Das schreiende Haus
Das hessische Dörfchen Wackenbrunn war vor langer Zeit berühmt für seine Engelserscheinungen. Nun ist der Sohn einer reichen Familie dort verschwunden und ein Grüppchen privater Ermittler macht sich auf den Weg dorthin. Sie werden mit übermäßiger Fremdenfeindlichkeit, üppigen Fleischplatten und sich seltsam verhaltenden Tieren in Empfang genommen…
Originalspielbericht
Die Charaktere
Vikar Stephen Schepolowski: Junger Geistlicher mit gutmütigem Wesen.
Maximilian Hirst: Enthusiastischer Parapsychologe, der gerne Übernatürliches erleben würde.
Sophie Denier: Bodenständige Parapsychologin, die sehr sachlich an ihre Aufgaben herangeht.
Die Geschichte
Fahrt nach Wackenbrunn
Ende 1924 ist der vermögende Ferdinand Kramer in Wackenbrunn, einem kleinen Dörfchen nahe Braunfels, verschwunden. Da er schon immer dazu neigte, eine Weile zu verschwinden und nach wenigen Monaten wieder aufzutauchen, hat sich zunächst niemand etwas dabei gedacht. Da er im August 1925 aber noch immer nicht wiederaufgetaucht ist, hat ein Familienfreund, Dr. von Wittenburg, eine Gruppe von Bekannten gebeten, nach dem Mann zu suchen. Ein wenig Eigeninteresse spielt dabei ebenfalls mit, denn in Wackenbrunn soll es Engelssichtungen gegeben haben und er möchte gerne mehr darüber herausfinden.
Auf der unbequemen Fahrt in das kleine Dorf rennt den drei Reisenden ein Hirsch vors Auto. Besser gesagt: Ins Auto. Das Tier springt durch die Frontscheibe, wütet im Wagen herum und scheint sich so schwer wie möglich verletzen zu wollen. Die Menschen flüchten aus dem Wagen und müssen mitansehen, wie das Tier sich schließlich an Scherben so sehr verletzt, dass es im Auto ausblutet.
Vom Lärm angelockt kommt ein wütender Mob von Bauern die Straße entlang und beschimpft die Gruppe, für Unruhe zu sorgen. Generell scheinen die Männer auf Blut aus zu sein. „Fremde können wir hier nicht gut leiden!“, wird geknurrt. Der Vikar bleibt ganz ruhig und erklärt die Situation, bittet zudem darum, dass jemand das Auto repariert, damit sie möglichst bald wieder abreisen können. Mürrisch, aber mit der Aussicht, die Fremden schnell wieder loszuwerden, verzieht sich der Mob wieder und einer der Männer holt seinen Traktor, um das Auto abzuschleppen.
Herzlich Willkommen?
In Wackenbrunn sucht Sophie zunächst die Apotheke auf, um sich von den Verletzungen des Autounfalls verarzten zu lassen. Die beiden Männer bringen das Gepäck in Richtung Gasthaus, als sie hören, wie in einer Gasse jemand zusammengeschlagen wird. Hier machen sie Bekanntschaft mit Eckhart Griems, dem örtlichen Polizisten. Er ist sehr aggressiv gegenüber den beiden, bezeichnet sich selbst als „Das Gesetz“ und will ein besonders scharfes Auge auf die Fremden haben. Was zudem auffällt ist die hohe Zahl der Schwangeren: Gleich drei Stück sehen sie noch an diesem Abend, alle schon sehr weit fortgeschritten und blutjung.
In der Apotheke trifft Sophie auf Herrn rauch, einen freundlichen Mann, der wohl aus familiären Gründen zugezogen ist und keinen Deut Fremdenfeindlichkeit zu besitzen scheint. Er erklärt, es gäbe hier häufiger Wildunfälle und die Gruppe solle sich möglichst unauffällig verhalten und schnellstmöglich abreisen, da die meisten anderen Bewohner des Dorfes in letzter Zeit immer aggressiver würden. Als sie ihn zum Thema Engel befragt, meint er nur, der Sohn des Polizisten wüsste mehr. Die Geschichten über die Engelssichtungen seien alt, aber der Junge behauptet ebenfalls einem begegnet zu sein.
Im Gasthaus zum Goldenen Engel gibt es an diesem Freitag eine üppige Fleischplatte. Ungewöhnlich für den Wochentag, aber das Dorf sei mit Fleisch gesegnet, sagen die Wirtsleute, was auch immer das heißen mag. Als Stephen Sophie holen will, kommt ihm eine weitere Hochschwangere entgegen, die übermäßig glücklich zu sein scheint und ihm sogar die Hand auf den Bauch legt. Er muss sich sehr zusammenreißen, als er den Bauch spürt, denn für ihn fühlt es sich an, als winde sich darin ein Sack voll Schlangen.
Kurzer Kirchenbesuch
Bevor die Gruppe zu Abend isst, geht sie noch in die Kirche, in der Hoffnung, hier noch ein paar neue Informationen zu ergattern. Der Priester, Adolf Kuhn, wirkt jedoch sehr abwesend, befindet sich dauernd im Zwiegespräch mit Engeln und vergisst dauernd Dinge. Er wirkt äußerst verwirrt, will erst beten, dann den Friedhof zeigen, dann den Kirchturm und dann fängt er wieder mit dem Friedhof an, usw. Mit etwas Geduld bekommt Stephen heraus, dass es insgesamt 7 Schwangere gibt, alle unterschiedlichen Alters, aber alle nahezu gleich weit fortgeschritten. Es dürfte jeden Tag soweit sein.
Der Friedhof, den er anschließend präsentiert, umfasst nur 5 Gräber und ist vor etwa 5 Jahren angelegt worden. Auch das Geburtsregister ist sehr jung, wurde neu angelegt nach einem Brand, der aber schon 80 Jahre zurückliegt. Kuhn habe es wohl vergessen, zu erneuern. Das Kirchenbuch zeigt aber auch, dass immer weniger Leute in die Kirche kommen, was den Priester jedoch nicht zu stören scheint.
Etwas besorgt um ihn gehen Sophie und Maximilian mit ihm Wasser holen, als sie Zeuge werden, wie sich ein Huhn in den Brunnen stürzt. Sophie holt es wieder heraus, doch es springt wieder hinein, ebenso bei einem weiteren Rettungsvesuch. Auch eine tote Ratte zieht sie mit dem Eimer empor. Der Pfarrer offenbart, dass die Tiere hier eine seltsame Tendenz zum Selbstmord haben, sie dadurch aber immer genügend Fleisch haben.
Bevor sie zurück in die Kirche gehen, gesellt sich ein 14jähriger Bursche zu ihnen, Paul Griems, der Sohn des Polizisten. Er beginnt sofort, heftig mit Sophie zu flirten und will sich am liebsten direkt auf ein Date mit ihr treffen. Als sein Vater ihn jedoch in der Nähe der Fremden entdeckt, verziehen diese sich schnell und überlassen den jungen Mann dessen Zorn. Zurück in der Kirche zeigt der Priester erneut, wie abgerückt er von der Realität ist, als er, statt zu trinken, seinen Kopf in den Wassereimer steckt und sich dann daneben legt.