Alles anzeigenRollenspiel als Hobby macht eine Menge Spaß, und kann ein herrliches Übungsfeld sein, um sich auszuprobieren.
Aber: Es kann je nach Runde auch recht düstere Themen beinhalten. Und Themen, die vielleicht für manche Menschen nicht düster sind, für andere dagegen schon.
Menschen sind im Alltag vielerlei Erfahrungen ausgesetzt. Und manche davon will man im geschützten, spaßigen Hobbybereich vielleicht einfach nicht nacherleben. Und das ist okay.
Deshalb finde ich es immer sinnvoll, in Session Zero einerseits über die persönlichen Grenzen und Tabus der Mitspielenden zu sprechen, als auch je nach Spiel und Gruppenwunsch bestimmte Sicherheitstechniken vorzustellen.
Wenn man von persönlichen Grenzen schreibt, finden sich oft laute Stimmen mit „die sollen sich nicht so anstellen“, „die machen mir mit ihrem RL Kram den Eskapismus kaputt!“, „das ist eben realistisch!“ oder „dann sollen die eben My Little Pony oder sowas spielen!“.
Nein. Einfach nur NEIN. Seid nicht diese Person.
Menschen betreiben dieses Hobby aus verschiedenen Gründen. Und Menschen machen in ihrem Leben verschiedene Erfahrungen. Mitspielende, die vielleicht traumatisierende Erlebnisse durchlebt haben, möchten mit diesen vielleicht im Hobby nicht konfrontiert werden (eine getriggerte PTBS ist kein Spaß). Andere Menschen, die im Alltag diskriminierende Erfahrungen machen, können darauf verzichten, diese im Hobby auch zu machen. Und das ist okay. Das Wohlbefinden aller am Tisch ist wichtiger als das Setting. Und ich bin nicht bereit, Leuten den Spaß und Eskapismus zu nehmen, indem ich sie mit Dingen konfrontiere, die ihnen wehtun.
Wenn bestimmte Todesarten einzelne Mitspielende an was schlimmes aus ihrem Leben erinnern, dann lässt man die eben weg. Das postapokalyptische Setting wird nicht netter und „weichgespülter“, nur weil dort Leute nicht erhängt sondern stattdessen eben gekreuzigt werden. Oder weil man sexualisierte Gewalt vielleicht einfach weglässt, vor allem an und durch die SCs.
Wie kann man über diese persönlichen Grenzen reden?
Am besten bei Session Zero schon direkt abklopfen, welche Themen nicht gewünscht sind. Und das ohne, dass es gerechtfertigt werden muss. Wenn jemand gerade keine sterbenden Eltern im Spiel möchte (vllt. Weil ein realer Trauerfall gerade einfach zu nah ist), dann muss das nicht erklärt oder gerechtfertigt werden. Einfach alles mitnotieren, was nicht gewünscht ist (gern auch mit Abstufung, Marke: Darf thematisiert werden, aber mit Abblenden, oder kann im Setting vorkommen, aber nicht den SCs widerfahren).
Sowas kann man in kurzen 1:1 Gesprächen, aber auch als Fragebogen abhandeln. Oder in der Gruppe besprechen (aber Vorsicht – wenn die Menschen am Tisch sich nicht gut kennen, will vllt. Niemand das Gefühl haben, als „Spaßbremse“ Themen zu verneinen, und manche trauen sich dann nicht, ihre Grenzen zu nennen). Ich verlinkte dazu einige passende Texte/Tools.
Das gibt der Spielleitung einen weiteren Vorteil: Dadurch, dass man diese Grenzen kennt, hat man ein besseres Gefühl dafür, bis wohin man gehen kann. Man kann also (im Rahmen der abgesteckten Grenzen) eher in die Vollen gehen, als man sich das sonst vielleicht trauen würde.
Ich selbst kann mich auch als Spielerin viel besser fallen lassen und auch krasse, intensive Szenen ausspielen, wenn ich weiß, dass meine Grenzen respektiert werden.
Was ist, wenn eine Szene dann doch zu heftig wird?
Dann kann man das einerseits vielleicht sagen und eine kurze Pause verlangen, kurz aus der Situation rausgehen oder ähnliches. Das kann aber, insbesondere wenn gerade was hochkommt, manchmal sehr schwer fallen.
Daher hilft es hier, eine X-Card auf dem Tisch zu haben. Antippen, und die Szene kann gestoppt/übersprungen/überschrieben werden. Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Dazu verlinke ich auch mal etwas.
Auf jeden Fall helfen all diese Vorbereitungen und Tools, das Spielerlebnis sicherer zu gestalten, und damit dafür zu sorgen, dass alle ungetrübten Spaß haben.
Weiterführende Links:
Quelle: https://cthulhuskartenkiste.wordpress.com/2021/08/14/rpg…im-rollenspiel/