Major Tom (Cthulhu) – Version 1
Als letztes Jahr auf der AnRUFung bekannt wurde, dass das nächste Thema „Miscatonic in Space“ sein wird, war mir sofort klar, dass ich dazu ein Szenario schreiben will.
Und trotz aller gesundheitlicher Probleme wurde es tatsächlich knapp vorher fertig.
ACHTUNG: Eventuell biete ich das Szenario nächstes Jahr noch einmal an, wer es also noch spielen möchte, sollte hier nicht reinlesen.
Orginalspielbericht

Die Charaktere
Charles „Pete“ Conrad: Kommandant des 2. Mondfluges, Apollo 12. Ein guter Freund von Richard und Alan. Er ist ein wenig angefressen, dass er nicht der 1. Mensch auf dem Mond wurde.
Richard Gordon: Der Pilot des Kommandomoduls von Apollo 12 und enger Freund von Pete und Alan. Er stört sich ein wenig an Alans Religiosität.
Alan Bean: Der Pilot der Mondlandefähre. Apollo 12 ist tatsächlich sein erster Weltraumflug und er hat ein hohes Ziel: Auf dem Mond ein Ritual durchführen, um Gottes Geheiligtes Licht zu rufen, welches ihn mit Wissen erfüllen soll.
Ariel West: Eine NASA-Psychologin, die unbedingt wissen will, ob die Geschichten über Geräusche und Lichterscheinungen im All nur Einbildung oder Realität sind. Mit einem okkulten Buch hat sie am Vorabend des Flugs von Apollo 12 ein Ritual durchgeführt, durch das sie besonders intensive Träume erleben soll. Dass sie dabei die Crew wirklich mit in ihren Traum hineingezogen hat, weiß sie nicht…
Die Geschichte
Ein harter Start
Die Crew inklusive Ariel, welche ebenfalls mitfliegen wird, macht sich auf den Weg zu ihrer Rakete. Der weiße Sandstrand funkelt herrlich, am Himmel ist nicht ein Wölkchen zu sehen. Es ist ein kühler, aber schöner Tag. Hinter der Absperrung tummeln sich Schaulustige und Reporter, welche den Abflug live miterleben wollen. Alle begeben sich in Position, letzte Kommandos werden gegeben, dann hebt Apollo 12 ab. Es ist ein erhabenes Gefühl – zumindest für 36 Sekunden. Dann fallen plötzlich sämtliche Instrumente aus, überall schrillen Alarmsignale. Die Crew versucht ruhig zu bleiben, Ariel klammert sich an ihrem Sitz fest und lässt ihnen ein paar beruhigende Worte zukommen.
Glücklicherweise lässt sich schnell eine Lösung finden und die Systeme können wieder hochgefahren werden. Man begibt sich in die Erdumlaufbahn, um alle Systeme durchzuchecken, bevor man den Flug zum Mond wagt. Tatsächlich scheint fast alles in Ordnung zu sein. Niemand weiß allerdings, ob die Landefallschirme funktionieren werden. Nach einigen hitzigen Diskussionen und Houstons Mitteilung, es habe beim Start einen Blitzeinschlag gegeben, kommt man zum Schluss, dass die Fenster vermutlich durch diesen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Am Boden teilt man der Crew mit, dass alles in Ordnung sei und man die Mission fortsetzen könne.
Bewegende Sterne
Die Crew geht zu ihren Tagesaufgaben über und schnell ist der erste Tag hinter sich gebracht. Ariel versucht immer wieder, mehr über Alan herauszufinden, bei dem sie vermutet, dass er irgendein Geheimnis hat. Sie schlichtet auch die kurz aufkommenden Feindseligkeiten zwischen den beiden Piloten, da Richard es nervig findet, dass Alan nach der nervenaufreibenden Situation gebetet hat. Religion gehört nicht hierher, ist seine Meinung. Ariel kontert, dass jeder Mensch etwas hat, was ihm in stressigen Situationen Kraft verleiht, und wenn es in diesem Fall Religion ist, ist das völlig in Ordnung.
Plötzlich bemerken alle, dass die Sterne nicht mehr richtig stehen. Kurz bricht Chaos aus, ehe festgestellt wird, dass eine fehlerhafte Zusammensetzung der Luft vermutlich Schuld trägt. Allerdings find sowohl Ariel als auch Richard skeptisch, ob es hier mit rechten Dingen zugeht, immerhin hatte Alan alle Systeme zuvor überprüft und angeblich für in Ordnung befunden. Zu allem Überfluss entdeckt Alan im Mondlandemodul eine Taubenfeder, welche vorher nicht dort war. Er hält dies für eine Engelsfeder, was zu heftigen Diskussionen führt. Niemand weiß, wie die Feder hereingekommen ist, aber schließlich glaubt man eher an einen dummen Zufall als an Sabotage. Richard behält Alan jedoch gut im Auge.
Der brennende Busch
Die Crew erwacht durch ein merkwürdiges Flüstern, welches von der Mondlandefähre zu kommen scheint. Als sie sich dorthin begibt, sieht sie einen Dornenbusch, der brennt, aber nicht verbrennt. Alan geht sofort auf die Knie und ruft aus: „Herr, sag mir, was ich tun soll.“ Wie auf Kommando ertönt eine Stimme wie knisterndes Feuer: „Zieht eure Schuhe von euren Füßen, denn die Stätte darauf ihr steht ist heilig!“ Ohne zu zögern folgt Alan der Anweisung, während die anderen noch etwas zögern. Ariel versucht, alle davon zu überzeugen, dass es sich hierbei um eine Massenhalluzination handeln muss. Als Alan jedoch durch den Busch hindurchschwebt und kurz darauf mit einer altertümlichen Schriftrolle zurückkehrt, ist die Neugier der anderen geweckt. Sie leisten seinem Beispiel folge und schweben ebenfalls durch den Busch hindurch in eine strahlende Bibliothek, aus der jeder mit einer anderen Schriftrolle zurückkehrt, ehe sie zusammen mit dem Busch hinter ihnen verblasst. Es finden sich verschiedene Engelsdarstellungen, ein Bibelauszug, der Cherubime und Ophanim bzw. Throne beschreibt, die zu Füßen von Gottes Thron stehen, dazu noch eine kryptische Prophezeiung über eine jungfräuliche Schwangerschaft.
Alan erklärt den anderen aufgeregt, dass sie auserwählt sind und die Erscheinungen, die die anderen Flüge vor ihnen gesehen haben, nur Vorboten waren. Richard hält das für Schwachsinn, aber Alan erklärt, dass Gott der Geber von Wissen und Fortschritt ist und sie für ihre Leistungen belohnen wird. Ariel versucht, weiter nachzuhaken. Sie befürchtet allmählich, dass seine Religiosität ihren Traum beeinflusst und dadurch all die biblischen Symboliken auftauchen.
Fürchtet euch nicht
Es scheint etwas wärmer geworden zu sein, also begibt sich die Gruppe ins Kommandomodul, um die Systeme zu überprüfen. Zu ihrem Schrecken müssen sie feststellen, dass sie nur noch wenige Stunden vom Mond entfernt sind, obwohl so viel Zeit noch gar nicht vergangen sein kann. Sie haben auch definitiv noch nicht so viele Vorräte verbraucht, fühlen sich aber auch nicht hungrig.
Als die Crew versucht, mit Houston Kontakt aufzunehmen, erklingt zunächst nur ein Rauschen. Dann sieht man drei Lichtkreuze in großer Entfernung zu sich im All schweben und aus dem Funk ertönt ein leises: „Fürchtet euch nicht.“ Alan beginnt augenblicklich, Gott zu lobpreisen, während Ariel versucht, allen weißzumachen, es sei nur Einbildung.
Und dann befindet man sich plötzlich in der Mondumlaufbahn. Die Kreuze sind verschwunden, stattdessen bemerkt Apollo 12 eine andere Raumfähre, welche sich in einem anderen Winkel um den Mond bewegt. Erst, als sie hinter dem Himmelskörper verschwindet, springt der Funk kurz an und man hört Schreie.
Der Ophanim
Drei Lichtgestalten, engelsgleich, erheben sich von der Mondoberfläche und schweben vor Apollo 12 her. Ariel wird immer verzweifelter. So hat sie sich ihren Traum nicht vorgestellt. Pete will den Flug bereits abbrechen und umkehren, als etwas hinter dem Mond sichtbar wird: Ein gewaltiges Gebilde, bestehend aus Rädern in Rädern in Rädern, besetzt mit tausenden von Augen, in dessen Mitte ein Licht glüht, in welches sich die fremde Raumfähre hineinbewegt. Ein Ophanim.
Alan will unbedingt ebenfalls in den Engel hineinfliegen, während der Rest der Besatzung strikt dagegen ist. Es wird noch diskutiert, ob man abbrechen oder auf dem Mond landen sollte, als plötzlich alle die Augen öffnen, als hätten sie geschlafen.
In heiligen Hallen
Alle vier liegen in der Mondlandefähre, nackt, nur mit Sandalen bekleidet und einer frischen Operationsnarbe auf dem Bauch, welche die Form eines christlichen Kreuzes hat. Das sorgt zunächst für Panik, Alan dagegen ist sich sicher, dass es ein heiliges Zeichen ist. Wie man hergekommen ist, weiß allerdings niemand mehr. Man zieht sich seltsame, weiße Leinengewänder an, welche am Boden liegen, dann verlässt man die Raumfähre und tritt in einen großen, weißen, kuppelförmigen Raum. Es gibt drei Gänge, einen großen Teich in der Mitte und auf dessen anderer Seite, gegenüber der eigenen Position, steht eine andere Mondfähre. Alan beißt sich heftig und versucht verzweifelt, mit seinem Blut ein Beschwörungszeichen auf den Boden zu malen, doch dieser ist zu uneben und er gibt den Versuch schnell auf.
Richard erklärt ihn daraufhin für wahnsinnig und Ariel entlockt ihm das Geständnis, dass er das hier in der Tat schon lange geplant hat. Sie missversteht diese Aussage allerdings und glaubt, dass er ihren Traum gekapert hat. Denn dass nichts hier so läuft, wie sie geplant hat, ist schon lange deutlich. Pete hält seine Leute jedoch beisammen und schaut sich erst einmal die Umgebung an. Vor dem größten Gang gibt es ein goldenes Tor, welches jedoch von einer Art Timer verschlossen wird. Die fremde Mondfähre, welche sich als eine russische herausstellt, ist verlassen, die Spuren führen in den unteren Gang. Da man keine Konfrontation möchte, nimmt man also den anderen.
Dieser führt die Gruppe in eine große, strahlende Bibliothek, in dessen Mitte ein kleiner Wirbelsturm aus Feuer hin- und hertänzelt. Nachdem sie kurz von Erinnerungen daran übermannt werden, wie sie eine Stimme hören, welche sie bittet, zum Ophanim zu fliegen, rastet Ariel ein wenig aus und schimpft, dass das alles so nicht hätte passieren sollen. Sie wollte doch nur zum Mond fliegen! Das wollten sie alle, aber jetzt sind sie nun einmal hier und es gilt, diesen fremden Ort zu erforschen. Also schaut man sich ein wenig um und findet einige sehr merkwürdige Schriften.
In ihnen wird erneut auf die jungfräuliche Geburt verwiesen, welche jetzt leicht mit der seltsamen Narbe am Bauch in Verbindung gebracht wird. Wurde ihnen womöglich etwas eingepflanzt? Dann gibt es Texte über sogenannte Niedere, Ältere Wesen, welche als Lichterscheinungen auftreten und Menschen als Unterhaltungsprogramm ansehen. Dann wird über ein Geheiligtes Lichts Daoloths geschrieben, was Alan in Euphorie versetzt. Das ist genau das, was er vorhat: Weisheit erhalten und teilen! Aber dann gibt es auch Zeichnungen und Beschreibungen über ein Wesen namens Lu-Kthu, welches als Brutkasten für Außerirdische dient. Könnten die leuchtenden Steine, die man überall in den Wänden sieht, diese Brutkästen sein? Und auch die Wände fühlen sich ein wenig schleimig an. Sind das hier womöglich keine heiligen Hallen, sondern die Gedärme dieses unfassbaren Wesens? Die Crew ist sich einig: Sie müssen einen Weg hier herausfinden.
Die Sowjets
Von den Funden gleichermaßen verwirrt wie verstört, setzt die Crew ihren Weg fort. Einige spüren, wie sich etwas unter ihrer Bauchdecke bewegt – eine Bestätigung ihrer Befürchtungen. Und dann hören sie Stimmen. Es sind zwei Russen, von denen einer einen dritten mit einem Messer aufschneidet, während der andere wild herumschreit. Als die Amerikaner dazwischen gehen, greift der Wahnsinnige an, flieht jedoch, als ihm das Messer aus der Hand geschlagen wird. Sein Kollege folgt ihm und die Gruppe kann sich den Kadaver des dritten Mannes nun genauer ansehen. Aus seinem Bauch wächst eine leuchtende Blume, in der sich ein merkwürdig geformter Embryo zu befinden scheint. Alan würde ihn am liebsten mitnehmen, doch die Blume ist fest mit dem toten Mann verwachsen. Man geht also weiter und findet schließlich einen der anderen beiden Sowjets. Seine Organe sind aus seinem Bauch herausgebrochen und mit den Wänden verwachsen. Er hängt wie am Kreuz mit einem seligen Lächeln dort.
Allmählich macht sich Panik breit, als die Realisation eintritt, dass auch ihnen dieses Schicksal drohen wird. Aus den Schriften, die die Astronauten gefunden haben, geht hervor, dass sie es hier nicht mit Gott, sondern Außerirdischen zu tun haben könnten und die Geschichten über die jungfräuliche Geburt eine Andeutung dessen waren, was gerade mit ihnen passiert, denn auch sie spüren immer wieder schmerzhafte Bewegungen in ihrem Bauch.
Alan beruhigt alle: Er kennt einen Weg, um das Wissen zu erlangen, sich von diesen Parasiten zu befreien. Er muss nur das Zentrum finden… Ariel glaubt allmählich, dass sie es hier nicht mit Traumgestalten zu tun hat, wie geglaubt, sondern mit den echten Astronauten. Erneut fragt sie Alan, was dieser mit ihrem Traum gemacht habe, dass sie ihn nicht mehr kontrollieren könne, doch er weist weiterhin jegliche Schuld von sich.
Das Zentrum?
Schließlich tritt die Gruppe in einen größeren, ebenen Raum, auf dessen Boden Kohlestifte liegen. Hier ist ein lautes, rhythmisches Wummern und Rauschen zu hören wie von einem Herzschlag. An den Wänden sieht man überall leuchtende Blumen in unterschiedlichen Größen, in denen Cherubim-hafte Gestalten liegen.
Alan beginnt den anderen zu erklären, dass er hier einige geometrische Muster malen und ein Gebet in der vergessenen Sprache der Engel sprechen muss, um Gottes Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ariel ist noch immer sehr ungehalten und auch Richard ist skeptisch, doch Pete steht voll und ganz auf seiner Seite. Außerdem: Was für eine Wahl haben sie? Bald werden diese Dinger aus ihnen herausbrechen und sie werden dabei sterben. Vielleicht findet Alan tatsächlich eine Lösung. Er beginnt also zu malen, dann ruft er die anderen zu sich ins Zentrum des Beschwörungskreises und ruft Daoloth an.
Ein strahlendes Licht umschließt den Kreis und allen vier Personen kommt eine ungeahnte Erkenntnis: Das hier ist wirklich kein Engel, sondern wie bereits geahnt ein außerirdisches, übermächtiges Wesen. Und es gibt hunderte von ihnen. Es gibt keinen Gott. Der ganze Wahnsinn ist zu viel für Ariel: Sie erwacht mit einem Schreckensschrei – und mit ihr auch alle anderen.
Fazit
Dies war meine erste Testrunde. Die Mischung aus Harmonie und Anfeindung war einfach ideal, besonders der Moment der Erkenntnis von Ariel, dass sie nicht nur Traumfigmente um sich herum hat. Die Gruppe hatte sich einen Ausklang nach dem Szenario gewünscht, in denen alle noch einmal entscheiden können, ob sie wirklich zum Mond fliegen wollen oder nicht, was ich in den Folgerunden auch umgesetzt habe.
Es gab außerdem zu viele Handouts, weshalb ich deren Anzahl für alle Folgerunden ebenfalls halbiert habe. Das Messer und Bleistifte habe ich hiernach ebenfalls entfernt, da die Spieler versucht haben, beides für merkwürdige Dinge zu benutzen, die nicht vom Szenario vorgesehen sind. Insgesamt war es ein toller Start, der zu ein paar Verfeinerungen gesorgt hat.
Eine bessere Zusammenarbeit gab es bisher nur in Testrunde 5 am Ende der AnRUFung, als sich Alan und Richard quasi zusammengetan haben, während der Kommandant ihnen sämtliche Informationen, die für Chaos gesorgt hätten, vorenthalten hat.
So hat die Crew beispielsweise nie von der Feder erfahren oder die Beschreibung von Lu-Kthu gehört, sodass keiner wusste, was wirklich vor sich geht. In dieser Runde gab es zudem einen fünften Charakter, einen Geologen, der die größte Aufmerksamkeit durch die Psychologin erhalten hat. Dadurch kam Alan sehr unangetastet davon, hat sich aber überraschenderweise gegen die Ausführung des Rituals entscheiden. Stattdessen hat er sich selbst mit Kohlestiften aus dem Larvenraum am Ende erstochen, weil er befürchtete, die Lage durch das Ritual noch zu verschlimmern.
Der Kommandant, halb wahnsinnig, hat sich daraufhin seinen Bauch aufgeschlitzt und ist verblutet. Aber erst, als die Psychologin sich ebenfalls zum Sterben hingelegt hat und die Blume aus ihr herausgesprossen ist, sind alle erwacht. Das war ein sehr, sehr unerwartetes Ende!