Ladybug, Ladybug, Fly away home
Teil 1/2
Nach langem Warten endlich das Finale! Die Ermittler werden in einem Fall von Kindesentführung als Berater angeheuert. Die Eltern sind Gründer einer tiefreligiösen Sekte, das Kind schwerkrank und dann scheint sich auch noch das Ende aller Tage anzukündigen. Es wird der gefährlichste Fall bisher und könnte womöglich auch ihr letzter sein…
Originalspielbericht
https://inyo.home.blog/2022/06/26/lad…teil-13-finale/
Charaktere
Samantha „Maine“: Eine junge Sportstudentin, deren Großvater in seltsame Ereignisse um Innsmouth und die Erweckung Nyarlathoteps verstrickt war. Sie will wissen, ob er verrückt war oder in seinen Geschichten doch ein Funken Wahrheit steckt.
George „Milwaukee“: Ein kleiner, dicklicher, älterer Zeitungsfotograf. Er hat immer seine geliebte Kamera dabei und hofft auf Erklärung für manch seltsames Geschehnis, das er schon fotografieren durfte.
Nick „Manhatten“: Besitzer einer exklusiven Bar. Hat von seinen Kunden immer mal wieder seltsame Geschichten gehört, bis ihm jemand von der SIA etwas Echtes gezeigt hat. Seitdem ist er Feuer und Flamme für das Übernatürliche.
Randall „Cleveland“: Ein Polizist, der eine morbide Vorliebe für okkulte Fälle hat: Ritualmorde, kultische Entführung, Serienmörder, … Er ist zudem ziemlich altmodisch, Internet und solche Sachen sind nichts für ihn.
Die Geschichte
Eine seltsame Entführung
Einige Wochen sind seit dem letzten Fall vergangen. Es ist Ende Oktober, Halloween nähert sich in großen Schritten. Verletzungen sind geheilt und jeder konnte seine Therapien fortsetzen. Da wird die Ruhe durch einen Anruf von Berkley unterbrochen. Die F.B.I. Agentin Lucy Bates möchte die Gruppe als okkulte Berater in einem Entführungsfall haben. Sie werden also nicht nach eigenem Belieben im Hauptfall ermitteln, sondern erhalten ihre Aufgaben von der Agentin persönlich.
Es geht also nach Cleveland, Randalls Heimat. Die Lage ist vertrackt: Frau Balfour war mit ihrer fünfjährigen Tochter Regina einkaufen, als ein vermummter Mann an sie herantrat, mit einem Taser außer Gefecht setzte und das Kind aus dem Einkaufswagen holte. Das Geschehen wurde von einer Überwachungskamera gefilmt, welches die Gruppe sich nun ansieht. Der Mann tritt kurz aus dem Bild und kehrt dann wieder zurück, um den Marienkäfer-Rucksack von Regina zu holen.
Die Mutter wehrt sich jedoch gegen den Diebstahl und als ein weiterer Mann, der zum Einkaufen dort ist, näherkommt, flieht der Entführer. Er verlässt den Laden, bringt das schreiende Mädchen in ein Auto, welches daraufhin davonrast und kehrt dann selber wieder in das Geschäft zurück. Dabei zückt er eine Waffe und verwundet einen Wachmann an der Tür. Anschließend stiftet er Unruhe im Laden, bedroht Personen und wirft Gegenstände um, verletzt jedoch niemanden. Als nach etwa einer halben Stunde ein SWAT-Team eintrifft, erschießt er sich.
Bates fragt die Ermittler nach ihrer Meinung zum Vorfall. Es scheint ganz so, als habe der Entführer es ganz gezielt auf Regina abgesehen, da er niemanden verletzt oder gar getötet hat. Auch seine Rückkehr in den Laden scheint lediglich ein Ablenkungsmanöver gewesen zu sein. Dass er jedoch wegen dem Rucksack umgedreht ist, wundert die Gruppe. Bates erklärt, dass Regina schwer krank ist – sie hat 10 verschiedene Lungenkrankheiten – und sich in dem Rucksack ihre Medikamente befinden. Anscheinend wusste der Entführer dies.
Nun erfahren die Ermittler auch mehr über die Hintergründe. Der Täter ist George Lewiston, ein ehemaliger Mitarbeiter im Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms mit Erfahrungen im Bereich Terrorismus und religiösem Extremismus. Er ist seit einigen Jahren im Ruhestand. Mit Reginas Eltern hatte er bis dahin keinen bekannten Kontakt. Diese sind die Grüner einer christlichen Sekte, der Church of the Passover Angel, welche an einen baldigen Weltuntergang glaubt. Auf ihrer Homepage findet sich sogar ein Countdown, welcher am Dienstag vor Halloween endet. Die Kirche wurde kurz nach Reginas Geburt gegründet. Regina selbst wird aufgrund ihrer Erkrankungen privat unterrichtet.
Nachdem er mit seinen Ermittlungen nichts erreichte, hat sich Lewiston an die SIA gewendet, da er glaubte, die Sekte plane etwas Schlimmes. Zudem gab es in den letzten Jahren immer wieder anonyme Hinweise auf Waffenhandel in der Kirche. Doch es konnte nie etwas nachgewiesen werden. Vor etwa einem Jahr kam dann der Verdacht auf Kindesmissbrauch auf und Regina wurde für kurze Zeit in die Obhut der Sozialarbeiterin Lindsay Peale übergeben – Lewistons Nichte. Doch auch hier konnte den Balfours nichts nachgewiesen werden und Regina kehrte in ihre Obhut zurück.
Nach Zeugenaussagen und Bildern von Überwachungskameras ist es Peale, die das Fluchtfahrzeug fährt.
Nicht unsere Aufgabe
Doch die Suche nach Regina ist nicht der Grund, warum Bates die Gruppe angefordert hat. Die Agentin erklärt, dass die Balfours der Polizei gegenüber sehr misstrauisch sind, nachdem sie schon so oft verschiedener Vergehen beschuldigt wurden. Die Gruppe soll sein Vertrauen gewinnen und mehr über seine Sichtweise der Dinge erfahren. Außerdem besteht noch immer der Verdacht, dass seine Sekte irgendetwas vorhat.
Während des Gesprächs bringt die Sekretärin ihnen etwas zu trinken, doch mit Kaffee und Wasser scheint etwas nicht zu stimmen. Ein merkwürdig metallischer Geschmack liegt darin. Maine entschuldigt sich zwischendurch und geht zur Toilette, um einen Blick in die Küche werfen zu können, in der Hoffnung, dort einen Hinweis auf den Geschmack zu finden. Sind sie womöglich unter Drogen gesetzt worden? Hier, auf dem Polizeirevier?
Die Erklärung ist aber eine ganz andere: Als sie den Wasserspender im Flur sieht, hat sich dieser rot gefärbt und ein paar Polizisten schauen sich das Ganze nervös an. Auch das Wasser im Bad ist rot und schmeckt metallisch. Bei ihrer Rückkehr teilt sie ihre Entdeckung den anderen mit und zeigt ihnen auch ein Foto, denn mittlerweile ist alles wieder zur Normalität zurückgekehrt.
Die Gruppe macht einen Termin mit Balfour aus und fährt los. Sie geben sich als Privatermittler aus, die dem Fall nachgehen wollen. Unterwegs suchen sie nach weiteren Informationen. Balfour war früher häufig in Kenia, wo er Kontakte mit indigenen, fundamentalistischen Christen hatte, einer militanten Gruppe namens Red Trumpet. Außerdem wird seine Kirche von einer Organisation namens New World Industries finanziell unterstützt. „Waren die nicht in diesen Hochhaus-Fahrstuhl-Vorfall verwickelt?“, fragt Maine. In der Tat, NWI hat oft seine Finger in okkulten Angelegenheiten im Spiel, doch ihnen ist nie etwas nachzuweisen.
Balfour
Der Pater erwartet die Gruppe bereits vor seiner prachtvollen Kirche. Er ist ziemlich aufgewühlt, die Augen vom Weinen gerötet. Zuerst löchert er die Ermittler mit Fragen, ob sie schon etwas herausgefunden haben. Die erklären, dass sie erst in die Ermittlungen einsteigen und daher noch kaum etwas wissen. Sie seien sich allerdings sicher, dass die Polizei Informationen zurückhält, etwas, was ihnen sofort Bonuspunkte bei Balfour einbringt. Er erzählt ihnen über seine Arbeit und seine Kirche – immerhin kann jede Information wichtig sein und der Täter scheint es ganz gezielt auf seine Tochter abgesehen zu haben.
Zuerst zeigen sie ihm ein Foto des Täters. Dieser hatte bei der Entführung eine Verkleidung getragen, doch auf dem Foto ohne diese Verkleidung erkennt Balfour ihn sofort als „Zack Nowizki“, einen Aussteiger aus der Kirche des Passover Angels. Zack war derjenige, der die Beschuldigungen wegen Kindesmissbrauchs gegen ihn vorbrachte und dadurch Regina kurzfristig aus seiner Obhut entfernte. Die Gruppe erklärt ihm, dass dieser Name nur ein Deckname war und er für die FDI arbeitete. Anscheinend hat er versucht, die Kirche zu unterwandern. Nun offenbart man auch, dass die Entführerin seine Nichte ist, welche Regina schon einmal in ihrer Obhut hatte.
Dieser Schwall an Informationen ist bereits mehr, als die Polizei ihm mitgeteilt hat und stimmt Balfour sehr positiv. Diese Ermittler scheinen etwas zu können! Er erzählt ihnen mehr über „Zack“: Dieser war 2 Jahre lang Mitglied in seiner Kirche, ein sehr respektiertes sogar. Er habe viel Zeit mit Balfour verbracht und sich sehr für seine Zeit in Afrika interessiert, wollte sogar mehrfach seine Originalschriften einsehen, wozu es aber nie gekommen ist.
Auf Nachfrage erklärt Balfour, dass er in Afrika missionarisch tätig war und irgendwann in einen starken Sturm geraten sei. In diesem habe sich ihm der Passover Angel offenbart. Von diesem habe er unter anderem erfahren, dass er eine Tochter namens Regina haben wird und diese sie in ein neues Zeitalter führen soll. Unter dem Vorwand, den Täter besser verstehen zu wollen, fordert die Gruppe ebenfalls seine Schriften aus Afrika, welche der Pater ihnen zögerlich zur Verfügung stellt. Während er das Buch holen geht, färbt sich plötzlich das Weihwasserbecken rot, wird jedoch wieder normal, als er zurückkehrt.
Alles nur Zufall?
Mit dem Buch und den neuen Informationen fährt die Gruppe zurück zur Polizei. Auf Youtube und in den Nachrichten kommen zahlreiche Meldungen über rotgefärbtes Wasser. Das Phänomen scheint allerdings nur regional aufzutreten. Auch von Froschwanderungen ist zu lesen, wofür jetzt eigentlich überhaupt nicht die Jahreszeit ist. Man hält vor der Polizeiwache und stellt fest, dass man verfolgt wird: Ein schwarzes Auto mit einem auffälligen Flügelsymbol ist ihnen auf den Fersen. Anscheinend traut der Pater ihnen doch nicht… Die Gruppe bleibt daher im Auto, wo sie Blick auf einen Aquarienhändler haben, dessen Fischtanks alle rötlich gefärbt sind. Die Fische treiben leblos im Wasser.
Dann beginnen Frösche aus Gullideckeln zu drängen, sie kommen aus Büschen, kriechen unter Türen hervor, die sind überall. Chaos bricht aus. Die Ermittler sind ebenfalls schockiert, nutzen aber die Gunst der Stunde, um im entstehenden Verkehrschaos ihren Verfolger abzuschütteln. Sie betreten die Polizeistation durch einen Hintereingang. Hier herrscht reges Treiben. Die Telefone klingeln ohne Unterbrechung und viele Polizisten kratzen sich auffällig. Läuse? Die Ermittler versuchen, Ruhe zu bewahren und lassen sich die Beweismittel aus ihrem Fall zeigen.
Im Gespräch mit einem Polizisten erfahren sie dabei auch, dass Lewiston vor der Tat Kleidung, Lebensmittel, verschiedene Unterhaltungsmedien, zwei Erste-Hilfe-Kästen, Sedativa, Funkgeräte und eine Shotgun gekauft sowie eine große Menge Bargeld abgehoben hat. Es scheint ganz so, als wolle man sich irgendwo verschanzen. Vielleicht ist seine Nichte mit Regina ja gar nicht so weit weg. Die Gruppe beschließt, mit ehemaligen Nachbarn zu sprechen, ob diese sich vielleicht an ein besonderes Kindheitsversteck der beiden Täter erinnern können.
Das Ende naht
Auf dem Weg dorthin werden sie erneut verfolgt, schütteln den Wagen aber wieder ab. Die Befragung der Nachbarn bringt leider keine Ergebnisse. Nur, dass sie gerne in einem bestimmten Restaurant essen waren. Hier wollen sich die Ermittler ebenfalls umhören, doch auf dem Weg dahin beginnt es plötzlich, Frösche zu regnen. Sie fallen einfach vom Himmel, erst ein paar wenige, dann immer mehr. Es wird so stark, dass man kaum etwas sehen kann vor blutigen Tierkadavern und dass teilweise Dellen in die Autos geschlagen werden.
Auch das Auto der Gruppe wird stark beschädigt und kann nur knapp einem Unfall entgehen. Sie fliehen in ein nahegelegenes Hotel, wo sie sich für die Nacht einquartieren. Es ist ohnehin schon spät. Während sie die Ereignisse des Tages Revue passieren lassen, erhalten sie einen Anruf von Agentin Bates. Sie ist ebenfalls in einen Unfall geraten und hat sich das Bein gebrochen. Der Kontakt wird daher erst einmal nur telefonisch stattfinden.
Die Gruppe ist sich sicher, dass sie es hier mit den ägyptischen Plagen zu tun hat. Aber warum? Sind sie Teil eines Rituals oder dienen sie nur zur Ablenkung? Und was ist damals in Ägypten geschehen? Wurde das Ritual erfolgreich beendet? Mit Erschrecken stellen sie fest, dass sie allesamt Erstgeborene sind und das Eintreten der letzten Plage ihren Tod bedeuten könnte. Das setzt sie unter Zeitdruck. Dann liest man sich Balfours Buch durch. Es ist schließlich Maine, die zuerst einen Verdacht hat, mit was für einer Entität sie es hier zu tun haben.
Der Ort, an dem sich Balfour aufhielt, die Erwähnung einer Gruppierung namens Black Tongue, der wiederkehrende Verweis auf den Schwarzen Wind – darüber hat ihr Urgroßvater berichtet. Er war dort, vor so vielen Jahrzehnten, und hat die Widergeburt seines Avatars verhindert. Die Geburt einer Entität, der auch die Ermittler erst vor kurzem schon einmal begegnet sind. Nyarlathotep, der Schwarze Pharao. Die Gruppe informiert Berkley. Das hier ist vermutlich die größte Ermittlung, die sie je hatten und auch die potentiell tödlichste. Wenn die Balfours wirklich versuchen, diese Wesenheit zu beschwören, könnte das weitreichende Folgen auf die Welt haben…
Am nächsten Morgen haben die Aufräumarbeiten auf den Straßen begonnen, doch Fliegenschwärme haben sich draußen ausgebreitet und laben sich an den liegengebliebenen Froschkadavern. Manhattan tickt bei ihrem Anblick ein wenig aus und will mittels Deospray und Feuerzeug die Fliegen vor dem Fenster töten. Die anderen halten ihn zum Glück davon ab.
Nachdem sich die Gruppe mit den gestrigen Ereignissen beschäftigt hat, stellt sie fest, dass das Epizentrum auf einem Friedhof in der Nähe liegt. Diesen will man sich genauer ansehen, doch als erstes wagt man sich nach draußen, um im Restaurant nach mehr Informationen über die beiden Täter zu fragen. Hier finden sie jedoch nichts heraus, außer, dass die beiden regelmäßig dort waren.
Dann geht es zum Friedhof. Unterwegs klingeln zwei Smartphones: Bates und Balfour wollen mit ihnen sprechen…
Fazit
Das Szenario stammt aus dem Band „The Things we leave behind“, dem Vorgänger von Fears Sharp Little Needles. Die Homepage der Church of the Passover Angel wurde von Fans tatsächlich erstellt und kann daher unter diesem Link angesehen und untersucht werden. Sie wurde liebevoll und sehr ausführlich gestaltet und gibt den Spielern einen Einblick in die Denkweise dieser radikalen Gruppierung.
Die Handouts, die im Buch schwarzweiß sind, gibt es außerdem als Farbversion via kostenloser Download auf DriveThruRPG: The Mark of Evil. Der Youtuber Seth Skorkowsky hat außerdem ein sehr gutes Youtbute Video zu dem Szenario, welches einen Abriss der Story bietet und ein paar Ideen bringt, welche die Plagen etwas aufregender machen als sie im Szenario eigentlich vorgesehen sind.
Das Szenario ist etwas ausführlicher, man sollte also mit etwa 9-10 Spielstunden rechnen. Wir haben es deshalb auf zwei Spielrunden aufgeteilt. Es passiert wirklich eine ganze Menge, vor allem, da die Plagen schon sehr früh beginnen, aufzutreten. Unser SL hat sich hierbei stark am Skorkowskys Ratschläge gehalten, entsprechend hatten wir einige sehr actionreiche Sequenzen. Auch schön war, wie die Stimmung und die Haltung der SC sich im Laufe der Zeit verändert hat. Zuerst hält man Balfour für einen Spinner, vor allem, da er den Weltuntergang schon zweimal zuvor vorhergesagt hat. Wenn man dann aber herausfindet, wen er da eigentlich anbetet, fängt man schnell an, die Entführer als die Guten zu sehen und sich zu fragen, ob sie vielleicht etwas davon wussten.
Der ganze Fall erscheint in einem anderen Licht.
Trotzdem, dass so viel passiert ist, hatten wir teilweise das Gefühl, nicht weiterzukommen, da wir keine Hinweise auf den Verbleib Reginas finden konnten. Jede Spur verlief ins Leere. Anders als in vielen anderen Szenarien ist man hier tatsächlich etwas mehr auf die Arbeit der Polizei angewiesen, die hauptsächlich an dem Entführungsfall arbeiten, während die SC eher dafür da sind, die Hintergründe aufzuklären. Sie sind immerhin als okkulte Berater eingestellt, nicht als richtige Ermittler.