Lovecrafter Online – Interview mit den kreativen Köpfen hinter dem Live-Horror-Hörspiel Abseits alter Wege
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Leuchtendes Trapezoeder -
25. Juli 2022 um 12:00 -
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- Stellt euch doch mal bitte kurz vor! Wer seid ihr, wo kommt ihr her und was macht ihr? Woher kennt ihr euch?
- Wann und wie seid ihr auf H. P. Lovecraft gestoßen?
- Wie kamt ihr auf die Idee eures lovecraftschen Live-Horror-Hörspiels Abseits alter Wege?
- „Hörspiel“ ist etwas, wo viele erst einmal an CDs oder Streaming denken – aber Live-Hörspiel? Was sind die Besonderheiten dieses Formats und warum habt ihr euch genau dafür entschieden?
- Am 6. und 7. August 2022 tretet ihr nochmal mit Abseits alter Wege im Galli Theater Frankfurt auf. Sind schon weitere Auftritte, gegebenenfalls sogar in anderen Orten Deutschlands geplant?
- Welche zukünftigen Projekte verfolgt ihr noch mit Abseits alter Wege?
- Plant ihr generell noch andere cthuloide Projekte?
- Gibt es etwas, dass ihr unseren Leserinnen und Lesern noch mitteilen möchtet?
Abseits alter Wege ist ein lovecraftsches Live-Horror-Hörspiel, das im Galli Theater Frankfurt aufgeführt wird (der Lovecrafter Online berichtete im Artikel Lovecrafter Online – Abseits alter Wege: Ein lovecraftsches Live-Horror-Hörspiel in Frankfurt). Nun haben wir die Ehre, Magnus Reece, Jenny Seewald und Konrad Mahnkopp – die kreativen Köpfe hinter dem Stück – näher kennenzulernen, tiefere Einblicke in ihr Werk zu ergattern und mehr über ihre zukünftigen Projekte zu erfahren. Wer am Ende nicht genug vom Trio bekommen kann, der kann sich demnächst auch auf eine Folge unseres Vereinspodcasts dLG-Radio freuen, in der Kultistin Laura die Drei als ihre Gäste begrüßen darf – oder man erlebt sie natürlich direkt live im Galli Theater Frankfurt.
Stellt euch doch mal bitte kurz vor! Wer seid ihr, wo kommt ihr her und was macht ihr? Woher kennt ihr euch?
Jenny: Ich bin 27 Jahre alt und seit vielen Jahren Schauspielerin im Galli Theater Frankfurt und dort auch die künstlerische Leiterin. Ich habe fast ausschließlich in Komödien und Kinder-Märchentheater mitgewirkt, bin privat aber schon ewig ein Fan von Fantasy- und Horror-Stories – das konnte ich mit Abseits alter Wege erstmals vereinen. Magnus lernte ich im Theater bei einem von mir geleiteten Impro-Workshop kennen und Konrad über Freunde – ihn habe ich dann schnell mit ins Theater geschleppt.
Konrad: Ich bin gebürtiger Frankfurter, 26 Jahre alt und lerne Veranstaltungstechnik am Mousonturm. Seit fast 10 Jahren beschäftige ich mich schon mit elektronischer Musik und eigene Projekte umzusetzen macht mir dabei am meisten Freude. Im Galli Theater habe ich 2020 mit dem Schauspielern angefangen und schätze das Theater sehr für seine Offenheit und Unterstützung, die ich hier erfahren habe.
Magnus: In Kopenhagen geboren, in Norddeutschland aufgewachsen, seit einigen Jahren lebe ich in Bayern. Ich habe erst 2019 ernsthaft mit der Schauspielerei angefangen, es fing auch ganz gut an, dann grätschte Corona dazwischen. Ein bisschen Theater ging zum Glück noch, und so habe ich dann Jenny und später auch Konrad kennengelernt.
Wann und wie seid ihr auf H. P. Lovecraft gestoßen?
Magnus: Das war irgendwann in meiner Jugend, da hat Lovecraft vermutlich noch gelebt … Zu der Zeit hatte ich ein paar Geschichten gelesen und weiß noch, dass sich dieses Lovecraft-typische Gefühl von Unbehagen und Insignifikanz der Menschheit von den Standard-Gruselgeschichten abhob.
Jenny: Bei mir war es lustigerweise ein Hörspiel. Als Kind hörte ich oft Die drei ??? und bei einer Folge wurden verschiedene Horror-Autoren aufgezählt. Da wurde ich hellhörig, ich kannte bis dahin nur Stephen King. Lovecraft war der einzige Name, den ich mir merken konnte und nach einer kurzen Google-Suche (ein paar Jahre später, als ich mich daran erinnert habe) wurde mir klar, dass er der Erschaffer ist von all den gruseligen Dingen, die ich nebenher mal aufgeschnappt hatte und „cool“ fand. Cthulhu, die Alten usw. … ab da war ich offiziell Fan.
Konrad: Über Jenny.
Wie kamt ihr auf die Idee eures lovecraftschen Live-Horror-Hörspiels Abseits alter Wege?
Konrad: In der zweiten Hälfte meiner musikalischen Grundausbildung (Klavierunterricht) habe ich bei Marcel Daemgen gelernt. Er hat unter anderem viele Theater- und Hörspielprojekte musikalisch begleitet. Eine dieser Aufführungen ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Ein Live-Hörspiel mit seinem Moog-Synthesizer als Untermalung. Als ich dann mit Jenny darüber gesprochen habe, wie gerne wir ein eigenes Projekt umsetzen würden, habe ich diese Idee herausgekramt und vorgeschlagen.
Jenny: Ich habe dann sofort die Chance gewittert, ein eigenes, gruseliges Projekt starten zu können. Wir haben zu dieser Zeit fast jede Nacht Kurzgeschichten von Lovecraft zum Einschlafen angehört, der richtige Stil war also auch klar. Jetzt gab es nur ein Problem: Die Story. Konrad ist ein toller Musiker, ich bin nur gut im Editieren statt etwas aus meinem Kopf zuschauerwürdig umzusetzen und mein erster Gedanke war da Magnus. Ich mochte seinen Schreibstil (meist humorvolle Anekdoten innerhalb einer WhatsApp-Gruppe) und er war glücklicherweise, nach einem kurzen Anruf aus dem Bus, sofort mit am Start.
Magnus: Wenn man sich mit seinen Mitspielern auch privat gut versteht, macht so ein Projekt gleich doppelt so viel Spaß. Deswegen war ich glücklich, bei der Sache mit an Bord zu sein. Zuerst hatten wir die Idee, eine bereits vorhandene Lovecraft-Story in ein Hörspiel umzuwandeln – aber da diese meistens in der Ich-Perspektive und ohne große Dialoge erzählt werden, war schnell klar, dass ich sowieso alles neu schreiben müsste. Warum also nicht gleich eine Erzählung, die es noch nicht gibt? Mein Ziel als Autor war es, ein Stück zu schreiben, dass im lovecraftschen Kosmos spielt, den ursprünglichen Geist bewahrt und sich dabei trotz neuer Elemente und einer anderen Zeit – der Großteil der Story spielt 2008 – natürlich in das Gesamtwerk einfügt. Am Anfang hatte ich nur die Idee, dass die Geschichte mit einem Zufallsfund beginnen sollte. Das Ausräumen einer alten Wohnung bietet sich da an. Der Rest war dann harte Arbeit – die Dokumente zu Hintergrundrecherche und Backstory sind noch einmal deutlich umfangreicher als das Stück selbst.
„Hörspiel“ ist etwas, wo viele erst einmal an CDs oder Streaming denken – aber Live-Hörspiel? Was sind die Besonderheiten dieses Formats und warum habt ihr euch genau dafür entschieden?
Magnus: Das war letztlich Konrads Idee. Wenn man wegen Corona schon nicht auf die Bühne kann, dann gibt es zumindest noch die Möglichkeit, etwas aufzunehmen und online zu stellen. Bis wir mit der ganzen Sache dann soweit waren, gab es aber auch wieder die Möglichkeit, live vor Publikum zu spielen.
Jenny: Was mir persönlich auch am meisten Spaß macht.
Magnus: Auf jeden Fall. Eine Hörbuch-Version wird es aber trotzdem noch geben.
Am 6. und 7. August 2022 tretet ihr nochmal mit Abseits alter Wege im Galli Theater Frankfurt auf. Sind schon weitere Auftritte, gegebenenfalls sogar in anderen Orten Deutschlands geplant?
Konrad: Wir werden das Stück auch weiterhin aufführen. Wie praktisch, dass Jenny den Spielplan für das Galli-Theater macht ;).
Jenny: Ja, ich werde das Stück auch nach August noch einige Male in den Spielplan aufnehmen, erstmal ohne Ablaufdatum.
Magnus: Kurz vor Halloween wäre zum Beispiel ein guter Zeitpunkt.
Jenny: Ist notiert :-). Außerdem könnte ich mir sehr gut vorstellen mit unserem Hörspiel auch in anderen Städten aufzutreten, im Idealfall auch mal auf größeren Bühnen. Langfristig gesehen möchte ich das mit diesem Projekt auch schaffen, weil ich echt stolz drauf bin und das gerne so vielen Menschen wie möglich zeigen will. Doch jetzt erstmal ist es wichtig, das Galli Theater vollzubekommen, bis die deutschen Horror-Fans herausgefunden haben, dass es uns gibt. Danach können wir immer noch die Stadien füllen ;-).
Welche zukünftigen Projekte verfolgt ihr noch mit Abseits alter Wege?
Konrad: Irgendwann werden wir Abseits alter Wege noch als klassische Hörspiel-Version veröffentlichen. Vielleicht erstelle ich noch ein Album mit allen Extended-Versions des Soundtracks.
Magnus: Außerdem würde ich das Ganze gerne noch in Buchform bringen, dann in typisch überschaubarer Lovecraft-Länge.
Jenny: Ich freue mich auf jeden Fall auf alles, was da noch zukünftig passiert, nicht nur wegen des Hörspiels, sondern weil ich mit den beiden Männern einfach so gern zusammenarbeite und wir so kreativ sein können. Ich finde, das ist die perfekte Grundlage für Projekte, mit denen jeder am Ende zufrieden ist und die man auch lange spielen möchte.
Plant ihr generell noch andere cthuloide Projekte?
Jenny: Ich kann es gar nicht erwarten bis Magnus mit einer weiteren Geschichte um die Ecke kommt. Ich will ja auch nicht bis zum Ende aller Zeiten nur dieses eine Hörspiel machen. Ich hoffe, dass ich ihn überreden kann, in ferner Zukunft nochmal was zu schreiben, das wir wieder zusammen entwickeln können. Ansonsten liebäugle ich auch sehr damit, Geschichten von Lovecraft für dieses Format zu adaptieren oder sogar als Theaterstück zu inszenieren. Dabei hätte ich gerne Magnus und Konrad wieder an meiner Seite.
Gibt es etwas, dass ihr unseren Leserinnen und Lesern noch mitteilen möchtet?
Magnus: Ich möchte die letzte Frage vor allem dazu missbrauchen, mich noch einmal zu bedanken: Bei unserem Publikum in den Testvorführungen sowie Konrad und insbesondere der Feedback-Königin Jenny. Das Schreiben einer Story ist eine Sache, aber erst durch die Rückmeldungen von Team und Publikum wurde das Ganze richtig zurechtgeschliffen.
Konrad: Wer sich nicht sicher ist, wie das Format wirkt, sollte eine unserer Vorstellungen besuchen. Wir haben viele Feinheiten eingefügt, um das „Live“ im Namen zu rechtfertigen und die auch nur in einem solchen Rahmen funktionieren.
Jenny: Wir möchten unsere Liebe zum lovecraftschen Horror mit so vielen Menschen wie möglich teilen. Kommt vorbei!