Lovecrafter Online – Sachbuch: The Strange Sound of Cthulhu, Interview mit dem Autor Gary Hill
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anouphagos -
5. Juni 2023 um 12:00 -
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2 Antworten
Wer das englischsprachige Original des Interviews lesen möchte, findet es auf Dennis’ Website.
Du hast mit The Strange Sound of Cthulhu ein ganzes Buch über Musik geschrieben, die von Lovecraft und dem Cthulhu-Mythos inspiriert ist. Wie kamst du auf die Idee zu dem Buch?
Musik gab, die sich mit Lovecrafts Werk beschäftigte. Da es noch kein Sachbuch über das Thema gab, schien es passend für mich – besonders, da ich als Musikjournalist bereits etabliert war.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits einige Jahre das Music Street Journal herausgegeben und für beispielsweise für den All Music Guide geschrieben. Ich dachte mir, dass ich versuchen sollte, ein Buch zu schreiben – das schien der logische, nächste Schritt für mich zu sein. Das Problem dabei war nur, dass ich nicht wusste, was für ein Buch ich schreiben wollte. Meine erste Idee war ein Buch über die Band Yes, die zu dem Zeitpunkt meine Lieblingsband war. Es gab allerdings schon mehrere Bücher über sie und ich war mir nicht sicher, ob ich noch etwas Interessantes würde beitragen können. Ich dachte dann über meine anderen Interessen nach. Ich war ein großer Lovecraft-Fan und mir war aufgefallen, dass es eine ganze MengeSeit der Veröffentlichung von The Strange Sound of Cthulhu sind 15 Jahre vergangen. Ich hörte, dass es in der nahen Zukunft eine überabeitete Neuauflage geben soll. Kannst du uns darüber etwas erzählen?
Die neue Auflage soll zum zwanzigjährigen Jubiläum der Erstausgabe erscheinen, also an Lovecrafts Geburtstag am 20. August 2026. Schon im ersten Monat nach Erscheinen der ersten Auflage erhielt ich von einem Künstler Antworten auf Fragen, die ich ihm ein oder zwei Jahre vorher geschickt hatte. Das Buch war also kurz nach Erscheinen schon veraltet. Seit der Veröffentlichung des Buches ist das Genre der von Lovecraft inspirierten Musik förmlich explodiert. In der Zwischenzeit konnte ich auch einigen Künstler*innen Fragen stellen, die ich zur Erstauflage nicht erreicht hatte. Es ist also wirklich Zeit für eine Neuauflage. Jedesmal, wenn ich mich dem Projekt zuwandte, sah es durch die ganze Recherche allerdings nach einer Heidenarbeit aus. Ich bin das Ganze diesmal langsam angegangen. Ich glaube, ich habe aktuell etwa 30 zusätzliche Seiten für das Buch beisammen. Später dieses Jahr kümmere ich mich konzentrierter um die Neuauflage, um den Abgabetermin einzuhalten und das Buch so vollständig wie möglich zu machen.
Ich werde auch nicht jünger, deshalb wird die zweite Auflage wohl auch die letzte sein. Ich sehe mich nicht in 20 Jahren, wie ich an einer weiteren Auflage arbeite. Das Buch soll so perfekt wie möglich werden, ich werde mich allerdings mit dem besten Ergebnis zufriedengeben, das ich erreichen kann. Und dann loslassen. Wenn man wirklich Perfektion erreichen möchte, wird ein Buch nie veröffentlicht werden.
Wie lange hast du an der ersten Auflage, inklusive Recherche, Kommunikation, Interviews etc. geschrieben?
Ich glaube, ich habe drei oder vier Jahre gebraucht. Ein sehr großer Teil davon war Recherche sowie Musiker*innen und Musikstücke finden. Ich habe jeweils kleinere Einzelteile geschrieben und später alles zusammengefügt.
Die erste Auflage schien auf Metal-Musik konzentriert zu sein. Vermutlich, weil es damals nicht viel orchestrale oder elektronische, cthuloide Musik gegeben hat. Wirst du dich in der Neuauflage auch der weitläufigen Landschaft des Ambient, Elektronischen und Orchesttralen widmen?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die erste Auflage so beschreiben würde. Ja, es gab ein Kapitel über Punk Rock und zwei über Heavy Metal. Es wurden allerdings auch Progessive Rock, Psychedelisches und eine ganze Reihe anderer Genres behandelt. Im Metal gibt es sicherlich mehr lovecraftige Musik als in anderen Bereichen, inzwischen existiert mit dem „Lovecraft-Metal“ sogar ein eigenes Subgenre. Ich habe damals versucht, alles Mögliche in das Buch zu bekommen, mich allerdings bewusst gegen Filk entschieden. Vielleicht nehme ich es in die Neuauflage hinein, allerdings gibt es so viel Filk, dass eigentlich ein eigene Buch vonnöten wäre.
Wie gehst du bei deiner Recherche vor?
Ich habe im Web viel nach entsprechenden Musiklisten gesucht, bin Onlinegruppen beigetreten und fragte nach Empfehlungen. Nachdem ich eine Liste voller Einträge hatte, die im zeitlichen Verlauf des Projekts immer länger wurde, begann ich den Kontakt zu den Künstler*innen zu suchen. Durch meine Arbeit am Music Street Journal wusste ich, wie ich vorgehen sowie auf die Leute zugehen musste. Dennoch erreichte ich leider nicht alle Leute auf meiner Liste. Zusätzlich habe ich nach so viel lovecraftiger Musik gesucht, wie ich finden konnte. Ich habe mir Musik von Freunden geliehen, von Künstler*innen selbst erhalten. Das wird jetzt wahrscheinlich einfacher sein, wo viel mehr online verfügbar ist.
Was hat dich während der Arbeit an The Strange Sound of Cthulhu am meisten überrascht?
Es gab da einiges, zum Beispiel die Entdeckung, dass es tatsächlich eine Gruppe Menschen gibt, die Lovecrafts Mythos für real halten. Ich tauschte mit einem Anführer aus der Gruppe über Monate Mails aus. Die Leute glauben, dass Lovecraft auf seinem Totenbett noch zugegeben hat, das alles am Mythos wahr ist. Die größte Überraschung war für mich jedoch die „Stammesgemeinschaft“ des Lovecraft-Fandoms. Ein passenderes Wort fällt mir dazu nicht ein. Alle Leute, mit denen ich teilweise jahrelang Kontakt hatte, standen meinem Projekt sehr enthusiastisch und interessiert gegenüber. Mit einigen entwickelte sich über die Zeit eine Freundschaft (auf Distanz). Die Leidenschaft für Lovecrafts Werk hällt diese Fans zusammen und sorgt für eine sofortige Verbindung.
Was für Musik hörst du in deiner Freizeit – sofern du Musik noch aus Spaß hörst?
Ich höre viel Musik. Unter der Woche, wenn ich nicht gerade Musik höre, um darüber zu schreiben, ist meine 300-CD-Sammlung auf Zufallswiedergabe gestellt. Am Wochenende höre ich Schallplatten. Ich habe einen vielschichtigen Musikgeschmack: Meine Lieblingsbands sind Yes, Black Sabbath und Hawkwind. Darüber hinaus mag ich alles von den Residents bis Tori Amos, Judas Priest, die Rolling Stones, Pink Floyd, Motörhead, eine ganze Menge Punk Rock, Jazz und sogar Klassische Musik. Mein liebstes Jazz-Album aller Zeiten ist John Coltranes My Favorite Things, Sibelius’ Finlandia ist mein liebstes klassisches Werk. Neben den genannten Bands befinden sich noch Alben von Kiss, Metallica, Iron Maiden, The Dead Boys, The Doors, Dream Theater, Scorpions, Queen, Jefferson Airplane, Rainbow, The Beatles, Spock's Beard, The Grateful Dead, The B-52s und Devo in meinem CD-Wechsler. Ich bin nicht so einfach auf einen Musikstil festzulegen.
Möchtest du unseren Lesenden noch irgendetwas mitgeben?
Auch wenn The Strange Sound of Cthulhu mein erstes Buch war, ist es nicht mein einziges geblieben. Ich habe seitdem so einige Bücher geschrieben und veröffentlicht. Das Buch nach The Strange Sound of Cthulhu enthielt Interviews mit Musikschaffenden über die Musik, die sie zum Musikmachen inspirierte. Ich habe seitdem alle Artikel aus dem Music Street Journal in Buchform herausgebracht, mit Tales of Wonder and Dread einen Verlag mit Schwerpunkt Science-Fiction und Horror gegründet sowie eine Reihe weiterer Kurzromane bzw. Novellen veröffentlicht: Wizard Song – Science-Fiction/Space-Opera, The Homestead – Home-Invasion-Horror und It Ends in the Graveyard – Monster-Horrorfilme. Außerdem einige Bände mit Erzählungen, die ersten beiden Teile einer Trilogie im Genre des dunklen Urban-Fantasy-Horrors von Lynn Blackson und noch mehr. Ich betreibe auch ein Projekt namens Spooky Ventures, in dem es um gruselige YouTube-Videos geht, zum Beispiel Interviews, Berichte und mehr. Alle meine Projekte sind unter http://www.garyhillauthor.com/ zu finden, das Music Street Journal unter http://www.musicstreetjournal.com und Spooky Ventures unter http://www.spookyventures.com.
Vielen Dank für das Interview!
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