunächst niemand darauf, dass er damit den Keller oder die Kanalisation meinen könnte.
Im nächsten Raum findet man den Gesuchten in einem Sessel sitzend vor, allerdings fehlt ihm der gesamte Unterleib. Die Wand ist eingestürzt und hat ihn dabei furchtbar entstellt. Seine Hand ist blutverschmiert und neben ihm an der Wand steht in Blut gekritzelt: „Gesang“, „Siegel“, „Es darf nicht“. Im Keller findet die Gruppe dann einen großen Durchbruch, aus dem es brackig riecht. Es sieht so aus, als wäre der Durchgang noch gar nicht so alt, wenige Tage nur. Der Gang dahinter führt in die Kanalisation. An den Wänden dort hängt überall eine widerliche, stinkende Masse, die sich ganz leicht zu bewegen scheint, als würde sie versuchen, zusammenzufließen.
Das Zeug ist definitiv keine Melasse. Luciano bekommt Panik, da er jedoch kein Licht dabei hat, folgt er den anderen widerwillig. Bald darauf kommt man an einen Torbogen an, der mit einer Platte bedeckt ist. Um den Durchgang herum finden sich mehrere sternförmige Zeichen, die auch in dem seltsamen Buch waren. Es scheint sich um Schutzzeichen zu handeln. Hexerei!
Nachdem man die Platte weggeräumt hat, kommt den Männern ein furchtbarer Verwesungsgestank entgegen. Im Raum vor ihnen liegen etliche, fein säuberlich abgenagte Skelette. Kleidungsstücke und Besitztümer wie Spiegel und Ketten liegen herum. Darunter auch Gegenstände, die den vermissten Frauen gehört haben. Panik und Verzweiflung macht sich breit. Der Don muss unbedingt davon in Kenntnis gesetzt werden, aber Guiliano befürchtet, dass jemand zurückkommen und die Toten schänden könnte.
Angriff der Ghule
Als man das Gebäude verlässt, hört man grausige Geräusche, die vielleicht das Todesröcheln einer Person oder eines Tieres sein könnte. In einer Gasse bricht eine Person, die zusammen. Als die Männer hingehen, um zu helfen, sehen sie dort jedoch niemanden mehr. Merkwürdig. Flavio sinkt tief in die Melasse ein. Statt zu helfen wird Luciano aber von einem schabenden, schleifenden Geräusch aus der Küche abgelenkt und geht nachsehen. Eigentlich dürfte dort niemand sein.
Jemand schleudert von der Gasse und von weiter oben Steine auf die beiden, die zum Helfen hineingelaufen sind. Auf dem Dach steht eine verkrümmte Gestalt, die merkwürdig lacht. Drinnen fehlt der Leiche plötzlich ein Arm. In der Melasse finden sich jetzt auch frische, Spuren von einem Tier, die nach draußen führen. Zeitgleich hört man draußen Hilferufe und sieht den Lichtblitz eines Fotoapparates. Vermutlich der neugierige Reporter von zuvor. Dieser wird von Wesen angegriffen, die wie eine Mischung aus Hund und Mensch wirken. Umberto schießt auf eines davon, woraufhin sie fliehen.
Die Gruppe flieht zusammen mit dem Fotografen ins Haus und verbarrikadiert sich in der Bibliothek. Die Kreaturen umschwärmen das Haus, greifen aber noch nicht an. Nach etlichen Minuten, in denen erst einmal nichts passiert, geben die Wesen aufgeregte Laute von sich und rennen weg. Kurz herrscht Stille, dann hört man die verzweifelte Stimme von Umbertos Schwester Stefania, welche um Hilfe fleht. Sie stecke fest.
Ein zweiter Feind
Umberto will natürlich sofort zu ihr stürmen, während die anderen versuchen, ihn aufzuhalten. Immerhin muss man davon ausgehen, dass sie längst nicht mehr am Leben ist. Es kommt zu einem blutigen Handgemenge, als die hitzigen Gemüter sich nicht einigen können, wie man weiter vorgehen sollte. Stefania ruft erneut und dieses Mal wirkt etwas an der Stimme merkwürdig. Sie hat eine Art Nachhall. Aber Umberto scheint das nicht wahrzunehmen. Er ist vollkommen verzweifelt. Flavio hat seine ganz eigene Interpretation der Dinge: Diese Hundewesen müssen ihr das Fleisch von den Knochen gezogen und sie wiederbelebt haben. „Was du hörst ist nur ihr Fleisch, nicht ihre Knochen! Ihre reanimierte Hülle! Ein Monster!“, erklärt er eindrücklich. Hier wird ganz offensichtlich mit schwarzer Magie gearbeitet.
Als sich die Gemüter endlich beruhigen, beginnt das Gebäude zu ruckeln und zu beben. Draußen sieht es so aus, als würde sich die Melasse um das Haus herum zu bewegen wie eine Amöbe. Als es wieder ruhiger wird, beschließen die Männer, zu fliehen. Nur Luciano weigert sich, wegzugehen, da er das Haus für sicherer hält. Der Rest macht sich auf den Weg und sammelt unterwegs noch einen Polizisten ein.
Umberto ruft erneut nach Stefania und sie antwortet tatsächlich aus einem Nebengebäude. Der Polizist leuchtet durch das Fenster, sieht aber nichts. Dann werden plötzlich alle von der dunklen Masse am Boden angegriffen. Sie hat Augen, Ohren und spitze Zähne. Umberto hört erneut die Stimme seiner Schwester und stürzt sich in die Richtung. Die schwarze Masse umfängt ihn, doch der Mann stirbt glücklich im Glauben, seine Schwester wiedergefunden zu haben.
Flucht
Die anderen sehen, wie er von dem Wesen verdaut wird und fliehen panisch schreiend. Luciano will wieder zurück in den Keller, um über die Toten zu wachen, als erneut die Stimme einer der Frauen erklingt. Er lässt sich davon nicht beirren und kehrt zurück zu seiner Totenwache, während die anderen inklusive dem Polizisten und dem Fotografen die Beine in die Hand nehmen und fliehen. Sie kommen dabei an einer großen Gruppe der Hundewesen vorbei. Dank dem Blitzlicht der Kamera kann man sie verschrecken und kurzzeitig verscheuchen.
Guiliano stürzt und wird von den Kreaturen überfallen. Eines davon erschießt er noch, ehe die anderen ihn zerreißen. Über ihre Schulter sehen die Flüchtenden, wie die schwarze Masse ihnen nachkommt und die Hundewesen sich nun kampfesmutig auf sie stürzen. Der Rest schafft es, sich in Sicherheit zu bringen. Man alarmiert die Polizei und berichtet dem Don von dem grausigen Fund.
Der ausgeschickte Polizeitrupp verschwindet spurlos. Luciano verbringt die Nacht in der Kanalisation. Am nächsten Morgen wird er schließlich von Hilfskräften gefunden und verarztet. Später berichtet er dem Don von dem grausigen Fund. Er hat die Toten bewacht, damit der Teufel ihre Seelen nicht holt. In den nächsten 6 Wochen finden Aufräumarbeiten statt. Viele Vermisste werden allerdings nie gefunden und das Rätsel, was wirklich in dieser Nacht geschehen ist, wird wohl niemals gelöst.
Fazit
Das Szenario findet sich im Band „Katastrophen“ und wurde von Dominic Hladek (Autor von Jenseits der Relativität und Menschenfracht) verfasst.
Es beruht auf einer wahren Katastrophe, welche so unglaublich war, dass selbst einer unserer Spieler nicht begreifen konnte, wie so etwas wie Sirup so tödlich sein kann.
Insgesamt war es eine äußerst spaßige Runde mit jeder Menge Unfug. Die Jungs hatten viel Spaß, ihre Mafiosi darzustellen, haben dafür aber sämtliche Hinweise (Buch und Musik) vollkommen ignoriert. So haben sie nicht herausgefunden, wie sie den Shoggothen, der unter dem Haus eingesperrt war, wieder hätten bannen können.
Überhaupt war die Gruppe sehr Aufteilungs- und selbstmordfreudig unterwegs. Es war schon sehr witzig.