Beiträge von Blackdiablo

    Ich habe heute diese schöne Diskussion entdeckt und interessiert gelesen. Mindestens die wichtigsten Punkte sind sicherlich bereits genannt worden, deswegen beschränke ich mich auf zwei Details:

    1. Ein Motiv, das sich durch Lovecrafts Texte zieht und nicht direkt ins Auge springt, findet sich hier in rudimentärer Form (siehe ansonsten bspw. "Stadt ohne Namen", "Schatten aus der Zeit", "Berge des Wahnsinns"). Die Säule auf der Insel ist von Bildern geschmückt, die Rückschlüsse auf die Kultur der fremden Rasse ziehen. Ein daraus gezogener Schluss: kulturhistorisches Interesse in Lovecrafts Werk.

    2. Eine Inkohärenz, welche des Öfteren parodiert wird (ich glaube von Goomi), ist der Bruch zwischen dem, was am Ende für Rezipienten erzählt bzw. angedeutet werden muss, und der erzählten Realität, in der sich der Erzähler befindet. Weswegen hat der Erzähler, wenn der Schrecken - ob real oder nicht - dermaßen grauenhaft ist, die Zeit, seinen Suizid noch anzudeuten? Ferner: Hat er diese Antizipation nicht bereits am Anfang seines Schreibens deutlich genug gemacht? Was ein Gentlemen der trotz seiner "geistiger Anspannung" aufgrund fehlender Drogen derartig versiert von seinen Erlebnissen schreibt. Mich erinnert das bei Lovecraft oft an Hofmannsthals "Brief".

    Ich möchte damit nicht sagen, dass mich dieser Bruch unmäßig stört. Nur eine nebensächliche, amüsante Beobachtung.

    Ich habe mir letztes Jahr auf der AnRufung Camps "Eine Biographie" zugelegt und habe vor einigen Wochen angefangen, sie zu lesen. Seit gestern bin ich durch. Ich wollte mir markante Stellen eigentlich markieren und kommentieren, aber dazu hatte ich leider doch keine Lust. Sie haben sich gehäuft.

    Vorweg: Der Festaverlag ist überdurchschnittlich schlunzig mit dem Lektorat der Neuauflage von 2013 gewesen. Obwohl man sagen mag, dass die Biographie ein längerer Text ist, streuen sich für meinen Geschmack viel zu häufig (viel zu ähnliche) Fehler ein. Ich sag es selten (außer vor ein paar Jahren bei einigen Cthulhu-Produkten), aber mir ist die Fehlerquote von Anfang bis Ende negativ aufgefallen.

    Ein Problem, das ich an der Biographie sehe, ist Sprague de Camps sprunghafter, flapsiger, tendenziöser Stil. Hin und wieder sprengt einfach - bei aller angebrachten Kritik an Lovecraft - die Art und Weise, wie Camp ihn zurechtstutzt, den Rahmen des guten Geschmacks. Obwohl Camp schafft zu informieren und zu unterhalten, nervt die Unsachlichkeit bisweilen. Selbstverständlich verärgern seine Eskapaden besonders dann, wenn die wankelmütige Quellenlage (falls vorhanden) längst nicht so viel hergibt, wie er ihr unterjubelt. Einerseits verlange ich keinen staubtrockenen wissenschaftlichen Abriss, andererseits habe ich in dieser Biographie Mäßigung vielerorts vermisst.
    Amüsiert hat mich, dass mir einige Male durch den Kopf gegangen ist, Camp widerspreche sich in seinen krassen Aussagen. Der Schlüssel hierbei ist - das ist mein persönlicher Schluss -, dass Camp derartig krasse Aussagen in den Raum stellt, die er selber im Laufe der Biographie leicht modifiziert oder im Nachhinein besser erklärt. Einige kritische Punkte bleiben natürlich auch so (sein überaus negatives Bild von Loverafts Mutter zum Beispiel).
    Ein starkes Stück sind seine Exkurse in das philosophische Feld der Rezeptionsästhetik, in denen er Lovecraft für seine Ansichten über ein künstlerisches Ideal rügt, während Camp uns zuhauf seine normativ-angehauchten Einschätzungen von Lovecrafts Geschichten präsentiert (von denen fast alle recht mager begründet sind). Von mir aus kann er das eine tun oder das andere oder beides und es gut erklären, aber er kann nicht davon ausgehen, der Leser reime sich schon zusammen, was er aus Camps Weisheiten mitnehmen will.
    Überhaupt ergeht sich die Biographie des Öfteren in Exkursen. Weil sich jedoch alles wirklich flüssig liest und die Themen durchaus interessant sind, haben sie sich meiner Meinung nach nicht gezogen. Mich hat eher die Struktur gestört, die nicht so intelligent ist, wie die Kapitelübersicht erahnen lässt. Eigentlich schreibt Camp semi-chronologisch über das, was gerade ansteht. Allerdings sind die Themenfelder kaum beschränkt auf den Namen des Kapitels oder gar das jeweilige Motto. Die Motti sind übrigens nur in der Übersetzung zu lesen - andere zitierte Gedichte hingegen auch im Original.

    Insgesamt hat es Laune gemacht, die Biographie zu lesen, obwohl es vielleicht nicht so klingt. Mit Sicherheit gibt es bessere Biographien und mit Sicherheit sollte man Camps Lovecraft-Biographie kritisch hinterfragen, aber als unterhaltsamen Unterstützungsband kommt man nicht drumherum. Noch sorgfältiger bekommt man eine Biographie bei den Arkham Insiders.

    Meine Zimmernachbarin wäre allein dafür wahrscheinlich nicht unbedingt bereit. Das Event ist ja im Endeffekt ein weiterer Schritt gen Abhängigkeit ... ^^'

    Ich dachte nur, wenn das Zimmer über meinen Namen ginge, ließe sich das eventuell regeln. Ich kann aber verstehen, was du meinst.