Lovecrafter Online – 075 – Don’t wake up Cthulhu! … Exploding Kittens des Kosmischen Grauens
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Thorsten -
5. Juli 2021 um 12:00 -
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Cthulhu! Inzwischen bist du dir irgendwie nicht mehr so sicher … und der Gedanke, dass du statt unschuldigen Menschen andere Kultistinnen und Kultisten ans Opfermesser liefern könntest, wird in deinen Gedanken immer präsenter. Du bist dir sehr sicher: Wer auch immer den großen Cthulhu erfolgreich beschwört, wird als Erstes im Rachen des Großen Alten landen. Dann soll doch lieber jemand anderes als Appetithappen herhalten.
Lange Zeit warst du fanatisch, extrem strebsam und grausam, um das ultimative Ziel deines Kultes zu erreichen – die Beschwörung des GottesDon't wake up Cthulhu! aus dem Hause Blackout Spiele wurde in der ersten Jahreshälfte 2021 auf Deutsch veröffentlicht und ist ein Kartenspiel für 3 bis 6 Spielende ab 14 Jahren. Mit einer durchschnittlichen Spiellänge von etwa 15 Minuten ist es ein Zeitvertreib der schnellen Sorte und kostet 12,50 €*. Das Spiel erschien ursprünglich bei Don’t Panic Games und wurde von den Italienern Franceso Barborini sowie Massimiliano Grotti erdacht. Illustriert wurde es von Andy „Criki“ Parisi.
Das Spielprinzip und die Boxinhalte
Don't wake up Cthulhu! besteht aus 75 Karten und zwei Regelkarten in einer kleinen illustrierten Pappbox. Als Zugabe fand ich in einer Plastikhülle mit dem Hohepriester eine weitere Karte vor. Der Zeichenstil der Box und der Karten ist düster-comichaft gehalten und gefällt mir mit seiner leicht eckigen Art, da leistet Illustrator Andy Parisi solide Arbeit. Bis auf die Cthulhu-Karten, die lediglich eine Illustration des schrecklichen Großen Alten tragen, sind die Ereignis- und Wesen-Karten gleichartig gestaltet: Sie zeigen eine Illustration im Hintergrund, einen Kartentitel, eine Beschreibung des Karteneffektes und ein Zitat aus Mythos-Werken verschiedener Autoren, weit überwiegend jedoch von H. P. Lovecraft.
Das Spielprinzip von Don't wake up Cthulhu! ist so einfach wie bekannt: Bekommst du eine bestimmte Karte auf die Hand, hier den Großen Alten Cthulhu, musst du sie neutralisieren oder jemand anderem zuschieben. Ist dir das nicht möglich, beschwörst du Cthulhu und das Spiel ist zu Ende – du verlierst ganz mächtig und die restlichen Spielenden werden wahrscheinlich auch sehr fix vom Großen Alten verspeist. Kommt das Grundprinzip nicht bekannt vor? Na klar, da war doch mal ein Kartenspiel namens Exploding Kittens, das bei Kickstarter über 8 Millionen Dollar absahnte und sehr bekannt wurde.
Die Spielenden erhalten eine bestimmte Anzahl an Handkarten und wirken durch das Ausspielen und Nachziehen darauf hin, dass jemand anderes Cthulhu beschwören muss und somit das Spiel verliert. Es befinden sich zwei Cthulhu-Karten im gemischten Aufnahmestapel (hier „Deck“ genannt) und nur Gegenzauber-Karten sind in der Lage, Cthulhus Manifestation zu verhindern. Durch Karten wie das Ältere Zeichen, das Sternentor, der Hohepriester, der Bibliothekar oder bekannte Mythos-Wesen wie Yog-Sothoth, Schoggoten oder die Mi-Go verschaffen sich die Spielenden verschiedene Vorteile. Das reicht vom Ansehen einer bestimmten Anzahl Karten vom Aufnahmestapel über das Entwenden von Karten anderer Spielender bis zum Neutralisieren bestimmter Karten. Einige Karten wie die Mi-Go beenden zusätzlich sofort den eigenen Zug, was gut ist – denn dann muss nicht, wie normalerweise am Ende des eigenen Zuges, eine Karte gezogen werden. Und im Zweifel ist das Cthulhu bei unserem Glück. Da in einem Zug so viele Karten wie gewünscht gespielt werden können, lässt das einige taktische Möglichkeiten zu, um Fallen für die gegnerischen Spielenden vorzubereiten. Ein Beispiel: Der Bibliothekar erlaubt es, sich die obersten drei Karten des Decks anzuschauen und in beliebiger Reihenfolge zurückzulegen. Befindet sich Cthulhu in den angeschauten Karten, kann seine Karte an passender Stelle auf das Deck zurückgelegt werden, damit eine der nächsten spielenden Personen Cthulhu ziehen und abwehren muss. Besonders das Anschauen, Stehlen und das erzwungene Ablegen zufälliger, gegnerischer Karten sind dabei hilfreich. Das Umkehren der Spielrichtung sorgt im Zweifel auch für einiges an Überraschung. Im Vergleich zu Exploding Kittens bleiben die taktischen Möglichkeiten jedoch zurück.
Die Regeln sind extrem kurz gehalten und nehmen nur drei Seiten von zwei Spielkarten ein. Eine Seite erklärt den Spielaufbau, die restlichen zwei den Ablauf eines Spielzugs und die Spielvariante Das Tentakel-Debakel. Ich fand die Regeln grundlegend klar und deutlich geschrieben, vermute aber, dass sie nicht jeden möglichen Fall im Spiel abdecken. Ich war mir zunächst auch nicht sicher, was nach dem Beschwören von Cthulhu passiert: Ist das Spiel für die aktuell spielende Person zu Ende oder ist das gesamte Spiel vorbei? Als ich mir den Regeltext noch einmal genauer ansah, schloss ich daraus (und fragte beim Verlag nach), dass das Spiel dann zu Ende ist..
Da ich leider keine Gelegenheit hatte, Dont wake up Cthulhu! zu testen, musste es bei einer theoretischen Betrachtung des Spiels bleiben. Sollte sich noch eine Möglichkeit ergeben, reiche ich einen Spielbericht gern nach.
Fazit
Don't wake up Cthulhu! ist ein Kartenspiel für zwischendurch, welches das Spielprinzip von Exploding Kittens aufgreift und in den Kosmischen Horror des Cthulhu-Mythos transportiert. Das ist durch die Auswahl der Wesen und Ereignis-Karten sowie die Gestaltung des Spiels gut gelungen und hat mich von der Stimmung her abgeholt. Die Regeln sind ultrakurz und ermöglichen einen sehr schnellen Einstieg – das Interessante im Spiel sind die Karteneffekte, die im Rahmen taktisches Spielen ermöglichen und die anderen Spielenden dazu zwingen können, den großen Cthulhu zu beschwören und damit zu dessen Appetithappen zu werden.
* Wir erhielten von Blackout Spiele freundlicherweise ein kostenloses Rezensionsexemplar.