Beiträge von Lliam

    Machen on Blackwood
    Introduction Arthur Machen reported on a broad array of topics for the Evening News, but he naturally seemed the wise choice to handle reviews of recently…
    darklybrightpress.com

    A. Machen's Kritik ist m.E. berechtigt. Er schätzt zwar Blackwood's Naturverbundenheit, die sich in subtilen Beschreibungen von Landschaften und Stimmungen zeigt - müßig zu sagen, dass auch er in dieser Hinsicht ein Meister war -, aber wehrt sich gegen eine Pseudo-Verwissenschaftlichung, die Blackwood nur zu gerne seinen Lesern präsentiert und damit den aufgebauten Zauber wieder zunichte macht. Er wehrt sich gegen das Wörtlichnehmen von poetischen Darstellungen und kabbalistischen Schriften.

    Wie auch Lovecraft ist er von der unnachahmlichen Geschichte "Die Weiden" begeistert. Und warum? Weil die Natur bedrohlich wirkt, weil Kräfte wirken, die mysteriös und dunkel sind. Das macht ja gerade den Reiz an Machen's phantastischen Geschichten aus, dass überall das Böse durchsickert, dass nur Andeutungen gemacht werden und dass so gut wie immer Fragen offen bleiben.

    Meine Lieblingsgeschichten von Blackwood sind zwei "John Silence-Geschichten", nämlich "Ancient Sorceries" und "Secret Worship".

    Der allwissende John Silence ist mir zwar ein Greul, aber besagte Geschichten sind trotzdem vom Allerfeinsten. Das muss auch A. Machen zugeben. W.H. Hodgson's Carnacki ist mir um vieles sympathischer als Dr. Silence. Und die Fälle, über die er spricht, sind ebenfalls erste Sahne.

    Folgendes hat zwar nur marginal bzw. indirekt mit M.R. James's Brief zu tun - einer Verschiebung steht ja nichts im Weg -, aber es gibt gewisse Anknüpfungspunkte:

    Zum einen handelt es sich hierbei um das von Lovecraft überstrapazierte Wort "kosmisch" in Supernatural Horror in Literature (1926–1927) und zum anderen um das Verhältnis von Autoren zueinander.

    Meines Wissens wurde der deutsche Autor Willy Seidel in Lovecraft's Abhandlung nicht erwähnt. Offensichtlich hatte ihn L. überhaupt nicht gekannt. Dr. Seidel war auch kein reiner Horrorgeschichten-Autor, sondern sehr vielseitig. Bereits 1923 erschien die Geschichte "Das älteste Ding der Welt" (mit Zeichnungen von Alfred Kubin), die einige Jahre später in "Die magische Laterne des Herrn Zinkeisen (1929)" als eine spezielle Art von "Bildbeschreibung" Eingang fand. Besagte Geschichte ist ein Paradebeispiel für "Kosmischen Horror". Man sollte sie als Lovecraft-Fan gelesen haben:

    Willy Seidel: Die magische Laterne des Herrn Zinkeisen

    Unwillkürlich denkt man da an Gregor A. Gregorius (Eugen Grosche), der sich bereits 1923 mit Okkultismus befasste, aber seine "Fraternitas Saturni" erst 1926 gründete. Ich erwähne diesen Herrn auch deshalb, weil das bekannte Fake-Nekronomikon, das 1980 im Berliner Schikovsky-Verlag erschien, angeblich in seinem Nachlass gefunden wurde. Inzwischen gibt es eine Neuauflage ohne Goetia (Edition Geheimes Wissen).

    Hier ist von der "gegenseitigen Bewunderung" von A. Blackwood und A. Machen die Rede:

    In Pans Wäldern: Algernon Blackwoods Leben und Wirken
    Algernon Blackwood ist als Erzähler für seine unheimlichen Geschichten bekannt. Die Natur und das "Andere" spielen in seinen Werken eine Hauptrolle.
    www.vergleichende-mythologie.de

    "Blackwood und Arthur Machen kennen sich übrigens durch den Geheimbund The Golden Dawn (Goldene Dämmerung), können aber scheinbar nicht viel miteinander anfangen und äußern sich eher abschätzig übereinander. So schreibt Blackwood über Machen, dass er zwar einige seiner Romane gelesen, aber keinen in Erinnerung behalten habe und Machen gibt sich gelangweilt von Blackwoods Erzählungen."

    Vielleicht liegt das daran, dass die beiden Herrn, die Lovecraft geradezu verehrte, eine völlig konträre Vorstellung hinsichtlich des Gottes Pan hatten: während Blackwood in Pan den liebenden und bisweilen auch grausamen Gott der Natur sah - Siehe hierzu auch Paul Busson's "Der rauchende Stein", erschienen in "Seltsame Geschichten (1919)" - sah Machen in Pan nur das Satanische und Verbotene.

    Das lässt sich machen:

    Eine für das Forum relevante Kurzfassung auf Deutsch:

    Der Adressat ist ein gewisser Nicholas Llewelyn Davies, der M.R. James persönlich kannte und sich zwecks Erstellung einer Anthologie (Weird fiction) an ihn wandte, um den einen oder anderen Tipp zu bekommen.

    Es wird darauf hingewiesen, dass Dr. James, wie ihn Lovecraft respektvoll nannte, privat durchaus mitteilsamer war als in öffentlichen Gesprächen.

    H.P. Lovecraft's wegweisenden Artikel "Supernatural Horror in Literature"

    schien Dr. James gekannt und auch geschätzt zu haben. Allerdings mokierte er sich über dessen unmöglichen Stil (Freie Übersetzung) und hatte sich sogar die Mühe gemacht, das exzessiv verwendete Wort "kosmisch" zu zählen: er kam auf 24 Mal.

    A. Machen, der ihm angeblich einen Fanbrief geschickt hatte, mochte er gar nicht:

    Er bezeichnet diesen zwar als sehr schlau, aber das war es auch schon, was er Gutes über Machen zu sagen hatte - und die Art, wie er es sagte, lässt darauf schließen, dass er mit Décadenceliteratur und deren Vorläufern nichts zu tun haben wollte:

    "Arthur Machen has a nasty after-taste: rather a foul mind I think, but clever as they make 'em."

    und

    "The Monk by M.G. Lewis is really not fit to be read."

    Über Chambers:

    "The King in Yellow by R.W. Chambers & The Maker of Moons are horrid & nasty."


    Hallo zusammen,

    ob das der richtige Ort für ein paar Worte darüber ist, wie man (ich) auf H.P.L. stieß und welche Geschichte es war - sofern man sich noch daran erinnern kann -, die man als Erstes von ihm gelesen hat, kann ich nicht beurteilen (Einer entsprechenden Verschiebung steht ja nichts im Weg).

    Ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich zu diesem Zeitpunkt gewesen bin - vermutlich zwischen 12 und 14. Ich konnte also bereits lesen. Aber das ging so langsam vonstatten, dass mich bei der an und für sich moderaten Seitenanzahl von "Das Grauen von Dunwich" schon beim kleingedruckten Charles Lamb - Zitat das blanke Grauen erfasste: "Dafür brauche ich gewiss mehrere Tage", sagte ich mir. Und so war es auch, nachdem ich mich endlich dazu durchgerungen hatte, diese "Monstergeschichte" in Angriff zu nehmen. Dass ich es nicht bereut hatte, muss wohl nicht erwähnt werden. Der unverhohlenen Nennung von A. Machen's "The great God Pan" und der nicht ganz so direkten von E.F. Benson's "Negotium perambulans in tenebris" ging ich erst Jahre später nach: zwei ausgezeichnete Erzählungen!

    Aber alles der Reihe nach:

    Den hier abgebildeten Suhrkamp-Band, der damals schon so aussah, als wäre er einer Mülltonne entnommen worden, hatte mein Bruder aus einem Schwimmbad angeschleppt: im Gras gefunden. Ich kannte weder Lovecraft noch Artmann, aber das Umschlagsbild zog mich in seinen Bann. "Der leuchtende Trapezoeder" schien mir ein netter Titel zu sein und die Länge der Geschichte hielt sich in Grenzen. Nachdem ich mir zu jedem Satz umfangreiche Vorstellungen machte und deshalb mit dem Lesen nicht weiterkam, spannte ich kurzerhand meine Großmutter zum Vorlesen ein. Was ich da zu hören bekam - sie war auf meinen Wunsch trotz der verstörenden Grafik eingegangen - gefiel mir außerordentlich gut. Die Antwort auf meine Frage nach der Bedeutung des Wortes "Fragmente" fand ich anfangs eher desillusionierend - vielleicht hätte ich mit "Pickman's Modell" oder "Das Grauen von Dunwich" beginnen sollen -; sie ließ mich jedoch in der Folge schnell erkennen, dass Lovecraft's "Geistergeschichten" - Was für ein trivialer Titel! - etwas ganz Besonderes waren.


    Wäre nett, wenn ihr auch etwas zu eurer ersten "Begegnung" mit H.P.L. erzählen könnt.

    Lliam


    PS:

    Weil von H.C. Artmann die Rede war, was hält ihr von der Lovecraft-Persiflage "Die Jagd nach Dr. U"? Mir blieb nur ein schöner Satz in Erinnerung: "Und seine Augen wurden grün und böse wie die Stachelbeeren einer Zaubernacht." Ich könnte nun nachsehen, ob das wirklich so dort steht, aber das ist mir der Aufwand nicht wert.

    Ein wirklich ausgezeichneter Artikel!

    H.P.L hat nie einen Hehl daraus gemacht, wem er am meisten zu verdanken hatte.

    A.M. ist m.E. deshalb etwas "schwierig", weil er Vieles nur andeutet, während H.P.L. alles minutiös beschreibt.

    Ich schließe mich H.P.L's Meinung an, dass es sich bei der römischen Statue in "The White People" sehr wahrscheinlich um Pan handelt. Als (weniger wahrscheinliche) Alternativen kämen Bacchus und Hektate in Betracht...