The Necropolis
Wieder einmal geht es in die 20er, dieses Mal nach Ägypten: Ein bisher unbekanntes Grabmal wurde gefunden und die Charaktere werden eingeschlossen. Sind sie wirklich allein hier drinnen? Dieses Szenario findet sich im Band „Gateways of Terror“ und lässt sich entweder in einer Stunde (Kurzvariante) oder in etwa drei Stunden (normale Spielzeit) spielen.
Originalspielbericht
Die Charaktere
Lucy Blackmoore: Eine Archäologin, die privat gesponsert in Ägypten arbeitet. Bisher hat sie keine großen Funde gemacht, dies ist ihre letzte Chance, sonst ist ihre Karriere vermutlich vorbei.
Carter Chesterfield: Ein Professor für verschiedene Sprachen, doch ägyptische Hieroglyphen sind seine große Liebe. So ist er umso erfreuter, auf diese Expedition eingeladen zu sein, um sein Wissen endlich auf dem Feld anwenden zu dürfen.
Peter Northlake: Dieser reiche, adlige Brite hat die Expedition ins Leben gerufen und finanziert. Er ist nicht auf der Suche nach mehr Reichtum, sondern nach vergessenem Wissen und Artefakten von besonderem Wert.
Tackelberry: Der ehemalige Soldat ist als eine Art Leibwächter für Peter angestellt. Er mag Ägypten nicht besonders und hofft, dass er bald wieder gehen kann. Schließlich ist er nur wegen des Geldes hier.
Die Geschichte
Öffnung des Grabes
Im Jahr 1924 wird im Tal der Könige eine Entdeckung gemacht: Ein bisher unbekanntes Grab wurde freigelegt und seit Stunden bemühen sich die Arbeiter nun, den Eingang zu öffnen. Endlich ist es soweit, alte, verbrauchte Luft strömt ins Freie und Peter hält eine Rede über diesen bedeutsamen Schritt. Er, Carter, Lucy, Tackelberry und der Vorarbeiter Jahi tun die ersten Schritte in das Grab, um einen ersten Blick hineinzuwerfen, als die schwere, große Steinplatte hinter ihnen plötzlich zuschlägt und den Vorarbeiter dabei zerquetscht.
Die Expedition ist verstört und verängstigt. Der Stein kann sich nie im Leben so schnell bewegt haben! Peter glaubt, die Arbeiter draußen Lachen zu hören, dann entfernen sich die Stimmen. Er ist entsetzt, die anderen jedoch hoffen noch auf eine baldige Rettung. Carter entdeckt im Stein der Tür ein paar schwache Zeichen, welche einerseits Schutz vor Grabräubern bieten sollen, andererseits auch etwas daran hindern sollen, nach draußen zu kommen. Lucy scherzt, dass sie wohl einen bösen Pharao am Wiedereraufstehen hindern wollten.
Nun stehen sie in einem langen Gang, auf dessen Boden etliche Kalksteinscherben liegen. Sie scheinen nicht aus diesem Raum zu stammen. War vor ihnen vielleicht schon eine andere Expedition hier? Und wenn ja, warum hat man nichts von dieser gehört?
Erkundung
Tackelberry klopft gegen die Steintür, doch als daraufhin nur Sand und weitere Steinchen von der Decke rieseln, lässt man das lieber bleiben. Schließlich will man nicht lebendig begraben werden, wenn das Ding einstürzt. Es wird vermutlich ein paar Stunden dauern, bis der Eingang wieder freigelegt ist, daher macht sich die Gruppe auf den Weg tiefer ins Grab, in der Hoffnung, einen weiteren Ausgang zu finden. Weiter hinten steht eine Steintruhe mit goldenem Deckel, in der sich aber nur ein paar hölzerne Murmeln befinden. Dahinter gibt es eine zugemauerte Wand, in der sich ein Loch befindet, durch das alle mit etwas Mühe kriechen können.
Der nächste Raum beinhaltet Gegenstände aus dem Leben des hier Begrabenen: Figuren, Kanopen, ein Kanu, einen Streitwagen und etliches mehr. Allerdings lässt sich nichts hiervon einer spezifischen zeitlichen Epoche zuordnen. Einen Namen finden sie jedoch noch immer nicht. Es gibt noch einen weiteren Nebenraum sowie eine auffällige Wand, wo der Stein besonders dick ist. Diesen scheinbar gut verschlossenen Durchgang bewachen zwei Mumien, deren Köpfe mit denen von Krokodilen ausgetauscht sind und die sich gegenseitig mit Speeren durchbohren. Über ihnen hängen zwei Krummschwerter aus Meteoritenstahl.
Der nächste Raum ist für Lucy von besonderem Interesse: Hier finden sich etliche Zeichnungen an den Wänden. Unter anderem sieht man hier eine Sonne mit seltsam gewundenen Strahlen und ein Ank, welches direkt darunter gespiegelt dargestellt wird. Möglicherweise ein Zeichen dafür, dass der Pharao hier sich dem Tod verweigerte. Peter vereinfacht ihre Theorien und nennt den Toten einfach nur noch Schwarzmagier. Eine weitere Zeichnung zeigt eine seltsame Variante des Totenrituals: Der Pharao reißt das Herz aus der Brust einer wolfsköpfigen Kreatur und legt es auf die Waagschale, auf deren anderer Schale ebenfalls ein Herz liegt. Normalerweise müsste es eine Feder sein und das Herz des Pharao müsste gewogen werden. Hat er sich selbst zum Gott ernannt?
Tod und Verderben
Im Raum liegt das Skelett eines Mannes aus recht modernen Zeiten. Er liegt inmitten kleiner, tierköpfiger Kalksteinstauen, welche die Diener des Pharaos darstellen. Der Mann ist skelettiert, seine Rippen sind gebrochen und sein Schädel zertrümmert. Er hat einen deutschen Reisepass und ein paar Stangen Dynamit bei sich. Aus seinem Tagebuch geht hervor, dass er hier eingeschlossen wurde und glaubt, nicht allein zu sein. Ein dumpfes Geräusch lässt Tackelberry zusammenzucken. Kam das von der besonders dicken Wand?
Lucy untersucht währenddessen die letzte Wand, wo ein grausames Bild gezeigt wird. Eine Stadt wird angegriffen, Tentakeln kommen aus dem Himmel und dem Boden und humanoide Wesen mit Tierköpfen oder Tierkörpern schlachten Menschen ab und fressen diese. Gerade noch diskutiert die Gruppe über ihre Funde und dass es hier definitiv keinen zweiten Ausgang gibt, als die Steinplatte zwischen den beiden großen Mumien zerbricht und eine höllische Kreatur in den mittleren Raum springt. Sie ist mumifiziert, aber über und über mit eitrigen Pusteln übersäht.
Der Kopf ist der eines afrikanischen Wolfs. Geifernd greift die Kreatur Tackelberry an, der ihr am nächsten steht. Dieser weicht ihr zunächst nur aus, sodass sie sich nun auf Peter wirft, den sie aufgrund seines wahnsinnigen Schreiens als größere Bedrohung ansieht. Lucy und Carter sprinten in den nun offenliegenden nächsten Raum, in dem ein riesiger Sarkophag steht. Weiter hinten scheint es noch einen weiteren Raum zu geben und Carter rennt in diese Richtung. Aus den Hieroglyphen und dem Bericht des Toten hat er etwas von einem ewig schlagenden Herzen gelesen, von dem er nun glaubt, es sei die Lebenskraft der Kreatur.
Totengericht
Als die Kreatur bemerkt, wohin Carter läuft, macht sie kehrt und springt auf ihn zu. Leider steht Lucy im Weg und wird vom Wesen zerfleischt.
Sie steht in einem großen, ägyptischen Grabmal. Vor ihr sieht sie die Totengötter Osiris und Anubis, aber auch Thot und 42 Richter. Ihr werden von Anubis die Augen verbunden, dann wählt der Schakalgott drei Richter aus, welche Anklage gegen die Archäologin führen werden. Unter ihr wartet die hungrige Krokodilgottheit Ammit darauf, ihre Seele zu verschlingen, sollte sie schuldig gesprochen werden.
Zunächst muss sie sich gegen Anschuldigungen der Gotteslästerung und der Grabschändung verteidigen, zu letzterem bekennt sie sich schuldig, ersteres weist sie von sich, da sie anderen den Glauben an die ägyptischen Götter stets versucht hat, anderen nahe zu bringen und stets respektvoll von ihnen gesprochen hat. Dann wird ihr Herz gewogen und es ist leichter als die Feder. Horus selbst führt sie vor Osiris, der sie mit traurigem Blick – sie wird heute nicht ins Reich der Toten eintreten – zurück ins Leben schickt.
Für die anderen scheint es kurz so, als hätte das Ungetüm Lucy zerfleischt, doch dann lässt es von ihr ab und rennt weiter auf Carter zu. Dieser hat mittlerweile eine Truhe entdeckt, in der er ein rhythmisches Pochen hört. Als diese sich nicht öffnen lässt, sprengt er sich und die Truhe mit einer Stange Dynamit in die Luft. Das Wesen wird dabei ebenfalls verletzt, regeneriert sich aber rasch wieder. Die Truhe ist nun offen und das schlagende Herz liegt frei. Die anderen ringen mit der Kreatur, damit Peter das Herz zerstören kann. Doch der ist vom Anblick des versprengten Sprachwissenschaftlers halb wahnsinnig und kauert sich neben dem Herzen zusammen. Tackelberry wirft Dynamit auf das Monstrum und Lucy stößt es näher an die Explosion heran.
Vergraben
Die Decke des Sargraums stürzt durch die Explosion ein und begräbt alle außer Peter. Dieser hockt nun in einem winzigen Raum neben dem schlagenden Herz und sieht, wie sich nach wenigen Minuten die Wolfskreatur aus dem Sand und den Steinen zu wühlen beginnt. Zitternd und weinend sticht er mit dem Säbel auf das Herz ein, woraufhin die Kreatur zerplatzt, zerfließt und zu Staub zerfällt. Ein übler Gestank breitet sich aus. Peter umklammert das Shapti, die Waffe und murmelt: „Immerhin sterbe ich als reicher Mann.“ Er schließt die Augen. In wenigen Stunden wird ihm die Luft in dem kleinen Raum ausgehen und er wird ersticken. Aber zum Glück kann niemand jemals wieder dem unheiligen Wesen geopfert werden.
Fazit
Das Szenario an sich ist recht simpel aufgebaut und sehr klassisch. Es eignet sich hervorragend auch für Einsteiger und alle, die mal ein anderes Ortssetting bespielen möchten. Der Autor hat zudem einen Zeitplan eingefügt, wenn man das Szenario in nur einer Stunde spielen möchte, von daher eignet es sich auch für sehr knappe Zeiträume.
Wir haben außerdem eine Zusatzregel (Das Totengericht, Cthulhus Ruf Band #2) benutzt, welche nicht zum Szenario selbst gehört, sondern von Daniel Neugebauer und Stefan Droste für Ägypten-Szenarien entworfen wurde. Hier bekommen verstorbene Charaktere die Möglichkeit, noch einmal ins Leben zurückzukehren, um weiter am Geschehen teilnehmen zu können. Diese Ergänzung hat ebenfalls Spaß gemacht und kam recht unerwartet.