Uncle Timothys Will
Eine Gruppe selbstsüchtiger Neffen und Nichten findet sich im abgelegenen Anwesen ihres verstorbenen Onkels ein, um ein reiches Erbe anzutreten. Es gibt allerdings eine Bedingung und die entpuppt sich als gar nicht so einfach.
Original Spielbericht
Die Charaktere
Lord Jeffrey Duncan: Der britische Snob hasst Amerikaner. Normalerweise würde er sich mit den verhassten Verwandten gar nicht abgeben, allerdings ist er pleite und braucht das Geld dringend, um seinen verschwenderischen Lebensstil und sein luxuriöses Anwesen zu finanzieren.
Jack Duncan: Ein Möchtegern-Poet und politischer Aktivist. Er hasst Kapitalismus, bezeichnet alle anderen als Kapitalistenschweine und will vom Erbe eine sozialistische Zeitschrift herausbringen, um der Welt die Augen zu öffnen.
Sydney Duncan: Ein erfolgreicher Arzt mit Ehefrau und drei Kindern. Allerdings hat er eine Affäre und will mit dieser nach Mexiko auswandern, sobald er sein Erbe erhalten hat.
Harvey Duncan: Anwalt und nebenbei auch Immobilienmakler, der leider kürzlich nutzloses Sumpfland an einen Gangsterboss verkauft hat. Jetzt will dieser ihm ans Leder und Harvey hat vor, mit dem Erbe das Land zu verlassen.
Elizabeth Duncan: Sie ist einen luxuriösen Lebensstil gewohnt. Sie hat bereits das Geld ihrer Eltern und ihres Ehemannes verprasst. Mit dem Erbe will sie sich mit ihrem Liebhaber Roberto nach Italien absetzen.
Fiona Duncan Holmes: Eine Tänzerin, die durch Europa tourt und bereits zahlreiche Affären hatte. Sie liebt Partys und mit dem Erbe wird sie die größte ihres Lebens feiern.
Die Geschichte
Die Verlesung des Willens
Es ist ein regnerischer Freitag im Jahr 1928. Eine Gruppe sehr unterschiedlicher Personen ist unterwegs zur Duncan Mansion in den Hinterwäldern von Vermont. 15 Meilen entfernt liegt die nächste Stadt, Barton. Das Anwesen selbst liegt auf Harps Mountain und ist nur über eine lange, enge Straße zu erreichen. Elektrizität gibt es hier oben nicht.
Auf der Straße fährt ein Auto vorsichtig, während ein anderes drängelt, woraufhin das vordere Auto noch langsamer fährt. Ein weiterer Wagen kommt den Berg hinauf und sieht die beiden. Bei dem Versuch, an ihnen vorbeizukommen, rammt er jedoch aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse eines der anderen Fahrzeuge und bleibt liegen. Das vordere Automobil bleibt daraufhin am Wegesrand stehen, um den Fahrer mitzunehmen, während das drängelnde Auto endlich freie Fahrt hat und davonbraust.
Die beiden Damen sind bereits anwesend, als die drei Männer nach ihrem kleinen Unfall eintreffen. Sie werden von Jamison, dem Butler hereingebeten und zu den Frauen gebracht. Vor diesen stehen zwei Gläser mit Rotwein. Sydney bittet um einen Whiskey, woraufhin sich der uralte Mann – er ist um die 80 Jahre alt und steht seit 50 Jahren im Dienst von Onkel Timothy – in Bewegung setzt. Fiona flüstert dem Arzt zu, dass er sich nicht allzu große Hoffnungen mache sollte. Sie deutet auf den Wein. „Wir hatten Champagner bestellt.“ Elizabeth geht dieses Mal mit in den Keller und auch Jack schließt sich an, er kann es schließlich nicht auf sich sitzen lassen, dass die versnobteste Kapitalistin hier einem Mann der Arbeiterklasse aushilft und er nicht! Harvey nutzt die Chance und versucht, den anderen ein Stück Land in Florida zu verkaufen. Angeblich liegt es direkt am Strand und es gibt keine Alligatoren! Die anderen haben jedoch kein Interesse.
Schließlich bringt die Magd Henrietta die Gruppe zum Notar, der gerade damit beginnt, die Liste der Anwesenden durchzugehen, als die Eingangstür auffliegt und Lord Jefferey hereinstürmt. Er schimpft über das Auto, welches ihm auf der Straße hierher den Weg blockiert hat, wird aber von den anderen nicht wirklich ernst genommen. Die Verlesung des Testaments findet so ohne einen weiteren Cousin statt, der nicht aufgetaucht ist. Es geht für jeden der Anwesenden um eine große Summe Geld, doch es gibt eine Bedingung: Sie müssen bis zum Montagmorgen auf dem Gelände bleiben. Wer es vorzeitig verlässt, verwirkt jegliche Ansprüche auf sein Erbe. Murrend stimmen die Erben zu.
Schauriges Erwachen
Der restliche Abend verläuft relativ ruhig, wenngleich Lord Jefferey noch in die Nacht hinein durch das Haus zieht und die Wände abklopft. Fiona glaubt, einer der anderen könnte auf dumme Ideen kommen und sichert ihre Tür ab. Und Jack entdeckt hinter einem Gemälde bei sich im Zimmer ein Guckloch, hinter dem ein dunkler Raum liegt. Das findet er schon mehr als unheimlich und beschließt daher, morgen bei den Angestellten nachzufragen.
Noch vor der normalen Aufstehzeit werden jedoch alle Gäste geweckt, als der Buttler wild rufend an ihre Zimmertüren klopft. Er bringt Harvey zum Zimmer des Notars, während die anderen noch langsam am Wachwerden sind. Der Arzt stellt mit einem einzigen Blick fest: Der Notar ist tot. Das ganze Zimmer ist blutbesprenkelt, selbst Wände und Decke. Sein Brustkorb ist mit brutaler Kraft aufgerissen und sein Herz fehlt. Kein Mensch hat solche Kräfte!
Die Gruppe ist entsetzt, findet aber schnell die blutigen Abdrücke von Frauenschuhen. Man beschließt, Henrietta zu wecken, welche trotz des Lärms nicht aufgewacht zu sein scheint. Ihre Kleidung ist ein wenig feucht und blutbefleckt. Alles deutet darauf hin, dass sie die Mörderin ist! Trotz ihrer Beteuerungen, sie wisse von nichts, sperrt man sie in den Keller, damit sie nicht weglaufen kann. Nun steckt man in einem Dilemma: Eigentlich müsste jemand hinunter in die Stadt fahren, um die Polizei zu rufen, doch Jamison ist mit seiner scheinbaren Demenz nicht dazu in der Lage, Henrietta ist die Hauptverdächtige und die anderen wollen sich die Chance auf das Erbe nicht entgehen lassen. Man vermutet, dass Henrietta an mehr Geld kommen wollte, welches der Notar womöglich im Haus versteckt hat.
Hausdurchsuchung
Man beschließt, sich vorsichtshalber nur noch in Kleingruppen zu bewegen, da alle das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt. Aus den Wänden hört man manchmal Geräusche und Fiona hat in der Nacht jemanden beim Pavillon gesehen. Tatsächlich finden sie dort verwaschene Blutspuren, aber keine Hinweise auf einen weiteren Mörder. Unterdessen beschließt Jack, dass er sich nicht an die Regeln halten muss und geht allein zu seinem Zimmer, um sich umzuziehen. Plötzlich bohrt sich eine Stichwaffe in seinen Rücken. Verletzt dreht er sich herum und sieht Jamison, welcher sich mit einem Messer auf ihn stürzt. Jack wehrt sich selbstverständlich und wirft ihn die Treppe herunter, woraufhin der Butler reglos liegenbleibt. Während Jack noch um Hilfe ruft, hört man von weiter oben ein Geräusch, als würde etwas geschoben werden.
Die Erben treffen schließlich wieder zusammen und sind entsetzt, dass Jack Jamison umgebracht hat, auch wenn der beteuert, dass es Notwehr war, wofür auch die Wunde in seinem Rücken spricht. Man ist allerdings stark überzeugt, dass sich noch jemand im Haus herumschleicht, also geht man dem Schiebegeräusch nach und bricht in das Schlafzimmer des Verstorbenen ein. Gut möglich, dass hier ein Eingang in die Geheimgänge ist. Die Gruppe findet Bücher, welche Opferrituale beschreiben. Fiona verkraftet diese Enthüllung nicht und schreit wild herum, während Jack und Jeffry beginnen, sich um eine Pistole zu prügeln, die sie im Zimmer gefunden haben.
Dann bricht das Chaos aus. Eine groteske Gestalt, welche sie als den Gargoyle vom Dach erkennen, bricht durch das Fenster in den Raum und schlitzt Jack mühelos auf. Es entreißt ihm sein Herz und fliegt dann wieder aus dem Zimmer, während die anderen panisch fliehen. Unten müssen sie feststellen, dass die Leiche des Butlers verschwunden ist.
Bedrohung aus der Luft
Die Überlebenden sind völlig außer sich und wissen nicht, was sie tun sollen. Einige wollen sich im Haus verstecken und hoffen, bis Montag ausharren zu können, anderen wird es einfach zu viel. Sydney wartet gar nicht auf den Rest der Verwandtschaft und rennt einfach los. Da jemand die Luft aus den reifen aller Autos gelassen hat, will er zu Fuß den Berg hinunter, doch der Gargoyle entdeckt ihn und stürzt sich auf ihn. Der Arzt hat jedoch nicht vor, sich von dem Wesen erwischen zu lassen. Lieber wählt er den Freitod und springt den Berg hinunter in den Tod.
Aus einer Wand, hinter der sie Geräusche hören, bricht plötzlich Peter hervor, der Cousin, der zur Verlesung des Testaments nicht erschienen ist. Sein Brustkorb ist aufgebrochen und sein Herz fehlt, doch er bewegt sich noch und versucht, seine Verwandten anzugreifen. Diese schlagen ihn nieder und versuchen, durch einen Geheimgang im Keller zu fliehen, werden jedoch von einer Horde weiterer Untoter aufgehalten. Das müssen alles andere Familienmitglieder sein, die hier auf dem Anwesen beerdigt wurden. Also muss man über die offene Fläche fliehen. Das Ziel der Überlebenden ist die Gruft, wo Timothy beigesetzt wurde. Er wollte offensichtlich alle für irgendein Ritual opfern und vielleicht findet man bei seiner Leiche Antworten.
Das Ritual
Der Gargoyle ist gerade nicht zu sehen, er ist über die Bäume hinweggeflogen und muss sich irgendwo hinter der Gruft aufhalten. Also rennt man los zum Pavillon, der zumindest etwas Schutz vor dem Wesen bietet. Dann geht es weiter und hinunter in das Gemäuer, wo man sich eines weiteren Untoten entledigen muss. Die Gruppe öffnet den Sarg und findet dort Timothys blanke Knochen und ein dickes, unheimliches Buch. In diesem wird ein Ritual beschrieben, bei dem das Körperfett einer Person gekocht wird und sieben Herzen von Verwandten hinzugegeben werden müssen, damit die Person unsterblich werden kann. Harvey weigert sich, weiterzugehen. Er ist in Rage verfallen und bleibt zurück, um die Untoten abzuwehren, während Elizabeth, Jeffry und Fiona den Wald hinter der Gruft durchqueren, wo ein altes Brauhaus liegt. Dort entdecken sie auch den Gargoyle, der das Gebäude anscheinend bewacht. Fiona und Jeffry verstecken sich nahe dem Waldrand, während sich Elizabeth ins Unterholz zurückzieht und auf das Wesen schießt, welches sofort in ihre Richtung geflogen kommt.
Diese Chance nutzen die anderen beiden, um ins Gebäude einzudringen. Überall finden sie heiße, dampfende Rohre und im Keller steht ein großer Kessel mit Fett. Fiona blickt hinein und sieht eine geisterhafte Erscheinung ihres Onkels, welcher sie mit in den Kessel zerrt. Jeffry schlägt mit einer Axt alles kaputt, woraufhin das Gebäude explodiert und ihn mit in den Tod reißt.
Draußen kommt Elizabeth wieder zu sich, nachdem sie den Angriff des Gargoyles knapp überlebt hat. Sie sieht die Zerstörung und wankt zum Haus zurück. Alle anderen sind tot. Sie nimmt das Buch ihres Onkels an sich und beginnt, darin zu lesen. Sie kann sich nicht gegen die Anziehung des Gegenstands wehren. Wie ihr Onkel wird sie besessen vom Wunsch der Unsterblichkeit. Und die Familie hat ja noch genügend Verwandte, die sie zu sich einladen kann.
Fazit
Ein etwas älteres Szenario und wohl einer der Cthulhu Klassiker aus dem Band Blood Brothers –13 Tales of Terror.
Das ist dasselbe Buch, aus dem auch unser Gremlin Szenario stammt.
Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Je nachdem, wie die Gruppe spielt, kann es einen höheren oder geringeren PvP Anteil haben. Die Bedrohung von außen ist aber zusätzlich gegeben.
Es gibt einiges zu entdecken, sodass auch der Forschergeist der Spieler nicht zu kurz kommt.
Eine hohe Tödlichkeit ist allerdings zu erwarten, daher gibt es ein paar mehr Charaktere als Spieler.
Wer das Szenario noch nicht gespielt hat, sollte es definitiv mal machen!