Fairyland
Eine Familie zieht von der schottischen Großstadt aufs verschlafene Land. Im Wald hinter dem neuen Haus blinken seltsame Lichter, welche die Tochter der Familie magisch anziehen.
Originalspielbericht
Die Charaktere
Agnes Balfour: Sebastians Ehefrau und Christobelles Mutter. Sie liebt Kinder und behütet Christobelle sehr. Wird die neue Lehrerin im Örtchen.
Sebastian Balfour: Reicher Erbe und verträumter Fotograf. Hat in einem verschlafenen Nest ein teures, heruntergekommenes Anwesen erworben.
Cynthia Blackfield: Eine alte Freundin von Agnes. Christobelles Nanny. Sie liebt das Kind und hält die Eltern für überfordert mit ihrer Fantasie.
Ross Menzies: Ein Platzwart, der von Sebastian angeheuert wurde, um sich um das neue Anwesen zu kümmern. Er ist schon seit einigen Tagen dort, um Vorbereitungen zu treffen.
Dr. Daniel Brodie: Junger Arzt voller Elan. Soll die Praxis des alten Dr. Boswell übernehmen. Er reist mit den Balfours direkt aus der Stadt an.
Die Geschichte
Rotkäppchen
Es ist Herbst im Jahr 1897. Menzies schaut noch einmal über das Gelände, ob alles ordentlich ist, denn bald wird sein neuer Arbeitgeber eintreffen. Das Haupthaus hat er einigermaßen auf Vordermann gebracht, die Nebengebäude wird er sich in den nächsten Wochen vornehmen müssen. Hinter dem Anwesen liegt der unheimliche Hobs Wald, an dessen Rand heute ein kleines Mädchen mit einem roten Umhang steht und ihm zuwinkt. Dann verschwindet sie im Wald. Ein betrunkener Kerl, der alte Boswell, rüttelt am Tor und lallt vor sich hin. Menzies soll Dr. Brodie ausrichten, dass sie sich am Abend im Pub zur Schlüsselübergabe treffen werden. Dann bewegt er sich schwankend wieder zurück ins Dorf.
Derweil fahren die Neuankömmlinge gerade aufs Dörfchen Cullingstone zu. Christobelle schwärmt schon über Feen und andere Fabelwesen und will unbedingt welche suchen gehen. Dann entdeckt auch sie das rotgewandete Kind und irgendwo im Wald blinken seltsame Lichter auf. Die Erwachsenen tun das ab. Dann erreichen sie den Hof. Cynthia nimmt das Mädchen an die Hand und man bespricht, was man als erstes tun sollte. Die Balfours laden den Doktor auf einen Tee nach drinnen ein und natürlich lässt man Christobelle bei der Begehung aus dem Blick. Erst etliche Minuten später fällt ihnen auf, dass das Kind verschwunden ist.
Im Wald
Agnes sieht noch, wie ihre Tochter zwischen den Bäumen verschwindet und eilt ihr nach. Kurz darauf betritt auch Cynthia den Wald, die Männer folgen nur wenig später als Gruppe. Seltsam ist, dass niemand den andere hören kann, abgesehen von den Männern, die beieinander sind. Cynthia bemerkt schnell, dass sie den Waldrand nicht mehr sehen kann, obwohl sie eben erst die Baumgrenze durchschritten hat. Kein Tier ist zu hören, es ist deutlich dunkler als man es zu dieser Tageszeit erwarten sollte und irgendwie kalt. In der Ferne sehen alle immer wieder ein Licht aufleuchten und manchmal hören sie ein Kind lachen.
Tatsächlich erscheint ihnen allen nacheinander das Mädchen im roten Umhang, welches sie erschreckt oder versucht, in die Irre zu führen. Seine Haut ist blass und glänzend wie von Schweiß, die Augen wirken leblos. Es stellt sich Cynthia als Maeve vor.
Nach und nach kommen alle Erwachsenen auf einer Lichtung an, wo ein seltsames Licht in den Wipfeln kreist. Ein einzelner, alter Baum steht dort. Es ist Nacht. Christobelle kommt hinter dem Baum hervor. Sie ist scheinbar verletzt und weist mehrere winzige Einstiche am Oberkörper auf. Diese sind äußerst symmetrisch und präzise, was Dr. Brodie verwundert. Erleichtert begibt man sich auf den Weg zurück, was erstaunlicherweise sehr schnell geht. Christobelle klagt über Bauchweh, was aber vermutlich daran liegt, dass sie den ganzen Tag nichts gegessen hat.
Neuer Tag, neues Glück?
Am nächsten Morgen geht es für die Familie relativ früh hinaus ins Dörfchen. Immerhin müssen Mutter und Tochter zur Schule und der Herr Papa möchte davon Fotos machen. Die Schule ist wie zu erwarten sehr klein, es gibt nur eine Klasse. Die Lehrerin dort riecht stark nach Alkohol und teilt die Klasse so auf, dass Agnes die älteren Schüler inklusive Christobelle bekommt. Darunter ist auch ein Mädchen namens Lissie, das zwar 8 Jahre alt ist, aber Bücher über höhere Mathematik liest und genervte Kommentare zu diversen Dingen und Kindern abgibt. Sie sitzt ganz hinten und alle meiden sie. Sebastian schaut kurz rein, um sich zu verabschieden und kommt so ins Gespräch mit Lissie, die sofort von seiner Arbeit fasziniert ist, sodass er anbietet, ihr den Prozess von Fotografieren und Fotoentwicklung später genauer zu zeigen.
Dr. Brodie hat unterdessen festgestellt, dass sein Vorgänger nicht eine Patientenakte hinterlassen hat, also begibt er sich auf den Weg, um mit dieser Arbeit zu beginnen. Er trommelt zunächst die jüngeren Schüler zusammen, während Cynthia Tee für die älteren macht. Währenddessen beleidigt Lissie Agnes, woraufhin Christobelle auf sie losgehen will. Das wiederum führt dazu, dass Lissie ihr mit einer gezielten Bewegung den Arm auskugelt und das Mädchen direkt mit zum Arzt genommen wird. Agnes erklärt der scheinbar sehr grummeligen, aber klugen Schülerin, warum ihr Verhalten nicht in Ordnung war, stellt aber ihren Bildungsstand heraus und bietet ihr an, ihr Einzelunterricht zu geben, was Lissie mit Freude annimmt.
Ross schaut sich unterdessen ein wenig um und entdeckt eine alte, verfallene Ruine mitten im Dorf. Als er später die Gebäude auf dem Gelände der Balfours inspiziert, fallen ihm seltsame, menschliche Kratzspuren auf. Dann hört er ein Geräusch aus dem Haus und als er hereinkommt, steht ein Kessel auf dem Feuer und ein paar Brotscheiben liegen frisch abgeschnitten herum. Er wird in seiner Suche nach dem Eindringling jedoch unterbrochen, als der alte Arzt am Tor herumrüttelt und schreit, es gäbe einen medizinischen Notfall. Er torkelt ein wenig hin und her und kippt dann um, sodass Ross ihn zu Dr. Brodie trägt.
Lissie und Maeve
Lissies Eltern betreiben den einzigen Laden in der Stadt. Als Sebastian hingeht, um sie um Erlaubnis zu bitten, das Mädchen einzuladen, bemerkt er oben am Fenster eine bleiche Gestalt. Er tritt ein und stellt sich dem alten Mann, der dort arbeitet vor. Ihm fällt zudem ein starker Geruch auf und fragt den Händler, ob ihm irgendein Tier verreckt ist. Der entschuldigt sich und erklärt, der Geruch käme von seiner Frau, sie sei sehr krank und er käme nicht dazu, den Arzt aufzusuchen. Als Sebastian ihm den Vorschlag macht, Lissie ein wenig zu unterrichten, ist er erstaunt, ängstlich und überschwänglich dankbar. Von ihm erfährt der Fotograf auch, dass allen Vorbesitzern des Anwesens ein Kind verschwunden ist. Das würde schon so gehen, seit er denken kann, etwa alle 3 Jahre gibt es einen solchen Vorfall und die Mutter des letzten habe sich danach sogar umgebracht.
Als Sebastian den Laden verlässt, trifft er auf Dr. Brodie und weist diesen auf den schlechten Zustand der Ehefrau des Händlers hin. Der motivierte junge Arzt begibt sich daraufhin sofort ans Werk und schaut sich die Ehefrau einmal an. Auch sie ist sehr alt, eigentlich zu alt, um Lissies Mutter zu sein. Sie wurde offensichtlich schon lange nicht mehr gewaschen und starrt aus dem Fenster hinaus in den Wald. Sie ist offensichtlich stark mit Morphin betäubt und der Ehemann erklärt ihm, dass sie vor einigen Jahren einen schlimmen Schock erlitten hat und sich seitdem in diesem Zustand befindet. Er bittet nur um mehr Morphin und der Arzt lässt die beiden allein.
In der Schule ist es nun Zeit für die Mittagspause. Agnes unterhält sich kurz mit Lissie, welche die anderen Kinder beim Spielen beobachtet und analysiert. Die Lehrerin fragt sie nach Maeve, woraufhin Lissie überrascht ist und erklärt, Maeve sei tot. Mehr will sie aber nicht herausrücken, da sie weiter analysieren muss. Zu ihrem Erschrecken stellt Cynthia fest, dass sie Christobelle aus den Augen verloren hat und das Mädchen mal wieder verschwunden ist. Die Frauen ziehen los, um sie zu suchen. Währenddessen sieht Sebastian Lissie in die alte Ruine gehen und folgt ihr neugierig.
Und wieder in den Wald
Sebastian ruft nach Lissie, erhält jedoch keine Antwort. Da sie nicht einfach verschwunden sein kann, tastet er die Wände nach verborgenen Räumen ab und tatsächlich findet er eine von Moos überwucherte Wand, die auf seine Berührung reagiert – indem sie einen scheinbar endlosen Tunnel formt. Erschrocken weicht der Fotograf zurück und schreit, woraufhin Dr. Brodie zu ihm kommt. Gemeinsam betreten sie den unnatürlichen Tunnel und kommen irgendwo zwischen den Wurzeln eines alten Baumes mitten im Wald heraus. Sie stehen vor einer Hütte, in der eine Person mit einer Schrotflinte hockt und jemandem neben sich gut zuspricht. Es handelt sich um Maeves Vater, der vor den Balfours in dem Landhaus gelebt hat.
Der Mann, dessen Frau sich vor 3 Jahren umgebracht hat. Er scheint jedoch nicht mehr ganz klar bei Verstand zu sein, denn er meint, er würde bereits seit 8 Jahren nach ihr suchen. Auch Lissie kennt er, meint aber, dass sie kein Mensch sei, sondern von den Feen ausgetauscht wurde. Um die Mädchen zu finden müssen sie den Pilzkreis suchen. Er weiß auch ungefähr, wo dieser liegt.
Unterdessen haben die beiden Frauen Ross zu Hilfe gerufen und zu dritt betreten sie den unheimlichen Wald. Sie sind sich sicher, dass Christobelle wieder hineingelaufen ist, da am Gebüsch am Waldrand ein Fetzen ihrer Kleidung hing. Sie rufen nach Maeve, welche sich gerne als Führerin zur Verfügung stellt. Agnes ist vor Sorge außer sich und weint, woraufhin Maeve ein paar gemeine Kommentare von sich gibt, die nur noch mehr Öl ins Feuer gießen.
Die Männer sehen unterwegs ein helles Licht vom Himmel scheinen, heller noch als der Mond. Und dann sind da Lichtgestalten um sie herum, welche sich extrem schnell bewegen und sie verfolgen.
Cynthia, Ross und Agnes erreichen die Lichtung, auf der sie Christobelle schon beim ersten Mal gefunden haben. Sie lehnt an dem alten Baum. Ihre Schädeldecke wurde mit hoher Präzision aufgeschnitten und ihr Gehirn fehlt. Agnes verfällt in eine Phantasiewelt, sie rennt zu ihrer Tochter, schließt sie in ihre Arme und redet mit ihr, als wäre sie noch am Leben. Die anderen beiden beobachten das Szenario mit Entsetzen.
Wütende Feen
Es beginnt zu regnen. „Das ist schlecht! Es regnet hier nur, wenn die Feen wütend sind!“, erklärt Maeves Vater ängstlich. Tatsächlich kommt eine Lichtkugel auf sie zu, aus der ein Blitz herauszuckt und den Mann erschlägt. Sebastian greift sich dessen Gewehr und feuert auf die Kugel, woraufhin diese verschwindet. Und dann entdeckt Sebastian am Boden seine Tochter. Sie kommt langsam zu sich, doch als er sie anfasst, fühlt sie sich kalt an, ihre Augen sind leer und sie redet plötzlich so kalkuliert und wissenschaftlich wie Lissie.
Das kann nicht seine Tochter sein und der Fotograf befürchtet bereits, dass sein Kind tot ist. Dr. Brodie haben die Ereignisse sehr mitgenommen und er zieht sich eine Spitze mit Morphin auf. Als Christobelle sich zu ihm umdreht und neugierig fragt, was er da tut, erschießt Sebastian den Doppelgänger. Tatsächlich besteht sie nicht aus Fleisch und Blut, sondern einer weißen, formlosen Masse.
Dann hören sich die beiden Gruppen gegenseitig rufen und schreien und finden so zueinander, doch alle Gemüter sind sehr erhitzt. Cynthia hat einen Nervenzusammenbruch und glaubt, dass sich alle gegen sie verschworen haben. Sie versucht sogar, den Arzt anzugreifen. Dann erscheint jedoch Maeve, die ihre Aufmerksamkeit von Brodie ablenkt. Wütend erschlägt Cynthia das vermeintliche Feenwesen. Und dann entdecken sie in der Nähe einen Pilzkreis, der eine unheimliche Anziehungskraft auf sie ausübt. Agnes scheint es den Verstand vollends zerschlagen zu haben, denn sie redet wirres Zeug, das meist genau dem Gegenteil der Wahrheit entspricht oder hanebüchener Unsinn ist. Schließlich geht sie zum Kreis, tritt in ihn hinein und verschwindet.
Sebastian glaubt Frau und Tochter verloren und geht mit Ross zurück zur Hütte. Auch er ist nicht mehr derselbe, er ist unruhig und ängstlich. Hinter der Hütte hören die Männer ein Fauchen und Surren, sodass sie sich in der Hütte verbarrikadieren.
Cynthia will den Steinkreis vernichten und schlägt auf einen der viel zu großen Pilze ein, woraufhin sie einen Stromschlag erleidet. Dann steht plötzlich Dr. Brodie bei ihr, der ebenfalls stark von dem Kreis angezogen wird. Erschrocken schubst sie ihn hinein und fällt direkt hinterher.
Ein Ende und ein neuer Anfang
Agnes, Cynthia und Brodie befinden sich nun in der Welt der Feen. Alles um sie herum besteht aus wirren Farben und überall um sich herum hören sie Kinder sprechen, lachen und um Hilfe rufen. Etwas Kaltes greift nach ihnen, doch die Frauen können dem ausweichen. Agnes sucht nach ihrer Tochter und sieht daher nicht, was hinter ihr geschieht. Ein Greifarm schnappt sich den Arzt, er wird auf einer kalten Liege platziert und festgeschnallt. Und dann wird er seziert und zerwürfelt und schließlich in ein Loch geworfen.
Ross tritt aus der Ruine. Das, was er im Wald gesehen hat, war zu viel für ihn. Er geht zur Kneipe, wo sich wie immer fast alle Dorfbewohner versammelt haben.
Entkräftet lässt er sich auf einen Stuhl sinken und verlangt nach Bier. „Die Feen, hm?“, fragt ein Mann und er nickt.
Sie stoßen an.
Sebastian taumelt währenddessen zurück zu seinem Anwesen. Vor dem Tor steht Christobelle und streckt ihre Hand nach ihm aus.
Er ergreift sie. „Wir können uns eine neue Mama suchen“, sagt das Mädchen, als sie ins Haus gehen.
Wie Lissie wird sie niemals altern.
Agnes hat einen Metallbehälter gefunden, aus dem die Stimme ihrer Tochter ertönt. Sie öffnet ihn und sieht etwas darin, was wie Christobelle aussieht. Liebevoll hebt sie ihr Kind heraus, drückt es an sich und sucht nach dem Ausgang. Cynthia beobachtet, wie ihre Freundin ein Gehirn aus einem Behälter zieht und dann den seltsamen Ort verlässt.
Sie folgt ihr und rennt schreiend in die Nacht. Agnes sucht einen Weg aus dem Wald. Christobelle spricht nicht mehr mit ihr. Aber da hinten ist eine Stadt. Eine andere Stadt. Sie geht darauf zu.
Fazit
Ein herrlich verstörendes Szenario. Wer sich ein bisschen im Mythos auskennt, ahnt relativ schnell, dass mal wieder die Mi-Go hinter allem stecken – und die Dorfbewohner glauben einfach an Feen. Die „Mädchen“ sind Drohnen, die bestimmte Aspekte der Umgebung untersuchen sollen.
Christobelle von diesem Schicksal zu verschonen, ist extrem schwierig und nahezu unmöglich, wenn nicht dauernd jemand auf sie aufpasst.
Definitiv eine Empfehlung, wenn man etwas Düsteres und Aussichtsloses spielen will. Natürlich stammt das Szenario von Scott Dorward, von dem ich schon einige sehr gute Szenarien gespielt habe (z.B. Unland, Unamerican, The Space Between oder Bleak Prospect). Es ist auf DriveThruRPG erhältlich.