Die Stadt im Sand
Das alte, ehrwürdige Ägypten. Die Tempelkatzen von Bubastis genießen ihr Leben in vollen Zügen. Da hören sie ein verstörendes Gerücht. Könnte Gefahr drohen?
Originalspielbericht
Die Charaktere
Sref-Ra, der Alte
Tofu, der Ängstliche
Djedu, die Menschenliebe
Akki, die Jägerin
Toser, der Neugierige
Hati, die Raufboldin
Die Geschichte
Das Phantom
Das Leben ist herrlich als Tempelkatze. Man wird verhätschelt, gekrault und gefüttert, wann immer man will. Besonders letzteres wird vom fetten Küchenkater genutzt, der heute etwas besorgt wirkt. Er hat eine Gruppe anderer Katzen um sich geschart und berichtet fast ängstlich über einen Vorfall: Auf der anderen Seite des Nils, direkt neben einer Palme, will er ein schattenhaftes Phantom gesehen haben. Mindestens halb so groß wie der Baum selbst mit glühenden Augen, die ihm solche Angst eingejagt haben, dass er geflohen ist und sich nun nicht mehr raus traut.
Die anderen hören ihm neugierig zu und auch die älteste Katze des Tempels hat der Geschichte aufmerksam gelauscht. Zögerlich führt der fette Kater die anderen vor die Tempelmauern, wo ein Seitenarm des Nils das Gebäude umschließt. Hier zeigt er ihnen die einsame Palme und huscht dann schnell wieder zurück. Die anderen sechs Katzen beschließen, dass sie sich das einmal genauer ansehen wollen. Doch dazu müssen sie das Wasser überqueren.
Über den Nil
Die Frage ist nur, wie? Es gibt zwar ein Boot, mit dem die Menschen manchmal fahren, doch derzeit ist keiner davon in der Nähe. Sref-Ra bietet an, sie könnten sich von den Krokodilen hinübertragen lassen, da er mit ihnen sprechen kann, doch davon sind die anderen nicht sonderlich begeistert. Akki fragt Djedu, ob sie nicht ihren Lieblingsmenschen mit Schmusen dazu überreden kann, herzukommen und ihnen zu helfen, also tigert die junge Katze los und verschwindet wieder im Tempel.
Derweil schauen sich die anderen das Boot an oder dösen im Schatten. Dicht neben dem Boot liegt ein Krokodil, welches Sref-Ra anspricht. Er bittet es, sich ein wenig vom Boot zu entfernen, da er den Menschen verschrecken könnte, der es bald fahren kommt. Das Krokodil ist erstaunt, dass die Katzen auf die andere Seite wollen, denn dort geht ein Jäger um, der auch vor Krokodilen keinen Halt macht. Es hat ihn selbst noch nicht gesehen, aber es hält sich lieber vom anderen Ufer fern und macht tatsächlich Platz.
Unterdessen findet Djedu ihren Menschen im gespräch mit einem anderen, der immer so viele klimpernde Münzen bei sich hat. Dieser beklagt sich über verschiedene Dinge und scheint den Tempel gleich verlassen zu müssen. Die Katze schmust etwas mit ihm und folgt ihn dann zum Boot, wo der Mensch verdutzt dreinschaut, als er eine ganze Horde von Katzen darauf hocken sieht.
Zunächst versucht er, sie vom Boot zu heben, doch sie hüpfen immer wieder hinauf und schließlich ergibt er sich seufzend. „Ich komme aber erst Morgen wieder. Wenn ihr zurück wollt, müsst ihr entweder auf mich warten oder die Fähre flussabwärts nehmen.“ Er deutet in eine Richtung und die Blicke der Katzen folgen ihm. Verdutzt hält der Mann inne und meint: „Manchmal glaube ich, ihr könnt mich verstehen…“ Dann setzt er ans andere Ufer über.
Die Spur
Zuerst schauen sich die Katzen die Palme an. Diese scheint abgestorben zu sein und wirkt irgendwie zerkratzt. Von ihr weg führt eine tiefe Spur von seltsamen Füßen oder Tatzen und in deren Mitte eine tiefe, gerade Spur, als sei etwas geschleift worden. Hier und dort finden die Katzen in dieser Spur auch Blutstropfen. Sie trinken noch einmal, dann folgen sie dem Hinweis in die Wüste. Sie laufen eine ganze Weile, der heiße Sand brennt unter ihren Pfoten.
Hinter einer Düne entdecken sie schließlich den Kadaver eines Krokodils, das halb angefressen ist. Erschreckend ist jedoch, dass nicht sein weicher Bauch aufgerissen wurde, sondern scharfe Zähne seinen Rückenpanzer aufgebrochen haben. Was auch immer das Phantom ist, es ist ein großes, mächtiges Raubtier. Und es bewegt sich merkwürdig. Manchmal scheint es seine Füße zu nutzen, aber manchmal ist über weite Strecken kein Fußabdruck zu sehen, es bewegt sich aber trotzdem schnurgerade.
Nach ein paar mehr Stunden kommen die Katzen an eine Oase, wo sie kurz rasten. Hier werden sie von zwei Schlangen belästigt, die es sich im Wasser und Gebüsch gemütlich gemacht haben. Die Kobra unter dem Busch beißen sie gemeinsam tot, die Schlange im Wasser locken sie von einer Seite zur anderen, bis alle genügend getrunken haben. Dann ziehen sie weiter. Und dann, endlich, kommen sie an das Ende der Spur. Sie führt in eine Art Höhle oder den Eingang eines alten Gemäuers, vielleicht ein Grab.
Die Luft darin riecht vermodert und alt. Vorsichtig steigen die Katzen die Treppenstufen hinunter.
Der Gott der Mäusemenschen
Weiter unten finden die Katzen Bilder im Stein, die zeigen, wie ein unförmiges Wesen von einer Sonne herabsteigt und gegen Horden von Menschen mit Mäusekopf kämpft. Am Ende siegt das Wesen und die Mäuseleute fangen an, es anzubeten. Das Wesen wird immer anders dargestellt, selten taucht dieselbe Darstellung zweimal auf. Und je weiter sie nach unten vordringen, desto verstörender werden die Bilder: Hier wird gezeigt, wie dem Wesen lebende Menschen, Krokodile und Katzen zum Fraß vorgeworfen werden und wie diese vor Angst schreien.
Auf was haben sie sich hier nur eingelassen? Und dann erreichen sie eine dunkle Kammer, in der jedoch seltsamerweise brennende Fackeln hängen. Sie sehen sich vorsichtig um. Hier gibt es keine Bilder mehr, nur ein paar hohe, leere Podeste und ein paar Säulen. Weiter hinten im Raum führen weitere Gänge ab, doch sie kommen nicht dazu, diese zu erkunden, da eine der Katzen ihre Krallen an einem schwarzen Obsidianblock schärft. Daraufhin reißt dieser seine glühend roten Augen auf und beginnt, sich aufzurichten.
Das Wesen ist unförmig und seine Gestalt scheint zu flackern, mal sieht es aus wie ein Nilpferd, mal wie ein Nashorn, mal wie etwas ganz anderes. Derweil formt sich ein Basaltblock zu einem menschengroßen, mäuseköpfigen, humanoiden Wesen, welches Akki packt, doch Hati kann sie mit einem Biss in das Mäusebein retten.
Das schwarze Wesen holt Anlauf und versucht, Toser zu schnappen, doch der springt zur Seite und das Ungeheuer kracht in eine der Säulen. Akki hat dies gesehen und ruft den anderen zu, dass sie es noch einmal in eine Säule locken sollen, während Djedu mit alten Wandbehängen am Eingang alles für ein Feuer bereitmacht. Drei Katzen lotsen das Wesen hin und her und müssen dabei weiteren Mausstatuen ausweichen, doch schließlich fällt die dritte Säule und das Gemäuer beginnt, einzustürzen. Die Katzen rasen nach oben, Staub und Qualm in ihrem Rücken.
Auch, als sie nach draußen kommen, machen sie keinen Halt. Sie rennen und rennen die Nacht hindurch und kehren schließlich unbeschadet zum Nil zurück. Lediglich Akki hat eines ihrer 9 Leben verloren, als sie beinahe dort unten von dem schwarzen Gottwesen zertrampelt wurde.
Als sie später anderen die Stelle zeigen wollen, ist der Eingang des unheilvollen Ortes längst wieder vom Sand verschluckt worden. Und hoffentlich bleibt das auch so…
Fazit
Das Szenario orientiert sich an den „Sinister Seeds“ aus dem Buch „Tails of Valor“, welches per Kickstarter von Golden Goblin Press veröffentlich wurde. Die Charaktere und Karten wurden aus verschiedenen Szenarien entnommen. „Die Stadt im Sand“ selbst ist ein recht kurzes und gradliniges Szenario.
Hat man mehr als 2-3 Zeit zum Spielen, kann man es gewiss noch etwas ausschmücken, erst noch etwas Zeit im Tempel verbringen, um sich in die Charaktere und deren Leben einzufinden und eventuell weitere Geschehnisse in der Wüste hinzufügen. Auch die hinteren Räume des Grabmals können weiter erforscht werden, um mehr über die Hintergründe des Phantoms herauszufinden.
Die Charaktere waren sehr gut beschrieben und hatten jeweils auch eine Anbindung an einen besonderen Menschen, sodass man diese auch als Bezugspersonen hätte, wenn man das Setting als Kampagne nutzen möchte. Die Einfachheit trägt dazu bei, sich mit den Fähigkeiten der Katzen vertraut zu machen und zu lernen, was man alles kann.
Ein wenig seltsam ist nur die Schadensberechnung, welche sich an den menschlichen Cthulhu-Werten orientieren, sodass man in nahezu keinem Fall Schaden macht (z.B. 1w3-2). Hier müssten auf jeden Fall kleine Gegner wie die Schlangen angepasst werden, damit die Katzen trotzdem Schaden verursachen können. Es kann aber auch sein, dass dies tatsächlich im Regelwerk berücksichtigt wird, ich kenne es allerdings nicht.
Für Anfänger und Einsteiger in die Katzenwelt ist es auf jeden Fall sehr nett, für langjährige Spieler dagegen wirkt es zu simpel. Hier kann aber die SL jeweils noch viel ausgestalten, dafür bietet „Die Stadt im Sand“ auf jeden Fall viel Potential.