Alles anzeigenInklusion ist ein Themenfeld, das mir – unabhängig davon keine Expertin zu sein – am Herzen liegt.
Die Perspektiven von gesellschaftlich marginalisierten Gruppen einzubeziehen und eine offene, wertschätzende Spielumgebung bereitzustellen, ist mir wichtig.
Wie lässt sich also dafür sorgen, dass die sehr unterschiedlichen Menschen am Tisch sich wohlfühlen?
Dabei muss man zwei Ebenen betrachten.
Einmal die realweltliche, vom Spiel abgetrennte „Outgame“ Ebene, wo man schon die Weichen für ein angenehmes Zusammensein stellen kann.
Und dann natürlich die „Ingame“ Spielebene, wo man über das Setting, dessen Aufbereitung und die Art der Figuren, SCs wie NSCs, schon Einfluss ausüben kann.
„Outgame“ finde ich es wichtig, auf die Mitspielenden und ihre Bedürfnisse einzugehen, und das auch mittels Session Zero und Feedbackgesprächen zu kommunizieren.
Beispiele wären zum Beispiel, dass eine autistische Person sich bei Reizüberflutung der Situation entziehen kann, ohne das kommunizieren zu müssen. Oder dass alle darauf achten, nicht wie wild durcheinander zu plappern. Letzteres ist natürlich ebenso wichtig für Personen, die Einschränkungen beim Bereich Gehör haben, und für die Hintergrundmusik eher Fluch als Segen sein kann.
Dass man bei der Verpflegung darauf achtet, dass entweder alle etwas mitbringen oder bei zentralisierterem Ansatz es eben etwas für jeden Geschmack gibt, sollte klar sein.
Wenn also beispielsweise aufgrund von religiösen Speisegeboten bestimmte Sachen nicht verzehrt werden dürfen oder es Allergien gegen manche Lebensmittel gibt, dann gebietet es der Anstand, darauf Rücksicht zu nehmen.
Generell kann man mit kleinen Gesten schon viel bewirken. Eben zeigen, dass man dran denkt dass die Person bestimmte Sachen nicht zu sich nimmt, oder Rückzugsraum benötigt, anders kommuniziert – was auch immer in der Konstellation gerade im Fokus steht.
Ingame kann man ebenfalls schon durch Kleinigkeiten allen vermitteln, wie willkommen sie sind. Indem beispielsweise bei der Auswahl von Charakterbildern darauf geachtet wird, dass die Spielenden auch Identifikationsfiguren vor sich haben, sich repräsentiert fühlen. Am besten, indem sowohl was Hautfarbe/Ethnie, aber auch Geschlecht (Beispiel: Auch sehr androgyne Charaktere, deren Geschlecht nicht sichtbar ist), Kleidungsstil, oder auch körperliche Beeinträchtigungen die Charakterbilder sehr breit gefächert sind.
Ich habe mir für unsere Sozpäd Dungeon World Runde die Mühe gemacht, und es nicht bereut.
Allein schon, dass sie ganz selbstverständlich repräsentiert wird und einen Charakter mit Hijab spielen kann, hat für eine Mitspielerin einen riesigen Unterschied gemacht.
Genauso, wie es ihr auch wichtig war, den Umgang mit Religion bei der gemeinsamen Session Zero und Settinggestaltung zu besprechen. Dabei wurde auch festgehalten, dass in dem gemeinsam erdachten Setting niemand wegen eines Hijabs diskriminiert wird – das ist ein Stück bewusster Eskapismus, eine realweltliche Erfahrung, die man sich im Hobbykontext gerne sparen wollte.
Was im Spiel selbst auch Thema sein kann, ist das räumliche oder bildliche Vorstellungsvermögen. Ist dieses eingeschränkt, werden Karten und Bilder wichtiger, um Fehlkommunikationen zu vermeiden und alle gleichermaßen einzubinden.
Das sind Kleinigkeiten, die man in den eigenen Hobbyansatz einbinden kann. Einfach im Team besprechen und schauen, dass alle sich in Setting, Bildauswahl usw. angesprochen fühlen.
Und diese Kleinigkeiten bewirken etwas, meiner Beobachtung nach.
Passieren dabei Fehler? Mit Sicherheit! Niemand ist perfekt, und es kann immer mal sein, dass es nur unvollständig gelingt, oder nicht optimal ist.
Der richtige Umgang dabei ist meiner Meinung nach: Den Betroffenen zuhören. Sich Tipps einholen, wie eine Spielumgebung offener wird und alle willkommen heißt. Und es dann versuchen.
Niemand erwartet bei einer privaten Rollenspielrunde Perfektion. Aber es zu versuchen und dabei zu wachsen und sich zu entwickeln, das ist ein gutes Anliegen.
So kann die eigene Runde inklusiver werden.
Quelle: https://cthulhuskartenkiste.wordpress.com/2021/08/04/rpg…2021-inklusion/