Da ich gerade einen aktuellen, recht kurzen Bierce-Artikel fand, setze ich diesen mal hier rein und eröffne auch gleich eine mögliche Diskussion über diesen Autor, der für die moderne Phantastik nicht unwichtig und auch abseits davon sehr interessant ist.
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Bierce ist Autor diverse unheimlicher Geschichten, die allerdings vom Stile her eher mit Edgar Allan Poe als mit Lovecraft vergleichbar sind. Oft woht ihnen ein bisweilen zynischer, tief-schwarzer Humor inne (Vgl. bspw. Poes "Die schwarze Katze"), der mit Lovecrafts eher nüchternen Schilderungen erstmal nicht allzu sehr zusammen geht - soweit meine These. Dennoch werden Poe, Lovecraft und Bierce oft in einem Atemzug genannt als Eckpfeiler der modernen US-amerikanischen Horror-Literatur und soweit mir bekannt ist, hat Lovecraft ihn auch gelesen und gemocht.
Bierce ist allerdings heute eher berühmt für seine ebenfalls sehr zynischen Aphorismen (ob Nicolás Gómez Dávila ihn kannte?) und seine Bürgerkriegsschilderungen. Geboren im Jahre 1842, nahm er aktiv teil am Sezessionskrieg und erlebte einige blutige Schlachten. Die tagesaktuelle Rezeption in Amerika bezieht sich indes wohl hauptsächlich auf Bierce als meisterhaften Verfasser von Kurzgeschichten - eine Literaturform, welche im englischsprachigen Raum ungleich höheres Ansehen genießt als in unseren Breiten. Seine Story "Ein Vorfall an der Owl-Creek-Brücke" wird heute von einigen Literaturkritikern und ähnlichen Leuten sogar als beste short story überhaupt angesehen. Zumindest aber wird er nicht selten in einem Atemzug mit Ernst Hemingway genannt, der ja gemeinhin als der king of shorts gilt.
Ähnlich wie bei Poe ist sein Tod bis heute nicht geklärt. 71-jährig begab sich der stark trinkende Bierce nach Mexiko, wo er sich wohl den Revolutionären um Pancho Villa anschloss. 1914 verliert sich seine Spur, wobei es diverse Theorien gibt. Einige werden auch im obrig verlinkten Artikel genannt - von einer standrechtlichen Erschießung über Lungenentzündung bis zur Absetzung nach Südamerika ist alles dabei. Ein deutsches Radiohörspiel stellt es gar so dar, dass Bierce - der seine Familie wohl stets eher schlecht behandelte - von einer verbitterten Tochter im Keller seines Hauses eingesperrt und dort zum Sterben zurück gelassen wird. Die Tochter streut dann das Gerücht seines Wegganges Richtung Mexiko, was von allen vorbehaltlos gelaubt wird.
Soweit zu Ambrose Bierce. Aus meiner Sicht eine der reizvollsten Gestalten der US-Literatur des 19. Jahrhunderts. Sehr zu empfehlen soll die Biographie "Allein in schlechter Gesellschaft" sein, die ich leider bisher nicht gelesen habe.