Dieser Thread zu William Hope Hodgson (WHH) existiert zwar schon lange, doch gab es bisher noch keine regelrechte Einführung. Vielleicht haben ja einige schon ihre Erfahrungen mit seinem Werk gemacht – und andere kreisen noch etwas unschlüssig drumherum.
Neben den maritimen Horrorgeschichten und den phantastischen Romanen sind es die Fälle des okkulten Detektivs Carnacki, die im deutschsprachigen Raum am stärksten mit seinem Namen verbunden sind.
Wie also mal wieder
William Hope Hodgson in Spiel bringen? Vielleicht ist ein pointierter Überblick wegweisender Veröffentlichungen
in Deutschland interessant. — Dadurch dürften wir seine Geschichten am ehesten kennengelernt haben. Neben den
Standards, namentlich in den Verlagen Insel, Suhrkamp und Festa,
liste ich noch einige Obskuritäten, Raritäten und Adaptionen auf. Eventuell sind dabei ja noch neue Entdeckungen für den einen oder
die andere möglich …
Anmerkung: Meine
Liste basiert auf der umfangreichen WHH-Bibliografie von Robert N. Bloch, erweitert um zwei Einträge aus meiner eigenen
Bibliothek.
william-hope-hodgson-1.jpg
1. Die Jahre 1969 bis
1987: Erste Veröffentlichungen
1969 — Die
(bisher) bekannteste früheste deutschsprachige Veröffentlichung
„Die Stimme aus der Nacht“ („The Voice in the Night“) ist
enthalten im 15. Band von Ullsteins Kriminalmagazin.
1970 — In der
Bibliothek des Hauses Usher (Insel Verlag) erscheint das Buch Stimme
in der Nacht mit vier von Hodgsons gruseligen Seegeschichten,
darunter der Kurzroman Die Boote der ›Glen Carrig‹ (The Boats of
the ›Glen Carrig‹). Diesem Buch folgt 1973 Das Haus an der
Grenze, das neben dem Titelroman (The House on the Borderland) drei
weitere Stories enthält: allesamt Fälle des paranormalen Ermittlers
Carnacki.
1982 — Bastei
Lübbe veröffentlicht mit Das Nachtland den visionären Endzeitroman
The Nightland. Auf der Rückseite ist das Urteil eines gewissen „H.
P. Lovekraft“ abgedruckt: „Eines der machtvollsten Werke düsterer
Imagination, das je geschrieben wurde.“
1987 — Die
Phantastische Bibliothek (Suhrkamp Verlag) würdigt Hodgson mit dem
Band Geisterpiraten und andere schauerliche Seegeschichten. Dank des Titelromans liegt nun der vierte von Hodgsons Romanen auf Deutsch vor.
2. Die Jahre 2003 bis
2017: William Hope Hodgson im Festa Verlag
2003 — Festas
hauseigenes Magazin Omen bringt in seiner ersten Ausgabe die See- und
Abenteuergeschichte „Die Insel des Ud“ („The Island of the
Ud“). Leider kappt das Satzprogramm den Schluss der Story, so dass
sie noch einmal vollständig in Omen 2 (2005) abgedruckt wird.
2004 — Festa wagt
sich an eine Neuausgabe von Das Haus an der Grenze. Übersetzt von
Michael Siefener und mit aufschlussreichem Vorwort von Brian
Stableford versehen, kann diese Fassung problemlos neben der früheren
Insel-Veröffentlichung bestehen.
2007 — Die
Anthologie Die Pflanzen des Dr. Cinderella. 25 Unheimliche
Geschichten liefert mit „Der Spuk auf der Jarvee“ („The Haunted
Jarvee“) einen Carnacki-Vorgeschmack. Es handelt sich um eine –
freilich mittelmäßige – Verquickung von okkulter Detektiv- und
unheimlicher Seegeschichte.
2017 —
Unverzichtbar im Festa-Programm: das Buch Carnacki, der
Geisterdetektiv, das 2017 erstmals sämtliche Geschichten um die
übersinnliche Spürnase auf Deutsch versammelt. Zum Reiz der
Publikation trägt noch ein Aufsatz von Mark Valentine bei; der
britische Autor, Herausgeber und Büchersammler befasst sich seit den
1980er Jahren mit William Hope Hodgson.
3. Obskuritäten,
Raritäten und Adaptionen
1988
— „Geschichten, die nach Salzwasser schmecken“ präsentiert der
bekannte Autor Alexander Kent (d. i. Douglas Reeman) in der Sammlung Kapitänsgarn (Sea Captains’ Tales). Ohne dezidiert der Phantastik
zu frönen, enthält das Buch aus dem Ullstein Verlag den
Sargassosee-Klassiker „Das Ungeheuer im Beerentang“ („The Thing
in the Weeds“).
1998
— Abseits von Meeresungeheuern und Geisterdetektiven präsentiert
die Anthologie Räuber, Schurken, Lumpenpack (The Mammoth Book of
Historical Detectives) Hodgson als Verfasser einer historischen
Kriminalerzählung: „Das Wirtshaus zur Schwarzen Krähe“ („The
Inn of the Black Crow“). Das Buch erscheint bei Bastei Lübbe;
Herausgeber Mike Ashley ist u. a. bekannt durch seine Algernon
Blackwood-Biografie Starlight Man.
2004
— In Arcana Nr. 6 wird auf einen Privatdruck hingewiesen: William
Hope Hodgson. Das Rufen des Meeres. Gedichte. Der Druckt ist
limitiert auf 100 Exemplare, übersetzt und herausgegeben von Denis
Vidinski; das Vorwort stammt von Boris Koch. Kernstück ist die
Ballade „Die Stimme des Ozeans“ („The Voice of the Ocean“),
die Robert N. Bloch mit Colerdiges „Ancient Mariner“ vergleicht.
2016
— Unter der Regie von Jörg Buttgereit und Bodo Traber entsteht das
Hörspiel Fungus – Pilz des Grauens, basierend auf der Geschichte
„The Voice in the Night“, erweitert um einen japanischen
Schauplatz und eine vom Original abweichende Figurenkonstellation.
Ausstrahlungen 2016 vom WDR und 2017 vom Deutschlandfunk.