Ich bin beim stöbern neulich über das Buch "The Sardonic Humor of Ambrose Bierce" (Hrsg. George Barkin, Dover Publications Inc., New York, 1963) gestolpert und habe es mir gekauft. Es handelt sich um eine Sammlung von Kommentaren, Gedichten, kurzen Artikeln, Geschichten und ähnlichen Ephemera.
Es ist teils recht schwer zu lesen, da Bierce oft altertümliche Formulierungen nutzt und vor allem in seinen Poemen auf eine veraltete Grammatik zurückgreift. Auch habe ich ihn - ohne in solchen Dingen besonders beschlagen zu sein - im Verdacht, häufiger lokale Slang-Ausdrücke oder Redensarten einzubauen, sodass der unkundige Leser oftmals nicht wirklich folgen kann.
Wo man es versteht, wird aber abermals ziemlich deutlich, was für ein übellauniger Zeitgenosse der gute Bierce gewesen sein muss. Auf scheinbar erhaltene kritische Briefe antwortet er mit mehrzeiligen Reimformationern, in welchen er seine Angreifer gnadenlos in den Boden stampft. Er zieht harsch in einem Gedicht über Oscar Wilde her und scheut sich auch nicht, in Nebensätzen seine gesamten Mitmenschen abzuurteilen oder von gesellschaftlichen Normen durchdrungene Personen durch zu beleidigen. Häufiger scheint er auch kleine Geschichten geschrieben zu haben, um irgendwelche Ereignisse aufs Korn zu nehmen oder ihm unliebsame Vorgänge zynisch-parabelhaft zu begleiten.
Ich kann hier leider nur mutmaßen, denn das Buch entbehrt jeglicher Annotationen. Im Vorwort wird darauf hingewiesen, dass die Zusammenstellung als Begleitbuch zum "Devil's Dictionary" gedacht ist, was soweit stimmig zu sein scheint. Dennoch wären Hinweise auf konkrete Kontexte dann und wann ganz nett gewesen.
Auf jeden Fall ist es schon sehr spannend, in Bierce' journalistische Tätigkeit einzutauchen. Klar, er war ein beißender Zyniker und ähnelt in seiner heroisch-pessimistischen Lebensauffassung vielen der hier gern gelesenen Autoren, oftmals griff er gesellschaftliche Zustände sicherlich zu Recht an. Es fällt dennoch manchmal schwer zu glauben, dass sein Umfeld wirklich so mies gewesen sein soll, wie es beim Lesen seiner Spottverse durchschimmert.